Die Métis sind heute als eines der drei indigenen Völker Kanadas anerkannt. Métis Crossing in Kanada, genauer in Alberta, ist ein Ort, an dem diese Geschichte lebendig bleibt – nicht als statisches Museum, sondern als Ort des Erlebens und Entdeckens.
Im 17. Jahrhundert entstand in Kanada eine einzigartige indigene Kultur: die Métis. Ihre Wurzeln reichen zurück zu europäischen Pelzhändlern, die sich mit indigenen Frauen, vor allem aus den Cree- und Anishinabe-Gemeinschaften, verbanden. Daraus entwickelte sich eine eigene Identität mit der Sprache Michif, kunstvoller Perlenstickerei und einer engen Verbindung zur Natur.
1. Geschichte zum Mitmachen – Capotes, Geschichten und Handwerkskunst
Statt bloßer Theorie wird in Métis Crossing in Kanada praktisches Wissen vermittelt. Métis-Guides erzählen von der Geschichte und den Traditionen ihrer Gemeinschaft, während an Lagerfeuern Anekdoten aus vergangenen Zeiten erklingen. In Workshops entstehen handgefertigte Gegenstände, die seit Jahrhunderten zur Métis-Kultur gehören. Besonders spannend ist das Anfertigen von Capotes – Mänteln, die aus den berühmten Hudson’s-Bay-Decken geschneidert werden. Diese wärmenden Umhänge waren über Generationen hinweg eine unverzichtbare Kleidung in den eisigen Wintern der Prärie. Auch Perlenstickerei und das Flechten von Schärpen gehören zu den Fertigkeiten, die in Métis Crossing weitergegeben werden.

Foto: Indigenous Tourism Canada
2. Tierische Begegnungen mit Bisons & Co.
Die Weiten der kanadischen Prärie waren einst das Reich der Bisons – und in Métis Crossing kehren sie langsam zurück. Im Wildschutzgebiet leben diese majestätischen Tiere wieder in ihrer natürlichen Umgebung, darunter auch seltene weiße Bisons, die in der Métis-Kultur eine besondere spirituelle Bedeutung haben. Neben diesen eindrucksvollen Riesen gibt es robuste Percheron-Pferde, die früher als treue Begleiter auf den Handelsrouten dienten. Es gibt Touren, bei denen man den Tieren besonders nahekommt.

Weiße Bisons sind sehr selten und heute noch in Métis Crossing beheimatet. I Foto: Métis Crossing
3. Kulinarische Zeitreise – Essen mit Geschichte
Die Küche der Métis erzählt von Reisen durch die Wildnis und dem geschickten Umgang mit den Ressourcen der Natur. Bannock, ein traditionelles Brot, das über offenem Feuer gebacken wird, ist ein fester Bestandteil dieser Esskultur. Je nach Vorliebe schmeckt es mit Honig und Beeren oder in herzhafter Variante mit Wildfleisch. Auch Gerichte mit Wapiti, Bison oder fangfrischem Fisch spiegeln die enge Verbindung zur Landschaft wider. Dazu kommen Kräutertees aus wild gesammelten Pflanzen oder Métis-inspirierte Cocktails, die moderne Aromen mit traditionellen Zutaten kombinieren.
4. Der Himmel als Bühne – Sternegucken wie früher
Schon vor Jahrhunderten war der Nachthimmel eine wichtige Orientierungshilfe und Quelle faszinierender Geschichten. Der Sky Watching Dome in Métis Crossing greift diese Tradition auf und zeigt die Sterne aus einer Perspektive, die tief mit den Überlieferungen der Métis verwoben ist. Eine der beeindruckendsten Erzählungen handelt von den Nordlichtern, die als »tanzende Geister« beschrieben werden. Wer den Blick in den Himmel schweifen lässt, entdeckt nicht nur ferne Galaxien, sondern auch die enge Verbindung zwischen den Métis und den Naturphänomenen, die sie umgeben. Die Sky Domes sind keine Zelte und eignen sich auch gut für den Winter. Sie sind gut beheizt und mit einem Bad und einer Küche ausgestattet. Und tatsächlich hat das Schlafen unter dem Sternenhimmel etwas extrem Romantisches.

Sky Watching Dome in Métis Crossing in Alberta I Foto: Jennifer Latuperisa-Andresen
5. Paddeln wie die Voyageurs – Mit dem Kanu auf dem North Saskatchewan River
Flüsse waren die Lebensadern der Métis. In ihren Voyageur-Kanus transportierten sie Waren über weite Strecken und erschlossen Handelsrouten, die sich durch das gesamte Land zogen. Heute lässt sich ein Stück dieser Geschichte auf dem North Saskatchewan River nachvollziehen. Die Kanufahrten entlang des Flusses führen durch eine Landschaft, die sich seit Jahrhunderten kaum verändert hat. Während das Wasser sanfte Wellen schlägt, wird deutlich, warum der Fluss für die Métis weit mehr als eine einfache Wasserstraße war – er war ein zentraler Bestandteil ihrer Identität und ihres Lebensstils.

Kanutour auf dem Saskatchewan River I Foto: Métis Crossing
6. Winterabenteuer mit Métis-Tradition
Wenn Schnee die Prärie bedeckt, verwandelt sich Métis Crossing in Kanada in eine Winterlandschaft, die an vergangene Zeiten erinnert. Schlittenfahrten mit traditionellen Métis-Hunden gehören zu den besonderen Erlebnissen in dieser Jahreszeit. Diese kräftigen und ausdauernden Tiere wurden einst für den Transport von Gütern und Menschen eingesetzt – heute ermöglichen sie eine Reise in die Vergangenheit, bei der Natur und Kultur auf besondere Weise verschmelzen. Auch Schneeschuhwandern praktiziert man hier auf traditionelle Art. Die handgefertigten Schneeschuhe aus Holz und Tiersehnen erlauben es, auch durch tiefen Schnee mühelos zu wandern – so, wie es die Métis seit Generationen tun. Nach einem erlebnisreichen Tag sorgt ein Lagerfeuer für die nötige Wärme, während Geschichten erzählt werden, die weit in die Vergangenheit zurückreichen.

Foto: Jennifer Latuperisa-Andresen
Warum Métis Crossing mehr als ein Reiseziel ist
Métis Crossing in Kanada ist kein gewöhnliches Freilichtmuseum und kein bloßes Naturreservat. Es ist ein Ort, an dem Geschichte, Kultur und Umwelt miteinander verschmelzen. Hier wird nicht nur Wissen bewahrt, sondern weitergegeben – durch Erlebnisse, die die Vergangenheit greifbar machen und gleichzeitig zeigen, wie lebendig die Kultur der Métis heute noch ist.

Shirley, eine der Métis-Frauen in Métis Crossing in Alberta I Foto: Jennifer Latuperisa-Andresen