Was uns in der Redaktion alle vereint, ist die große Leidenschaft fürs Reisen. Unterwegs läuft aber bei weitem nicht immer alles glatt. Wir stellen euch im Wechsel unsere größten Reise-Fails vor. Teil 1 kommt von unserer Chefredakteurin Jenny. 

Wer, wie ich, zahlreiche Nächte im Jahr in Hotels verbringt, wird es schon einmal erlebt haben: Feueralarm. Gerne mitten in der Nacht. Im Tiefschlaf also. Just in dem Bewusstseinsmoment, an dem der Verstand noch dabei ist, sich zu orientieren, wo genau man sich befindet. Doch zum Glück: Es sind oft Fehlalarme. Aber ich hatte das Vergnügen, gleich zweimal in Situationen zu geraten, die echte Reise-Fails und noch heute eine gute Geschichte für jede Party sind. Eisbrecher. Danach mag mich jeder am Tisch. Warum? Ich war beide Male nackt. Kein Scherz.

Hamburg: Der Dusch-Feueralarm 

Es begann in einem Luxushotel in Hamburg. Der Hafenblick war atemberaubend, die Dusche lief, Shampoo im Haar, Schaum in den Augen – kurz gesagt, ich war im Dusch-Stress. Ein wichtiger Termin stand an. Ich war spät dran. Und dann: »Möööööööp!« Der Feueralarm. Ich springe aus der Dusche, nackt, halb blind, und taste mich durch das Zimmer. Mein Ziel? Der Bademantel.

Illustration Feueralarm Bademantel

Illustration: Gemma Portella

Huch, der ist aber klein. Größe S höchstens. Eine Herausforderung, wenn man eher XL trägt. Nach einem Kampf mit den viel zu kurzen Ärmeln stellte ich fest, dass er an der Brust irgendwie … offenstand. Improvisation war gefragt. Ein Handtuch wurde zum modischen Schal, die Hotellatschen an die Füße, und ab ging’s – zig Treppen runter. Mein Zimmer lag auf Etage 12.

Unten angekommen – das hat schon ein Weilchen gedauert, denn mit Frotteeschlappen lässt es sich nicht so gut fliehen – stand ich beim Sammelpunkt. Natürlich war ich die Einzige, die halb entblößt erschien. Alle anderen sahen aus, als hätten sie den Feueralarm geprobt: Jacken, Schuhe, schick gekleidet. Ich hingegen? Ein handtuchbewehrtes Spektakel. Nach der Entwarnung wartete das nächste Drama: Ich hatte selbstverständlich die Zimmerkarte vergessen. Also stand ich in meiner peinlichen Montur in der Schlange an der Rezeption. Memo an mich: Ich wohne, wenn möglich, nicht mehr so weit oben. Okay, hier beginnt das Hotel erst auf der achten Etage. Und ich gehe nie wieder ohne Karte und Schuhe aus dem Zimmer. Dazu später mehr.

New York: Der Umkleide-Feueralarm

Winter in New York. Ich war beim Shoppen im Bloomingdale’s. Viel zu dick eingemummelt in meinen Daunenmantel für so ein aufregendes Ereignis. Immerhin aber schon von Beginn an erfolgreich. Mit der Maximalanzahl an Kleidungsstücken betrat ich die Umkleidekabine. Meine Kleidung hatte ich einfach über den Hocker geworfen. Schon verknittert, auf links. Während ich versuchte, den Rock eines Kleids über den Po zu ziehen, ging es los: Feueralarm.

Schuhe hatte ich nicht an den Füßen und versuchte mich mit quälendem Gesicht irgendwie aus dem viel zu engen Kleid zu schälen. Jetzt eine Verkäuferin wäre super. Ich steckte den Kopf aus der Umkleidekabine. Niemand mehr da. Doch ich hörte Geschrei von weiter weg, und die Sirene dröhnte ganz schön laut. Ich war unschlüssig: Lasse ich das Kleid an, nehme meine eigenen Klamotten unter den Arm und renne raus – auf die Gefahr hin, dass es ja irgendwie Diebstahl ist? Oder ziehe ich mich, soweit ich das hinbekomme, noch aus, werfe mir den Daunenmantel über und verlasse das Kaufhaus?

Illustration Feueralarm Kaufhaus

Illustration: Gemma Portella

Ich entschied mich für Option zwei und trug unter dem Daunenmantel, der mir nur bis kurz über das Knie ging, nur Unterwäsche. Barfuß und ohne Socken, bepackt mit meinen Kleidern, stolperte ich durch die Gänge. Fahrstühle waren selbstverständlich ein No-Go. Die Rolltreppe stand, und ich war die einzige Person weit und breit. In der Lobby des Kaufhauses lag ein Schaumteppich. Vor der Tür standen Feuerwehrmänner, die mich mit großen Augen anschauten. Ich konnte ihren Blick schlecht deuten: Entweder waren sie schockiert darüber, dass mich bisher keiner gefunden hatte und ich anscheinend sorglos aus der Gefahrenzone spazierte. Oder es lag an meinem Outfit. Ein Hauch von Daunen.

Mir wurde signalisiert, dass ich mit nackten Beinen und Füßen besser nicht in den Schaum treten sollte. Aber Bücken, um die Schuhe anzuziehen, war jetzt auch sehr ungünstig, teilte ich dem Feuerwehrmann mit. Einer der Feuerwehrmänner trug mich schließlich über den Schaumteppich nach draußen – eine filmreife Rettung.

Lektionen fürs Leben

Ich habe mal ein Interview mit einem Sicherheitsbeauftragten geführt, der sich speziell mit Brandschutz in Hotels auseinandersetzt. Dort habe ich folgende Tipps bekommen, die ich jetzt mit euch teile, denn sie können essenziell sein:

  1. Schuhe immer griffbereit beim Bett haben.
  2. Zimmerkarte immer mitnehmen. Auch bei Feueralarm. Sollte es auf dem Gang brennen, führt der sicherste Weg aus den Flammen vielleicht zurück ins Zimmer, und dorthin kämt ihr nicht mehr ohne eure Zimmerkarte.
  3. Wer im Zimmer bleiben muss, sollte Handtücher nass machen und unter den Türspalt klemmen.

Für das Kaufhaus habe ich keinen genauen Tipp – außer vielleicht, schneller zu entscheiden und die Schuhe nicht zu vergessen. Aber wer weiß, vielleicht wartet auch dann ein Feuerwehrmann mit starken Armen.