Vorweg sei gesagt: Wir lieben die grüne Insel Irland. Und wir lieben besonders die zerklüftete Westküste mit ihren schroffen Klippen, verschlafenen Fischerdörfchen und wilden Stränden. Highlight hier ist der Ring of Kerry, der von Killarney aus einmal westlich um die Iveragh-Halbinsel führt. Die besten Sehenswürdigkeiten und unsere Erfahrungen auf dem Roadtrip verraten wir euch hier.
Was ist der Ring of Kerry und wie viel Zeit wird dafür benötigt?
Der Ring of Kerry gilt als einer der berühmtesten Roadtrips Irlands – und das völlig zurecht. Von Killarney aus führt die N70 immer an der Küste entlang, einmal komplett um die vorgelagerte Peninsula. Damit ist der Ring of Kerry Teil des berüchtigten Wild Atlantic Ways, der sich an Irlands Westküste entlangschlängelt. Es gibt Reiseanbieter, die mit Bussen die Strecke abfahren. Am besten lässt sich der Ring of Kerry allerdings mit dem eigenen Mietwagen erkunden. Diese sind in Irland in der Nebensaison erstaunlich günstig, in der Hauptsaison dafür umso teurer.
Die 180 Kilometer lassen sich theoretisch an einem Tag fahren, wir empfehlen jedoch unbedingt, eine Übernachtung einzuplanen. Wir haben etwa auf der Hälfte auf Valentia Island in einem wunderschönen historischen Farmhouse übernachtet. Man kann aber auch gut zwei bis drei Nächte unterwegs einplanen, um noch mehr Zeit zu haben, die grandiose Landschaft zu genießen und auch mal länger an einem Ort zu verweilen. Übrigens: Auch ein Wanderweg führt einmal die Peninsula herum! Dafür braucht man allerdings – keine Überraschung – etwas mehr Zeit.
Persönlicher Tipp: Unbedingt auch den Skellig Ring fahren! Das ist ein kleiner Abzweig vom Ring of Kerry, auf dem man am liebsten alle 100 Meter stoppen würde.
Was sollten Reisende bei der Planung des Roadtrips beachten?
Die meisten starten den Roadtrip in Killarney, denn das süße Städtchen am Rande des gleichnamigen Nationalparks ist gut per Zug, Flug oder Auto erreichbar. Von hier empfehlen wir, den Ring of Kerry gegen den Uhrzeigersinn zu fahren. Denn die meisten Touristen und auch Busunternehmen nutzen diese Richtung – und so hat man nicht so viel Gegenverkehr. Darauf zu achten mag übertrieben klingen, aber bei den oft engen Straßen rutscht einem schon mal das Herz in die Hose, wenn ein großer Bus mit voller Geschwindigkeit auf einen zurast. Bei Linksverkehr natürlich. Ansonsten gilt: Mit Google Maps findet sich der Weg problemlos, zudem sind die braunen Hinweisschilder an jeder Kreuzung nicht zu übersehen. Wer unterwegs nicht hungern möchte, der sollte sich in Killarney mit ein paar Notfall-Snacks eindecken. Denn manchmal kann der nächste Pub noch ein, zwei wunderschöne Stopps entfernt liegen.
Persönlicher Tipp: Klar, im Sommer ist die Chance auf gutes Wetter am besten, aber auch nicht garantiert. Zu dieser Zeit ist es aber auch brutal voll in Irland, und das natürlich auch am Ring of Kerry. Deshalb kann es lohnen, in der Nebensaison zu reisen. Im Frühling oder Herbst ist es in Irland recht mild (so wie das ganze Jahr) und die üblichen Schauer dauern meist nur kurz. Wir waren Ende März unterwegs und hatten in dieser Zeit viele der Spots ganz für uns alleine.
Welche Highlights warten auf dem Ring of Kerry?
So viel sei gesagt: Einfach alles auf dem Ring of Kerry ist malerisch schön. Eine traumhafte Kulisse reiht sich an die nächste: dramatische Klippen, die Straße direkt im grünen Hang, wunderschöne Buchten, schnuckelige Städtchen. Die folgenden sechs Highlights haben uns besonders überzeugt. Von Killarney kommend liegen sie gegen den Uhrzeigersinn entlang der Route.
1. Gap of Dunloe
Schon kurz hinter Killarney wartet eines der absoluten Highlights auf dem Ring of Kerry. Auf der linken Seite schlängelt sich ein atemberaubender Gebirgspass durch verwunschene Seen- und Mooslandschaften. Wer ihn zu Fuß entdecken will, der muss etwa ein bis zwei Stunden bis zum höchsten Punkt einkalkulieren, das Auto parkt man in diesem Fall bei Kate Kearny’s Cottage. Eine andere Option ist es, mit einem der Bauern und seiner Kutsche mitzufahren. Wir haben die dritte Option gewählt – und sind mit unserem eigenen Auto gefahren. In der Nebensaison war das gut möglich, weil kaum jemand unterwegs war. Im Sommer gestaltet sich das etwas schwieriger, denn es gibt nur einen Weg, den sich Wanderer, Kutschen und Autos teilen.
Außerdem sollte man sich im Klaren sein: Es wird eng. Oft hängen Felsbrocken nur knapp über der schmalen Straße. Aber für geübte Autofahrer sollte der Gap of Dunloe kein Problem darstellen. Auch wenn die Fahrt an sich nur wenige Minuten dauert, sollten einige Stopps einkalkuliert werden, um die traumhafte Aussicht zu genießen. Auf idyllische Bäche etwa, die durch das schroffe Gebirge plätschern. Oder auf alte Steinbrücken, die das Wasser überspannen. Mehrere Seen schaffen eine mystische Atmosphäre und machen einem bewusst, woher die vielen Legenden samt Fabelwesen aus Irland stammen. Und die Straßen mittendurch sind einfach nur spektakulär.
Persönlicher Tipp: Vor dem Start unbedingt erkundigen, wie das Wetter werden soll! Denn oft liegt der Gebirgspass im Nebel und offenbart seine Schönheit nicht. Wenn sich allerdings ein Nebel- oder Regenloch und vielleicht sogar ein paar Sonnenstrahlen ankündigen: Nichts wie los!
2. Valentia Island
Es geht vorbei an Rossbeigh, wo eine wilde Landzunge zu einem windigen Spaziergang am Strand einlädt. Auch Kells lohnt einen kurzen Stopp, denn in der kleinen Bucht ist das Wasser glasklar. Etwas später geht’s über die Hauptstraße von Cahersiveen, dem größten Ort auf der Halbinsel. Bunte Häuschen reihen sich hier entlang des schmalen Bürgersteigs – im Sommer erwacht der Ort förmlich zum Leben. Für uns geht es noch ein paar Autominuten weiter, aber Cahersiveen bietet sich auch perfekt für einen Übernachtungsstopp an.
Im Sommer verkehrt eine Fähre zu unserem Ziel des Tages auf Valentia Island, doch im März bleibt uns nur die Brücke vom verschlafenen Fischerstädtchen Portmagee aus. Ebenfalls nur im Sommer fahren die Boote von hier Touristen zu den berüchtigten Skellig Islands. Die einsamen, wilden Schönheiten draußen im Atlantik sind die Heimat einer Klosterruine und unzähliger Seevögel – und Drehort von Star Wars.
Valentia Island ist eine Wucht. Ein großer Brocken, umrahmt von groben Klippen, an denen die Wellen zerschlagen. Die alten Steinmauern der Bauern zerteilen die Insel wie einen grünen Kuchen. Gerade mal elf Kilometer lang und drei Kilometer breit ist die Insel, hier leben nur ein paar hundert Menschen. Knightstown ist die einzige richtige Siedlung, mehr als einen kleinen Hafen, ein paar B&Bs und zwei Pubs hat sie allerdings nicht zu bieten. Besucher kommen um zu wandern, die Aussicht von einer der zahlreichen Panoramapunkte aus zu genießen und in das einfache Leben an der rauen Westküste einzutauchen. Valentia Island ist eine wilde Schönheit und die Zeit scheint dort still zu stehen.
Persönlicher Tipp: Ein Wanderweg führt hoch zum Bray Head, wo ein verlassenes Fort über den Klippen zwischen grasenden Schafen thront. Tolle Ausblicke garantiert.
3. Skellig Ring mit Cliffs of Kerry
»Der Ring im Ring« wird der Skellig Ring gern genannt. Er ist eine 35 Kilometer kurze Abzweigung vom Ring of Kerry. Wie gesagt: Unbedingt abbiegen! Nicht nur, weil die Straße hier besonders schmal und die Natur noch etwas einsamer und wilder wird, sondern auch, weil hier die Cliffs of Kerry liegen. Auch wer die Cliffs of Moher schon gesehen hat, darf sich nochmal von der Vielfalt der irischen Klippen überraschen lassen. Das Land fällt zackig ins Meer. Gischt und Wasserströme, heftige Winde und kreischende Seevögel beherrschen die Szene. Ein Ort, der allen Alltag in Nu wegpustet.
Persönlicher Tipp: Die seichte St. Finan’s Bay lädt zu einem Stopp mit Einkehrmöglichkeiten ein. Etwas weiter liegen Waterville und Derrynane mit seiner wundersamen Lagunenlandschaft.
4. Kenmare
Der letzte Küstenort entlang des Ring of Kerry ist gleichzeitig einer der schönsten. Bunte Häuschen stehen entlang der zwei parallelen Straßen – Pubs und Wollgeschäfte buhlen um die Touristen. Mindestens ein Stopp für Fotos und einen Snack muss sein.
Persönlicher Tipp: Unbedingt in einen Pub einkehren, Fish & Chips essen und ein frisch gezapftes Cider oder Guiness trinken. Zum Beispiel in der Roughty Bar at Eamon’s Pub.
5. Killarney Nationalpark
Der Ring of Kerry ist fast geschafft – schon fast ist Killarney wieder zu sehen. Und doch wartet die Natur erneut mit einer Überraschung. Denn die Straße führt noch einmal bergauf, durch den Killarney Nationalpark. Hier beeindrucken Ausblicke auf die karge Gebirgslandschaft, Wanderwege für jeden Geschmack und ein tosender Wasserfall. Das schönste an den Torc Falls ist der kleine moosüberzogene Wald, der sich zu seinen Füßen aufgrund der ständigen Feuchtigkeit in der Luft gebildet hat. Kobolde, wo steckt ihr?
Persönlicher Tipp: Eine anspruchsvolle Wanderung führt auf den Torc Mountain. Wen es in diese schöne Berglandschaft zieht, der sollte etwas Zeit einplanen.