Über den Vergleich mit Sydney und Melbourne können die Einwohner von Perth nur lachen. In Westaustralien sei das Leben wesentlich entspannter, behaupten sie. Wer Perth in Australien in diesen Tagen bereist, wird dafür ein paar Indizien finden. Wir präsentieren sieben Gründe, die lässigste Metropole der Welt zu besuchen.
1. Elizabeth Quai
Perth ist eine wohlhabende Stadt, was an der boomenden Eisenerz-Industrie und den Erträgen aus den Goldminen der Region liegt. Dieser verhältnismäßig neue Reichtum ist sichtbar – ein paar hundert Millionen Dollar kostete allein die 2016 eröffnete Uferpromenade Elizabeth Quay. Sie verbindet das Zentrum von Perth mit dem Swan River, bringt das Stadtzentrum also auf denkbar spektakulärste Weise näher ans Wasser.

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So langsam wirkt das neue Viertel aus schicken Restaurants, Cafés und spektakulären Skulpturen, als sei es in Perth angekommen. Highlights: The Bell Tower, der Glockenturm direkt am Riverside Drive, die Skulptur »First Contact« und Spanda, eine elegant geschwungene Installation direkt auf dem Elizabeth Quay.
2. Kings Park
Das Erste, was Kate Gibson am Eingang des Kings Parks zu der Gruppe sagt, die sie an diesem Morgen durch diese Mischung aus Botanischem Garten, gepflegtem Park und naturbelassenem Buschland führen wird, lautet: »Das hier ist größer als der Central Park in New York!« Bämm. Das ist so die Benchmark, die Kate von »The Hike Collective« immer mal wieder einfließen lässt.

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Wurde schon mal erwähnt, dass Australier im Allgemeinen und die Einwohner von Perth im Besonderen extreme Patrioten sind? Aber es stimmt ja: Der Kings Park ist tatsächlich stolze 400 Hektar groß und damit einer der größten Stadtparks auf der ganzen Welt. Der Botanische Garten nimmt allein 17 Hektar davon ein. Wanderer, Schlenderer oder Picknicker: Hier sind alle willkommen. Besonderes Highlight: Zum Park gehört ein Shop, der wirklich viel zu bieten hat: der Aspects of Kings Park Gallery Shop.
3. Optus Stadium
Gibt’s einen besseren Anlass, um die Schönheit und den ästhetischen Reiz eines Stadions zu beurteilen, als ein Konzert von Coldplay? An diesem einen Tag im November also erstrahlt das angeblich »schönste Stadion der Welt« in Perth auf jeden Fall in einem glänzenden Lichtermeer. Da dieser Eindruck aber allen anderen Stadien auf der Welt gegenüber ein wenig unfair wäre, kommen wir zwei Tage später wieder ins Optus Stadium, auch ohne Coldplay.

Nathan Hurst
Das Resultat bleibt gleich: Weder die 400–Meter–Zipline-Sause, die über den Swan River direkt zum Vorplatz des Stadions führt, noch die wirklich spektakuläre Ozone-Halo-Rooftop-Tour lässt Raum für eine zweite Meinung: Das erst 2018 eröffnete Stadion ist tatsächlich atemberaubend schick. Sogar offiziell: Das Optus Stadium wurde 2019 als die schönste Sportanlage der Welt durch den Prix Versailles gewählt. (Das ist übrigens nicht irgendein Preis, sondern der renommierte »The World Architecture and Design Award.«)
4. Northbridge
Unser »Foodloose Tour«-Guide Justin in Perth‘ Szeneviertel Northbridge kennt natürlich das Codewort, das man an der schäbigen Tür aufsagen muss. Kunststück, es ist ja auch auf der Facebook-Seite des Etablissements nachzulesen. Das von außen nicht als Bar erkennbare »Sneaky Tonys« kultiviert dieses amüsante Einlass-Ritual trotzdem mit Wonne. Es soll an die Zeiten der Speak-Easy-Bars während der Prohibition erinnern. Innen wirkt die Bar wie eine verwegen inszenierte Räuberhöhle.
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Ist das »Sneaky Tonys« bekannt für seine große Auswahl an gutem Rum, gilt das »Alabama Song« ein paar Straßen weiter als kompetente Whisky Bar. Die Barkeeperin mixt unsere Drinks stoisch unter Büffelhörnern, laute Country-Musik lockt Jungs mit Tollen und Mädchen in Fifties-Kleidern her. Anschließend schleppt uns Justin in einige Restaurants, die in Northbridge in erster Linie von Einheimischen besucht werden: im »Francoforte« mit seiner offenen Guckloch-Küche gibt’s Share-Pasta-Gerichte (unbedingt die Känguru-Bolognese versuchen), im malayischen »Tak Chee House« ein prima Rotes Curry. Und das sind nur einige der zahlreichen Highlights, auf die man im Szeneviertel von Perth von ganz allein stößt. Losschlendern und staunen, das klappt auch ohne Guide Justin.
5. Fremantle
In der Kreativen- und Künstlerenklave Fremantle gehören Surfer und Didgeridoo-Bläser zum alltäglichen Straßenbild – und das nicht bloß am Cottesloe-Beach, dem beliebtesten Strand der gesamten Region. Fremantle liegt an der Westküste an der Mündung des Swan River etwa 15 Kilometer vom Stadtzentrum von Perth entfernt.

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Hier wirkt alles jung und ansteckend turbulent, so zum Beispiel die Fremantle Markets zwischen Freitag und Sonntag. Hier gibt’s ein nahezu ramschfreies Angebot aus Design, Kunst, Antiquitäten und Fashion. Unbedingt auch mal ziellos durch die Straßen laufen: Überall haben sich Streetart-Künstler der besseren Kategorie an Häuserwänden und Mauern versucht – so bunt zeigt sich Perth bzw. Fremantle selten.
6. Art Gallery of Western Australia
Colin Walker ist ein toleranter Mensch und unterhaltsam dazu: Entspannt und gut gelaunt führt der Direktor der Art Gallery of Western Australia durch seine lichten, lebendig wirkenden Hallen, verliert hier und dort ein paar Worte über die regionalen und internationalen Künstler von 1800 bis heute, die hier dauerhaft ausgestellt werden. Doch seine Botschaft ist nicht rückwärtsgewandt: »Wir wollen dieses Museum schneller machen, zu einem Ort tagesaktueller Begegnung, zum Treffpunkt für alle Menschen.«
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Raus aus dem Elfenbeinturm, das will Colin Walker, Ausstellungen kürzer machen, Partys möglich – und hin und wieder darf auf der schmucken Terrasse des Hauses sogar auch mal ein Fußballspiel gezeigt werden. »Aber auf keinen Fall australische Spiele«, lacht Walker, der Engländer. Der Qualitätsanspruch müsse gewahrt bleiben. So tolerant ist er dann auch wieder nicht.
Rottnest Island
Auf der Suche nach einem malerischen Ausflugsziel im westaustralischen Perth? In diesem Fall empfehlen wir Rottnest Island. Der Name führt zum Glück in die Irre. Hätte der niederländische Seefahrer Willem de Vlamingh besser hingeschaut, als er die kleine Insel kurz vor Perth 1696 entdeckte, hieße der Ort jetzt auch vermutlich nicht »Rattennest-Insel«, sondern Quokka-Kingdom.
Quokkas nämlich heißen die putzigen Mini-Kängurus in Kaninchengröße, die (fast nur) hier leben. Angeblich sind es rund 10.000 von ihnen, was stimmen könnte, denn sie sind wirklich überall auf der Insel. In Restaurants, in Kneipen, selbst im Supermarkt stromern sie unbehelligt durch die Gänge. Die niedlichen Tiere haben keine natürlichen Feinde. So benehmen sie sich auch. Ihr Selbstbewusstsein speist sich offenbar aus den Begegnungen mit willenlosen Zweibeinern, die jauchzend mit gezückter Kamera vor ihnen auf die Knie fallen. (Bitte nicht füttern!) Was hat die Insel sonst noch zu bieten? 63 Sandstrände – und nur wenige Hotels. Die Quokkas auf Rottnest Island sollen schließlich nicht vertrieben werden.

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