Der Dominikanischen Republik geht’s ähnlich wie Mallorca: Der Ruf ist zweifelhaft, aber das Land in weiten Teilen wunderschön. Man muss halt wissen, wo man (nicht) hinfährt!

Im Prinzip hat die Dominikanische Republik alles zu bieten, was man von einem Traumziel in der Karibik erwarten darf. Paradiesische Inseln, wunderbare Strände, ein Tierleben wie aus dem Atlas für Meereszoologie und dazu wirklich freundliche Leute, die – auch von Touristen unbeobachtet – ihre tägliche Arbeit mit wiegenden Hüften erledigen. Die Botschaft ist eindeutig: Don’t worry, be happy! Ein Karibik-Klischee? Aber sicher. Allerdings eines, das man auf seiner Reise gerne mitnimmt.

Merengue-Musiker in der Karibik

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Santo Domingo – Altstadt-Charme in der Drei-Millionen-Metropole

Nicht unbedingt trifft das alles auf Santo Domingo zu, der Hauptstadt der Dominikanischen Republik. Unser Freund Amaury holt uns am Flughafen ab, macht aber schnell deutlich, dass er uns so schnell wie möglich von hier wegschaffen will. In Santo Domingo leben rund drei Millionen Menschen, was jetzt tatsächlich nicht unbedingt für einen längeren Aufenthalt spricht. Doch die erste Stadtgründung von Kolumbus in der »Neuen Welt« ist nicht völlig ohne Reiz, wie wir am nächsten Morgen entdecken. Immerhin ist die historische Altstadt eine echte Attraktion und seit 1990 Unesco-Weltkulturerbe. Zudem soll die Restaurantszene in Santo Domingo grandios sein.

Amaury aber drängt uns weiter. »Ihr seid doch nicht hergekommen, um in einer Großstadt herumzuirren?« Das ist richtig. Strände wollen wir sehen, den Zauber der Karibik erleben. Amaury nickt zufrieden und bringt uns ohne weitere Umwege auf die Halbinsel Samaná. Vom Hafen an der Avenida Marina tuckern wir mit einem motorisierten Wassertaxi direkt weiter auf die kleine Insel Cayo Levantado. Dauert von Samaná aus gerade mal 20 Minuten. Die Wassertaxis spucken Besucher im 15-Minuten-Rhythmus aus. Erst geht’s auf die vorbereiteten Liegen an der Wasserkante, am späten Vormittag wird der Grill angeworfen.

Samaná Beach in der Dominikanischen Republik

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Ab auf die Halbinsel Samaná

Fischer hasten mit ihrem frischen Fang in großen Körben vorbei, es muss jetzt schnell gehen im Paradies. Der gegrillte Tintenfisch ist ein kulinarisches Ereignis, der Schluck Mamajuana danach ein Ritual. Amaury besteht darauf, dass wir das berühmte heimische Gebräu aus Rotwein, braunem Rum, Honig und einigen Kräutern auch wirklich probieren. »Ist gut für die Kraft!«, sagt er, kreist mit den Hüften und grinst, wie nur Männer grinsen können, wenn sie sich um Qualitätsverbesserung bei der Fortpflanzung sorgen.

Tatsächlich aber schmeckt der hausgebraute Mamajuana prima, auch wenn sich seine vermeintliche Wirkung nicht vor Ort überprüfen lässt. Apropos: Im Volksmund nennt man Cayo Levantado »Bacardi Island«, weil hier angeblich einer der berühmten Werbespots des Rumherstellers gedreht worden sein soll. Die weißen Strände und das fast unwirklich türkisfarbene Meer sind als Hintergrundkulisse dafür durchaus plausibel, doch Beweise dafür, dass der »Come on over, have some fun, dancin’ in the morning sun«-Spot tatsächlich hier produziert worden ist, gibt’s keine. (Aber dafür habt ihr jetzt alle diesen Song wieder im Ohr …)

Straßenzug in der Dominikanischen Republik

Iana Andreeva

Ein Land, das vom Tourismus lebt

Für Amaury Riva spielt das keine Rolle. »Schau dich doch um«, sagt er, »gibt’s einen idealeren Ort für solch einen Werbefilm?« Rhetorische Frage. Natürlich nicht. In dieser Hinsicht ist Amaury so ein überzeugter Lokalpatriot wie fast alle anderen Dominikaner, die wir im Laufe einer Woche kennenlernen. Er lebt in San Felipe und kennt offenbar jeden Quadratmeter seines Heimatlands.

Es dauert eine Weile, bis wir ihm eine ehrliche Antwort auf die Frage entlocken können, welchen Teil der Dominikanischen Republik er am meisten schätzt – und welchen nicht. Schließlich lebt der Mann vom Tourismus – man sägt sich ja den Ast nicht ab, auf dem man sitzt. Zumal wir hier über einen richtig fetten Ast reden: Punta Cana am östlichsten Zipfel des Lands verfügt über mehr als 25.000 Hotelbetten.

Mehr als nur Punta Cana

Der Ballermann der Antillen? Nein. Zumindest nicht mehr. Zwar kommen hier mit rund drei Millionen die Mehrzahl aller Besucher jährlich an und logieren vornehmlich in All-inclusive-Resorts. Doch Punta Cana hat sich in den letzten Jahren neu erfunden, das Billo-Image weitgehend abgelegt. Hotelneueröffnungen gibt’s jetzt nur noch ab fünf Sternen aufwärts – und die unglaublichen Strände sind groß und schön genug, um auch anspruchsvolle Gäste zufriedenzustellen. Immerhin gibt Amaury zu, dass Punta Cana nicht seine erste Wahl wäre, würde er selbst in seinem Land Urlaub machen.

Hängematten in Punta Cana

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Stattdessen plädiert er wenig überraschend für Samaná. Darauf können sich alle einigen: Die Halbinsel an der Nordostküste ist erstaunlicherweise weder überlaufen noch von Bausünden ruiniert. Und das, obwohl dort sowohl exotische Landschaften als auch Traumstrände in Hülle und Fülle zu finden sind.

Funfact: Jährlich werden auf Samaná 550 Millionen Kokosnüsse geerntet, viele der sechs bis sieben Millionen Palmen stehen malerisch in Meernähe. Also immer schön Augen auf beim Vitamin-D-tanken, sonst gibt’s plötzlich was auf die Nuss, auch wenn die Geschichte von den 150 Todesfällen jährlich weltweit durch herabfallende Kokosnüsse einer der modernen Mythen ist, die niemals bewiesen oder gar empirisch untersucht worden sind. Bonus für Tierliebhaber: Zwischen Dezember und März lassen sich an der Küste Samanás immer wieder Buckelwale sehen, die sich hier zur Paarung sammeln.

Buckelwal rund um Samana

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Geheimtipps in der Dominikanischen Republik

Wir fragen Amaury nach seinen »Geheimtipps«. Der Mann lächelt verhalten, er fragt sich wohl, ob wir die Bedeutung dieses Worts verstanden haben, wenn wir von ihm erwarten, seine persönlichen Geheimnisse auszuplaudern. Immerhin gibt er uns drei ganz vorzügliche Tipps, die sich als wirklich spektakulär erweisen: »Ein Spaß für die ganze Familie ist die Blaue Lagune in Cabrera. Da springt man mit einem Seil über einem grandiosen Tümpel inmitten von Felswänden ab, ein Abenteuer.« (Wir haben uns das nur angesehen, nicht nachgeturnt.)

»Zweiter Tipp: essen gehen in El Limó und das Naturschwimmbad Arroyo El Limó auf der Straße nach Las Terrenas besuchen. An freien Tagen vergnügen sich hier die Einheimischen bei Merengue und Grillfisch, man darf sich gern dazugesellen.« Was stimmte. Allerdings nur gut für Menschen, die keine Angst vor einem Tinnitus haben. In El Limó holt man alles aus seinen Boom-Boxen raus – auch wenn der Nebenmann die gleiche Idee hat, aber andere Songs mag. Und was den Merengue angeht: Die Musik ist wirklich überall im Land zu hören (und zu sehen). Zu einer stabilen Merengue-Combo gehören Percussion-Instrumente, also alles, worauf man amtlich hauen kann, sowie Akkordeon, Saxophon, Tambora und eine Bassgitarre. Den Tanz zu lernen, wäre ein möglicher Joker für kontaktfreudige Dom-Rep-Besucher.

El Limo Strand in der Karibik

Nicolas Hoizey

Surfer und Taucher kommen hier auf ihre Kosten

Schließlich hat Amaury auch noch einen Tipp für Surfer und Taucher: Cabarete, sagt er, sei die Einflugschneise für Wassersport-Hipster aus aller Welt. Wer hier surfen, kiten oder windsurfen will oder einfach nur im Kreis seiner Dudes am Cocktail schlürfen, findet nur 40 Kilometer von Puerto Plato entfernt eine neue Heimat. Und wer es dabei auch noch tiefenentspannt und deutschsprachig mag, kann im »Cabarete Windsports Club« einen Kurs buchen und sich direkt nebenan in der charmant-relaxten »Villa Taina« einbuchen. Mehr Entspannung wäre schon Zen-Yoga.

Welle in der Dominikanischen Republik

Matt Paul Catalano

Das Gegenteil ist allerdings auch zu haben: Party, Trubel, Heiterkeit. Zwischen Puerto Plata und Cabarete befindet sich das einst idyllische kleine Ferienörtchen Sosua. In der Nacht aber, wenn die roten Lämpchen glühen, zieht hier die romantische Idylle einer Playboy Mansion ein. Eine Bar reiht sich an die andere, Restaurants, Kneipen und Liveklubs buhlen lautstark ums vergnügungswillige Publikum. Wem das alles nicht skurril genug ist: Der deutsche Aussteiger und Performancekünstler Rolf Schulz hat hier bis zu seinem Tod 2018 aus einem Hotelrohbau das »Castillo Mundo King« erschaffen, eine Art Mix aus Panoptikum und Museum. Sehr abgedreht – und zum Glück weiterhin besuchbar für Leute mit Humor.

Zigarren aus der DomRep

Was vergessen? Natürlich: Zigarren! In Santiago de los Caballeros (was ein Name!) ist das Zentrum der Tabakindustrie in der Dom Rep beheimatet, was der zweitgrößten Stadt der Insel Reichtum und schöne Kolonialhäuser bescherte, aber auch ein schickes Tabakmuseum. Angeblich werden in Santiago die besten Zigarren der Karibik produziert. Das behaupten jedenfalls Zigarrendreher wie Lionel Mendez, der uns im wunderbaren Àni Resort demonstriert, wie man so eine Zigarre in weniger als fünf Minuten dreht. Der Einwurf, auch der Kubaner verfüge über ganz formidable Zigarren, entlockt dem coolen Zigarrero nur ein verächtliches Schnauben. Er empfiehlt jedenfalls, sich für die Heimreise mit einer Zwölferladung Zigarren einzudecken – nur mit dominikanischen, versteht sich.

So weit sind wir allerdings noch nicht. Das elegante Àni Resort liegt in Río San Juan, einem ruhigen Teil der Dominikanischen Republik an der Nordküste zwischen Puerto Plata und Samaná. Der perfekte Ort, um sich ohne Ablenkung der magischen Wucht der Karibik hinzugeben: Wenige Touristen, vereinzelt gehobene Hotellerie, vor allem aber unberührte Palmenwälder vor der Kulisse eines wie gemalt wirkenden Meers.

ANi Resort in der Dominikanischen Republik

Tanveer Badal | TANVEERBADAL.COM

Natur pur

Die einzige offizielle Sehenswürdigkeit der Gegend ist die von Mangroven umgebene Laguna Gri Gri, eines der größten Vogelschutzgebiete der Welt. Eine Bootstour durch die Gewässer der Lagune ist vor allem am frühen Abend ein Erlebnis, wenn die Sonne langsam untergeht und die Mangrovenwälder in eine geheimnisvolle Lichtstimmung versetzt werden. Perfekte Instagram-Beute. Das gilt allerdings auch für die weniger bekannte Dudú-Lagune in der Nähe von Cabrera, in der Besucher im glasklaren (kühlen!) Wasser planschen oder ein kleines Höhlensystem besichtigen können.

Alternative: Der ganz in der Nähe gelegene El Saltadero-Wasserfall. Auch hier kann man sich im Wasser tummeln und ein paar Runden drehen. Oder man klettert an den glitschigen Felsen entlang bis auf einen kleinen Vorsprung und springt von dort – zehn Meter, 15 Meter, wer misst da schon nach? – einfach mal runter. Niemand von uns erwägt diese Mutprobe ernsthaft.

Fluss in der DomRep

Oscar Nolasco

Sprung ins Ungewisse

Nur Joseph, ein dominikanischer Halbwüchsiger, macht hier keine Gefangenen. Er ist erst fünfzehn und entweder sehr mutig oder sehr irre, denn er springt innerhalb von 15 Minuten gleich dreimal in diesen undurchsichtigen Abgrund. Wir würden ihm Geld zahlen, nur damit er damit aufhört. Allein auf den Vorsprung zu klettern, sieht aus unserer Perspektive gefährlich aus, vom Aufprall recht nah am Gestein mal ganz abgesehen. Doch Joseph taucht unverdrossen dreimal wieder auf, zieht sich aus dem Wasser und lacht so breit wie der Kühler eines Chevys. Und wenn er nur einen Satz Englisch sprechen könnte, wäre das ganz sicher: »Don’t worry, be happy!«

Cayo Levanto in der Dominikanischen Republik

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Mehr Infos zur Dominikanischen Republik

Die Dominikanische Republik ist ein Inselstaat in der Karibik, der sich die Insel Hispaniola – die zu den Großen Antillen gehört – mit Haiti teilt. Rund elf Millionen Einwohner leben dort, die Hauptstadt heißt Santo Domingo. Zeitverschiebung: MEZ – fünf Stunden.

Beste Reisezeit. Dezember bis April.

Anreise. Aufgepasst bei der Anreise mit dem Flugzeug: Die relativ kleine Dom Rep verfügt über acht (!) Flughäfen. Man sollte also wissen, in welcher Region man seinen Urlaub macht, weil Überlandfahrten im Bus in der Dom Rep kein uneingeschränktes Vergnügen sind. Direktflüge: mit Condor von Frankfurt a. M.nach Punta Cana ab € 329, mit Lufthansa von Frankfurt a.M. nach Puerto Plata ab € 650 Flugzeit: etwa zehn Stunden.

Schlafen. Àni Private Beach Resort. Die Privatresidenz ist schon auf den ersten Blick besonders. Sie beansprucht eine ganze Halbinsel in der Provinz San Juan. Auch Service und Privatsphäre sind erstklassig. Das hat allerdings auch seinen Preis: In der Saison sind fünf Übernachtungen Pflicht und es müssen sechs der 14 Villen und Suiten gebucht werden. Preis auf Anfrage.