All-inclusive-Urlaub steht bei den Deutschen hoch im Kurs. Egal ob Urlaub im Resort, auf dem Schiff oder als Wandertour: Im besten Fall wird einmal gezahlt und damit ist alles abgegolten. Muss dann noch Trinkgeld im Urlaub gegeben werden? Und wenn ja, wie viel? Die Antwort: kommt darauf an, in welchem Land man urlaubt …

»Deutsche Urlauber möchten am liebsten schon vor Reisebeginn genau wissen, welche Kosten sie insgesamt erwarten. Zusätzliche Gebühren für das leibliche Wohl oder Servicepauschalen sind ungern gesehen«, sagt Malte Köster, Geschäftsführer von kreuzfahrtberater.de. Trotzdem sollte sich jeder Reisende damit auseinandersetzen, wie viel Trinkgeld im Urlaub angemessen ist. Wer bekommt was und vor allem wie viel?

Trinkgeld im Urlaub: In Japan verpönt

Bereits vor Urlaubsantritt sollte man sich über die Gepflogenheiten der Destination informieren. In Japan beispielsweise habe Trinkgeld keine Tradition und sei abseits von Touristenzentren sogar verpönt, erläutert Malte Köster. »Hierbei handelt es sich jedoch eher um eine Ausnahme.« Im Land der aufgehenden Sonne gelten gute Serviceleistungen als selbstverständlich. Eine besondere Honorierung dessen werten die Japaner daher als Beleidigung. Ähnliches galt bis vor Kurzen auch in China. Das hat sich mittlerweile aber – nicht zuletzt aufgrund spendabler Touristen – geändert. Kleine Geschenke, etwa für den Reiseleiter, sind mittlerweile durchaus üblich.

Hotelpage in China

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In vielen Ländern der Welt ist das Personal, unabhängig davon, ob es ein All-inclusive-Urlaub ist oder nicht,  aufgrund des geringen Gehaltes auf eine Zuwendung angewiesen. Bei Taxifahrten hilft die Faustregel, den Betrag einfach aufzurunden. Auch Kofferträger freuen sich über eine kleine Anerkennung.

Ebenso Zimmermädchen, sie freuen sich oft über einen ersten kleinen Obolus auf dem Kissen kurz nach der Anreise. In den USA muss man mit besonders viel Trinkgeld für die Damen vom Room-Service planen. Hier wird ein Trinkgeld zwischen zwei und fünf Dollar pro Nacht erwartet. Gleichwohl gilt: Beim Trinkgeld handelt es sich um einen Bonus, der die Zufriedenheit des Gastes mit dem ihm gebotenen Service ausdrückt. Nur dann sollte er auch gezahlt werden.

Trinkgeld im Urlaub: große Unterschiede weltweit

Ein ziemliches Durcheinander bietet sich beim Trinkgeld in den Restaurants, wie eine Untersuchung von Sonnenklar.TV zeigt. In einigen Ländern Europas gibt man tendenziell kein oder nur wenig Trinkgeld. Und wenn, nur wenig. Dazu gehören Länder wie Island, Norwegen, Schweden, Finnland, Dänemark, Kasachstan, Slowenien, Kroatien, Estland, Luxemburg, die Schweiz und die Niederlande.

Am weitesten verbreitet sind in Europa fünf bis zehn Prozent extra auf die Rechnungssumme im Restaurant und Taxi sowie ein kleiner Obolus für den Gepäck- und Zimmerservice im Hotel. So liegt man in Albanien, Portugal, Spanien, Belgien, Lettland, Litauen, Rumänien, Italien, Deutschland, der Slowakei, Malta, Monaco, Frankreich, Bulgarien und im Vereinigten Königreich richtig.

Kellner im Restaurant im Tellern in der Hand

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In Irland, Polen, Griechenland, Serbien und im Kosovo liegt man mit 10 Prozent meist goldrichtig. Etwas drüber mit zehn bis 15 Prozent liegen Tschechien, Bulgarien und das Vereinigte Königreich. Besonders großzügig wird guter Service vom Gast übrigens in Ungarn (zehn bis 20 Prozent) und der Türkei (15 Prozent) honoriert.

In den USA wird man dagegen beim Trinkgeld ziemlich zur Kasse gebeten. 15 bis 20 Prozent auf die Rechnungssumme sind nicht nur »normal«. Sie werden schlicht und einfach erwartet – es sei denn, der Service war grottenschlecht.

In zahlreichen asiatischen Staaten gilt Trinkgeld als unüblich und wird schlimmstenfalls sogar als Beleidigung empfunden. Japaner oder Thailänder etwa betrachten perfekten Service als Selbstverständlichkeit, die nicht extra honoriert werden muss. Ausnahmen betreffen die großen und westlich orientierten Touristenzentren wie Bangkok – wenn nicht bereits eine so genannte »Service Charge« berechnet wurde. Wer dann zehn Prozent des Rechnungsbetrages gibt, ist auf der sicheren Seite.

Kreuzfahrten: einmal zahlen, alles genießen?

Einmal zahlen – alles genießen? Auch auf dem Schiff beugen sich viele Reedereien mittlerweile den Wünschen ihrer Gäste, sodass immer mehr Schiffe nicht nur auf All-inclusive-Angebote setzen, sondern auch Trinkgelder in den Gesamtpreis einrechnen. »An Bord ist klar der Trend zu beobachten, dass sich das Konzept ,Einmal zahlen – alles genießen’ immer stärker durchsetzt«, erzählt der Experte von kreuzfahrtberater.de.

Andere Anbieter hingegen geben Empfehlungen oder setzen auf eine entsprechende Regelung. Während beispielsweise bei AIDA Cruises und TUI Cruises alles inklusive ist, schreibt die Royal Caribbean Gruppe – zu der unter anderem das aktuell größte Kreuzfahrtschiff, die Harmony of the Seas gehört –, dass ein marktübliches Trinkgeld von 13,50 bis 16,50 US-Dollar pro Person und Reisetag für Kabinenservice und Bedienung zu entrichten ist. Norwegian Cruise Line stellt es den Gästen frei, ermutigt jedoch guten Service der Mitarbeiter angemessen zu honorieren und auch MSC Kreuzfahrten S. A. empfiehlt ein Trinkgeld und verweist darauf, dass dies international üblich sei.

Dass Trinkgeld auf Kreuzfahrtschiffen schnell zum Streit werden kann, beweist ein Urteil des Oberlandesgerichts Schleswig-Holstein 2019. Ein Unternehmen, das Cruise-Trips übers Meer vermittelte, hatte mit einem Gesamtpreis für eine Kreuzfahrt geworben. Den Reisenden wurden aber darüber hinaus pro Tag 10 Euro Trinkgeld abgebucht – und zwar ohne deren Einverständnis. Die Urlauber klagten dagegen. Und bekamen recht.