Auf der Suche nach unberührter Natur und einer touristisch weniger erschlossenen Region? Dann lohnt sich eine Reise durch Aysén in Nordpatagonien. Besonders Abenteuer- und Naturliebhaber zieht es in den äußersten Süden des Landes.

Zwei Eigenschaften unterschieden die etwa 100.000 Quadratkilometer große Region vom Rest Patagoniens: Ihre undurchdringlichen, mit Moos und Flechten überzogenen Wälder und ihr Reichtum an Wasser. Die Natur der Nationalparks mit ihrer beeindruckenden Flora und Fauna bedeckt mehr als die Hälfte der Region.

Die 1.240 Kilometer lange Carretera Austral eignet sich hervorragend für Individualreisende, die Natur pur mit dem Auto, Wohnmobil oder Fahrrad erkunden möchten: Der schönste Streckenabschnitt der Traumstraße des Südens durchquert Aysén auf 800 Kilometern von Nord nach Süd. Die patagonische Pampa, die hohen Berge, die Eisfelder, die Seen, Flüsse und Fjorde sowie die immergrünen Wälder eignen sich perfekt für nachhaltigen Tourismus und Sportarten wie Mountainbiking, Trekking, Kayak-Touren, Rafting, Segeln, Sportangeln, Reitausflüge und Gletscherwanderungen. Entlang der Carrera Austral finden sich zahlreiche Geheimtipps:

Nationalpark Isla Magdalena

Inmitten der Fjorde Südchiles liegt der Nationalpark Isla Magdalena, der nicht mit der gleichnamigen Insel in der Magellanstraße zu verwechseln ist. Das 1.576 Quadratkilometer große Naturschutzgebiet ist ausschließlich auf dem Seeweg zu erreichen, am einfachsten von den Häfen Puerto Cisne und Puerto Puyuhuapi.

Ein Beitrag geteilt von Jake Dow (@jbendow) am

Der Nationalpark ist vor allem für seine große Kolonie von Acta de Adjudicación Magellanpinguinen bekannt – geschätzte 60.000 Paare der niedlichen Tiere brüten hier und bilden so die größte Pinguin-Kolonie Südchiles. Außerdem zeichnet sich der Park durch seine große Vielfalt an Seevögeln – darunter vor allem Kormorane aus. Rund um und im Nationalpark leben außerdem der selten gewordene südliche Flussotter sowie Seelöwen und Seebären. Zum Nationalpark gehören noch weitere kleinere Inseln die ebenfalls besucht werden können.

Die Marmorkathedralen im General Carrera See

Fährt man von Coyhaique, der Hauptstadt der Region Aysén, die Carretera Austral in Richtung Süden entlang, passiert man nach etwa vier Stunden den kleinen Hafen Puerto Murta, den ersten Ort am General Carrera See. Die weitere Strecke bis nach Puerto Bertrand, bereits südlich des größten Sees des Landes gelegen, gehört zu den schönsten Streckenabschnitten der Carretera Austral.

Alberto Loyo/ Shutterstock.com

Einer der absoluten Höhepunkte des Sees liegt jedoch bei Puerto Tranquilo – die einzigartigen Mamorkathedralen. Die Fahrt zu diesem kleinen Naturwunder startet am Puerto Cherlenko, etwa 1,5 Kilometer südlich von Puerto Tranquilo. Mit einem Boot oder Kajak geht es dann zu den spektakulären Kalksteinformationen – über 3 Millionen Jahre hat das Wasser den Stein ausgehöhlt, geformt und poliert und dabei rosa, grauweiße und blaue Marmoradern freigelegt. Die Marmorwände spiegeln sich im Grün des Wassers in türkisblauen, eisgrünen und weißen Strukturen.

Isla de los Muertos

Wenn man den General Carrera See in Richtung Süden verlässt und der Carretera Austral folgt, passiert man das circa 500 Einwohner zählende, einzigartige Örtchen Caleta Tortel. Die Häuser – bunt bemalt – lagern sich an den Hängen übereinander, für normale Straßen ist es hier viel zu steil. Verbunden sind die Häuser durch Treppen und schwingende Holzstege, die auch bis herunter ans Wasser führen. Das kleine Dorf ist Ausgangspunkt zu Fahrten zu den Gletschern Steffen und Pedro Montt und als absoluter Geheimtipp auch Startpunkt zu einem etwas gruseligen, aber sehr lohnenswerten Ausflug zur sogenannten Isla de los Muertos.

Den kleinen Friedhof von Caleta Tortel umgibt eine mystische Atmosphäre mit seinen 33 verbliebenen Kreuzen aus Zypressenholz. Woher sie kommen, weiß niemand so genau – die Legende besagt, dass der mit Holzeinschlag reich gewordene »Zypressenkönig« Ciriaco Álvarez seine Holzfäller dort ermorden ließ, um ihnen keine Gehälter auszahlen zu müssen. Hunderte Arbeiter waren damals in kürzester Zeit gestorben – laut einer offiziellen Version, an Vitaminmangel. Der Friedhof ist heute ein nationales historisches Denkmal und für Abenteurer auf jeden Fall eine Reise wert.