Zu schön, um wahr zu sein? Kanadas Naturschönheiten sind keine Augenwischerei. Ganz im Gegenteil. Die Nationalparks sind echte Seelentröster. Insbesondere im Herbst. Denn die Natur kann hier richtig was! Viele Länder sind einzigartig und haben prachtvolle Ecken, aber nur wenige können eine solche Vielfalt, auch an Nationalparks, bieten wie das zweitgrößte Land der Welt. Es ist ein Land, das das Beste des Pazifiks, des Atlantiks, der Arktis und der Rocky Mountains in sich vereint. Hier sind unsere sieben liebsten Nationalparks in Kanada.
1. Fundy National Park
Wer im Fundy-Nationalpark in New Brunswick im Osten Kanadas entlang der Küste spaziert, kann bei schlechter Planung, einen überfluteten Rückweg vorfinden. Und das ist durchaus in diesem Park an der Bay of Fundy nichts Ungewöhnliches, denn hier herrschen die höchsten Gezeiten der Welt – etwa 15 Meter.
Richtig actionreich wird die aufkommende Flut beim Tidal Bore Rafting. Auf einem Schlauchboot »fährt« man holprig, aber unterhaltsam auf einer stehenden Welle. Diese bildet sich, wenn die Flut auf den Shubenacadie River trifft.
So kommst du zum Fundy-Nationalpark
Der Roméo LeBlanc International Airport im Großraum Moncton in New Brunswick ist der nächstgelegene Flughafen, aber Halifax ist viel besser angebunden und selbst auch einen Besuch wert. Vom Flughafen Halifax empfiehlt es sich, ein Auto zu mieten und etwa 320 Kilometer gen Osten zu fahren, um zum Fundy-Nationalpark zu gelangen.
2. Banff National Park
In den 1870er-Jahren wurde die Canadian Pacific Railway – also die Eisenbahn – gebaut, um die Ost- und Westküste Kanadas zu verbinden. Dabei kam es zu einem interessanten Zwischenfall, als Arbeiter im Bow Valley in den kanadischen Rocky Mountains mehrere heiße Quellen entdeckten. Sie waren der Meinung, dass sich der Ort besser für ein Heilbad als für eine Eisenbahnstrecke eignen würde. Da sich so viele Leute darum stritten, wer das Recht hatte, die Quellen zu entdecken, nahm die kanadische Regierung die Sache 1885 selbst in die Hand – und der Banff-Nationalpark war geboren.
Der 6.642 Quadratkilometer große Park ist durchaus beliebt und zieht sehr viele Besucher jährlich an. Doch neben den Mitmenschen, die auch das funkelnde und türkisfarbene Wasser des Lake Louise und des Moraine Lake bewundern, gibt es auch zahlreiche Möglichkeiten einsame Wanderwege einzuschlagen. Auch im Sommer. Im Winter lohnt es sich, den Sulphur Mountain zu erklimmen und ein Bad in den historischen Quellen zu nehmen, die Banff überhaupt erst zum Park gemacht haben.
So kommst du zum Banff National Park
Nächster Flughafen ist Calgary – eine Stadt, die sich gut für zwei weitere Nächte lohnt – und von dort ist der Nationalpark etwa 130 Kilometer entfernt. Also, Auto mieten und über die Trans-Canada 1 West zum Park zu fahren.
3. Jasper National Park
Wer Banff sagt, sollte auch Jasper sagen. Denn wer glaubt, Banff sei schon der Gipfel der Schönheit der kanadischen Rockies, irrt. Als die Unesco das Gebiet 1984 zum Weltnaturerbe erklärte, umfasste es auch die Parks Jasper, Kootenay und Yoho. Der größte der vier Parks ist der Jasper National Park. Mit einer jährlichen Besucherzahl von 2,1 Millionen (im Vergleich zu 4 Millionen in Banff) im Jahr 2021 bietet Jasper weniger Menschen auf mehr Raum und eine größere Chance Wildlife zu sehen.
Richtig toll ist übrigens der Maligne Lake, der größte natürliche See in den kanadischen Rockies. Die Aussicht hier ist fantastisch. Die drei Gletscher im Hintergrund machen den großen pittoresken Unterschied zu den anderen Seen. Spirit Island – eine winzige Insel, die so oft fotografiert wurde, dass sie zu einer Ikone geworden ist – kann ebenfalls von diesem See aus erreicht werden.
So kommst du zum Jasper National Park
Die meisten verbinden Calgary, Banff, Jasper und Edmonton. Das ist die typische Rundreise für viele Kanada-Anfänger. Und sie ist auch durchaus erlebenswert. Zwischen Banff und Jasper liegt der Highway 93 – auch als Icefields Parkway bekannt. Es ist wohl eine der malerischsten Autorouten der Welt.
Edmonton selbst, die Hauptstadt Albertas, ist auch ein schönes Städtchen, von dem man nicht nur losfliegen sollte. Ein Aufenthalt für zwei Nächte lohnt hier allemal. Edmonton liegt aber noch mal 320 Kilometer von Jasper entfernt.
4. Cape Breton Highlands National Park
Der Cape Breton Highlands National Park im nördlichen Nova Scotia bietet mit seiner Mischung aus Hochland- und Meereslandschaften die gesamte Palette eines bildschönen Panoramas. Den Großteil der Parklandschaft kann man fotografieren und genießen, ohne das Auto zu verlassen. Der Rundweg der Route 30 (auch bekannt als Cabot Trail) führt an den Ufern des Atlantiks auf der einen und des Sankt-Lorenz-Golfs auf der anderen Seite entlang.
Ein Picknick hier lohnt sich nicht nur wegen der köstlichen Lobster Rolls, sondern auch weil sich im Wasser gerne mal was tut. Es ist nämlich das Land der Wale. Mit etwas Glück lassen sich Zwerg- oder Grindwale erspähen. Und wer lieber aktiv ist, kann den Nationalpark auch auf dem Rad entdecken oder über 26 malerische Wanderwege den Park erkunden.
So kommst du zum Cape Breton Highlands National Park
Am einfachsten über den Flughafen von Halifax. Von dort aus – gen Norden – ist Cape Breton Island schnell zu erreichen.
5. Auyuittuq National Park
Eine Reise in die Arktis ist immer ein Abenteuer. Und genau diese Form des Urlaubs – also ein Abenteuer – wartet im riesigen und einsamen Auyuittuq-Nationalpark. Im Winter besteht dieser über 20.500 Quadratkilometer große Park hauptsächlich aus Felsen und Eis. Das macht das Erkunden nicht gerade einfach. Aber im Sommer ist er umso bezaubernder. Fjorde, Gletscher und scheinbar endlose Felder mit bunten Wildblumen lassen sich hier unter der Mitternachtssonne bewundern. Die Schönheit und Dramatik der Tundra offenbart sich bei einem Ausflug zu den drei berühmtesten Bergen: Berg Odin, Berg Asgard und Berg Thor – die, wenn man den Namen glauben darf, Stoff für Legenden sind.
So kommst du in den Auyuittuq-Nationalpark
So sehr wir auch einen guten Roadtrip lieben, die kanadische Arktis lässt sich nicht mit dem Auto erreichen. Stattdessen gibt es Flüge von Toronto oder Ottawa nach Iqaluit (das liegt in Nunavut). Von dort aus muss man in eine kleine Maschine umsteigen für den kurzen Flug nach Pangnirtung oder Qikiqtarjuaq. Von beiden Orten kann man mit dem Boot zu den Wanderwegen innerhalb des Parks fahren – von Pangnirtung aus in Richtung Osten und von Qikiqtarjuaq aus in Richtung Westen.
6. Pacific Rim National Park Reserve
Der Pacific Rim National Park ist pure Magie. Ohne jetzt esoterisch zu klingen, hier liegt ein ganz besonderer Zauber der Natur in der Luft. Die majestätische Pazifikküste trifft auf die Tieflandwälder von Vancouver Island. Sanddünen kitzeln an hochaufragende Bäume wie die Sitka-Fichte. Und die Bäume helfen dabei zu verhindern, dass die Winde des Pazifiks das Landesinnere verwüsten und unterstützen ein empfindliches Ökosystem, in dem bedrohte Arten wie die kleine braune Fledermaus und die Dromedar-Springschnecke leben.
Pacific Rim ist in drei Teile unterteilt, von denen jeder seinen eigenen Reiz hat. Der nördlichste Teil, Long Beach genannt, ist das ganze Jahr über ein Paradies für Surfer. Für ein Erlebnis in ruhigeren Gewässern lohnt es sich, in den Südosten zu reisen und sich zu den 100 Inseln der Broken Group zu begeben, die sich ideal zum Kajakfahren oder für einen Campingausflug in der Wildnis eignen. Erfahrene Wanderer können sich der Herausforderung stellen, eine Woche lang den West Coast Trail zu durchqueren. Diese Wanderung führt sie auf ihren 75 Kilometern über mehr als 100 Leitern entlang der Küstenklippen, die den Pazifik umspannen.
So komme ich zum Pacific Rim National Park Reserve
Die Westseite von Vancouver Island ist ziemlich abgelegen, sodass wir empfehlen, mit dem Auto zu den Häfen von Nanaimo oder Victoria zu fahren. Natürlich muss man dafür zuerst in Vancouver landen.
7. Wapusk Nationalpark
Wapusk ist das Cree-Wort für Eisbär, und das passt gut, denn es ist der ideale Nationalpark, um die weißen Bären zu entdecken. Südlich von Churchill (der selbsternannten Eisbärenhauptstadt der Welt) gelegen, ist dieses große Gebiet aus borealem Wald und arktischer Tundra auch der perfekte Ort, um andere arktische Wildtiere wie Elche, Wölfe, Polarfüchse und 200 verschiedene Vogelarten zu beobachten. Doch das ist noch nicht alles an Naturwundern. Natürlich lohnt sich in der Dunkelheit auch ein Blick gen Himmel. Denn dort tanzen die Nordlichter häufig über die Köpfe der Besucher. Schließlich ist der Nationalpark auch ein abgeschiedener Ort. Es gibt übrigens kaum eine bessere Zeit als den Herbst, um die Eisbären zu beobachten.
So kommst du in den Wapusk-Nationalpark
Der Wapusk-Nationalpark ist ein echter Wildnispark. Was das heißt? Wege oder Straßen gibt es in diesem abgelegenen Fleckchen Manitobas nicht. Ohne einen Reiseveranstalter gibt es keinen Einlass in den Park. Die meisten Touren und Führer für den Wapusk-Nationalpark operieren von Churchill aus; die Stadt ist mit einem 1,5-stündigen Flug oder einem Zug mit zwei Übernachtungen von Winnipeg aus erreichbar.