Australien. Das erste Mal. Und dann gleich Sydney, die Metropole schlechthin auf dem Kontinent. Unsere Mitarbeiterin Katharina berichtet von ihren Erfahrungen in Sydney – und verrät, was man in der Stadt unbedingt unternehmen sollte. Text: Katharina Käufer
Nette dreiköpfige Familie in Canberra, Großfamilie auf einer Farm mit riesigem Pool im Garten oder alleinerziehende Mutter mit Kind mitten in der Großstadt? Puh, ich bin schon fast überfordert. Wie verrückt spielt meine Gefühlswelt, als ich mich auf Aupairworld anmelde, einer Website zum Kennenlernen von Gastfamilien. Klar, eine professionelle Vermittlungsagentur hätte ich auch beauftragen können. Aber das kommt für mich nicht in Frage. Was die können, kann ich auch allein. Und obendrein spare ich noch eine Menge Geld.
Als Dorfkind aus Leidenschaft suche ich eine ruhige Gegend, nicht zu weit vom Strand. Hinterm Haus ein Garten wäre perfekt. Lieb und warmherzig sollte die Familie natürlich sein. Nach ein paar Monaten, einigen Skype-Interviews und E-Mails habe ich sie endlich gefunden – meine Gastfamilie! Kate und Angus, dazu die einjährige Harrie und die dreijährige Molly. Einziger Wermutstropfen: Einen Garten hat die Familie nicht. Aber das ist mir egal. Kate und Angus sind ein sympathisches Paar. Begeistert von der Familie, lasse ich mich auf das Stadtabenteuer ein. Immerhin ist es nicht weit bis zum Strand. So bin ich also in Sydney gelandet.
Sydneys Must-Dos
Nach einigen Tagen in Sydney lege ich los mit meinen Erkundungstouren. Ich starte an den Oper, Sydneys berühmten Wahrzeichen. Links von der Harbour Bridge angestrahlt, mittig von der Sonne, rechts von der imposanten Oper, zaubert sich ein Grinsen auf mein Gesicht, das ich nicht mehr ablegen kann. Ich muss gestehen, liebes Sydney – sofort habe ich mich über beide Ohren in dich verliebt. Ich sitze in der unmittelbar am Wasser liegenden Opera Bar und schlürfe meinen Flat White. Das ist ein Cappuccino, nur auf australische Art eben. Es ist so schön, hier am Port Jackson Hafen am Circular Quay. Die Promenade entlang spazieren und das Panorama genießen. Da kommt gleich Urlaubsstimmung auf!
Am nächsten Tag schnappe ich mir meine Freundin Olesja und wir laufen rauf zum Observatory Hill Park. Von dem Ausblick über die Stadt können wir einfach nicht genug bekommen. Von hier aus schlendern wir in die Altstadt TheRocks. Denn wir wollen unsere Reiseandenken-Sammlung füllen. »How are ya? How’s your day?« begrüßen uns die Australier an ihren Ständen auf dem TheRocks-Market. Wie ich diese freundliche Art liebe. Ich kaufe ein paar Australien-Sticker für mein Reisetagebuch bei einem Herren mit zerzausten langen Haaren. »No worries, mate«, erwidert er, als ich mich bedanke. Kein Problem, Kumpel, mach‘ dir keinen Kopf, schon gut! Das ist das Motto der Aussies. Freundlich, optimistisch und ein locker lässiger Lebensstil – ich muss sagen, genau das gefällt mir.
Lauschiges Plätzchen im Port Jackson
Als ich unzählige Schritte entlang des Hafens zurückgelegt habe, ging mir die Frage nicht aus dem Kopf, wohin der Pfad unter der Brücke führt. Da, wo irgendwie niemand hin spaziert. Von Schildern keine Spur. Folgt man aber der Straße ins scheinbare Nichts, duftet es mehr und mehr nach Leckereien. Immer der Nase nach – dann stößt man auf einen zauberhaften kleinen Hafen: den Pier an der Walsh Bay. Nur wenige Lokale gibt’s zur Auswahl, aber überall riecht es nach Pizza, Pasta … oder sind es Meeresfrüchte? Schade, dass ich keinen Hunger mitgebracht habe. Dennoch gönne ich mir einen süßen Eiskaffee, lehne mich zurück und genieße die Idylle. Manchmal bin ich meiner Neugier doch sehr dankbar. Ein wahrer Geheimtipp!
Ab zum Strand!
Australien – es ist heiß. Schlendereien durch die Stadt bringen mich ganz schön ins Schwitzen. Ein bisschen Meer muss doch sein. Wenn schon Sydney, dann auch von allem etwas! Also raus aus der Stadt und ab zum Strand! Als Sydney-Expertin überlege ich erstmal, wonach mir heute ist. Vielleicht den gutaussehenden Surfern zuschauen oder selber ein paar Wellen reiten? Ja, darauf habe ich Lust. Ich entscheide mich für den Bondi Beach, den Hotspot für Surfer.
Brutzeln und Schlemmen in Bondi
Nur eine halbe Stunde dauert die Fahrt vom Circular Quay nach Bondi mit der Linie 333 oder 380. Durchgeschwitzt stolpere ich aus dem überfüllten Bus. Und dann das: Menschen über Menschen. Hilfe! Bin ich hier an der Platja de Palma auf Mallorca gelandet? Handtuch an Handtuch reihen sich am Bondi Beach die meist jungen Leute zum Sonnenbaden. Bikinis in allen Farben und Mustern. Der eine knapper als der andere …
Die Atmosphäre im Örtchen ist ziemlich entspannt. Barfuß und nur in Schwimmsachen trotten die Sonnenanbeter und Wasserratten mit den Brettern unterm Arm an den Lokalen vorbei. Schnell habe ich meinen Lieblingsplatz gefunden: das »Le Paris Café« in der Hall Street. Draußen, vor den riesigen offenstehenden Fenstern, stehen Barhocker in Reih und Glied. Der Tisch ist quasi die Fensterbank. Von hier aus kann ich das Drumherum hervorragend beobachten. Und nebenbei gut essen: Eine Kostprobe von den saftigen King Prawns in roter Soße genascht – hmmm, ich schmelze dahin. Ich glaube, ich muss noch eine Portion nachbestellen …
Mit vollgeschlagenem Bauch geht’s weiter auf den Coastal Walk. Von Bondi über Tamarama und Bronte bis nach Coogee streift man an zahlreichen Stränden und Buchten vorbei. Die Kulisse ist fabelhaft, nur an Wochenenden wird es ziemlich überfüllt. An der Spitze der Klippen in Bronte angekommen, bin ich begeistert. Wow, ich wusste gar nicht, dass mich ein Friedhof faszinieren kann. Das hat der »Waverley Cemetery« seiner direkten Lage am Meer und den hübschen Skulpturen zu verdanken. Mein Highlight des Tages!
Die Seele baumeln lassen
Wie war das mit der Idylle? Nee, in Bondi keine Spur davon. Aber in einem anderen Eckchen. Wieder hat mich die Neugier gepackt und ich habe genau das gefunden, wonach ich gesucht habe. In Vaucluse. Am South Head des Sydney Harbours liegend müsste man ja von da direkt auf die Stadt blicken können, spekuliere ich. Auf Google Maps sieht es so aus, als gäbe es dort entlang des Wassers einen Pfad. Also nichts wie hin.
Mit allen nötigen Strandutensilien im Rucksack spaziere ich den mit Brettern ausgelegten »Hermitage Foreshore Walk« entlang und komme aus dem Staunen nicht mehr heraus. Die Natur, ein Paradies. Von blühenden Bäumen und Sträuchern umgeben verstecken sich hier malerische, ruhige Buchten. Einige davon sogar mit Panoramablick auf die Skyline der Stadt. Das Wasser strahlt mich zwischen den weißen Sandstränden und grünen Landschaften an. Am Milk Beach kann ich mich nicht entscheiden, wo ich mich ausbreiten möchte. Im Schatten unter den Bäumen? Oder doch lieber volles Programm in der Sonne? Sogar auf den Klippen findet man ein lauschiges Plätzchen. Eine Top-Secret-Badestelle.
Eine unvergessliche Filmnacht
Für einen gelungenen Sydney-Städtetrip sollte auch die Abendplanung perfekt sein. Man kann sich vor lauter Restaurants und Bars kaum entscheiden. In Darlinghurst reihen sich die Lokale, in denen man auf Balkonen speisen kann, wie Perlen an eine Kette. Wer lieber durch die Bars zieht, sollte einen Abstecher nach Surry Hills machen. Besonders Backpacker fühlen sich hier pudelwohl.
Und wer es chillig mag, macht es sich in den Royal Botanic Gardens bei einem Picknick gemütlich. Der Garten direkt am Port Jackson, nahe der Oper gelegen, ist riesig. Tropenhäuser und Blumenbeete jeglicher Art machen den Park so besonders. Von hier ist es auch nur noch einen Katzensprung bis zum Open-air-Kino am Mrs Macquaries Point – ein Kino mit traumhaftem Flair. Die riesige, rotleuchtende Leinwand wird zum Filmstart ausgefahren, als tauche sie aus dem Meer auf. Im Hintergrund die von Lichtern strahlende Skyline von Sydney, das Opera House und die prächtige Harbour Bridge. Bei diesem Ambiente spielt selbst die Film-Wahl keine Rolle mehr.
Bei Live-Musik von Bar zu Bar
Kino-Tickets schon ausverkauft? Oder Lust auf Sydneys Nachtleben? Backpacker aus Leidenschaft sollten auch in den typischen Backpacker-Bars wie The Scary Canary oder die Side Bar durch die Nacht tanzen. Kann manchmal ganz lustig sein. Für diejenigen, die sich aber von den jungen Banden, die sich voll laufen lassen, lieber fernhalten wollen, heißt es: ab in das Altstadt-Viertel TheRocks. Eine super Alternative. Da kann man nämlich schön von Bar zu Bar hüpfen und in die Live-Musikszene abtauchen. Zu irischen Liedern tanzen, zu Kulthits grölen oder einfach lässigen Typen mit Akustikgitarre lauschen. Perfekt für Menschen, die gerne feiern, sich aber schlecht entscheiden können – also für mich zum Beispiel. Mein Tipp: Auf der Dachterrasse des »The Glenmore Hotels« in der Cumberland Street bei toller Aussicht die leckeren Cocktails genießen.
Sydneysider, so nennen sich hier die Locals, trifft man nachts in einen der vielen Bars in Double Bay an, in den Eastern Surburbs der Stadt. Die lockere Atmosphäre und die netten Leute, die sich hier tummeln, haben mich immer wieder ins »Royal Oak Hotel« gezogen. Ein paar Freunde einpacken und in der mit Lichterketten dekorierten Rooftop-Bar unter den Sternen einen Gin Tonic schlürfen. Mehr brauche ich nicht.
Einmal raus aus der Stadt, bitte!
Sydney wird nach ein paar Tagen zwar nicht langweilig, aber wer mehr Zeit hat, kann auch etwas von außerhalb sehen. Ich hab’s geliebt zur Abwechslung einfach auf die Fähre zu hüpfen, um in den Stadtteil Manly zu düsen. Auf der Strandmauer sitzen und Surfer beobachten, die sich mit ihren riesigen Brettern in die Wellen stürzen. Im Städtchen schlendern die Jungs und Mädels im Surfer-Style herum. Ständig umgeben von lauter Wellenreitern, habe ich mir mit der Zeit davon ein bisschen abgeschaut und das ein oder andere Surfer Must-have gegönnt. Dafür sind die Shops hier perfekt. An dem blauen weit geschnitten Jeanskleid mit Fransen konnte ich einfach nicht vorbei gehen. Ein paar Flip-Flops oder Sneakers dabei – that’s it! Obwohl mir klar war, dass es bald wieder zurück ins kalte Deutschland geht, habe ich mich wenigstens für kurze Zeit ein bisschen wie ein Aussie gefühlt.
Für noch mehr Action ist der Manly to Spit Walk ideal. Mit meiner Freundin Olesja zehn Kilometer entlang der malerischen Küste gewandert, sehnen wir uns nach nichts mehr als einen Cocktail und einer deftigen Mahlzeit. Völlig erschöpft und durchgeschwitzt zieht uns das Schild »HAPPY HOUR« ins süße kleine Restaurant »In Situ« auf der Sydney Road. Gutaussehenden Surferjungs und aufgebrezelte Mädels stehen Schlange an der überfüllten Bar. Was ein Glück, wir erwischen tatsächlich noch einen Tisch im Hinterhof. Mein persönlicher Tipp: Eine Pizza, belegt mit Brie, karamellisierten Feigen, Pancetta, Pesto und frischem Rosmarin. Schmeckt einfach himmlisch. Dabei vom vorzüglichen Cocktail »Little Lily« schlürfen, und der Tag ist perfekt. Das Highlight kommt aber erst auf dem Heimweg – und zwar mit der Manly-Fähre bei Nacht. Denn da funkelt die Schönheit der Stadt ganz besonders. Das sollte wirklich kein Besucher versäumen.
Wenn ich jetzt die Augen schließe und an diese Zeit zurückdenke, bekomme ich gleich Heimweh. Heimweh? Eigentlich bin ich doch hier zuhause. Oh Sydney, du hast einfach mein Herz gewonnen. Bei dir fühle ich mich nicht wie irgendein Touri. Einfach heimisch.