In Paris in der Seine schwimmen? Klingt wie »Champagner aus Dosen trinken«: theoretisch möglich, praktisch eher abenteuerlich. Doch Paris wäre nicht Paris, wenn es nicht genau das jetzt offiziell erlaubt. Seit dem Sommer 2025 darf in dem legendären Fluss nämlich geplanscht werden. Mitten im Herzen der Stadt, mit Blick auf Notre-Dame, den Eiffelturm und vorbeischippernde Ausflugsschiffe.
Badezonen mit Postkartenkulisse
Drei städtische Badezonen sollen es werden: eine unterhalb der Île Saint-Louis im Parc Rives de Seine – praktisch mit Postkartenmotiv –, eine in Bercy, gleich neben der Accor Arena, und eine im Parc de la Villette. Das klingt nicht nur nach urbanem Abenteuer, es ist auch eins. Denn statt chlorhaltigem Wasser gibt’s hier echte Seine-Fluten.

Foto: Mourad Saadi
Keine Sorge: Die Stadt Paris hat zwanzig Jahre lang daran gearbeitet, das Wasser sauber zu bekommen. Was früher ein mutiger Sprung ins braune Nass war, ist heute ein EU-zertifiziertes Badevergnügen. Die Enten sind irritiert, die Touristen begeistert.
Dreimal täglich Wasserqualität, bitte
Die Badestellen sollen jedes Jahr zwischen Juli und September öffnen, der Zugang ist kostenlos und öffentlich zugänglich. Mit Umkleiden, Duschen und Rettungsschwimmern, die vermutlich mehr Sonnenbrillen aus dem Wasser fischen werden als Schwimmhilfen.
Regelmäßige Wasserqualitätskontrollen sind inklusive – schließlich will Paris hier auch ein Zeichen setzen. Nicht nur für sportliche Ambitionen (Olympische Spiele, hallo!), sondern auch für eine neue, nachhaltigere Art Stadtleben.

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Seine in Paris: Urbaner Sommertraum statt Schwimmbecken
Die Idee hinter dem ganzen Plansch-Projekt: Die Stadt soll grüner, sozialer und lebenswerter werden. Eine Metropole, in der nicht nur Autos, sondern auch Badegäste ihren Platz haben.
Das Ganze ist übrigens kein kurzfristiger Gag, sondern Teil eines umfassenden Umwelt- und Infrastrukturplans. Und als Nebeneffekt entsteht plötzlich so etwas wie französische Freibadkultur – nur eben mit Croissant statt Freibadpommes.

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Achtung, Hai-Film-Trauma nicht mitbringen
Hoffentlich hast du vor dem Paris-Trip nicht den Netflix-Streifen »Im Wasser der Seine« geschaut – den mit dem Hai, der sich ausgerechnet zur Olympiazeit durch den Fluss schraubt. Gute Unterhaltung, keine Frage. Aber nicht ideal zur mentalen Vorbereitung auf einen entspannten Badetag an der Île Saint-Louis.
Erst recht nicht, wenn plötzlich etwas Großes unter einem durchgleitet. Denn: Haie gibt’s keine, aber Welse. Und die sind in Paris nicht nur real, sondern auch rekordverdächtig groß. 2,17 Meter lang war das letzte gesichtete Exemplar mit Schnurrbart und stadtbekanntem Ruhepuls. Also: tief durchatmen, nicht an die Netflix-Story denken und die Begegnung als echtes Paris-Abenteuer verbuchen.

Foto: Aniestia
Nicht allein im Plansch-Universum
Paris ist mit dem Seine-Planschprojekt keineswegs ein Einzelgänger. In der Schweiz ist das Flussschwimmen quasi Nationalsport: In Zürich treibt man durch die Limmat, in Bern hüpft man mit Aaresack unter dem Arm in die Aare, während Basel mit dem Wickelfisch dem Rheinschwimmen Glamour verpasst. Auch München lässt’s sprudeln – in der Isar geht’s zwischen Kiesbänken und Biergartenstimmung wild und wunderbar ins Wasser.
Paris reiht sich also ein in die Liga der Städte, in denen Sightseeing neuerdings auch in Badehose funktioniert. Vive la Summer City!