Chile ist ein Land der Extreme: die Nordsüdausdehnung von 4300 Kilometern entspricht einer Strecke von Nordnorwegen bis zur Sahara. Dabei beläuft sich die Ostwestausdehnung auf maximal 350 Kilometer. Die enorm lange Küstenlinie geht landeinwärts rasch in die Anden über, die in Chile bis zu 6.893 Meter hoch sind. Dies verspricht unendliche Möglichkeiten für vielseitige Reisen. Text: Ralf Johnen
Hinkommen
Einreise. Für die Einreise ist ein sechs Monate gültiger Reisepass erforderlich. Impfungen sind nicht notwendig.
Anreise. Mit dem Flugzeug: LAN Chile (oder LATAM, wie sich die Airline nach der Fusion mit der brasilianischen Fluglinie TAM nennt) und die spanische Airline Iberia fliegen täglich via Madrid nach Santiago de Chile. Die Flugzeit ab Deutschland beträgt je nach Verbindung zwischen 16 und 22 Stunden. Tickets sind bei rechtzeitiger Vorausbuchung ab 800 Euro buchbar. Die spanische Konkurrenz Iberia bietet Online-Tickets an, alternativ ist das deutsche Service-Center unter Tel. 069-50 07 38 74 tgl. von 9–20 Uhr erreichbar.
Mit dem Schiff. Valparaíso ist auch ein beliebtes Ziel für Kreuzfahrten. Unter anderem Celebrity Cruises und die Holland America Line steuern den Hafen an.
Schlafen
Unterkunft Pucón. Hotel Antumalal: Das Hotel wurde in den 40er Jahren von Jorge Elton errichtet, einem Schüler des amerikanischen Architekten Frank Lloyd Wright. Während die Wände zum Teil mit heimischem Araukarienholz verkleidet sind, begeistern die Zimmer mit Originalmöbeln. Gleichzeitig bieten sie einen wunderbaren Ausblick über die großzügige Gartenanlage und den Villarrica-See. Das nachträglich eingebaute Spa setzt mit seiner Beton-Optik stimmig moderne Akzente. Das Hotel befindet sich zwei Kilometer außerhalb von Pucón, Zimmer sind ab 200 Euro buchbar. Pucón ist das regionale Zentrum für Outdoor-Aktivitäten mit vielen Restaurants und Bars. Die Attraktionen der Region sind mit dem Auto bequem erreichbar.
Unterkunft Valparaíso. Hoch über der Altstadt von Valparaíso befindet sich auf dem Cerro Alegre (einem der 45 Hügel) ein schickes Boutique-Hotel: Das Palacio Astoreca wurde 2012 in einer renovierten Kolonial-Villa eröffnet. Es ist Mitglied des Verbundes Relais & Chateaux und verfügt über 23 individuell eingerichtete Zimmer, Restaurant, Weinkeller und Spa. Die Lage ist vorzüglich, die Aussicht über Pazifik und urbane Hügellandschaft traumhaft. Die Zimmer sind ab 230 US-Dollar buchbar.
Sprache, Klima und beste Reisezeit für einen Urlaub in Chile
Sprache. Amtssprache für die 17,3 Millionen Chilenen ist Spanisch. In den Großstädten und touristischen Regionen wird auch Englisch gesprochen, allerdings sollte man sich als Reisender darauf einstellen, dass dies nicht garantiert ist. Zumindest rudimentäre Spanischkenntnisse können also hilfreich sein.
Klima und Reisezeit. Chile ist ein Land großer Extreme: Mit seiner Nordsüdausdehnung von 4300 Kilometern deckt der Staat alle Klimazonen ab. Ganz im Norden grenzt das Land an Peru und Bolivien. In einigen Tälern herrschen hier tropische Bedingungen. Weiter südlich breitet sich auf mehr als 3000 Metern Höhe die Atacama-Wüste aus. Die gemäßigten Klimazonen in den Küstenregionen Zentral-Chiles gehen rasch ins Hochgebirge der Anden über, deren höchster chilenischer Gipfel der Nevado Ojos del Salado mit einer Höhe von 6893 Metern ist.
Der Süden Chiles, der auch als Patagonien bekannt ist, verfügt über ein weitgehend gemäßigtes Klima, das ganz im Süden ziemlich rau und unwirtlich wird. Patagonien übrigens ist keine geografisch oder geopolitisch definierte Region, sondern eine lose Bezeichnung für die südlichen Landesteile Chiles und Argentiniens.
Valparaíso, Santiago, die Atacama-Wüste und Nordchile eignen sich aufgrund ihres mediterran-milden bis wüstentrockenem Klima ganzjährig als Reiseziele. Im Süden hingegen ist es in den Wintermonaten von April bis September empfindlich kalt. Für die Outdoor-Hochburg Pucón empfiehlt sich eine Reise zwischen dem chilenischen Frühjahr und dem Herbst (Oktober bis April). Je länger die warme Jahreszeit andauert, umso weniger Schnee behindert den Aufstieg zum Villaricca und zu anderen Gipfeln. Generell ist Sonnencreme mit hohem Lichtschutzfaktor empfehlenswert. Wer sich jedoch im Schnee oder auf dem Wasser aufhält, sollte sich unbedingt gut damit versorgen.
Transport. Wer in Chile unterwegs ist, kann aus mehreren Möglichkeiten auswählen: Neben dem Mietwagen eignet sich auch das gut ausgebaute Überlandbussystem zur Fortbewegung. Je nach Strecke und Zeitbudget sind Inlandsflüge sinnvoll. Wer vom Großraum Santiago nach Pucón möchte, kann bis Temuco fliegen (etwa 170 Euro hin und zurück). Mietwagen können zum Beispiel über Sunny Cars ab 370 Euro/Woche gebucht werden. In abgelegenen Regionen und auf Nebenstrecken müssen Autofahrer häufig mit nichtasphaltierten Pisten vorlieb nehmen.
Währung. 1 Euro entspricht zurzeit etwa 780 Pesos.
Zeitunterschied. Vier Stunden (bei MESZ fünf Stunden)
Kultur, Action und Kulinarik
Sehenswürdigkeiten. Santiago de Chile ist für fast alle Reisenden nur Durchlaufstation. Architektonisch und kulinarisch lohnenswert ist die Markthalle (Mercado Central), die sich nördlich des zentralen Platzes (Plaza de Armas) befindet. Bunte Häuser und zahlreiche Restaurants zeichnen das Bohemien-Viertel Barrio Bellavista aus, hier liegt auch das zum Museum umgebaute Wohnhaus des Nationaldichters Pablo Neruda.
Valparaíso ist eher als Gesamtkunstwerk zu sehen, denn als Anlaufstelle für einzelne Sehenswürdigkeiten. So wurde denn auch die gesamte Altstadt 2003 zum Unesco-Welterbe erklärt. Seitdem geht es stetig bergauf mit der Stadt. Besonders viele Boutiquen, Galerien und Cafés befinden sich auf dem Cerro Alegra und dem Cerro Conception. Ein Muss sind die Fahrten mit den Ascensores, den elektrischen Standseilbahnen. Pablo Nerudas Haus »Sebastiana« befindet sich im Osten der Stadt (Calle Ricardo de Ferrari 692).
Pucón ist ein Outdoorparadies: Die Ranch Antilco (30 Minuten von Pucon) bietet Ausritte von einem halben Tag bis zu zehntägigen Andenüberquerungen an, Unterkunft in Cottages ist möglich. Die Firma Aguaventura hat sich auf begleitete Aufstiege auf den Vulkan Villarica spezialisiert, für die Zugangsregistrierung zum Nationalpark ist ein Reisepass erforderlich. Die Ausrüstung wird am Abend vorher in Pucón anprobiert. Die Touren dauern den ganzen Tag und kosten je nach Ausrüstungsbedarf ab 80 Euro, wenn es die Schneelage erlaubt, erfolgt der Abstieg auf einem Rutschsitz. Die Termas Geometricas (etwa zwei Stunden außerhalb von Pucon) können nur per Pkw erreicht werden, Eintritt etwa 20 Euro.
Die Wahl zwischen fleischig oder fischig
Restaurants. Die chilenische Landesküche ist typischerweise deftig und fleischlastig. Fischgerichte jedoch sind in den meisten Regionen ebenso eine sichere Bank. Das »Camino Real« gehört zu den hochpreisigsten Häusern von Santiago de Chile – auch weil die Lage exzellent ist, denn das Lokal befindet sich auf dem Cerro San Cristóbal. Der Hausberg der Hauptstadt bietet einen exzellenten Ausblick auf die Siebenmillionenstadt. In unmittelbarer Nähe steht mit dem 300 Meter hohen Gran Torre auch das höchste Gebäude Südamerikas.
Die Marisqueria Los Portenos (Calle Cochrane 102, keine Internetadresse) in Valparaíso ist ein typisches Fischrestaurant, in dem fast ausschließlich Einheimische sitzen. Neben den Thunfisch-Samosas gehören die »Machas a la Parmesana« zu den Spezialitäten. Das schmackhafte Muschelgratin wird in der Region häufig serviert. Köstlich sind auch die Krabbenkuchen.
Die Bar Cinzano ist ein folkloristisches Lokal im Hafenviertel. Hier kommt man weniger zum Essen hin (obwohl das auch geht), sondern wegen der altmodischen Bands und der Spelunken-Atmosphäre.
Trinkgeld. In Chile gelten zehn Prozent des Rechnungsbetrages als üblich. Wenigstens aber wird in Restaurants auf einen glatten Betrag aufgerundet. Auch Zimmermädchen und Frühstückskellner freuen sich über kleine Beträge in der Größenordnung von 1 Euro pro Tag.
Souvenirs. Typische Mitbringsel sind Schals aus Lammswolle, Gewürze vom Markt, Araukarienkerne im Glas (schmecken ähnlich wie Pinienkerne, sind aber viel größer) oder Notizbücher, deren Cover mit dem Konterfei Pablo Nerudas geschmückt sind (auf dem Markt).
Shopping. Die schönsten Geschäfte von Santiago finden Besucher im Barrio Bellavista. Der Patio Bellavista ist eine Art Freiluft-Mall mit einer großen Bandbreite, die von Klamotten bis zu kitschigen Mitbringseln reicht. In den Innenstadt macht das Einkaufen keinen großen Spaß – wie so viele Südeuropäer, ziehen es auch die Chilenen vor in gesichtslosen Malls einzukaufen. Die größte Südamerikas wurde 2012 unter dem Namen Costanera Center eröffnet. Vor allem internationale Ketten sind hier präsent. Interessanter sind die Märkte (z. B. auf der Avenida Argentina in Valparaíso, nur an Wochenenden), die in jeder größeren Stadt weiterhin ihre feste Kundschaft besitzen.
Viva la Fiesta
Persönlicher Tipp. Einmal am Wochenende ins Nachtleben von Valparaíso einsteigen. Alle Generationen leben ihre eigene Feierkultur aus. Einige wippen zu den Klängen betagter Musiker, andere lauschen leidenschaftlich klassenkämpferischen Barden, wieder andere tanzen ausgelassen zu den Songs von Salsa-Bands. Wer Outdoor-Erlebnisse bevorzugt, sollte auf keinen Fall eine Vulkanbesteigung (z.B. auf den Villaricca bei Pucón) auslassen. Ausritte in den Anden sind unvergesslich.
Besser nicht. Obwohl Chile das vielleicht sicherste Land Südamerikas ist, gilt es auch hier eine gewisse Vorsicht zu wahren. In einigen Vierteln von Santiago oder Valparaíso sollte man nachts nicht alleine unterwegs sein. Auch sollte man Wertgegenstände wie Kameras und nagelneue Smartphones nicht unnötig zur Schau stellen.
Reiseliteratur. Chile ist Gegenstand vieler Reiseführer. Ebenso umfangreiche wie verlässliche Informationen bieten die Bücher von Lonely Planet (»Chile & Osterinsel«) sowie das Reisehandbuch von Dumont. Beide kosten 24,99 Euro. Der Autor dieser Zeilen hat einige Anekdoten über seine Chile-Reise auf seinem Reiseblog festgehalten.
Weitere Informationen gibt es hier.