Rund um den Roskildefjord, Isefjord, Holbäk und Lammefjord präsentiert sich die Natur im dänischen Fjordland auf Seeland prächtig, üppig und vielseitig. Außerdem lädt die Region zu manch kulinarischer Überraschung und wikingschen Wurzeln ein. Wohin sich die Reise genau lohnt, verrät reisen EXCLUSIV.
Anreise. Ob mit dem eigenen Auto über die Große Beltbrücke oder 45 Minuten mit der Fähre ab Puttgarden: Viele Wege führen nach Roskilde. Wer etwa mit dem Flieger in der dänischen Hauptstadt landet, der steigt direkt beim Flughafen in den Zug, wechselt einmal am Kopenhagener Hauptbahnhof Zug und Gleis und hat schon das Ziel Roskilde erreicht. Auch von Norddeutschland ist eine Zugreise ins Nachbarland eine relaxte Angelegenheit. Willkommen im dänischen Fjordland!
Reisezeit. Wer auf sonnige Stunden in der Natur hofft, der kommt am besten in den Sommermonaten Juni bis September und erfreut sich an den warmen Temperaturen. Aber natürlich hat auch jede andere Jahreszeit in Dänemark ihren Reiz. Spaziergänge entlang des nebelverhangenen Fjords im Spätherbst können mindestens so schön sein wie erste Frühlingsknospen im April.
Gut gebettet im dänischen Fjordland
Übernachten. Zentral in Nordseeland liegt das Skjalm Hvide Hotel. Es bietet euch neben 54 modernen Zimmern – darunter zwei Suiten und zwei Ferienwohnungen – die Möglichkeit, im hauseigenen Restaurant vorzüglich zu speisen. Die Küche lässt sich von saisonalen und lokalen Produkten inspirieren. Freitags und samstags kann man sich mit einem 3-Gänge-Menü verwöhnen lassen.
Direkt am Roskilde Fjord mit Blick auf die Förde und die Natur der Umgebung ist das Comwell Hotel Roskilde zu finden. In einigen der stylishen Zimmer mit Blick in den Garten oder auch auf den Fjord kommen Design-Fans auf ihre Kosten.
Beispiel gefällig? Ein Stingray mit dekorativ gemütlichem Fellbelag hat am Fenster den perfekten Platz bezogen. Der weiße Hartplastikschaukelstuhl von Thomas Pedersen für Fredericia mag auf den ersten Blick durch die harte Schale nicht besonders sitzkomfortabel erscheinen. Aber der Schein trügt. Hineingelegt in das breite Sitzgerät – und dann einfach nur leicht schaukeln. Da mag man gar nicht mehr aufstehen. Bester Platz!
Von historischen Backsteinen und Wikingerschiffen
Sehenswürdigkeiten. Der 1280 fertiggestellte Dom zu Roskilde, 1995 von der Unesco zum Weltkulturerbe erklärt, gilt auch heute noch als eines der bedeutendsten Bauwerke des Landes. Die evangelisch-lutherische Volkskirche ist der erste gotische Dom Skandinaviens aus Backstein.
Mehrere Millionen Backsteine, so heißt es, fanden Verwendung beim Bau. Das Gotteshaus ist außerdem der letzte Ruheort von 20 dänischen Königen und 17 Königinnen. »Unter dem Motto 1.000 Jahre in einer Stunde« werden geführte Touren angeboten. Während der Touren erfahrt ihr, warum die Jahrhunderte alten roten Backsteine so fantastisch sind, wie die Kathedrale in katholischer Zeit war und was gotische Architektur eigentlich bedeutet. Natürlich wird euch darüber hinaus noch allerlei Wissenswertes über die dänische Monarchie vermittelt. Die Touren kosten ca. 800 DKK und müssen unbedingt einen Monat im Voraus unter post@roskildedomkirke.dk gebucht werden.
Wer keine geführte Tour bucht, sollte unbedingt Zeit mitbringen und die zahlreichen Seitenkapellen anschauen. In einer der Seitenkapellen findet sich die sogenannte Königssäule. Auf dieser Säule sind die Körpergrößen diverser gekrönter Häupter markiert. Glaubt man dem Messverfahren, so wäre der dänische König Christian I. mit der überragenden Größe von 2,19 Meter durchs Leben geschritten. Der Russe Peter der Große mit immerhin zwei Metern. Königin Margarete II. ist mit 1,82 Metern auf der Säule verewigt.
Riesig ist auch die 600 Quadratmeter große Königshalle im Land der Legenden in Gammel Lejre. Sie sieht ein bisschen so aus, als würde ein Wikingerschiff kopfüber an Land liegen. Wer das Fjordlandet in Dänemark besucht, sollte hier unbedingt vorbeischauen.
In der Königshalle, die aus massiven dänischen Eichenstämmen gebaut wurde und die mit üppigen Holzbildhauereien geschmückt ist, wird die Vorstellung der Wikinger geradezu lebendig.
Das ist Kunst und kann auf keinen Fall weg!
Museen. »Hej, hej Wicki«, mag man singen, betritt man das Wikingerschiffsmuseum in Roskilde. Hier dreht sich alles um Schiffe, Seefahrt, Bootsbaukultur und maritime Handwerke in Altertum und Mittelalter. In der reizvollen Atmosphäre des Hafenmilieus finden sich auch Rekonstruktionen von Wikingerschiffen mit denen auch Fahrten unternommen werden können. Also ran an die Riemen und im Gleichschlag rudern!
Im brutalistischen Betonbau – für Architektur-Fans übrigens eine wahre Augenweide – werden Filme über die Wikingerzeit vorgeführt und kostenlose Führungen in Dänisch und Englisch angeboten.
Im Museums-Shop kann man herrliche kleine Mitbringsel für Daheimgebliebene entdecken. Wie wäre es mit einem Wikingerhelm für die Jüngsten oder ein Stück schwarz-weiße Birkenseife? Das Tang-Salz riecht etwas fischig.
»Das erste Mal, dass Jens Ferdinand Willumsen (1863-1958) in Dänemark für Aufsehen sorgte, war 1891, das Jahr, in dem er die Radierung Fertility aus Paris zu einer Ausstellung nach Kopenhagen schickte. Willumsens einfache, symbolische Darstellung seiner schwangeren Frau und seine Proklamation der »neuen Kunst« empörten das dänische Kunstpublikum, das sich dennoch anstellte, um das skandalöse Werk zu sehen«, so steht es auf der Website des J. F. Willumsen Museums, das man dem Nachlass des dänischen Künstler J.F. Willumsen im Jahr 1957 erbaute.
Seine Werke polarisieren noch heute. Für die einen ist er der wohl bedeutendste Künstler, den Dänemark in dieser Zeit hervorbrachte. Andere stehen vor seinen Werken und fragen sich: Ist das Kunst oder kann das weg? Die Kunst liegt wie so häufig auch bei Willemsens Werken ganz klar im Auge des Betrachters. Also nichts wie hin, um sich ein eigenes Urteil zu bilden!
Wo glückliche Kühe und beglückte Zuschauer treffen
Erlebenswertes. Elvis Costello war schon da. Bruno Mars und Eminem auch. Bob Dylan sollte letzten Sommer kommen. Aber vorher kam Corona. Die Rede ist von einem der größten Events Europas, das eigentlich alle Jahre wieder seit 1971 stattfindet: das Roskilde Festival. Wie es mit dem Festival weitergehen wird, kann auf den Q&A-Seiten der Veranstalter nachgelesen werden.
Sport, Bewegung, Natur und das auf dem Wasser und auch an Land: Fjordlandet Outdoor macht es möglich.
Wander- und Radausflüge, Kajak und Paddle-Bord-Touren … wer auf sportliche Aktionen steht, schaut bei Roskilde-Camping vorbei. Und wer immer schon mal in den Alltag eines Großkollektivs hineinspähen wollte, der stattet dem Großkollektiv Swanholm einen Besuch ab. Seit dem Jahr 1978 haben sich hier Menschen zusammengetan, die den Traum eines nachhaltigen Lebens verwirklichen möchten.
Auf einer Fläche von 420 Hektar wohnen heute 90 Erwachsene und 60 Kinder. Die Inhaber betreiben neben der Biolandwirtschaft auch noch weitere Unternehmen. Unbedingt im ökologischen Café Boutique Shop vorbeischauen und das selbstgemachte Eis mit Milch von glücklichen Kühen probieren.
Die beste Schokolade der Welt kommt aus dem dänischen Fjordland
Shopping. Flødeboller – das sind real gewordene Versuchungen, denen echte Naschkater und -katzen kaum widerstehen können. Bei Friis Holm Schokolade schmecken die wolkenweichen Verführungen gleich nochmal so gut. Aber auch die weltmeisterlich prämierte Schokolade, die in der Schokoladenfabrik von Mikkel Friis-Holm hergestellt wird, ist ein Seelenverführer.
Kein Wunder, dass er seit 2014 jedes Jahr bei den international Chokolate Awards, der Weltmeisterschaft der Schokoladenhersteller, als Sieger hervorgeht. Also, wer gern ein Stück der besten Schokolade der Welt probieren möchte, der besucht Friis-Holm Chocolate.
Gleich nebenan lockt die Verführung in flüssigem Zustand. Bei Herslevs wird Bier aus frischen Zutaten von den lokalen Feldern und Gärten gebraut. Am besten meldet man sich zu einer Verkostung im Herslevs Brauhaus an.
Hier kann man sich durch das extravagante Angebot von Pilsner bis IPA probieren – von alkoholfrei bis Vinter Morke mit neun Prozent Alkoholanteil. Das ist ein traditionsreiches Landöl, wobei Öl auf dänisch Bier bedeutet. Und manchmal hecken die Macher der Schokoladenfabrik mit den Brauern von Herslevs auch ein Schokoladenbier aus. Skol! Auf das dänische Fjordland!
Wer durch Geschäfte bummeln möchte, der sollte die Einkaufsstraßen Algade und Skomagergade in Roskilde aufsuchen. Diese eignen sich ganz hervorragend für ausdauernde Shopping-Stunden.
Auch der Markt auf dem Platz »Stændertorvet« unweit des Doms von Roskilde ist einen Besuch wert. Mittwochs und samstags kann man hier frisches Obst und Gemüse, Blumen, Käse, frischen Fisch und Spezialitäten erstehen. Auch Stände mit Kunst, Antiquitäten, Kinderkleidung, Schmuck und anderem Nippes sind dabei.
Auf Dänisch heißt es Skol!
Restaurants. Küchenchef Rasmus Rasmussen wurde bei einem Kochwettbewerb in Chicago 2010 zum besten Konferenzkoch ernannt. Heute kocht der Däne im Restaurant des Comwell Roskilde. Sein Motto lautet: der Geschmack des Nordens. Unbedingt probieren!
Krabben, Hering, Roastbeef, selbstgebackenes Brot … der Tisch im Restaurant Toldboden in Frederikssund direkt am beschaulichen Hafen quillt beinahe über mit appetitlichen dänischen Tapas.
Wo soll man da nur anfangen? Am besten mit einer Linie Aquavit (das sind die Flaschen, die einmal den Äquator überquert haben) oder mit einem Porse Snaps. Wichtig dabei: Die Gläser müssen fast überschwappen. Und beim Trinkspruch heißt es: »Haps haps haps. Nu skal vi ha‘ Snaps …«, übersetzt:
»Haps, haps, haps. Nun haben wir Schnaps!«
Na, das geht ja gut los. Aber wir wissen ja: Dänen lügen nicht – Skol!
Bloß nicht. Auch wenn das Roskilde Festival gerade wegen Corona ausfällt: Es ist und bleibt für die Dänen das beste Musikfestival der Welt. Bitte niemals in Frage stellen. Und ebenfalls niemals alle Dänen als Wikinger bezeichnen. Auch wenn der Däne an sich stolz auf die Vergangenheit seines Landes ist. Immer nur Wikinger sein, das ist nach dem Geschmack der Dänen einfach zu platt.
Infos. Auf der Website von Visit Fjordlandet gibt es weitere Informationen und Tipps für einen Aufenthalt.