Der Oman ist zwar längst kein Geheimtipp mehr, doch nach billigen Bettenburgen und Massentourismus sucht man hier vergeblich – der Sultan legt Wert auf Klasse statt Masse. Genau der richtige Ort also, um ein neues Kempinski-Hotel zu eröffnen. Ein Besuch im Kempinski Hotel Muscat. Text: Claudia Kickel
Bevor ich überhaupt mein Zimmer beziehe, habe ich schon etliche Fotos geschossen. Schuld ist die schönste Hotel-Lobby, die mir je untergekommen ist. Dieser riesige Raum strotzt förmlich vor Symmetrie und spielt mit den Effekten von Licht und Schatten. Weiße Säulen, die an gigantische Golftees erinnern, stützen die Decke, die durch das feine arabische Lochmuster Licht hineinlässt. Edle Sand- und Erdtöne dominieren, der hochglanzpolierte Marmorboden reflektiert das Licht, das durch die riesige Fensterfront förmlich hineinströmt und den Blick auf die Hotelanlage und das Meer freigibt. Männer in weißen und Frauen in schwarzen Gewändern laufen umher und wirken fast wie Statisten in einem Film.
Einer der Männer im weißen Gewand – der traditionellen Dishdasha – kommt auf uns zu und bietet uns zur Begrüßung omanischen Kaffee und Datteln an. Kann ja nicht so anders sein als türkischer Kaffee, denke ich mir, und liege damit völlig daneben. Der omanische »Kahwa« wird mit Kardamom, Rosenwasser und Safran verfeinert und schmeckt dementsprechend säuerlich-bitter. Erst in Kombination mit der süßen, nussig-fruchtigen Dattel entfaltet er seinen vollen Geschmack.
Ein frisch geschliffener Diamant
Ja, die Datteln sind hier ganz besonders lecker, sollen aber nicht vom eigentlichen Thema ablenken: Im April dieses Jahres wurde das neue Kempinski Hotel in Omans Hauptstadt Maskat eröffnet und gilt als neuestes Schmuckstück der Al Mouj Community, einer neu angelegten Wohngegend mit eigener Marina. Und Schmuckstück ist hier wörtlich gemeint: Ein großes Gebäude in Form eines Diamanten empfängt die Gäste, und ebenso edel ist auch der Rest der Anlage mit 310 Zimmer und Suiten, Spa, Fitnessclub, insgesamt zehn verschiedenen Restaurants und Bars sowie zwei Pools.
Einer davon ist der Cascade Pool, ein traumhaft ruhiges Fleckchen nur für Erwachsene, das zum Relaxen einlädt. Als ich völlig tiefenentspannt am Pool liege, beobachte ich eine Zeitlang den Bademeister mit seiner roten Baywatch-Boje und frage ich mich, ob er hier jemals einen richtigen Einsatz haben wird. Bevor ich meinen Gedanken zu Ende gedacht habe, kommt auch schon der Poolboy mit einer eisgekühlten Flasche Wasser um die Ecke und bittet mich, meinen Kopf anzuheben. Er hatte wohl beobachtet, wie ich mir provisorisch ein Handtuch hinter den Kopf geknuddelt habe, um wiederum den Bademeister besser im Blick zu haben. Er faltet das Handtuch fein säuberlich und legt es mir wieder in den Nacken. Noch ein bisschen mehr Schatten oder ein anderer Liegewinkel gefällig? Jeder Wunsch wird mir hier förmlich von den Augen abgelesen.
Oman von O bis O
Meine Bedenken bezüglich der hohen Temperaturen waren übrigens völlig umsonst, wie sich nun herausstellt. Ja, es ist sehr warm, aber von unerträglicher Hitze kann absolut nicht die Rede sein. Solange man sich an das »O bis O«-Prinzip hält, das sich ja auch in Sachen Winterreifen seit Jahren bewährt, kann eigentlich nichts schiefgehen. Von Oktober bis Ostern herrschen hier traumhafte Bedingungen.
Am nächsten Tag geht es nach einem reichhaltigen Frühstück zur Al Mouj Marina, wo ein Katamaran samt Crew uns schon erwartet. Mit ordentlich Wind in den Segeln steuern wir die kleine Inselgruppe Daymanyiat an, die wie ein unentdecktes Paradies im türkisblauen Wasser liegt. Ganz so unentdeckt ist dieser Ort zwar nicht, aber die weitgehend unberührte Natur ist ein wahres Schlaraffenland für Schnorchler mit wunderschönen, intakten Korallenriffen und einer bunten Unterwasserwelt. Wer Glück hat, kann sogar Delfine und Walhaie beobachten. Zwar hatten wir diesbezüglich kein Glück, aber ich betrachte es als persönlichen Erfolg, trotz ausgedehnter Schnorchelei und fehlender Schutzkleidung ohne verbrannten Rücken davongekommen zu sein.
Ein gelungener Abschluss für einen maritimen Tag
Nach einem Tag auf hoher See freue ich mich jetzt auf ein leckeres Abendessen. Aber vorher bleibt noch ein bisschen Zeit, endlich meine freistehende Badewanne mit Blick auf den Pool und das Meer auszuprobieren. Danach schlendere ich zum Zale Beach Club – für mich eines der Highlights der Anlage. Gediegene Musik, loungige Sitzecken mit Blick aufs Meer, leckere Cocktails und eine relaxte Atmosphäre verbreiten echtes Beach Club-Feeling. Besonders am Wochenende ist es hier lebendig, denn auch die Einwohner der Al Mouj-Community, darunter viele Omanis und Expats, haben diesen Ort für sich entdeckt.
Die Küche ist multikulturell, leicht und ein bisschen verspielt. In den Qinoasalat mit Granatapfel hätte ich mich am liebsten reingelegt und den Wassermelonensalat mit Rote Bete, Feta und Minze versuche ich bis heute erfolglos zu kopieren. Aber vielleicht liegt es nicht nur an den Zutaten, dass er zuhause einfach nicht so recht gelingen will. Es fehlen ein paar entscheidende externe Faktoren, um den Salat zu perfektionieren: die Meeresbrise im Haar, das loungige Strandbar-Ambiente und die totale Entschleunigung.
Infos.
Anreise Mit Oman Air ab Frankfurt a. M. oder München nach Maskat.
Kempinski Hotel Muscat. Eine Nacht im Superior-Zimmer ab € 211 für zwei Personen, im Deluxe Sea View Room ab € 266 für zwei Personen.