Die Billigairline Ryanair hat nun offiziell bekannt gegeben, dass sie das Angebot im Winter 2025 in Deutschland verkleinern wird. Die Airline will über 800.000 Sitzplätze und 24 Flugverbindungen an insgesamt neun deutschen Flughäfen streichen. Mit dabei: Standorte wie Berlin, Hamburg, Köln/Bonn und Memmingen.
Was ist los bei Ryanair?
Laut Airline ist der Grund klar: Fliegen in Deutschland ist zu teuer geworden. Ryanair wirft der Bundesregierung vor, nichts gegen die gestiegenen »Zugangskosten« unternommen zu haben – also gegen die deutlich erhöhte Luftverkehrssteuer, Sicherheits- und Flugsicherungskosten sowie hohe Flughafengebühren.

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Die im Mai 2024 eingeführte Erhöhung der Luftverkehrssteuer um rund 24 Prozent sei für das Unternehmen ein Problem, teilte Ryanair mit. Während andere Länder wie Spanien, Polen oder Irland auf solche Steuern ganz verzichten oder diese senken, gehe Deutschland den entgegengesetzten Weg, so Ryanair.
»Es ist äußerst enttäuschend, dass die neu gewählte deutsche Bundesregierung ihr Versprechen, die schädliche Luftverkehrssteuer und die enorm hohen Zugangskosten zu senken, die Deutschlands Luftfahrtsektor massiv belasten, bereits gebrochen hat«, sagte Ryanairs Marketingchef Dara Brady. Er bezieht sich damit vermutlich auf die zwischen Union und SPD im Koalitionsvertrag festgehaltene Aussage: »Die luftverkehrsspezifischen Steuern, Gebühren und Abgaben wollen wir reduzieren und die Erhöhung der Luftverkehrsteuer zurücknehmen.«
Ryanair streicht Flüge: Diese Flughäfen sind betroffen
Die Kürzungen betreffen gleich neun Flughäfen quer durch die Republik:
- Berlin-Brandenburg (BER)
- Hamburg
- Memmingen
- Bremen
- Köln/Bonn
- Frankfurt-Hahn
- Nürnberg
- Karlsruhe/Baden-Baden
- Weeze (Niederrhein)
Um welche Flugziele es genau geht, ist noch nicht vollständig bekannt. Einige Strecken allerdings bleiben bestehen, sie werden nur seltener angeflogen. Beispiel Airport Memmingen: Der Airport teilte vergangene Woche bereits mit, dass auf bestehenden Strecken die Flüge insbesondere in den nachfrageschwachen Zeiträumen von Mitte November bis Mitte Dezember und Mitte Januar bis Mitte Februar gestrichen würden. »An Weihnachten hingegen“, so Airport-Chef Ralf Schmid, »rechnen wir fest mit einer großen Zahl von zusätzlichen Flügen, die den Rückgang im November fast vollständig kompensieren werden.« Lediglich ein einziges Reiseziel – Riga – werde komplett gestrichen.

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Die genauen Strecken, die anderenorts gestrichen werden, variieren von Flughafen zu Flughafen. Derzeit bekannt ist, dass in Hamburg Verbindungen nach Malaga, Mailand–Bergamo, Porto und Edinburgh wegfallen, berichtet »Zeit online« auf seiner Webseite.
Dortmund, Leipzig und Dresden bleiben weiterhin komplett außen vor. Ryanair hatte dort bereits in den letzten Jahren den Betrieb eingestellt oder drastisch zurückgefahren. An diesen Standorten plant der Billigflieger weiterhin kein Comeback. Heißt im Klartext: Dort bleibt es auch 2025 still, was Ryanair-Flüge betrifft.
Warum erhöht Ryanair nicht einfach die Ticketpreise?
Auf den ersten Blick könnte man ja sagen: Wenn alles teurer wird – warum erhöht Ryanair nicht einfach die Preise wie andere Airlines auch?
- Ryanair ist ein Ultra-Low-Cost-Carrier (ULCC). Das heißt: Das ganze Geschäftsmodell basiert auf möglichst günstigen Tickets – was sehr viele Passagiere anzieht. Wenn die Preise zu stark steigen, bricht die Nachfrage bei der preissensiblen Ryanair-Zielgruppe schnell weg.
- Ryanair verdient das Geld oft nicht am Ticket, sondern an den Extras. Gewinn macht die Airline durch Zusatzleistungen wie Sitzplatzwahl, Gepäckgebühren, Priority Boarding und Snacks an Bord. Bleiben die Flieger leer, weil die Ticketpreise zu hoch sind, entfallen all diese Extra-Einnahmen.
- Statt die Preise in Deutschland zu erhöhen, verlagert Ryanair einfach Kapazitäten dorthin, wo die Rahmenbedingungen günstiger sind. Viele Airports in anderen Ländern warten nur darauf, dass Ryanair dort abfliegt oder noch öfters abfliegt als bisher.

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Ryanair streicht Flüge: Was heißt das für Reisende?
Für viele Passagiere bedeutet das: weniger Auswahl an Flügen, mögliche Umwege und vermutlich teurere Tickets. Denn wenn günstige Ryanair-Verbindungen wegfallen, springen nicht automatisch andere Airlines ein und übernehmen die gestrichen Ryanair-Flüge. Tun sie es doch, dann meist zu höheren Preisen. Denn: weniger Konkurrenz, höhere Preise!
Ryanair setzt damit ein klares Signal: Wenn die Rahmenbedingungen nicht stimmen, geht man eben woanders hin, und zwar bevorzugt in Länder mit niedrigeren Abgaben und Gebühren.
Für Reisende heißt das ab dem Winter: Genau hinschauen, ob die Wunschverbindung im Winterflugplan des Heimatflughafens noch existiert oder ob man auf Alternativen ausweichen muss. Wer günstig fliegen will, wird in Deutschland künftig länger suchen müssen. Oder in die Röhre schauen.