Wer glaubt, eine Kreuzfahrt sei nur was für Senioren mit Seesack und Sudoku, hat die Norwegian Aqua noch nicht kennengelernt. Das neue Flaggschiff von Norwegian Cruise Line ist so bunt, verspielt und durchgestylt, dass sogar der Ozean kurz blinzeln muss. Zwischen Whiskey-Bar, Wasserrutsche mit Höhenangstpotenzial und veganer Bowl stellt sich also nur noch eine Frage: Für wen ist dieses maritime Freizeit-Resort eigentlich gemacht? Wer sollte seine Badehose einpacken und wer lieber in die Therme nach Bad Salzuflen?

1. Für die Adrenalinjunkies mit Hang zum Bademantel

Wer beim Wort »Wasserrutsche« an Kindergartenniveau denkt, hat den »Aqua Slidecoaster« noch nicht erlebt – die weltweit erste Hybrid-Rutsche, bei der zwei Passagiere per Greifarm (!) nach oben geschubst werden und dann mit Gekreisch durch transparente Röhren sausen. Und ja, das Ganze sieht in der Dämmerung so aus, als hätte ein Freizeitpark auf LSD seine Zelte auf See aufgeschlagen. Wer hier nicht rutscht, hat entweder Höhenangst oder keine Lust auf Freude.

die »Aqua Slidecoaster« an Bord der Norwegian Aqua (die weltweit erste Hybrid-Rutsche)

Der »Aqua Slidecoaster«, die weltweit erste Hybrid-Rutsche. I Foto: Norwegian Cruise Line

2. Für die Gourmets, die ihre Kreditkarte lieben

Kulinarisch ist die Aqua ein globales Schlaraffenland, allerdings mit Eintrittskarte. Die Standardrestaurants sind solide, aber wer die volle Weltreise auf dem Teller will, darf sich durch Spezialitätenrestaurants futtern: japanisches Teppanyaki, französisches Bœuf Bourguignon, mexikanische Tacos und vegane Bowls aus der Planterie. Die Portionsgröße ist dabei oft umgekehrt proportional zum Aufpreis – aber hey, schöner war ein Löffel Karottenschaum selten angerichtet.

3. Für Solo-Reisende mit Sozialwunsch

Allein auf Kreuzfahrt? Auf der Norwegian Aqua ist das weder traurig noch teuer. Die Studios für Alleinreisende sind zwar klein, aber clever, samt exklusiver Lounge, Whiteboard für Dinner-Gesuche und Bar zum Leute-Kennenlernen. Wer sich da noch einsam fühlt, ist entweder überzeugter Eigenbrötler oder mag keine Menschen, die in Flipflops Sekt trinken.

Glowcourt für Groß und Klein auf der Norwegian Aqua

Glowcourt für Groß und Klein auf der Norwegian Aqua I Foto: Norwegian Cruise Line

4. Für Familien, deren Kinder das Schiff nicht verlassen müssen

Kinder wollen Action, Eltern Ruhe. Voilà: Kids Club, Teens Club, Game Zone, Bowlingbahn, Virtual Reality, Retro-Arcade, Minigolf mit Windschutz (damit der Golfball nicht über Bord geht), Glow Court mit LED-Games, Wasserrutschen, Wasserpark und The Drop (ein freier Fall durch zehn Stockwerke). Für Erwachsene bleibt die Aussicht auf ein Nickerchen im Spa. Oder ein Lemon Drop an der Belvedere-Bar. Oder beides.

5. Für Design-Fans mit Faible für Instragram-Ästhetik

Alles auf der Norwegian Aqua wirkt wie von einem besonders gut gelaunten Interior-Design-Team entworfen. Vom Art-Déco-Restaurant bis zur Whiskeybar mit samtiger Beleuchtung, wer hier keinen hübschen Hintergrund für sein Urlaubs-Selfie findet, sollte seine Fotokünste überdenken. Selbst die Duschen in den Kabinen sind Instagram-würdig, größer als in vielen Hotels an Land und mit richtig gutem Wasserdruck.

Liegen am Pool auf der Norwegian Aqua

Foto: Jennifer Latuperisa-Andresen

6. Für Menschen, die »mehr« wollen – aber nicht unbedingt alles inklusive

Die Norwegian Aqua verspricht »more«. Mehr Bars, mehr Restaurants, mehr Shows, mehr Aktivitäten – und mehr Gelegenheiten, Zusatzpakete zu buchen.

Ob Spa-Zugang, Wlan oder Cocktails: Wer hier in die Vollen geht, sollte sein Bordkonto vorher ein bisschen liebkosen. Das Konzept ist simpel: Es fühlt sich luxuriös an, aber das echte Luxuserlebnis liegt oft hinter einer kleinen, gut versteckten Bezahlschranke.

7. Für Spa-Liebhaber mit Toleranz für Vibrationen von oben

Das Mandara-Spa ist ein Rückzugsort mit Wasserfall, Panoramasauna, Salzgrotte und wohligem Lehmdunst. Dumm nur, dass ein Besuch schwer ins Gewicht fällt. Also rein finanziell.

Dafür sind die Wellness-Pools auch nicht überbesucht und es ist Platz für jeden der es sich leisten mag. Eher unverschämt ist es, dass man selbst bei der Buchung einer Anwendung den Zugang zur Spa-Landschaft zusätzlich bezahlen muss.

Gäste am Pool an Deck der Norwegian Aqua

Pool an Deck der Norwegian Aqua I Foto: Jennifer Latuperisa-Andresen

8. Ganz schön was los

Die Norwegian Aqua ist voll digital: Essen per Tablet bestellen, Aktivitäten via App planen – zumindest theoretisch. In der Praxis bringt der gute alte Zettel namens »Freestyle Daily« oft mehr Klarheit als die verwirrende App.

Doch wer sich zu den Aktivitäten traut, wird nicht enttäuscht. Entertainment kann NCL. Egal, ob Quiz, Malkurs, Kochkurs, etc. – hier wird dem Gast sehr viel geboten (teilweise für einen Betrag, teilweise kostenlos).

9. Für Nachtaktive mit Karaoke-Mut

Abends verwandelt sich das Schiff in eine Mischung aus Broadway und Beachclub. Die Shows sind der Wahnsinn und stehen großen Produktionen in Las Vegas in nichts nach. Da fahren Flügel aus dem Boden und die Bühne ist voll mit Menschen, die sich im Takt kunstvoll hin- und herwerfen. Wer für diesen Bereich verantwortlich ist, hat es einfach drauf.

Im Aqua-Theater laufen Prince-Shows oder gefühlvolle Tribute an Fleetwood Mac.  In »Syd Norman’s Pourhouse« gibt es jeden Abend Themenpartys. Sei es Soul, sei es ein Michael-Bublé-Tribut und immer gefolgt von einer ausgelassenen Stimmung während der anschließenden Karaoke-Veranstaltungen. Nimm am besten deine Fanbase mit, dann wird es richtig spaßig.

Schlafzimmer im exklusiven Bereich »The Haven« auf der Norwegian Aqua

Schlafzimmer im exklusiven Bereich »The Haven« auf der Norwegian Aqua I Foto: Norwegian Cruise Line

10. Für alle, die First Class auch auf See erwarten: The Haven

»The Haven« ist kein Kreuzfahrtbereich im klassischen Sinn, sondern ein Konzept. Eine Art Luxusenklave inmitten des schwimmenden Freizeituniversums, abgeschirmt durch Lounge-Mobiliar, Keycards und einen Concierge, der vermutlich auch bei der Auswahl der Zitrusnote im Cocktail beratend zur Seite steht. Etwa neun Prozent der Kabinen entfallen auf diesen exklusiven Bereich, beanspruchen aber rund 20 Prozent der Gesamtfläche. Das Verhältnis spricht für sich.

Statt Buffet-Chaos und Handtuch-Reservierkampf regiert hier die Stille. Ein eigener Infinity-Pool, separate Sonnendecks, Fine Dining ohne Reservierungsfrust und der beruhigende Duft von dezentem Reichtum. Der Aufenthalt beginnt ab etwa 4.200 Euro pro Person (5 Nächte, New York – Aruba):  eine Summe, die allerdings nicht nur eine geräumige Suite mit Meerblick, sondern auch Ruhe, Platz und eine Extraportion Selbstbestätigung beinhaltet.

Architektonisch wirkt »The Haven« wie das Penthouse eines Schiffes: erhöhte Lage, ungestörter Ausblick, eine durchgestylte, eher dunkle Ästhetik irgendwo zwischen Boutiquehotel und Architekturmuseum. Wer sich hier einquartiert, bekommt nichts mit vom Rutschenspektakel oder der täglichen Handtuch-Olympiade am Hauptpool, außer, es wird aus sicherer Entfernung mit einem Glas Rosé beobachtet.

»The Haven« steht damit für eine neue Generation maritimen Reisens: weniger Masse, mehr Maß. Und ein klares Bekenntnis zur Idee, dass Entspannung am besten funktioniert, wenn sie exklusiv bleibt.

Das Atrium auf der Norwegian Aqua

Das Atrium auf der Norwegian Aqua I Foto: Jennifer Latuperisa-Andresen

11. Für Kreuzfahrt-Fans ohne Gewissensbisse

Natürlich steht auch die Norwegian Aqua vor der großen Frage: Wie nachhaltig kann ein schwimmendes Hotel mit Pool, Spa, Steakhouse und Achterbahn wirklich sein? Die Reederei sagt, sie bemühe sich. Plastikverzicht nennt sie dabei, aber wer in den Standard-Restaurants isst, bekommt sein Wein im Plastikbecher frisch aus dem Zapfhahn. Das muss man mögen.

Aber seien wir ehrlich: Wer hier bucht, reist nicht aus ökologischen Gründen. Sondern für das Gefühl, mit einem Lemon Drop in der Hand den Sonnenuntergang über dem Atlantik zu bewundern.

Die Norwegian Aqua auf See

Die Norwegian Aqua auf See I Foto: Norwegian Cruise Line

Fazit:

Die Norwegian Aqua ist ein Schiff für Hedonisten mit Anspruch, Familien mit Energieüberschuss und Alleinreisende mit Gesprächsbedarf. Wer dagegen Ruhe, Stille und Pauschalpreise sucht, sollte lieber ein Zen-Kloster buchen – oder auf einem Frachter mitfahren. Alle anderen: Anschnallen, losrutschen, lostrinken. Die Kreuzfahrt der nächsten Generation hat abgelegt.

Auf der Webseite von Norwegian Cruise Line erfährst du alles rund um die Norwegian Aqua und ihre Routen.