Was uns in der Redaktion alle vereint, ist die große Leidenschaft fürs Reisen. Unterwegs läuft aber bei Weitem nicht immer alles glatt. Wir stellen euch im Wechsel unsere größten Reise-Fails vor. Teil 7 über Australien und die Schlange kommt von Chefredakteurin Jenny.
Australien. Land der roten Erde, der Weite, der spektakulären Landschaften – und der tödlichen Tiere. Wer sich jemals gefragt hat, wo Spinnen über Handtellergröße wohnen oder Kängurus muskulöser sind als man selbst nach sechs Monaten Fitnessstudio: Down Under hat Antworten. Und zwar mit acht Beinen oder einem linken Haken.
Ich also: abenteuerlustig, naiv, leichtsinnig. Ein Natural Pool in Westaustralien lockt mit kühlem Nass. Es ist heiß, die Haut klebt, und ich treibe rücklings durchs Wasser. In Gedanken gehe ich noch einmal die Pläne der nächsten Tage durch. Entspannt durchs Ningaloo Reef schnorcheln oder Canyoning im Karijini-Nationalpark (das wiederum ist auch eine sehr lustige Geschichte). Soweit der Plan.

Illustration: Gemma Portella
Australien und die Schlange: Wenn sich der Ast plötzlich bewegt
Schwimmend kitzelt die Sonne mein Gesicht, ich gleite durch den Pool wie ein Delphin in Rente. Alles ist friedlich. Bis mein Augenwinkel meldet: Ast auf neun Uhr. Ich greife danach, völlig arglos. ( Ich weiß auch nicht warum!) Doch was ich da in der Hand habe, ist kein Ast. Es ist: Schlange. Lebendig. Lang. Und not amused.
Was folgt, ist ein akustisches Ereignis, das – da bin ich mir sicher – noch in zukünftigen Überlieferungen besungen wird. Ein Urschrei. Aus mir herausgeboren wie ein Baby aus purer Panik. Die Schlange? Verwirrt. Ich? Kurz vorm Herzstillstand. Es beginnt ein hektisches Paddeln, wie ich es seit meiner Seepferdchenprüfung nicht mehr gezeigt habe. Arme, Beine, Adrenalin. Hilfe rufen? Zwecklos. Niemand da. Nur ich, die Schlange und ein Naturpool, der plötzlich gar nicht mehr so Instagram-tauglich wirkt.
Ich will raus. Unbedingt. Aber Australien wäre nicht Australien, wenn da nicht noch glitschige Steine wären. Jeder Schritt ein potenzieller Comedy-Moment. Ich rutsche, ich krieche, ich glaube, die Schlange verfolgt mich (Spoiler: tut sie wahrscheinlich nicht – aber Paranoia kennt keine Faktenlage). Irgendwann schaffe ich es ans Ufer. Ungelenk, nass, erschüttert.

Illustration: Gemma Portella
Australien? Nur noch mit Ritterrüstung
Zeit zum Durchschnaufen? Fehlanzeige. Ich weiß ja nicht, was da in Australien außer der Schlange noch kreucht und fleucht. Ameisen mit Skorpiongenen? Koalas mit Persönlichkeitsstörung? Ich will einfach nur weg.
Seitdem halte ich zur Natur in der Wildnis einen respektvollen Sicherheitsabstand. Fünf Meter Minimum. Und wer mich fragt, ob ich nochmal ins Outback fahre, dem antworte ich: Natürlich. Aber mit Ritterrüstung wäre es mir lieber.
Australien, du bist wunderschön – aber dein Getier ist eindeutig übermotiviert.