Die Malediven sind für viele Urlauber die Honeymoon-Destination schlechthin: Strände wie aus der Werbung, ein glasklares Meer samt bunter Unterwasserwelt und jede Menge Ruhe, um sich miteinander zu vergnügen. Für die wenigen, die es alleine auf die Malediven verschlägt, kann der Tag jedoch recht lang werden. Text: Andreas Dauerer
»Warst du schon mal hier?«, fragt der Pilot, während er barfüßig und unheimlich lässig an seiner blaugelben Propellermaschine mit den schweren Kufen lehnt. »Nein, ist mein erstes Mal«, entgegne ich. »Es wird dir gefallen«, erwidert er breit lächelnd, und kurze Zeit später sind wir schon in der Luft, um mich eben dahin zu bringen, wo es mir also gefallen soll. Ich, ganz allein auf den Malediven.
Genauer gesagt auf eine kleine Insel im südlichen Baa-Atoll. Dort hat Anantara Anfang 2011 die luxuriösen Kihavah Villen eröffnet. Die halbe Stunde Flugzeit von der Hauptinsel Male aus vertreibt man sich am besten mit Aus-dem-Fenster-gucken. Dort unten zieht das immer gleiche Farbenspiel vorbei: Blau, Türkis, Gelb, Grün. Und umgekehrt. Lediglich in der Form unterscheiden sich die über 1.000 Inseln, von denen etwa 200 von Einheimischen bewohnt werden und knapp 90 für den Tourismus geöffnet wurden. Letztere erkennt man gut an ihren Auswüchsen vorne oder hinten, weil die Hotels ihre Unterkünfte gerne auf Sandbänken rund um die Inseln bauen.
Von oben betrachtet, sehen die Inselchen aus wie kleine grüne Fremdkörper mitten im tiefblauen Indischen Ozean. Mittelgroße sind darunter, kleine, dann noch kleinere und winzige, auf denen die rotgrüne Flagge mit dem weißen Halbmond im Wind flattert. Der liebe Gott hat den Inselbewohnern hier verdammt viel Wasser und furchtbar wenig Land spendiert. Doch genau darin liegt jener Reiz, dem jährlich unzählige, vornehmlich verliebte Paartouristen, erliegen, wenn sie auf die Malediven reisen.
Anantara Kihavah Villas: Welcome to paradise
Die Landung ist viel weicher, als ich es mir hätte träumen lassen. Die Kufen streicheln die Wellen mit sanftem Druck, als wollten sie sagen, dass von der Propellermaschine keinerlei Gefahr ausgeht. Wenige Augenblicke später stehe ich schon barfuß auf dem gelbweißen Sand und krame nach meiner Sonnenbrille. »Welcome to Paradise«, höre ich den PR-Manager des Resorts im unverwechselbaren südafrikanischen Englisch sagen. Jetzt bin ich also tatsächlich im Paradies gelandet, und da, so sagt man, kann es einem ja nur gefallen. Überschaubar ist es jedenfalls, dieses Paradies, wobei das Wort bei einer Insel von etwa 500 auf 200 Metern eine ganz eigene Qualität bekommt.
Meiner Pool-Villa, erhöht auf Stelzen im seichten Wasser, kann man dieses Prädikat jedoch nicht anheften. Mit knapp 260 Quadratmetern ist sie doch recht großzügig dimensioniert und hat alles, was ein Fünf-Sterne-Hotel bieten muss, um es dem Gast so paradiesisch wie möglich zu machen. Allerdings ist es vor allem das Wasser, das mich in den Bann zieht. Es fließt, es plätschert, es rauscht. Vom Badezimmer aus hat man nicht nur einen schier unendlichen Blick über das türkisfarbene Meer gen Horizont, sondern auch noch den tiefblau gekachelten Pool und die hölzerne Terrasse als Vordergrund.
Wer duscht, badet oder einfach nur aufs Klo geht, dem eröffnet sich sogar noch eine zusätzliche Perspektive, nämlich die durch die im Boden eingelassene Glasscheibe nach unten. Bunte Fischschwärme ziehen da vorbei, mal eine Schildkröte, und ein treuer Manta grüßt morgens regelmäßig, ehe er unter mir hinfortschwebt. Ein kleiner Vorgeschmack auf das, was Taucher an der mannigfaltigen Unterwasserwelt schätzen.
Was tun, ganz allein auf den Malediven?
Wohin aber mit den Erlebnissen und der vielen Zeit, wenn niemand sonst in der Villa ist? Ein japanisches Pärchen etwa lässt sich vom redseligen Australier Christopher zum Malen animieren, ein paar Kinder hat es tatsächlich in den Kids-Club verschlagen, das Gym oder der Tennisplatz sind gähnend leer, schließlich haben wir am späten Vormittag schon 40 Grad. Ein paar Gäste dösen unterm Sonnenschirm am Hotelpool, die russische Kleinfamilie sitzt gerade bei Burger und Kaltgetränken, und der Rest der Touristen ist entweder beim Tauchen, lässt sich von den vielen Fischen im Unterwasserrestaurant beim Essen zusehen, bleibt in seinem Privatrefugium oder erholt sich im Spa.
Während man sich erschöpft vom vielen Nichtstun in zarte Thaihände begibt, erhält man als Zugabe erneut einen Blick auf die bunten Meeresbewohner unter der Massagebank. Gewissermaßen ein doppeltes Vergnügen, so man denn die Augen geöffnet lassen kann.
Ein klein wenig Lokalkolorit können Interessierte dann aber doch noch schnuppern. Mit einheimischen Fischern geht es in den traditionellen Dhonis hinaus aufs Meer. Abdullah und Mohammed lassen sich dabei von den Sternen leiten und wissen genau, wo welcher Fisch zu welcher Zeit zu fangen ist. Für sie ist es ein einträgliches Geschäft, zumal die Hotelköche auf die Fischspürnasen angewiesen sind und sich diese Gabe etwas kosten lassen. Etwas feudaler geht es hingegen auf der 24-Meter-Segelyacht zu, die man tage- oder wochenweise anmieten kann. Zwei voll luxuriös ausgestattete Doppelzimmer warten samt Crew auf segelwillige Gäste. Vorbei an den unzähligen grünen Flecken schippert man am Tag durch den Indischen Ozean, und bei Nacht genießt man die unendliche Ruhe bei einem erfrischenden Cocktail und anschließendem Candle-Light-Dinner an Deck. Damit das tatsächlich Spaß macht, sollte man bei Letzterem aber wirklich zu zweit unterwegs sein. Und nicht allein auf den Malediven sein.
Anantara Kihavah Villas: Infos und Buchung
Hotel. Anantara Kihavah Villas, Baa Atoll, Malediven. Preise für die Pool-Villen ab € 850, Beach Residences ab € 3.000 pro Nacht,
Reisezeit. Beste, weil trockenste Reisezeit ist von Dezember bis Mai. Die Temperaturen sind über das ganze Jahr in etwa gleich.
Flug. Condor etwa fliegt ab Frankfurt a. M. direkt nach Male. Von dort geht es mit Wassertaxen weiter zum Hotel. Arrangements für die Weiterreise vom Flughafen zum Hotel werden über das Hotel gebucht.
Reiseanbieter. Strohbeck Reisen aus Stuttgart bietet individuelle Arrangements für die Malediven an. Tel.: 0711 93 34 280.