So tickt Deutschland

1. Der Klassiker Lange 1 von A. Lange und Söhne2. Senator-Excellence von Glashütte Original3. DK105 von Damasko4. Form A von Junghans5. Lunova Chronograph von Mühle Glashütte6. Metro von Nomos7. 104 St Sa von Sinn8. Flieger DIN von Stowa9. Tutima Grand Flieger Airport10. Wempe Zeitmeister Chronograph

Nein, das wird kein psychologischer Exkurs! Obwohl? Viele meinen ja, Uhrenfreunde ticken nicht ganz richtig, weil sie stolze Beträge für ihre Liebhaberei ausgeben. Doch Zeit ist wertvoll, warum soll es der Zeitmesser nicht sein? Wir haben uns bei deutschen Herstellern umgeschaut und zehn gute Gründe dafür gefunden, sich mal was richtig Schönes zu leisten. Text: Martin Häußermann

1. Der Mond ist aufgegangen

Der Mond macht manche süchtig, diese Uhr auch. Schließlich zeigt sie, wie der Mond gerade steht – auch am Tag oder wenn es bedeckt ist. Die traditionsreiche Marke A. Lange und Söhne hat deshalb in ihren Klassiker Lange 1 eine Mondphasenanzeige integriert, die dezent unter dem Sekundenkreis hervorlugt. Mit einem kleinen Gehäuse (ø 38,5 mm) eignet sich das Manufakturprodukt mit feinst veredeltem Uhrwerk auch für Menschen mit kleinen Handgelenken. Der freie Blick auf den Mond hat seinen Preis. In Weiß- oder Rotgold kostet die Lange 1 39.500 Euro.

2. Für die Ewigkeit gemacht …

… sind eigentlich alle mechanischen Uhren, weil Fachleute sie auch noch nach Jahrhunderten reparieren können – im Gegensatz zu elektronischen Wegwerfprodukten. Aber ganz besonders gilt der Ewigkeitsanspruch für edle Uhren, die mechanisch immer das richtige Datum, den richtigen Wochentag und den richtigen Monat anzeigen, Schaltjahr hin oder her.  Der Fachmann spricht von einem Ewigen Kalender. Ein solcher arbeitet nun auch in der Modellreihe Senator Excellence von Glashütte Original. Für diese Modellreihe wurde eigens das Automatikwerk Kaliber 36 entwickelt, das nicht nur die Uhrzeit anzeigt, sondern auch den Ewigen Kalender antreibt. Lieferbar ist die Uhr in Edelstahl für 19.800 Euro oder in Rotgold für 32.200 Euro.

3. Aus der Oberpfalz

Eine deutsche Uhr muss nicht zwangsläufig aus dem Schwarzwald oder dem Erzgebirge kommen und sie muss auch nicht zwangsläufig einen großen Namen haben. In Barbing in der Oberpfalz ist ein Automobilzulieferer zuhause, dessen Chef Konrad Damasko seine Liebhaberei zum Beruf gemacht hat. Die junge Marke Damasko gehört zu den wenigen deutschen Uhrenherstellern, die ihre Antriebe selbst konstruieren und fertigen. Unter anderem das Kaliber H 35-1 mit Handaufzug, das im brandneuen Modell DK 105 tickt. Ausgestattet ist die schlichte Uhr mit einem eisgehärteten, kratzresistenten Edelstahlgehäuse (ø 42 mm). Preis: 3.005 Euro.

4. Gut in Form

Im Jahr 1900 war Junghans der wohl größte Uhrenhersteller weltweit und baute täglich 9.000 Wecker und Armbanduhren täglich. Im Laufe seiner Geschichte erlebte das Unternehmen aus Schramberg im Schwarzwald viele Aufs und Abs. Jetzt zeigt sich Junghans wieder bestens in Form. Was aber vermutlich nicht der Grund war, ihrem neuen, puristisch gezeichneten Zeitmesser den Modellnamen Form A zu geben. A steht übrigens für das Automatikwerk, das die neue Uhr antreibt. Schwarz ist die Standard-Bandfarbe, aber Kundinnen und Kunden dürfen es gerne auch bunter treiben. In Edelstahl für 840 Euro zu haben.

5. Veredelter Sportler

Auch wenn ein Unternehmen als Nautische Instrumente Mühle Glashütte firmiert, muss es nicht zwangsläufig nur Instrumentenuhren bauen. Mühle kann auch sportlich-elegant und beweist dies eindrücklich mit der neuen Linie Lunova, die auch eine designbewusste Kundschaft ansprechen soll. Topmodell ist der Stahlchronograph mit braunem Krokolederband. Das Schweizer Uhrwerk ETA 7750 mit Stoppfunktion, Datums- und Wochentagsanzeige haben die Sachsen umfangreich veredelt und modifiziert, unter anderem mit der hauseigenen Spechthals-Feinregulierung. Preis: 2.290 Euro.

6. Für Fleißige

Bei Nomos Glashütte wird viel gearbeitet. Die fleißigen Sachsen entwickelten ihr mittelständisches Unternehmen im vergangenen Vierteljahrhundert zur veritablen Manufaktur. Ihre Design-Dependance in Berlin sorgt dafür, dass die feine Technik auch tadellos verpackt ist – und heimst ein um den anderen Designpreis ein. Nicht umsonst avancierte Nomos zu einer Lieblingsmarke von Architekten und anderen Designverliebten. Für die besonders Fleißigen unter ihnen hat Nomos nun die Serie At Work geschaffen, eine Serie von 14 flachen Uhren der Modellreihen Tangente, Orion, Tetra und Metro mit silbernem Zifferblatt und dem hauseigenen Kaliber DUW 3001. Hier die von Mark Braun gestaltete Metro. Preis: ca. 3.000 Euro.

7. Ganz in Weiß abheben

Sinn Spezialuhren zu Frankfurt am Main wird von einem Ingenieur geführt, entsprechend sachlich ist auch die Nomenklatur des Hauses. Diese klassische Fliegeruhr heißt bei Sinn 104 St Sa. Die Ziffer 1 am Anfang der Modellbezeichnung lässt darauf schließen, dass es schon früh Eingang in die Kollektion des 1961 gegründeten Unternehmens gefunden hat, St bezeichnet das Gehäusematerial Edelstahl, Sa steht für das Saphirglas über dem Zifferblatt und auf der Gehäuserückseite. Neu ist die Zifferblattfarbe Weiß, die der kantigen Uhr Wucht nimmt – und damit auch von Damen in Betracht gezogen wird. Erhältlich bei Sinn-Depots oder direkt für 1.090 Euro.

8. Normgerecht und klar gestaltet

Stowa hat Geburtstag: 90 Jahre alt ist das in Pforzheim gegründete Unternehmen geworden, das heute seinen Sitz im kleinen Engelsbrand im Schwarzwald hat und vom Uhrenbauer Jörg Schauer geleitet wird. Schauer pflegt aber nicht nur die Tradition der Marke, sondern entwickelt sie weiter. Zum Beispiel, indem er an der Entwicklung einer DIN-Norm für Fliegeruhren mitwirkte und die Anforderungen dieser Norm in einer Uhr umsetzte. Maßgeblichen Anteil an der Gestaltung der Uhr hatte der renommierte Designer Hartmut Esslinger, Gründer von frogdesign, der auch das Design zahlreicher Apple-Geräte verantwortete. Preis: 2150 Euro.

9. Überhaupt nicht abgehoben

Im gleichen Jahr wie Stowa wurde auch die Marke Tutima in Glashütte gegründet, die im Zweiten Weltkrieg aber vollkommen zerstört wurde. 1951 entstand sie in Ganderkesee/Niedersachsen neu und kehrte 2011 an den Gründungsort zurück. Das Unternehmen ist der Luftfahrt stark verbunden, entsprechen reichhaltig ist die Auswahl an Pilotenuhren. Jüngstes Mitglied dieser Uhrenfamilie ist die Grand Flieger Airport, ein erfreulich sachlicher, dabei ganz und gar nicht langweiliger Zeitmesser in Stahl mit 43 Millimeter Durchmesser. Dafür verlangen die Sachsen 1.900 Euro.

10. Ein Schiff wird kommen

Wempe ist vielen lediglich als Juwelier mit Hauptsitz Hamburg bekannt. Dabei werden in den Chronometerwerken in der Hansestadt seit über 100 Jahren auch Schiffschronometer gebaut. Auch mit Armbanduhren haben die Hanseaten langjährige Erfahrung, die vor einigen Jahren in einer eigenen Uhrenmarke mündete. Gebaut werden Wempe-Armbanduhren in der ehemaligen Sternwarte von Glashütte in Sachsen. Dort entsteht auch der neue Chronograph, der die Nähe zur Seefahrt mit einem Bronzegehäuse dokumentiert, schließlich ist diese Metalllegierung aus dem Schiffsbau nicht wegzudenken. Besonderer Charme des Materials ist seine Veränderung im Laufe der Tragezeit, die Bronze erhält eine Patina, die jede Uhr zu einem persönlichen Einzelstück werden lässt. Preis: 5.975 Euro