Fürs Mountainbiken braucht man Berge – und die konzentrieren sich in Deutschlands Süden, wo es alpin wird. Doch auch die Mittelgebirge haben ihren ganz eigenen Reiz – das gilt im Speziellen für das nördlichste der Republik. Die besten MTB-Reviere liegen nämlich zwischen Oder und Rhein.
Trails für alle – rund um Oberstdorf
In den Allgäuer Alpen gelegen ist Oberstdorf. Mit seinen fast 10.000 Einwohnern ist der Ort idealer Ausgangspunkt für Touren in die bis auf über 2.650 Meter empor ragenden umliegenden Berge. Das gilt für Mountainbiker ebenso wie für Wanderer. Der Radsport auf profilierten Reifen ist zwar längst etabliert, doch das Nebeneinander von Bikern und Hikern ist noch längst nicht überall harmonisch. Aus diesem Grund gibt es die örtliche Initiative »Zämed duss – zusammen draußen«, die an gegenseitige Rücksichtnahme appelliert.
Ein guter Teil des umfangreichen Wegenetzes ist auch für Radfahrer beschildert – falls Zweifel aufkommen sollten, dass diese legal unterwegs sind. Einfachere Touren führen in die Oberstdorfer Seitentäler, schwierigere, wie die »Enzianrunde«, bei der der auf bis knapp 1.700 Meter führende Schrofenpass überschritten wird, auch höher hinaus.
Der Marathon für Ehrgeizige – Ruhpolding und Umgebung
Ein weiteres Eldorado für Mountainbiker, die es alpin mögen, ist die Bergwelt Ruhpoldings im Südostzipfel der Republik, in dem die bis gut 1.950 Meter hohen Chiemgauer Alpen beheimatet sind. Eigentlich bekannt als Biathlon-Hochburg, ist der Ort an ein Netz aus Fahrradwegen und Trails angeschlossen. Alpin bedeutet: Neben erhöhten Schwierigkeitsgraden für ambitionierte Sportler, die viele Höhenmeter am Stück erklimmen wollen, kommt man auch in den Genuss der bayerische Bilderbuchlandschaft mit glasklaren Seen und Flüssen, grünen Wäldern und malerischen Dörfer mit Holz vor den Hütten und Geranienpracht auf den Balkonen.
In Höhenlagen von 600 bis 1.800 Metern warten Bike-Strecken aller Schwierigkeitsstufen. Ehrgeizige nehmen die anspruchsvolle Chiemgauer MTB-Marathonstrecke rund um Inzell, Ruhpolding, Reit im Winkl, Bergen, Schneizlreuth und Siegsdorf in Angriff, die über eine Strecke von gut 100 Kilometern 3.551 Höhenmeter überwindet und trainierte Waden voraussetzt, selbst auf dem E-Mountainbike. Zur Einstimmung mit 23,5 Kilometern und 893 Höhenmetern bietet sich die »Klosterrunde«.
Beste Aussichten – die Schwäbische Alb
Es ist noch nicht lange her, dass die Mountainbike-Szene das 200 Kilometer lange Hochplateau an der Grenze zur Schweiz für sich entdeckt hat. Erst in den vergangenen rund zehn Jahren haben die Tourismus-Verantwortlichen mit entsprechenden Angeboten und der Einrichtung einer Infrastruktur nachgezogen. Dabei bieten sich landschaftlich wie sportlich besondere Optionen. Schon Wanderer genießen bei Schönwetter die Aussicht bis in die Alpen und von der Albtrauf bis zum Schwarzwald, spektakulär anzusehen sind neben der großen Abbruchkante selbst auch die kleineren und größeren Felsen, die allenthalben die Natur der auf bis über 1.000 Meter liegenden Ebene dekorieren.
Im Angebot sind vergleichsweise leichte Touren wie die »Apollo-Sportrunde«, die in um die 2,5 Stunden über 20 Kilometer und 410 Höhenmeter führt. Mehr Fahrtechnik setzt der »Gonso-Trail« voraus. Sportliche Herausforderung schlechthin ist aber das »Bike-Crossing Schwäbische Alb«, in sechs bis sieben Etappen wird das Mittelgebirge im Sattel auf 370 Kilometern durchmessen. Die Höhenmeter addieren sich auf 7000 – Höhepunkte auf der Tour sind Burg Teck, der 735 Meter hohe Rosenstein, die Nebelhöhle bei Sonnenbühl, die Burgruine Hohenneuffen oder Schloss Lichtenstein.
Mittlerweile gibt es auch zwei Bikeparks: am Rande der Ostalb bei Heidenheim und bei Albstadt-Tailfingen, von wo aus es mit dem Schlepplift zum Ausgangspunkt einer Downhill-Strecke geht.
16.000 Höhenmeter im Mittelgebirge – der Schwarzwald
Auch Deutschlands größtes Mittelgebirge kann mit einem Bike-Crossing bezwungen werden. Die 440 durchgehend beschilderten Kilometer führen von Pforzheim im Norden bis Bad Säckingen im Süden an der Grenze zur Schweiz. Bewältigt werden portionierte 16.000 Höhenmeter. Wer sich auf den Trail macht, sollte fünf bis sieben Tagesetappen einplanen.
Insgesamt ist das Wegenetz mit tausenden Kilometern riesig, was den Schwarzwald zum größten Top-Ziel für Mountainbiker in Deutschland macht. So wartet bei Freudenstadt eine MTB-Bundesliga-Strecke, nur 3,4 Kilometer kurz, aber anspruchsvoll, was auch für den »Canadian Trail« bei Freiburg gilt. Während allein der Hochschwarzwald im Süden jedes Mountainbiker-Herz höher schlagen lässt – etwa auf dem »Gipfeltrail« auf Höhenlagen zwischen 700 und 1.500 Metern –, bieten auch die eher sanfteren Berge und Hügel um Baiersbronn im Nordschwarzwald eine Vielzahl an Optionen, die zum Teil auch familienkompatibel sind.
Allein dort warten 400 Kilometer MTB-Touren, die zu einem Drittel aus Single-Trails bestehen. Die vorgeschlagenen Trips sind zwischen 13 und 81 Kilometer lang, bieten für jede Leistungsklasse etwas.
Tipp: Spaß und steile Pisten stehen seit 1996 im Bikepark Todtnau im Vordergrund.
Vielseitigkeit auf kleinem Raum – der Harz
Während der Bayerische Wald und der Frankenwald, die Vulkaneifel oder auch das Sauerland in der Szene der Mountainbiker mit schönen Strecken, geführten Touren, Bikeparks, knackigen Trails oder sanfteren Runden für Genussradler bekannt und beliebt sind, wartet im Harz, dem nördlichsten Mittelgebirge, eine weitere Perle.
Mit 74 Routen auf einer Gesamtlänge von 2.300 Kilometern ist die »Volksbank Arena Harz« zwar nicht das größte Revier in Deutschland, dafür hat man aber alles nah beisammen. Das Angebot für alle Disziplinen des Mountainbike-Sports – vom Cross Country und Marathon über Freeride bis zu Downhill und Dirt – spielt sich auf einem kompakten Areal von nur 40 x 40 Kilometern ab. Besonders abwechslungsreich sind die Trails auf den sieben »Bodetal-Routen«, die entlang schroffer Felsen, durch dichte Wälder und über wurzelreichen Grund führen – ein perfektes Areal für vollgefederte Trail-Bikes.
Harz-Touren im Sattel lassen sich prima online planen. Das Angebot an Bikeparks für Anfänger und Fortgeschrittene ist mit gleich fünf Einrichtungen groß: Zur Wahl stehen der Rosstrappen-Downhill-Park in Thale, der Bikepark Braunlage, der Racepark Schulenberg, der Bikepark Hahnenklee und der MSB-X-Trail in Sankt Andreasberg.
Websiten-Tipps für Mountainbiker
Touren der Online-Community: Von Biker selbst gefahrene und per GPS aufgezeichnete Touren findet man über Webseiten und Apps wie Strava, Runtastic (neben der Lauf-App gibt es zwei Bike-Varianten für Rennradler und Mountainbiker; ), Komoot oder Trailforks, das sich speziell an Mountainbiker mit ausführlichen Daten zur Topographie richtet. Auch GPSies, MapMyRide oder Bikemap dienen vor allem dem Teilen von Strecken in der Community.
Gute Adressen zum Übernachten
Wer länger als einen Tag unterwegs ist, findet in dem Verzeichnis »Bett+Bike« des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs ADFC Deutschland weit 5800 Unterkünfte vom Hotel über Jugendherbergen bis zu Campingplätzen, fürs Smartphone gibt es eine App. 3200 Adressen von Privatleuten in Deutschland und andern Ländern umfasst das Angebot von Dachgeber. Das Prinzip: Wer bei sich Zuhause übernachten lässt, kann auf seiner nächsten Tour bei anderen Mitgliedern ebenfalls übernachten.
Fun im Frühsommer: Bike Festival Willingen
Das »Bike Festival Willingen« im Hochsauerland wird einmal im Jahr zum Epizentrum der MTB-Szene, so viele Mountainbiker kommen zu keiner anderen Veranstaltung zusammen. Dieses Jahr findet es vom 20. bis 11. Mai statt. Das Programm wird noch im Januar online veröffentlicht.