Seit einigen Jahren schwimmt einem das Frühstück gerne einmal auf Instagram in den Storys entgegen. Doch lohnt sich ein schwimmendes Frühstück wirklich? Oder ist es einfach nur schön anzusehen?

Der Vorgang der Bestellung ist schon ein Erlebnis für sich. Eggs Benedict mit Hummer? Schokoladencroissants und Pfannkuchen mit Beeren – wow, das ist eine wilde Mischung, denke ich noch. Ich befinde mich auf Bali. In einer amerikanischen Hotelkette. Es ist mein allererstes Floating Breakfast. Meine bereits erwachsene Tochter – übrigens damals überhaupt nicht Instagram-affin – schaut mich fragend an. Warum jetzt genau möchtest du im Pool frühstücken? Ich erkläre ihr, dass das ein einmaliges Erlebnis ist. Dass es etwas Luxuriöses ist. Eine sogenannte »once in a lifetime experience«. Sie schaut mich immer noch fragend an.

Tablett voller Leckereien in einem Pool in Bali

Jennifer Latuperisa-Andresen

Floating Breakfast: Ein Tablett voller Leckereien

Am nächsten Morgen werfen wir uns ganz früh in unsere Badesachen. Um 09:30 Uhr soll es losschwimmen: das Tablett der Leckereien. Wir steigen in den Pool, der im Schatten liegt, und frieren. Der Latte macchiato dreht derweil seine Runden in dem doch sehr großen privaten Pool unserer Villa. Neben ihm Hummer, der in Sauce hollandaise schwimmt. Kaviar und Blinis. Ahornsirup im Kännchen. Alles etwas befremdlich, schließlich sind wir in Indonesien. Mittlerweile kleben Croissantkrümel an meinem Dekolleté und mein Kaffee ist eiskalt. Meine Tochter schwimmt dem Tablett hinterher und versucht, es zu halten, während ich versuche, dieses einmalige Erlebnis in Szene zu setzen. Für die Follower.

Meine Waden schmerzen vom Stehen auf Zehenspitzen. Es hat 20 Minuten gedauert, mein iPhone auf einem Stativ am Rand des Pools aufzubauen und mein schwimmendes Frühstückstablett samt Deko (es gibt eine Vase mit rosa Hibiskusblüten) genau an der richtigen Stelle zu platzieren. Das wird nichts. Das Kind muss mit aufs Foto. Ich versuche, mein Handy nicht ins Wasser fallen zu lassen. »Machst du dieses Frühstück für dich oder für andere?«, fragt sie philosophisch schlau. Recht hat sie. Ich lege das Telefon beiseite. Und versuche, das Frühstück zu genießen. Schon mal versucht, etwas auf einem Teller zu schneiden, der auf einem Tablett platziert ist, das schwimmt? Ja, genau. Es ist keine Wonne.

Fotoshooting mit Floating Breakfast

Jennifer Latuperisa-Andresen

Instagram-tauglich hoch zehn

Doch die wichtigste Mahlzeit des Tages ist zur Instagram-tauglichsten geworden. Seitdem die Fotos vor ein paar Jahren in unseren Timelines aufgetaucht sind, hat #floatingbreakfast mehr als 107.000 Treffer erzielt. Wo wurde dieser Spaß denn erfunden? Das weiß heute niemand mehr so genau. Man munkelt, es wäre auch auf Bali gewesen. Mich würde es nicht wundern.

Heute sind die beweglichen Speiseplatten in Luxusresorts in Thailand, Bali, Fidschi, auf den Philippinen, den Malediven und in der Karibik üblich. Sie werden in Tabletts serviert, die mit Schaumstoff gefüllt sind, damit sie schweben, und sind fotogen, da sie mit frischen Blumen und reichlich Köstlichkeiten serviert werden. Und es ist wie gesagt ein teures Vergnügen.

Tablett mit Floating Breakfast im Pool

Jennifer Latuperisa-Andresen

Schwimmender Champagner

Letztes Jahr auf den Malediven gab es zum Frühstück auch gleich eine Flasche Champagner. Und das Tablett war besonders voll, weil wir zu viert frühstückten. So voll, dass ich kurz befürchtete, es würde untergehen.

Wir haben es nach dem obligatorischen Foto aus dem Wasser gehoben und haben am Tisch gefrühstückt. Ganz oldschool mit Messer und Gabel und ohne nasse Füße. Und dort habe ich mir dann geschworen, dass 130 Dollar für zwei Personen eindeutig zu viel sind und sich für ein paar Erinnerungsfotos nicht lohnen. Ich finde es auch zu dekadent. Aber – bitte nicht abhalten lassen. Vielleicht macht euch das große Freude, im Schwimmen an einem Mangosaft zu nippen. Oder relaxed im Wasser den Fruchtsalat zu löffeln.

Ich kann nur sagen, meine Tochter hat es gleich gewusst. Richtig schlau und so verdammt weise. Das Leben besteht doch nicht nur aus Instagram (okay, das habe ich auch vorher gewusst), und ehrlich gesagt habe ich dank des #floatingbreakfast nicht einen Follower mehr.