reisen-EXCLUSIV-Autorin Simone Sever hat es in die schweizerische Bergwelt von Davos geführt. Eigentlich sind ihr Berge suspekt: viel zu hoch, viel zu dünne Luft und zu kalt ohnehin. Skifahren hat sie nie gelernt. Doch auf dieser Reise hat unsere rasende Reporterin aus den Flachauen des Nordens den Berg rufen hören und sich einfach mal in ein paar Schneeabenteuer gestürzt. Ihr zweiter Vorname ist ab sofort Schneehase.

Der Skibegeisterte neben mir rast auf 1.500 Meter Höhe geradezu todesmutig die Piste runter. Ich folge parallel und gefühlt so rasant wie einst Rosi Mittermaier. So zumindest spielt sich die Szene in meiner Vorstellungskraft ab. Die Realität gestaltet sich leider einen Hauch anders. Ich bin für ein verlängertes Wochenende in der Traumbergkulisse Graubündens gelandet, in Davos. Hier gebe ich mich ganz und gar dem Schneetreiben hin, nicht zuletzt, weil mir die coolen Skioutfits der Skifahrer und Snowboarder mehr als nur gut gefallen. Männer in rosa Pudelmützen, Kerle in Neon, Frauen in gutsitzenden Hosen und knappen farbenfrohen Jacken, dazu verspiegelte Riesenbrillen. Zugegeben, die Schuhe sind etwas klobig, aber das gehört wohl dazu.

Berge in Davos

Damian Markutt

Coolnessfaktor -15

Um mich auf Bergtemperatur zu bringen, steht eine Schneeschuhwanderung auf 2.500 Metern Höhe an. Los geht’s mit einer kleinen Gruppe in die spektakulär schöne Bergspitzenwelt. Die Sonne strahlt. Der Himmel präsentiert sich in knallblau, so wie die weite Hose des hippen Snowboaders, der sich gerade neben mir startklar macht. Mein Coolnessfaktor sinkt neben dem coolen Dude auf Minus 15 und gleicht sich somit der alpinen Außentemperatur an.

In Hightech-Schneeschuhen und mit leichten Stöcken schlurfen wir im Gänsemarsch unserem Guide hinterher. Als Nicht-Skifahrer kann man das machen. Aber so richtig schick find ich das nicht. Auch nicht, als wir in der Jatzhütte Platz nehmen und ich ohne den typischen Skistiefelgang sofort als Nicht-Skifahrerin erkennbar bin. Nein, das gefällt mir nicht. Aber nach zwei Kafi-Sex, dem Kultgetränk der Hütte, bin ich deutlich gechillter und denke: Hauptsache Bergwelt!

Es kommt vor, dass der Aufenthalt in den Bergen als Nicht-Skifahrer oder Nicht-Snowboarder in endlose Langeweile ausartet. In Davos ist das glücklicherweise anders. Das Motto lautet: Sports unlimited. Und das für alle. Also auch für mich. Und auch in meinem Alter.

Simone Sever mit Schlitten

Simone Sever

Schlittenpartie am Zauberberg

Und so sitze ich am Abend bei einem Eishockeyspiel des HCD, des Hockey Club Davos, und applaudiere den Gastgebern mit rund 7.000 weiteren Zuschauern bei jedem Tor kräftig und jubele sie dem Sieg entgegen. Und überlege, am nächsten Tag selbst Schlittschuhlaufen zu gehen, umsonst und draußen. Doch ich überlege es mir anders und fahre lieber mit der Schatzalpbahn auf den Zauberberg hinauf. Inspiriert von Thomas Manns gleichnamigen Literatur-Meisterwerk, lege ich mich auf eine der Liegen vor dem Hotel Schatzalp und atme tief und ruhig die gesunde Bergluft ein, bevor ich mit einem Schlitten, den ich mir unten an der Talstation ausgeliehen hab, die 300 Höhenmeter in knapp vier Minuten hinuntersause. Und weil das so viel Spaß macht und ich von dem Geschwindigkeitsrausch mit dem Schlitten gar nicht genug bekommen kann, mach’ ich das gleich nochmal, und nochmal. Bis es Zeit ist, sich aufzuwärmen, und dafür ist der herrlich warme Whirlpool des Rock Spa im Hard Rock Hotel Davos der beste Ort. Anschließend falle ich schließlich hundemüde in mein bequemes Bett in meinem stylischen Zimmer, während auf meinem Plattenspieler, den ich habe kommen lassen, Queen und Freddie Mercury »We will we will rock you« spielen. An meinem Spiegel ist »Let’s rock the Alps« zu lesen. Auftrag fast erfüllt.

In der Nacht träume ich rasant von Schnee und Beschleunigung, von Bergkulisse und weißgepuderten Tannen. Von Kufen und schicker Skimode. Es ist an der Zeit, den Traum zu realisieren und mich auszuprobieren. An der Zeit, mir klobige Schuhe anpassen zu lassen, um mich damit stehend und auf Brettern den Berg hinunter zu wagen. Soweit die Theorie. Bevor es zur Praxis geht, muss ich erst in den Topsecret Shop. Mit Thermohose und Jacke, mit Handschuhen und einer Skibrille, die meine Welt by the way in allerschönstes Orange taucht, bin ich schon ausgestattet. Nun fehlen mir Skistiefel, Skistöcke, ein Helm. Skifahren ist einfacher als Snowboarden, das sagen mir die Profis, und deshalb geht es jetzt rauf auf die Bretter, die für so viele die Winterwelt bedeuten!

Skifahren

Kipras Streimikis

Der rosa Elefant im Raum, das bin ich

Meine Füße werden ordentlich festgeschnallt in den Skischuhen. Sitzend fühlt sich das absolut bequem an. Mein Coolnessfaktor steigt. Stehend ist es schon ungewohnter. Gehend fühle ich mich ein kleines bisschen wie der rosa Elefant im Raum. Mein Skilehrer für die nächsten zwei Stunden wartet schon. Florian, jung, cool und mit einem strahlenden Lächeln ist meine Hilfe und mein Motivator. Er lobt, macht Mut und schafft dadurch Leichtigkeit, wenngleich der Weg zum »Berg« beschwerlich ist. Zumindest für mich, die selten Gewichte an den Füßen mit sich herumträgt.

On Top of the World!

Vor uns liegt der »Berg«, der allerdings nur ein Hügel ist und irgendwie noch nicht mal das. Allerhöchstens eine klitzekleine Erhebung. Aber komm da mal das erste Mal hoch mit arschglatten Skiern, mit verlängerten Beinen und Füßen so schwer wie Boxsäcke. Ich schliddere mehr runter, als dass ich vorankomme. Zwei Schritte vor und drei zurück. Wie gut, dass es ein elektronisches Laufband gibt, das mich hoch zum »Top of the Mountain« known as Kinderhügel fährt. Während der Fahrt kann ich, indem ich mich nach vorn lehne, stehend in den Skistiefeln hocken. Wusste bis dato nicht, dass das möglich ist.

Skifahren Simone Sever

Simone Sever

Geschafft! Oben angekommen. Ich bin zur Abfahrt bereit. Meine Ängste, die mich jahrelang begleiteten, habe ich schon lange im Schnee vergraben. Jetzt heißt es Knie leicht beugen, Hände auf die Oberschenkel und dann »Pizza und Pommes«, die Skier zum Dreieck geformt wie ein Stück Pizza und dann im Schuss, die Skier parallel wie Pommes und runter den Berg. Zu meiner Zeit sagte man dazu wohl Schneepflug, aber der Skibegeisterte neben mir ist höchstens drei Jahre alt und kennt wohl Pizza und Pommes besser als einen Schneepflug. Florian fährt rückwärts vor mir, jederzeit bereit, mich aufzuhalten. »Super machst du das!«, sagt er. Er ist ein echter Motivator. Beim dritten Mal drück ich ihm mein Handy in die Hand, damit er ein Video von mir aufnimmt wie ich den Berg runterrase: der schwarze Blitz mit rosa Skiern. Neben mir, deutlich schneller, der kleine Knirps.

Ich bleibe dran. Nach zwei Stunden »am Berg« mit mehrfachem Kurven fahren und einem Sturz, bei dem ich erahne, wie man sich die Knochen brechen kann, bin ich k.o. Die Beine sind schwer, der Weg zurück zur Skischule anstrengend, und als ich endlich aus den Skistiefeln raus bin, krieg ich einen Lachanfall, denn das Gefühl kommt einem engelhaften Schweben gleich. Die Welt fühlt sich plötzlich so leicht an. Mein Adrenalin hat mich in höhere Sphären geschossen. Mein Lächeln im Gesicht geht nicht mehr weg. Himmel herrjeh, ist die Bergwelt schön!

Das hier war nur der Anfang! Stay tuned!

Skilehrer Davos

Simone Sever

Mehr Infos findet ihr bei Top Secret Davos.