Frankreich zählt zu den beliebtesten Urlaubsländern der Deutschen. Das ist wenig verwunderlich. Nicht nur liegt die Grande Nation direkt nebenan, nein, sie bietet genug Reisedestinationen, Naturwunder, Kultur und Kulinarik für ein ganzes Leben voller Urlaube. Da das alles unmöglich in einen Text passt, begnügen wir uns hier mit einigen der sehenswertesten Reisezielen entlang der französischen Atlantikküste – die immerhin gut 3.000 Kilometer misst. Die wollen auch erst einmal bereist werden.

Der Train de la Rhune: Bahnfahrt im beweglichen Denkmal

Wer im Erdkundeunterricht aufgepasst hat, weiß, dass Frankreich und Spanien durch die Pyrenäen getrennt werden. Teil des Grenzgebirges ist der 905 Meter hohe Gipfel des La Rhune, gelegen im französischen Teil des Baskenlandes. Um den Berg herum sind weitläufige Wälder gelegen, aber eben auch der hiesige Teil der Atlantikküste – für Naturfreunde also ein echtes Paradies.

Südlich des Berges ist das beschauliche Bidassoa-Tal gelegen. Wer dorthin möchte, macht sich entweder auf einen rund viereinhalbstündigen Fußmarsch über den Berg oder nimmt ganz einfach die Bahn. Denn seit 1924 fährt der Train de la Rhune von Sare aus die 736 Höhenmeter bis zum Gipfel hinauf. Sie ist eine der letzten noch funktionierenden Zahnradbahnen in Frankreich. Bei dieser Bauweise ist die Bahn mit dem namensgebenden Zahnrad mit dem Gleiswerk verbunden und kann so höhere Steigerungen meistern als ein herkömmliches Gefährt. 35 Minuten braucht der Zug bis zum Gipfel. Ziemlich beeindruckend.

Train de la Rhune fährt durch die Pyrenäen zwischen Frankreich und Spanien

PTR

Das Fort Boyard: Eine Festung im Meer

Wenn man von einer Festung im Meer hört, ist die erste Assoziation möglicherweise das kalifornische Alcatraz. Tatsächlich gibt es ein solches Bauwerk auch unmittelbar vor der französischen Atlantikküste. Etwa auf Höhe von La Rochelle gelegen, befindet sich das Fort Boyard – mitten im Wasser zwischen den beiden Inseln Île d’Oléron und Île d’Aix. Erbaut wurde die Festung bereits 1666 zur Sicherung der Küstenstadt Rochefort und des Hafens in La Rochelle. Wobei »erbaut« etwas zu kurz greift. Tatsächlich sollte die Befestigung erst 1866 fertiggestellt werden. Anscheinend ist es gar nicht mal so einfach, eine Festung aus zentnerschweren Steinblöcken mitten im Meer zu platzieren.

Ironie des Schicksals: Zum Zeitpunkt der Fertigstellung des Forts war die militärische Technik bereits so weit fortgeschritten, dass das Fort als Verteidigungsanlage quasi nutzlos war. Beeindruckend anzuschauen ist es aber heute noch. Von innen besichtigen kann man Fort Boyard leider nicht, einige Boots- und Kajaktouren führen aber in unmittelbare Nähe der Trutzanlage.

Fort Boyard, eines der Highlights an der französischen Atlantikküste

Simon Pallard

Die Dune du Pilat: So viel Sand

Das ist eine Menge Sand: Die Dune du Pilat an der aquitanischen Atlantikküste ist die größte Wanderdüne Europas. Die riesige Sandmasse misst (zurzeit) 107 Meter Höhe, 2.700 Meter Länge und 500 Meter Breite – frisst sich jedoch unermüdlich in den landeinwärts gelegenen Kiefernwald. Durch ihre imposante Erscheinung kann man die Düne schon von weitem sehen, wobei man den besten Blick wohl von der vorgelagerten Halbinsel Cap Ferret aus genießt. Die Düne darf betreten werden und auch von dort oben bietet sich eine unglaublich gute Aussicht auf die umliegende Region. Damit man nach Auf- und Abstieg nicht vom Fleisch fällt, empfiehlt sich anschließend eine Portion Austern im nahe liegenden Andernos-les-Bains.

Dune du Pilat - die größte Wanderwüste Europas an der französischen Atlantikküste

Animesh Bhargava

Die Stadt Guérande: Zeitreise ins Mittelalter

In Guérande, in der Nähe der bretonischen Hauptstadt Nantes gelegen, kann man sich nicht vom Gefühl befreien, ein Stück in der Zeit zurückgereist zu sein. Denn tatsächlich sind in der Stadt zahlreiche Bauten aus dem Mittelalter erhalten. In der damaligen Epoche gelangte die Stadt zu Reichtum, indem dort Salz aus Meerwasser gewonnen wurde: das Fleur de Sel. Salz war im Mittelalter äußerst schwer zu beschaffen und daher sehr kostbar. Noch heute kann man den mittelalterlichen Reichtum anhand der erhaltenen Stadtmauern mitsamt Türmen der prächtigen Stiftskirche Saint-Aubin oder den imposanten Stadtpalästen erahnen. Die Salzgärten an der Küste werden übrigens bis heute genutzt und ein Töpfchen Fleur de Sel ist ein immer willkommenes Mitbringsel.

Stadtzentrum von Guerande

J. Jehanin

Die Wellen des Atlantiks: Surfen zwischen Biscarrosse und Capbreton

Klar, auch für Wassersportler ist die Atlantikküste in Frankreich natürlich ein erstklassiges Reiseziel. Eine ganz besondere Location bildet dabei der Küstenabschnitt zwischen Biscarrosse und Capbreton, in der Nähe der spanischen Grenze im Südwesten Frankreichs. Hier finden sich zahlreiche, im wahrsten Sinne des Wortes, ausgezeichnete (und zwar mit dem Gütesiegel »Qualité Tourisme«) Surfschulen und Ausrüstungsverleihe, die den geneigten Wellenfreund mit allem Nötigen ausstatten. Hossegor, Seignosse, Capbreton, Labenne, Biscarrosse: Die Liste an Surfspots ist lang. Und der Sport hat in dieser Region Tradition. Bereits seit den 1950er-Jahren gilt etwa Biscarrosse als ein El Dorado der Wellenreiter.

Surfer an Strand an der französischen Atlantikküste

Destination Côte Atlantique/ Farid Makhlouf

Saint-Jean-de-Monts: Strandromantik bis zum Get No

Am Ende ist es doch so: Ein guter Strandurlaub ist durch wenig zu überbieten. Ganz besonders für dieses Unterfangen eignet sich der Küstenstrich entlang der nördlichen Vendée in der südlichen Bretagne. Auf etwa 19 Kilometern finden sich hier gleich 22 pittoreske Strände, die im Schnitt 2.300 Stunden Sonne im Jahr abbekommen. Bezeichnenderweise ist diese Küste daher auch als »Côte de Lumière«, also als Lichtküste, bekannt. Wenn es aber doch mal reichen sollte mit dem Sonnenbaden, dann sind die kleinen Touristenörtchen der ideale Ausgangspunkt für sportliche Touren ins Landesinnere, etwa in Form von Trailrunning-Parcours, Nordic Walking oder mittels Rad- und Wandertouren. Aktivurlaub vom Feinsten.

Drohnenaufnahme des Ortes Saint-Jean-de-Monts

Destination Côte Atlantique/ Farid Makhlouf