Die USA – das Land, in dem alles ein bisschen größer, lauter und manchmal auch absurder ist als bei uns. Für viele Deutsche sind die USA ein Traumziel, entpuppen sich vor Ort aber dennoch manchmal als Kulturschock. Wer glaubt, mit einem Reisepass, einem ESTA und ein paar Brocken Schulenglisch bestens gewappnet zu sein, wird spätestens am Flughafen merken: Die wahren Herausforderungen lauern im Alltag. Diese Fettnäpfchen lauern in den USA. 

Die Einreise: Willkommen im Club der Nervösen

Unser erster Tipp in Sachen Fettnäpfchen in den USA beginnt bei der Einreise. Sie ist ein bisschen wie ein Bewerbungsgespräch, nur dass der Interviewer eine Uniform trägt und selten lächelt. Schon im Flugzeug wird bei manchem Reisenden das Herz schwerer: Habe ich das ESTA richtig ausgefüllt? Am Schalter angekommen, heißt es: Pokerface aufsetzen. Obwohl die Fragen meist harmlos sind (»Was ist der Zweck Ihrer Reise?« oder »Wie lange bleiben Sie im Land«?), kommt so manch einer ins Schwitzen. Nicht aus Angst, sondern weil man plötzlich alles vergessen hat. Aber, hey, keep cool!

Piktogramm des U.S. Customs and Border Protection am Flughafen Los Angeles

Foto: Karolis Kavolelis/Shutterstock.com

Wer aber anfängt, Witze zu machen oder zu viel erzählt (»Eigentlich wollte ich nach Kuba, aber …«), der kann sich auf einen längeren Aufenthalt im »Secondary Inspection Room« einstellen. Dort ist es nicht so schön. Das ist nämlich ein spezieller Bereich am US-Flughafen, in den Reisende geschickt werden, wenn die Grenzbeamten bei der Einreise zusätzliche Fragen haben oder etwas überprüfen müssen. Das passiert zum Beispiel, wenn Unterlagen fehlen, Angaben unklar sind, der Computer einen »Treffer« anzeigt (z.B. viele USA-Einreisen in kurzer Zeit, Namensähnlichkeiten mit gesuchten Personen, unklare Reisegründe) oder Zweifel an der Zulässigkeit der Einreise bestehen.

Achtung: Wer sich am oder nach dem 12. Januar 2021 in Kuba aufgehalten hat, kann nicht mehr mit ESTA (Visa Waiver Program) in die USA einreisen. Das gilt auch für Transitreisende, Doppelstaater und Personen mit Wohnsitz oder längerem Aufenthalt in Kuba, wie der ADAC auf seiner Webseite schreibt.

Merke: Die US-amerikanischen Grenzbeamten verstehen bei der Einreise wenig bis keinen Spaß.

Small Talk in den USA: Die Kunst des belanglosen Plauderns

Unser nächster Tipp zu den Fettnäpfchen, die in den USA lauern, betrifft den Small Talk. Er ist der soziale Klebstoff, der alles zusammenhält. »How are you?« ist keine Frage nach der Befindlichkeit des Gegenübers, sondern ein Ritual. Eigentlich heißt es übersetzt nur so viel wie »Hey«. Wer darauf mit »Schlecht, danke der Nachfrage« antwortet, wird mit großen Augen angeschaut, und kann sich gleich davonschleichen.

Amerikaner lieben es, über das Wetter, den Hund, die Schuhe oder das neue iPhone zu reden. Und das überall: im Aufzug, in der Schlange im Supermarkt, im Park. Wer das ignoriert und schweigend in der Ecke steht, wird schnell als unhöflich oder seltsamer Kauz abgestempelt.

Tipp: Einfach mitmachen! Ein Lächeln, ein lockerer Spruch (»Nice weather today!«) und schon ist man mittendrin statt nur dabei.

Zwei Amerikanerinnen unterhalten sich lachend auf der Straße

Foto: Laura Beach/Shutterstock.com

Trinkgeld in den USA: Mathe für Fortgeschrittene

Trinkgeld im Urlaub ist eine Wissenschaft für sich, besonders in den USA. Während man in Deutschland mit ein paar Münzen Eindruck schinden kann, ist in Amerika Kopfrechnen angesagt: 15 bis 20 Prozent sind Standard, weniger gilt als Beleidigung. Der Fettnäpfchen-Klassiker: Deutsche lassen einfach das Wechselgeld liegen oder runden um ein paar Cent auf.

Tip Box für Trinkgeld in den USA

Foto: nutcd32/Shutterstock.com

Vielerorts ist es mittlerweile Standard, dass beim Bezahlen mit Karte in Restaurants und Bars ein elektronisches Gerät (z.B. ein Kartenleser oder Tablet) vorgelegt wird, auf dem man das Trinkgeld (»Tip«) direkt auswählen kann. Dabei erscheinen meist mehrere Vorschläge, typischerweise 15, 18 und 20 Prozent der Rechnungssumme. Wer das vergisst, kann mit bösen Blicken oder sogar einer offenen Nachfrage rechnen (»Was war denn mit dem Service nicht in Ordnung?«). Noch komplizierter wird’s im Hotel: Zimmermädchen, Kofferträger, Concierge – sie alle freuen sich über ein paar Dollar extra.

Verkehrsregeln in den USA: Hier ist Rot wirklich Rot

Deutsche Fußgänger können wahre Rebellen sein: Bei Rot über die Straße? Kein Problem, wenn kein Auto kommt! In den USA ist das dagegen ein teures Vergnügen. »Jaywalking« nennt sich das und kann mit saftigen Bußgeldern enden. Keine Regel ohne Ausnahme: Seit Oktober 2024 ist es in bei Touristen populären New York offiziell erlaubt, die Straße auch bei Rot oder außerhalb von Zebrastreifen zu überqueren, solange andere Verkehrsteilnehmer nicht gefährdet werden.

Nahaufnahme einer roten Ampel in den USA

Foto: Angel L/Shutterstock.com

Schlimmer dagegen ist es, Alkohol in der Öffentlichkeit zu trinken. Während in Deutschland das Feierabendbier auf dem Weg nach Hause nicht ungewöhnlich ist, ist das in den meisten US-Städten streng verboten. Wer mit der Bierflasche durch Manhattan schlendert, darf sich auf ein Gespräch mit der Polizei freuen. Und das wird selten lustig. Wer Alkohol im Freien konsumieren möchte, sollte dies möglichst unauffällig tun, etwa indem er die Flasche in einer braunen Papiertüte (»brown bag«) versteckt. Das ist zwar rechtlich oft auch nicht erlaubt, wird aber weniger streng verfolgt.

Auch Autofahren ist anders: Rechtsabbiegen bei Rot ist oft erlaubt, aber nicht immer. Wer einfach drauflos fährt, riskiert ein Ticket. Und wer beim Fahren telefoniert oder den Gurt vergisst, zahlt schnell mehr als für den Mietwagen.

Polizei und Behörden: Diskussionen zwecklos

In Deutschland ist man es durchaus gewohnt, mit Polizisten zu diskutieren (»Aber ich war doch nur fünf Minuten im Halteverbot!«). In den USA sollte man das lieber lassen. Wer bei einer Verkehrskontrolle aussteigt, motzt oder wild gestikuliert, kann schnell Ärger bekommen.

Hände immer sichtbar lassen, freundlich bleiben und auf Anweisungen warten, das ist das Erfolgsrezept. Auch bei Behörden gilt: Höflichkeit siegt. Wer sich aufregt oder laut wird, bekommt selten, was er will. Tipp: Lieber einmal mehr »Thank you, officer« sagen und die deutsche Diskussionsfreude zu Hause lassen.

Shopping und Preise: Die Steuerfalle an der Kasse

Deutsche lieben es, Preise zu vergleichen. In den USA ist das allerdings eine Herausforderung, weil die »Sales Tax« – also die Mehrwertsteuer – erst an der Kasse aufgeschlagen wird. Wer also im Elektronikladen ein Smartphone für 499 Dollar entdeckt und schon innerlich jubelnd den Umrechnungskurs berechnet, erlebt spätestens beim Bezahlen die große Überraschung: Mit Steuern sind es plötzlich 540 Dollar.

Walmarkt-Supermarkt in den USA wirbt mit Spruch "Everyday low price"

Foto: Sundry Photography/Shutterstock.com

Ähnlich läuft es im Restaurant: Die Speisekarte verspricht einen Burger für 12 Dollar, aber mit Steuern und obligatorischem Trinkgeld landet man schnell bei 16 oder 17 Dollar. Da kann das vermeintliche Schnäppchenmenü schnell zum kleinen Luxus werden. Lediglich in den fünf Bundesstaaten Alaska, Delaware, Montana, New Hampshire und Oregon wird keine »Sales Tax« erhoben.

Umwelt, Sicherheit und Tabus: Vorsicht, Kamera!

Viele Deutsche sind stolz auf ihre Mülltrennung und diskutieren gern über Umweltschutz. In den USA ist das nicht überall ein Thema. Wer zu belehrend auftritt, wird schnell als Besserwisser abgestempelt – besonders, wenn man etwa im ländlichen Wyoming dem Nachbarn erklären möchte, wie man richtig recycelt. Das kann schnell zu einem freundlichen, aber bestimmten »That’s just not how we do it here« führen.

Fotos machen? Klar, aber nicht überall! Wer vor einer Militärbasis oder einem Regierungsgebäude die Kamera zückt, kann im Handumdrehen von einem Sicherheitsbeamten angesprochen werden. Auch das Fotografieren von Polizisten ist in manchen Bundesstaaten ein sensibles Thema. Ein deutscher Tourist, der begeistert ein Selfie mit einem Sheriff machen will, kann durchaus auf ein »Sir, please put your phone away« stoßen.

Und dann das Thema Waffen: Für viele Deutsche völlig unvorstellbar, für viele Amerikaner Alltag. In manchen Bundesstaaten sieht man Menschen offen mit einer Waffe am Gürtel im Supermarkt einkaufen. Wer als Deutscher dann neugierig fragt: »Darf ich mal Ihre Waffe halten?« oder einen lockeren Spruch bringt wie »Na, das ist ja wie im Wilden Westen!«, erntet oft betretenes Schweigen oder wird sehr schnell sehr ernst angeschaut. Auch Witze wie »Hoffentlich schießt hier heute keiner durch die Decke« sind tabu. Sie werden als unsensibel oder sogar bedrohlich empfunden.

Frau in den USA steht am Tresen eines Waffengeschäfts

Foto: WKanadpon/Shutterstock.com

Ein weiteres Beispiel: Manche Touristen wundern sich, warum auf Hotelschildern darauf hingewiesen wird, dass Waffen auf dem Gelände nicht erlaubt sind. Wer dann lautstark im Frühstücksraum diskutiert, wie verrückt das sei, kann schnell auf Unverständnis oder sogar Ablehnung stoßen. In den USA ist das Waffenrecht für viele ein sensibles, politisch aufgeladenes Thema. Hier ist Zurückhaltung und Respekt gefragt.

Fettnäpfchen in den USA: Sprache und Humor

Viele Deutsche reisen mit dem guten Gefühl in die USA, dass sie »eigentlich ganz gut Englisch sprechen«. Doch spätestens beim ersten amerikanischen Witz oder Small Talk im Diner merkt man: Hier ticken die Uhren anders. Das beginnt schon bei einfachen Bestellungen bei Starbucks, wo manche Angestellte schon dutzendfach zu hören bekommen haben: »I become a coffee« – was im Englischen bedeutet, dass man sich in einen Kaffee verwandelt. Also bitte »I’ll have a coffee« oder »I’ll get a coffee« bekunden.

Amerikanischer Humor ist oft subtil, manchmal ein bisschen schräg und lebt von Understatement und Selbstironie. In den USA fließen Ironie und Wortspiele oft locker ins Gespräch ein und werden nicht immer als solche erkannt.

Vier Afroamerikanerinnen sitzen im Restaurant am Tisch und unterhalten sich lachend

Foto: Olesia Bilkei/Shutterstock.com

Auch Themen, über die man in Deutschland lieber nicht lacht, sind in den USA salonfähig: Schwarzer Humor, makabre Pointen und Witze über Tod, Pech oder Missgeschicke sind dort weit verbreitet. Beispiel gefällig? »I took my grandma to a fish spa center where the little fish eat your dead skin for only £45. It was way cheaper than having her buried in the cemetery.« Bars und Restaurants, in denen vornehmlich ein gesetzteres Publikum verkehrt, werden gern mal als »God’s waiting room« bezeichnet. Solche Scherze sorgen bei Deutschen oft für betretenes Schweigen, während Amerikaner fröhlich vor sich hinglucksen.

Fettnäpfchen in den USA: Nackt in der Umkleide

Manch einer hat während seines USA-Besuchs ja durchaus Lust, sich sportlich im Gym & Co. zu bestätigen – und anschließend zu duschen. Nacktsein in den Umkleiden von Fitnessstudios, Schwimmbädern oder Sportvereinen ist in den USA grundsätzlich möglich, aber deutlich weniger üblich als in Deutschland oder Skandinavien. Viele Amerikaner empfinden Nacktheit in Gemeinschaftsumkleiden als unangenehm oder peinlich, was auf eine prüdere Einstellung zurückzuführen ist.

Mann zieht sich in der Umkleide eines Tennisklubs um

Foto: SeventyFour/Shutterstock.com

In den meisten amerikanischen Umkleiden versuchen die Menschen, sich möglichst diskret umzuziehen, etwa indem sie sich mit einem Handtuch bedecken oder spezielle Einzel-Umkleidekabinen nutzen. Längeres Nacktsein oder herumstehen wie in deutschen Umkleiden ist eher unüblich und kann als unangemessen empfunden werden. In manchen Fitnessstudios oder Sportvereinen ist es zwar normal, kurz nackt zu sein, um sich umzuziehen oder zu duschen. Viele Amerikaner vermeiden es aber, sich vor anderen vollständig zu entkleiden und duschen nach dem Sport deshalb eher zu Hause.

Das war unser Artikel über drohende Fettnäpfchen in den USA. Weitere Tipps zu den Gepflogenheit im Land gibt es in unserem USA-Knigge-Artikel.