Die Franciacorta liegt im Herzen der Lombardei. Ganz in der Nähe von Mailand, an den Ufern des Iseosees. In dem 20.000 Hektar großen Gebiet in der Provinz Brescia wird der gleichnamige Schaumwein produziert. Wir stellen ihn vor.
Franciacorta: Wo liegt das überhaupt?
Der Ortsname »Franzacurt« erschien 1277 erstmals in den Annalen der Gemeinde Brescia. Es bezeichnet das Gebiet zwischen dem Fluss Oglio im Westen und den ersten Ausläufern der Rätischen Alpen im Osten, die das Val Camonica vom Val Trompia trennen. Im Norden ziehen der Iseosee, im Süden der Monte Orfano die Grenzen.
Das Kultur-, Geschichts- und Naturerbe dieser Gegend liegt in einer herrlich grünen Region entlang der Hänge der uralten Hügel muränischen Ursprungs. Das macht die Franciacorta zu einem interessanten Reiseziel, das ihr entdecken, erschmecken und erleben könnt.
1995 erhielt die Franciacorta als erster, ausschließlich mit Zweitgärung in der Flasche hergestellter italienischer Schaumwein die Bezeichnung »Denominazione di Origine Controllata e Garantita« (kontrollierte und garantierte Ursprungsbezeichnung). Im selben Jahr wurde auch die Produktionsmethode Franciacorta anerkannt. Der Ausdruck »vino spumante« (Schaumwein) gehörte fortan der Vergangenheit an. Heute steht auf dem Etikett nur die Bezeichnung Franciacorta. Eine Vereinigung der Winzer der Region kümmert sich um die Belange und Vermarktung des Schaumweins.
Was macht den Schaumwein so besonders?
Die Produktionsbestimmungen sehen vor, dass maximal 95 Doppelzentner Trauben pro Hektar in den Weinbergen der Franciacorta geerntet werden können. Eine Beschränkung, die Trauben höchster Qualität gewährleisten soll. Franciacorta wird mit Chardonnay- und/oder Pinot-Nero-Trauben hergestellt. Auch Pinot Bianco bis zu einem Höchstanteil von 50 Prozent der Trauben ist zugelassen. Die Lese findet zwischen der ersten August- und der ersten Septemberdekade statt. Die Weingut-Mitarbeiter legen die Trauben in Kisten und bringen sie direkt in die Kellerei. Dort wird die Ernte jedes Weinbergs separat verarbeitet.
Durch das sanfte Pressen der Trauben entsteht die »Mostblume«. Das ist eine Art Vorlaufmost für die Produktion der Franciacorta-Basisweine. Sie werden dann im Frühjahr verschnitten und bilden die Cuvées. Die nach Verkosten ausgewählten Franciacorta-Basisweine – auch verschiedener Jahrgänge – werden so kombiniert, dass sie die Eigenschaften haben, die jeder einzelne Hersteller seinem Franciacorta verleihen will.
Ein für Flaschengärung typisches Bouquet
Die zusammengesetzten Basisweine werden dann auf Flaschen gezogen (die sog. Tirage) und bekommen Hefe und Zucker zugesetzt. Dadurch läuft eine langsame natürliche Zweitgärung an. Das heißt, in der Flasche entsteht Kohlensäure (Schaumbildung). In der Folge steigt der Druck in der Flasche bis auf 6-7 atm. Die mit einer Metallkapsel verschlossenen Flaschen werden horizontal im Keller gelagert.
Sie verbleiben dort über den Zeitraum, der für die verschiedenen Franciacorta-Sorten vorgesehen ist. Nach Ablauf der Ausbauperiode legen die Mitarbeiter die Flaschen auf die dafür vorgesehenen Rüttelpulte – und drehen sie täglich um ein Achtel und neigen sie somit schrittweise immer weiter. So kann sich der Hefesatz im Flaschenhals ansammeln, was drei bis vier Wochen dauert.
Der Schaumwein hat eine strohgelbe Farbe mit goldgelben Reflexen. Hinzu kommt eine feine und langanhaltende Perlage, das für Flaschengärung typische Bouquet, mit Anklängen an Brotkruste und Hefe, angereichert durch feine Zitrusfrucht- und Trockenobstnoten (Mandel, Haselnuss, Trockenfeige). Würzig, frisch, fein und harmonisch.
Franciacorta Satèn: feine Perlage
Bei den Trauben ist der Einsatz von weißem Chardonnay und höchstens 50 Prozent Pinot Bianco vorgesehen. Der Satèn unterscheidet sich durch einen geringeren Flaschendruck von allen anderen Franciacorta-Schaumweinen. Er bekommt dadurch unverwechselbare Eigenschaften, wie eine äußerst feine und anhaltende, fast cremige Perlage. Des Weiteren fällt die strohgelbe, intensive Farbe mit grünlichen Tönungen auf. Und sein Duft: ein nuancierter, aber auch entschiedener Duft reifer Früchte, begleitet von feinen Noten weißer Blüten und geröstetem Trockenobst (Mandel und Haselnuss).
Franciacorta Rosé: mindestens 25 Prozent Pinot Nero
Die eingesetzten Pinot-Nero-Trauben gären so lange auf den Schalen, bis der Schaumwein die gewünschte Farbe erreicht hat. Franciacorta Rosé wird mit reinsortigem Basiswein aus roséfarben ausgebautem Pinot Nero hergestellt. Der Anteil von Pinot Nero darf dabei dicht weniger als 25 Prozent betragen. Er kann aber auch aus einem Verschnitt von Chardonnay- und/oder Pinot-Bianco-Basisweinen bestehen. Viele Kellereien der Franciacorta verwenden einen höheren Anteil an Pinot Nero. Teilweise werden bis zu 100 Prozent reinsortig erreicht.
Franciacorta Millesimato: ein einziger Jahrgangs-Tropfen
Das Wort »millesimo« weist auf einen mit einem einzigen Jahrgang hergestellten Schaumwein hin. Er wird nur dann produziert, wenn ein Jahrgang von besonders guter Qualität ist. Und ein längerer Ausbau, bis zu 37 Monate nach der Ernte, ihn noch verfeinern kann. Die Franciacorta-Jahrgangsschaumweine (millesimati) haben eine ganz besondere Geschmacks- und Empfindungsidentität. Sie spiegeln die klimatischen Eigenschaften des Jahrgangs und die besonderen Qualitäten der Trauben des jeweiligen Jahrgangs wider.
Franciacorta Riserva: besonders hochwertig
Bei Franciacorta Riserva handelt es sich um besonders hochwertige Millesimati, die mehrere Jahre auf der Hefe verbleiben. So soll die Qualität ihrer Aroma- und Geschmackseigenschaften voll ausschöpft werden. In den Produktionsvorschriften sind mindestens fünf vorgesehen. Franciacorta Riserva kommen frühestens 67 Monate (fünfeinhalb Jahre) nach der Lese in den Handel.