Chile schmeckt nach reicher Kultur: Die Gastronomie des südamerikanischen Landes spiegelt seine bewegte Geschichte voller Kontraste und Einflüsse aus verschiedenen europäischen Ländern wider. Wir begeben uns auf eine kulinarische Reise durch die chilenische Küche – und dabei gibt es einiges zu probieren.
Text: Lisa-Kristin Erdt
Wer an die 6.000 Kilometer lange Küste Chiles denkt, durchquert ellenlange Sandstrände, Steilküsten und Strandpromenaden. Weiter landeinwärts warten Naturgewalten wie die Anden mit massiven Felsformationen, Thermalquellen mit Vulkanblick und eine faszinierende Esskultur.
Das isst Chile: Kartoffeln, Mais und so viel mehr
Warum faszinierend? Die kulinarische Vielfalt wurzelt tief in der Tradition des größten indigenen Volkes Chiles, den Mapuche, und wurde durch die Einflüsse aus Spanien, Deutschland, Frankreich und Italien bereichert.
Mais und Kartoffeln sind Grundnahrungsmittel in Chile, aber auch die bei uns heiß geliebten Tomaten, Kürbisse, Hülsenfrüchte, Quinoa, Chilischoten, Reis und Brot bilden das Herzstück der chilenischen Küche. Weizen, Oliven und Wein wurden während der spanischen Besiedlung ins Land gebracht und sind seitdem aus der chilenischen Küche nicht mehr wegzudenken.
Fleisch gehört zu so gut wie jeder echten chilenischen Mahlzeit. Beim sogenannten Asado (»Grillfest«) werden in geselliger Runde Fleischstücke vom Lamm, Schwein, Huhn und vor allem vom Rind über offenem Feuer gegrillt. Die lange Küste sorgt zudem für ständigen Nachschub an frischem Fisch, Meeresfrüchten und Algen.
Noch mehr Europa in Chile
Beim Once, einer Zwischenmahlzeit vor dem Abendessen, das wir hierzulande wohl »Kaffee und Kuchen« nennen würden, reichen die Einheimischen zum Beispiel Alfajores, Empolvados, Kuchen de Manzana. Moment mal, Kuchen?
Richtig gelesen! Eine deutsche Spezialität, die fest zur Süßspeisenkultur in Chile gehört, ist Kuchen – gleich geschrieben, gleich ausgesprochen und beschreibt auch den uns bekannten Obstkuchen (vor allem Apfelkuchen mit Streuseln), der auf deutsche Einwanderer zurückgeht. Unsere heiß geliebten Pfannkuchen, hier als Berlinesas bekannt, haben in Chile eine ähnliche Geschichte hinter sich und sorgen seither für ein Lächeln bei deutschen Besucherinnen und Besuchern in Chile.
Beliebtes chilenisches Streetfood: Durch den Magen, für die Seele!
Der Hotdog ist noch so eine Speise, die die Chileninnen und Chilenen für sich entdeckt haben. Genauer gesagt – der Completo. Die chilenische Variante des Hotdogs schließt, wie die klassische Variante auch, ein Würstchen in einem Brötchen ein. Hinzu kommen frisches Avocadopüree, Sauerkraut und eine Chilipaste für den scharfen Kontrast.
Empanadas sind in ganz Lateinamerika beliebt, so auch in Chile. Die klassischste Form der Teigtasche, die Empanada de Pino, wird im Ofen gebacken. Sie wird gefüllt mit der namensgebenden Füllung »Pino« aus Rindfleisch, Zwiebeln, schwarzen Oliven, hartgekochtem Ei und manchmal Rosinen. Was sich unter dem Teigmantel verbirgt, variiert generell aber von Land zu Land. In Patagonien zum Beispiel wird meist Lammfleisch mit einer würzigen Soße in den Taschen eingeschlossen.
Von der großen Bedeutung an Fleisch in der chilenischen Küche haben wir schon gesprochen – ein weiterer Beweis dafür sind die vielen Variationen von Sandwiches mit Steaks und Filets. Zwei der beliebtesten Sandwiches sind das Churrasco Italiano mit Avocado, Mayonnaise und Tomate und das Barros Luco mit Rindfleisch und Schmelzkäse.
Bucketlist für die Chile-Reise
Spezialitäten aus dem Norden, Santiago und dem Süden
Auf der Reise durch das Land der Extreme durchquert man die Wüste, streift durch das urbane Santiago und kann im Süden Gletscher bestaunen. Diese regionalen Spezialitäten sorgen für die nötige Stärkung.
Paila Marina
Paila marina ist ein typisches Gericht aus dem indigenen Norden Chiles, wo es frische Meeresfrüchte im Überfluss gibt. Der Eintopf aus Miesmuscheln, Venusmuscheln und Garnelen ist ein Festmahl für Liebhaber von Frischem aus dem Meer. Er wird in einer mit Weißwein, Zwiebeln, Knoblauch und Gewürzen aromatisierten Brühe gekocht und meist mit Reis oder Bratkartoffeln serviert.
Ceviche
Ceviche serviert man überall in Lateinamerika. Das Besondere: Roher Fisch oder Meeresfrüchte werden in reichlich Limettensaft kalt gegart und mit frischen Kräutern serviert. Wichtig ist, dass die Meeresfrüchte frisch und von sehr guter Qualität sind – und gerade in Chile sind die Chancen dafür unvergleichlich gut. Auf dem Seafood Markt in Santiago sind Variationen mit Orangensaft, Zitronensaft und verschiedenen Meeresfrüchten beliebt.
Chilenischer Wein
Rund um Santiago herum sind hochwertige Weinregionen entstanden, in denen von März bis April die Zeit der Weinlese und der lokalen Feste beginnt. In den bekannten Weintälern wie Colchagua, Santa Cruz, Casablanca und dem Maipo-Tal können Weinliebhaber typische chilenische Weinsorten wie den Cabernet Sauvignon oder den Carménère verkosten.
Fischsuppe Caldillo de congrio
Caldillo de congrio, eine Fischsuppe aus festem, weißfleischigem Aal (congrio), frischem Gemüse und Gewürzen, ist ikonisch für Zentralchile. Ihr intensiver Geschmack hat sie zu einem Symbol der chilenischen Kultur gemacht.
Chilenische Eintöpfe
In Chile liebt man Eintöpfe! Typisch für das Zentrum Chiles ist die Zubereitung des Cazuela de Vacuno mit Rindfleisch, Kartoffeln und diversen Gemüsesorten.
Curanto
Wer die Möglichkeit hat, bei einem Curanto teilzunehmen: Jackpot! Dabei wird die Erde zum Ofen: Nach uralter Zubereitungsart, die vor allem auf der Insel Chiloé und im Süden Chiles verbreitet ist, werden Meeresfrüchte, Fleisch, Kartoffeln und Gemüse in einem Erdloch gegart, das mit Pflanzenblättern und glühenden Steinen als Wärmequelle ausgelegt ist. Curanto kocht man nicht für den kleinen Hunger, sondern zu festlichen Anlässen für größere Gruppen.
Pisco
Auch wenn die Herkunft des Pisco umstritten ist, darf er bei einem Chile-Besuch keinesfalls ungeschlürft bleiben. Der Traubenbrand dient als Basis für den weltweit beliebten Sour-Cocktail Pisco Sour.
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