Afrika-Reisende wollen häufig nicht nur Sehenswürdigkeiten abhaken, sondern auch das Leben der Menschen vor Ort kennenlernen. Das geht besonders gut mit Hilfe der Menschen, die regelmäßig mit Touristen zusammenkommen. Aber wer sind sie? Wir blicken hinter die Kulissen und stellen einige von ihnen vor.
Meist sieht das Auge »nur« die schönen, beeindruckenden, ästhetischen und uns Freude bereitenden Dinge. Das ist auch gut so. Besonders im Urlaub, wenn man sich eine Auszeit gönnt und eine Reise macht, hat man seltener die Möglichkeit oder auch Muße, hinter die Kulissen zu schauen. Wer ist eigentlich dafür verantwortlich, dass es einem so gut geht und man eine tolle Zeit hat? Dass die Safari so informativ ist und man sich darauf verlassen kann, sicher und mit vielen Erlebnissen wieder in der Lodge abgesetzt zu werden? Natürlich sehen Reisende Gesichter. Ein freundlicher Gruß am Morgen, eine nette Geste am Abend. Aber wer steckt dahinter? In diesem Artikel stellen wir einmal Mitarbeiter von Luxus-Lodges in Afrika in Kurzportraits vor.
Simon – Cobras Community Wildlife Protection Unit, Simbabwe
Simon Ndebele ist 44 Jahre alt und ein Ranger der Cobras Community Wildlife Protection Unit der Imvelo Safari Lodges. Er lebt mit seiner Frau und zwei Kindern in Gwenga, nur wenige Kilometer vom Hwange-Nationalpark in Simbabwe entfernt. Simon wuchs ganz in der Nähe in Siwela auf, er besuchte die örtliche Grund- und Sekundarschule und arbeitete viele Jahre lang als Schreiner. Bei einem Arbeitsunfall verlor er einen halben Finger an der rechten Hand und so begann er im Jahr 2018 die Grundausbildung, um Cobra-Scout zu werden.
Musste er früher selbst hin und wieder kleine Tiere wildern, um seine Familie zu ernähren, so erlangte er durch seine Ausbildung ein Verständnis für die Bedeutung von Wildtieren und die Entwicklung der Gemeinschaft. Mit seinem Einkommen kann er heute seine Familie unterstützen. 2020 nahm Simon eine Auszeit, nachdem bei einem Unfall sein rechtes Auge von einem Stock durchbohrt wurde. Die örtliche Klinik konnte sein Auge nicht retten, aber Imvelo sorgte dafür, dass er zur Operation in die Stadt Bulawayo gebracht wurde. Simon kehrte schließlich gestärkt zu seiner Arbeit als Ranger zurück. Er sagt: »Ich bin dankbar für die Möglichkeit, sowohl Menschen als auch Wildtiere in unserem Gebiet in der Nähe des Parks schützen zu können – und dafür, dass ich trotz meines Unfalls weiterarbeiten kann!«
Lucky – Safari-Lodge Shamwari, Südafrika
Lucky Kumalos Geschichte begann 1989, noch bevor die Luxus-Safari-Lodge Shamwari in Südafrika 1992 offiziell für Gäste geöffnet wurde. Damals erlebte er, wie Spitzmaulnashorn, Elefant, Löwe und Leopard wieder angesiedelt wurden. Er war einer der ersten Guides und wechselte nach vielen Jahren in das Management der Lodge und ist heute stellvertretender Wartungsmanager.
Lucky hat viele Geschichten zu erzählen. Einige seiner schönsten Momente waren die Begegnungen mit Legenden wie Ian Player, einem der größten Naturschützer der Welt, und der Golfikone Tiger Woods, der ihm eine Golfstunde gab und seine Liebe zum Golfsport entfachte. Luckys täglicher Leitspruch lautet: Respektiere die Menschen und gib dein Bestes im Leben. Nach 33 Jahren betrachtet Lucky Shamwari als sein erstgeborenes Kind und ist dankbar, dass Shamwari seit seiner Gründung stark genug geworden ist, um auch schwierige Zeiten wie die Corona-Pandemie zu überstehen.
TJ – Kwando Safaris, Botswana
TJ begann 2008 mit dem Guiding und kam vor zehn Jahren zu Kwando Safaris in Botswana. Geboren wurde er in einer kleinen Siedlung im Okavango-Delta. Auf seine Herkunft ist er sehr stolz. Und so lässt er Besucher regelmäßig wissen: »Ich bin ein Buschmann aus dem Delta.« Er kennt sich gut mit traditionellen Pflanzen und der Verwendung von Heilpflanzen aus. Auch die Vogelkunde liegt ihm im Blut. An freien Tagen beobachtet er die Vögel von seinem Haus aus und findet dabei Ammern, Grasmücken, Webervögel und Mönchsgrasmücken. Einer seiner Lieblingsorte ist der Ngami-See. Am meisten schwärmt er jedoch von den Karminbienenfressern, die sich jedes Jahr auf den Sandbänken des Kwando-Flusses im Lagoon Camp versammeln. In Südafrika hat er den Ort St. Lucia in KwaZulu-Natal besucht, wo sich sein Interesse an der Vogelwelt verstärkte. Zurück in Botswana absolvierte er eine Ausbildung zum Vogelführer und schloss diese erfolgreich ab.
TJ liebt alte Geschichten, die kulturellen Weisheiten, die seine Eltern am Lagerfeuer erzählten. Geschichten, die in keinem Naturkundebuch stehen. Wissen, sagt er, kann man nicht nur aus Büchern lernen.
Keyala »Kiki« Phiri– Robin Pope Safaris, Sambia
In Mfuwe geboren und mit dem Vater, einem Ranger im Nationalpark, als Vorbild, träumte Keyala von jeher davon, in die Fußstapfen seines Vaters zu treten, sei es für die sambische Naturschutzbehörde oder in der Safariindustrie. Nach dem Schulabschluss fand er schnell eine Anstellung im Büro von Robin Pope Safaris erlernte dort das theoretische Handwerk des Safarigeschäftes.
Jeden Tag bis 15:30 Uhr am Schreibtisch zu arbeiten, wurde jedoch eine echte Aufgabe für ihn und zunehmend fand man ihn abends als Spotter unterwegs auf den Nachtsafaris.
Keyala arbeitet seit 1997 hauptberuflich als Guide, und wurde 2002 Manager des Nkwali Camps in Sambia. 2006 erfolgte die Beförderung zur Betreuung des Gesamtmanagements von Nkwali und den beiden Safarihäusern, heute bekleidet er die Position des Senior-Safarimanagers. Im Rahmen seiner Fortbildung hat Keyala bereits England und in die USA bereist, zuletzt studierte er in England – und doch bleibt der Busch seine Heimat.
Gail – Otjimbondona Kalahari Lodge, Namibia
Gail und ihr Mann Ruffel wurden bereits 2008 mit dem Management der Farm der Luxus-Lodge Otjimbondona Kalahari in Namibia beauftragt. Doch noch bevor die Bauarbeiten seinerzeit begannen, wurde sie von den Inhabern gefragt, ob sie nicht auch die Küchenleitung übernehmen wollte.
Doch dann musste sie erst mal schlucken, denn: Farmmanager und Chef in einer anspruchsvollen Küche? Wie passt dies zusammen? Als sie gefragt wurde, war sie jedenfalls sofort Feuer und Flamme. Gail studierte französische Kochbücher, probierte und ließ sich weltweit inspirieren.
Heute möchte Gail eigentlich nur noch kochen und zwar das, »was der Garten hergibt«. Sie legt sehr hohen Wert auf nachhaltige Zutaten. Gemüse, Obst und Fleisch werden gerne bei den umliegenden Farmen eingekauft, so der eigene Farmbetrieb mal in Engpässe kommt. Ihr Lieblingsgericht? Pulled Springbokshoulder!
Lopang »Lops« Rampeba – Euphorbia Lodge, Botswana
Ob beim Hüten von Rindern oder bei der Pflege von Nutztieren – Rampebas Liebe zur Natur reicht bis in seine Kindheit im Herzen Botswanas zurück. Das Wissen über die Umwelt und Natur war für ihn wichtig und um die Sicherheit des Viehs zu gewährleisten, untersuchte er die Spuren und Zeichen, die Wildtiere hinterließen.
In den Schulferien nahm ihn sein Vater mit zu verschiedenen Veterinär-Camps auf dem Lande. Dabei bekam er Wildtiere wie Kudus, Warzenschweine, Impalas und Buschhasen aus nächster Nähe zu sehen.
Nach Abschluss der High School erwarb er ein Tourismus-Diplom, hatte es aber schwer, einen Job zu finden, da die Safariunternehmen Mitarbeiter aus den örtlichen Dörfern einstellten, um ihre Community zu fördern. Dann aber las er einen Artikel des Mashatu-Wildreservats, in dem ein Freiwilliger gesucht wurde. Dabei konnte er nicht nur lernen und sein Wissen über die heimischen Tiere erweitern, sondern wurde auch jedes Wochenende von Mashatu eingeladen, als Gast zu bleiben und an allen Unternehmungen teilzunehmen, die sie zu bieten haben, wodurch in noch sehr viel mehr lernen konnte. Nach meinem sechsmonatigen Freiwilligendienst zog er nach Maun, wo er sich für einen professionellen Guiding-Kurs einschrieb und seine Guiding-Lizenz erhielt.
Gloria – Somalisa Camp, Simbabwe
Geboren in Dete, einem kleinen Dorf in der Nähe des Hwange Nationalparks, erlebte Gloria Dzumbunu ihre Kindheit und ging zur Schule. Nach ihrem Schulabschluss beschloss Gloria, ein Studium in Hotel- und Gastronomiemanagement am Polytechnic Collage in Mutare zu starten. Im Alter von 25 Jahren schloss Gloria ihr Studium ab und fing bei African Bush Camps an zu arbeiten. Sie begann als Zimmermädchen im Somalisa Camp. Ein Jahr später konnte Gloria in die Gastronomie wechseln, wo sie Kellnerin wurde. Im Somalisa Camp lernte sie auch die Liebe ihres Lebens kennen. Er arbeitete als Guide, sie verliebten sich und heirateten im Jahr 2020 – ein wahres Buschmärchen. Kurz darauf brachten sie ihr erstes Kind, einen kleinen Jungen, auf die Welt.
Mutter zu sein und gleichzeitig Vollzeit im Busch zu arbeiten, ist nicht ganz einfach, aber mit der Hilfe und Unterstützung ihrer eigenen Mutter kann Gloria beides unter einen Hut bringen. Heute arbeitet Gloria immer noch im Somalisa Camp. Gastfreundschaft und der Umgang mit Menschen sind ihre Leidenschaft. Sie behandelt alle Ihre Gäste mit viel Liebe und gibt ihnen das Gefühl, sich wie zu Hause zu fühlen. »Wir begrüßen die Menschen bei ihrer Ankunft als unsere Gäste und verabschieden sie mit einer herzlichen Umarmung als unsere Freunde. Nicht auf Wiedersehen, sondern hoffentlich bis zum nächsten Mal«, sagt Gloria.
Franco – Ultimate Safaris, Namibia
Franco Morao wurde im Osten Namibias geboren und kam im Alter von zwei Jahren in ein Waisenhaus in Windhoek. Er kannte seine Familie nie und blieb im Waisenhaus, bis er 2002 die Sekundarschule abschloss. Durch einen großen Glücksfall wurde sein Waisenhaus von Children in the Wilderness von Wilderness Safaris angesprochen, die anboten, einige der Kinder in die Natur zu entführen. Zu der ausgewählten Gruppe gehörte auch Franco.
Er wurde im Laufe der Jahre in den Grundlagen des Guidings ausgebildet und dann als Guide eines Zeltcamps eingesetzt. Zunächst arbeitete er als spezialisierter Guide in vielen der berühmtesten Gegenden Namibias, dann leitete er Überlandexpeditionen in ganz Namibia. Nach einigen Kursen für Großwildgebiete im südlichen Afrika leitete er Safaris für bekannte Unternehmen und Persönlichkeiten. Seine Reise ist ein schönes Beispiel dafür, wie wichtig die Unterstützung von Stiftungen ist, die in diesem Fall einen so wichtigen und positiven Einfluss auf das Leben eines so jungen Menschen haben. Er ist Vorbild für junge Namibier und auch eines für diejenigen, die aus schwierigen Lebensumständen kommen.
Moses und Cosam – Victoria Falls Safari Lodge, Simbabwe
Kleinwild wie Warzenschweine und Buschböcke streifen auf dem Gelände der Victoria Falls Safari Lodge frei umher, während Geier täglich zur Fütterung herabsteigen und Elefanten, Büffel und Giraffen das Wasserloch aufsuchen. Um diese Tiere kümmern sich zwei ganz besondere Mitarbeiter: der Wildhüter Moses Garira und der Führer Cosam Ncube. Sie erfassen die Anzahl, kümmern sich um kranke oder verletzte Tiere, schützen sie vor Wilderei und führen das Geierfütterungsprogramm vor Ort durch.
Die Vulture Culture Experience, das Fütterungsprogramm, das das Überleben dieser bemerkenswerten, aber gefährdeten Vögel sichern soll, findet täglich um 13 Uhr vor der Victoria Falls Safari Lodge statt, wo die Geier mit Fleischresten aus den Restaurants vor Ort gefüttert werden.
Beide Männer lieben ihre Arbeit. Moses scherzt gern schon einmal, dass er sich gerne um Tiere kümmere, weil sie leichter zu verstehen seien als Menschen. Bevor Moses vor acht Jahren seine Stelle in Victoria Falls antrat, war er 20 Jahre lang in einem Camp in Simbabwes größtem Nationalpark tätig, wo er viele verschiedene Aufgaben übernahm. In seiner Freizeit schaut er den National Geographical Channel und spielt gern Fußball.
Cosam, 52, wurde erst kürzlich in seine jetzige Position befördert, nachdem er sich in der Gärtnerei um die Pflanzen auf dem Gelände gekümmert hatte. »Ich liebe es, Wissen über die Geier zu vermitteln und zu erklären, warum es wichtig ist, sie zu schützen. Es ist erfüllend zu wissen, dass die Gäste jeden Tag mit neuem Wissen nach Hause gehen.« In seiner Freizeit liest Cosam gern und spielt Darts.
Antony, Severin Safari Camp, Kenia
Was würde man wohl tun, wenn man in die Lobby eines Safari-Camps kommt und es sich dort ein Löwe auf der Couch bequem gemacht hat? Genau diese Frage stellte sich Antony, der Camp Manager, als er eines Morgens durch die Lobby des Severin Safari Camps spazierte. Auf der Couch lag ein Löwe und starrte ihm in die Augen. Ein Erlebnis, welches Antony bis heute nicht vergisst. Er hat sich dazu entschieden nicht wegzulaufen, sondern Ruhe zu bewahren und langsam den Rückzug anzutreten. Die Geschichte ist also gut ausgegangen und Antony um eine Erfahrung reicher!
Der 29-jährige Antony stammt von der Küste Kenias und arbeitet bereits seit April 2016 im Severin Safari Camp. Das gute Wetter, die beeindruckende Natur und besonders die Tierwelt sind einige der Gründe, warum Antony sich für den Job im Tsavo-West-Nationalpark entschieden hat. Am meisten beeindruckt es ihn, wie die verschiedensten Menschen aus aller Welt mit unterschiedlichen Persönlichkeiten und kulturellen Hintergründen im Severin Safari Camp zusammentreffen. Neben der Arbeit hört Antony gerne Musik, schaut Filme und spielt Fußball.