Die kleine Region im Westen Englands zeigt sich von ihrer facettenreichsten Seite. Zerklüftete Küste, bergige Nationalparks auf der einen Seite. Die walisische Sprache und ihre traditionsreiche Geschichte auf der anderen. Beide ziehen die Besucher in den Bann. Und natürlich beherrscht die größte Burgendichte der Welt das Bild quer durch das ganze Land. Eine Stippvisite ohne auch nur eine einzige Burg oder das, was davon übrig ist, gesehen zu haben, wäre nicht nur nicht vollständig. Es ist schlichtweg unmöglich. Text: Andreas Dauerer

Anreise. Unsere Tipps für eine Reise nach Wales starten mit der Anreise. Die meisten dürften wohl mit dem Flieger anreisen. Von Deutschland aus unterhält Easyjet einige Direktverbindungen nach Manchester. Alternativ fliegt KLM über Amsterdam nach Cardiff, der Hauptstadt von Wales.

Fortbewegung. Sofern man den Linksverkehr nicht scheut, ist das eigene oder ein gemietetes Auto die erste Wahl. Hier ist man deutlich flexibler und, meistens, auch schneller unterwegs. Daneben gibt es öffentliche Überlandbusse einige Zuglinien, welche viele Orte in Wales miteinander verbinden. Ein guter Ausgangspunkt für die Planung ist Traveline Cymru.

Unterwegs in Wales

Andreas Dauerer

Sprache. Es gibt zwei offizielle Landessprachen, nämlich Englisch und Wales. Auf letzteres sind die Waliser sehr stolz. Es schadet nicht, wenn man zwei, drei Wörter sich ins Notizbuch schreibt, selbst wenn die Zungenbrecher nur schwer über die Lippen gehen.

Geld. In Wales zahlt man mit britischem Pfund (£), das man bequem mit EC- oder Kreditkarte am Automaten bekommt.

Im Winter kann es in Wales ganz schön ungemütlich werden

Klima und Reisezeit. Viele Besucher kommen in den vergleichsweisen milden Sommermonaten Juli und August. Während der Wintermonate November bis März kann es kalt, feucht und ungemütlich werden. In den Bergen fällt dann auch Schnee.

Veranstaltungen. Zu den wichtigsten Festen gehört St. David’s Day am 1. März (Nationalfeiertag), der vielerorts mit Paraden begangen wird. Beim Hay Festival Ende Mai, Anfang Juni geben sich international international bekannte Schriftsteller die Klinke in die Hand, und beim National Eisteddfod im August streiten sich walisische Autoren in Poesie und Prosawettbewerben um den berühmtesten Preis des Landes.

Unterkunft. Für jeden Geschmack und Geldbeutel bietet Wales Unterkünfte für seine Besucher an. Hervorheben ist das Chateau Rhianfa auf der Anglesey (ab ca. 190 Euro) mit wunderbarem Blick über den Park und das Wasser. Jedes der 14 Gästezimmer ist unterschiedlich im alten englischen Stil eingerichtet. Beim Bad in der freistehenden Wanne mit Panoramablick fühlt man sich selbst ein wenig als kleiner Lord.

Auch die Nanteos Mansion bei Aberystwyth ist ein altes Herrenhaus, ruhig gelegen mit viel Land drumherum, das zum Wandern einlädt. Im Haus soll es spuken und gerne erklärt auch genau, welcher Geist hier noch sein Unwesen treibt. Wen das nicht stört, der bekommt bei Zimmerpreisen ab ca. 150 Euro vor allem Ruhe und Abgeschiedenheit. Das Restaurant ist hervorragend.

Eine gute Anlaufstelle für Übernachten in alten Burgen liefert celticcastles.com.

Natur pur im Snowdonia Nationalpark und im Brecon Beacons Nationalpark

Sehenswürdigkeiten. Unsere Tipps für eine Reise nach Wales führen zuerst in den Snowdonia Nationalpark. Der Grund, warum Snowdonia mit dem höchsten Gipfel des Landes, dem Mount Snowdon, auch regelmäßig als Filmkulisse dient, ist denkbar einfach: Er besticht durch eine ungemeine Naturschönheit und das wusste auch schon Sean Connery als James Bond oder Angelina Jolie als Tomb Raider zu schätzen. Eine zerklüftete Bergwelt wartet hier sowohl auf Outdoor-Enthusiasten als auch Wanderer und Naturliebhaber. Mit der Snowdon Mountain Railway kommen auch gemütlichere Zeitgenossen an Wales höchsten Punkt.

Naturparadies Wales

Andreas Dauerer

Das zweite Paradies für Wanderer erstreckt sich zwischen zwei Bergmassiven von denen das westliche die Quelle des Usk-Flusses ist: der Brecon Beacons Nationalpark. Der östliche Teil ist vor allem bekannt für seine wilden Ponys. Im Nationalpark kann man auf 300 bis 600 Meter hohe Berge klettern, die allesamt aus rotem Sandstein sind. Daneben gibt es zahlreiche Höhlen und Wasserfälle, vor allem die Henrhyd Falls in Coelbren.

Devils’s Bridge und Hafod Estate. Knapp 20 Kilometer landeinwärts von Aberystwith befindet sich die Teufelsbrücke. Über die Jahrhunderte hat man hier gleich drei Brücken übereinander gestapelt. Die erste stammt aus dem 11., die Jüngste Anfang des 20. Jahrhunderts und machen so den Flus Rheidol mit seinem Wasserfall nicht mehr ganz so gefährlich. Natürlich sollte man den Stufenweg hinuntersteigen, die Blicke entschädigen auch den anschließenden Aufstieg auf mitunter glitschigem Geläuf. Zurück nach Aberystwyth fährt man dann am besten mit der kleinen Dampflok.

Spektakuläre Orte: Carnarfon Castle und die Pembrokeshire-Küste

Caernarfon Castle. Im 13. Jahrhundert von König Edward I erbaut, sollte es die erste Burg des Waliser Prinzen werden. 1969 wurde hier Prince Charles in einer großen Zeremonie zum Prinz von Wales gekrönt und es ist nicht nur eines der größten Schlösser in Wales, sondern gilt auch als besterhaltenstes Mittelalterschloss in Europa.

Burgen und Schlösser in Wales

Andreas Dauerer

Man muss unterscheiden zwischen Stadt, Schloss und Fluss, die allesamt den gleichen Namen tragen: Cowny.  Dennoch kommen alle Besucher auf ihre Kosten. In der Stadt kann man wunderbare Mittelalterarchitektur sehen, das Schloss – abermals von König Edward I erbaut – beeindruckt schon allein als Kulisse mit dem Fluss drumherum und in der Stadt gibt es ausgezeichnete Shoppingmöglichkeiten und mit dem Abercowny House das kleinste Haus in Großbritannien. Tipp: Fish’n’Chips kaufen und am Hafen verzehren. Einen besseren Blick auf das Schloss gibt es nicht.

Fish & Chips

Andreas Dauerer

Pembrokeshire-Küste. 1200 Kilometer Küste kann Wales für sich beanspruchen. Selbst im Herzen des Landes ist das Wasser nicht weit. Die Halbinsel Pembrokeshire gehört sicherlich zu den spektakulärsten Orten an der Irischen See. Rauhe Küstenabschnitte und kleine Fischerförfer erwandert man sich am besten auf dem Pembrokeshire Coast National Trail. Highlights sind das Pembroke Castle, die St. David’s Kathedrale oder das Dorf Laugharne, in dem Dylan Thomas, Wales’ berühmtester Poet, die meiste Zeit seines Lebens verbracht hat. Sein Bootshaus – heute Museum – kann man natürlich auch besuchen. Tipp: Wer das kalte Wasser nicht scheut, findet in Pembrokeshire auch sehr viele geeignete Surfspots.

Ein Muss in Wales: der Besuch der Hauptstadt Cardiff

Anglesey. Nur die Menai Strait liegt zwischen dem Festland Wales und der größten Insel von Wales, der Anglesey. Entlang der Küste reihen sich unzählige kleine Fischerdörfer und ebenso viele Sandstrände. Einen Abstecher zum South Stack Lighthouse gehört im Nordwesten der Insel unbedingt dazu, die zerklüftete Insel mit dem Leuchtturm gibt ein hervorragendes Fotomotiv ab. Auch Wanderwillige kommen hier auf Ihre kosten.

Natürlich darf bei einer solchen Aufzählung auch die Hauptstadt Cardiff nicht fehlen. Ehemals zählte der Hafen zu dein meistfrequentierten der Welt, um die Kohle aus den walisischen Minen zu verschiffen. Doch das ist lange her. Hauptattraktion ist das Cardiff Castle aus dem 12. Jahrhundert, das auch einen guten Einblick in die bewegte walisische Geschichte gibt. Das 2009 vollständig eröffnete Millennium Center an der Cardiff Bay gehört neben dem Millennium Stadion zu den Wahrzeichen der Stadt.

Wales Millennium Centre in Cardiff

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Ersteres beherbergt das sowohl das Donald Gordon und das Weston Studio Theatre sowie die BBC Hoddinott Hall für Theater-, Literatur-, und Konzertveranstaltungen. Letzteres ist die Heimat der Nationalteams im Rugby (vorzugsweise) und auch Fußball. Daneben ist Cardiff natürlich auch für sein Nachtleben rund um das Castle Quarter bekannt.

Essen. Die walisische Küche ist sehr englisch geprägt, aber zunehmend wird auch hier auf lokale Erzeugnisse gesetzt. Restaurants gibt es unzählige, weshalb es hier fast unmöglich ist, besondere herauszuheben. Anders sieht es jedoch mit ein paar Besonderheiten des Landes aus, die probiert werden möchten. Da ist zum einen Lamm, das landauf und landab angeboten wird, unbedingt mit der berühmten Minzsoße probieren. Aber auch der »Welsh Rarebit«, ein sehr deftiges warmes Käsebrot mit Zwiebeln und Kräutern oder das »Laverbread«, ein Seegras-Purée, das oft in Form gerollter Biskuits aufgetischt wird.

Laver Bread in Wales

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Tipps für gutes Essen und eine Weinprobe

Trinkgeld. Ähnlich wie in Deutschland wird in Restaurants mit Tischservice ein Trinkgeld gern gesehen. Hier liegt man mit 10 Prozent nie falsch. Bestellt man selbst am Tresen und das Essen wird gebracht, werden in der Regel ein bis zwei Pfund dagelassen und auch sonst ist man etwas reservierter mit der Vergabe von Tips. Im Taxi etwa wird zum vollen Pfund aufgerundet.

Persönlicher Tipp. Wer via Manchester mit dem Auto nach Wales fährt (oder zurück), der sollte beim Hawarden Estate Farm Shop unbedingt einen Halt einplanen. Hier bekommt an direkt einen Überblick, was in der Region angebaut wird und auf den Tisch kommt. Völlig ökologisch, versteht sich. Hier kann man Lamm aus eigener Schlachtung oder den Welsh Rarebit probieren. Anschließend kommt man schwerlich umhin, nicht doch Käse, Fleisch, Gemüse oder Obst als Wegzehrung mitzunehmen.

Wer schon immer etwas über walisischen Wein wissen wollte, für den lohnt sich ein Abstecher zum Pant Du Vinyard südlich von Caernarfon. Richard Huws hat aus einer Schnapsidee mit viel Herzblut und Geduld ein profitables Weinbusiness aufgezogen. Die Qualität seiner Weine kann sich sehen lassen. Anmeldungen zur Weinprobe werden empfohlen.

Weingut Pant Du Vinyard in Wales

Andreas Dauerer

Eigenarten der Waliser beachten

Besser nicht. Natürlich gehört Wales zum Vereinigten Königreich und ist mit diesem auch eng verbunden. Ein Blick auf die Fußballnationalmannschaft, die lebendige Literatur und Sprache zeigt aber schnell, dass man um eine Abgrenzung zum Rest von England sehr bemüht ist. Das sollte man dann auch beherzigen.

Reiseführer. Der Reiseführer Wales vom Reise Know-How Verlag bietet auf 468 Seiten einen sehr guten Einblick in die Kultur und Geschichte des Landes. Preis: 22,50 Euro. Den Outdoor-Fans sei noch der Rother Wanderführer für Wales empfohlen. 50 Touren quer durch das Land werden hier besprochen, inklusive GPS Daten. So kann unterwegs fast nichts mehr schiefgehen. Preis: 14,90 Euro.

Infos. Eine gute Anlaufstelle für Informationen Rund um den Wales Urlaub bietet das offizielle Fremdenverkehrsamt. Dort findet man viele Tipps für eine Reise nach Wales.

Was unser Autor im Land der Tausend Burgen erlebt hat, und ob er der walisischen Sprache nach der Reise mächtign war, lesen Sie in der Reportage »Im Rausch der Schlösser«.