In Antwerpen kann man prächtige Architektur und Museen von Weltrang entdecken, Gerichte aus aller Welt probieren, in Einkaufszentren und Geschäftsstraßen mit Top-Boutiquen und Concept Stores shoppen und entlang der Schelde flanieren. Diamanten locken auch. Unserer Tipps für eine Reise nach Antwerpen.

Antwerpen, mit etwas mehr als 500.000 Einwohnern nach Brüssel zweitgrößte Stadt Belgiens, ist seit jeher ein beliebtes Städtereiseziel. Nicht ohne Grund. Die Stadt wuchert mit Pfunden, von denen andere nur träumen können: Antwerpen hat einen der schönsten Hauptbahnhöfe der Welt, eine für die Größe der Stadt extrem lebhafte Kunst- und Modeszene und ungewöhnliche Restaurants. Aber auch Architekturfreunde und Liebhaber von Diamanten (!) finden in der Stadt ausgezeichnete Adressen.

Antwerp Port House

Erik AJV/Shutterstock.com

Neugierig geworden? Hier sind unsere Tipps für eine Reise nach Antwerpen.

Der Hauptbahnhof: Willkommen in Antwerpen!

Sehenswürdigkeiten. Der Antwerpener Hauptbahnhof, auch bekannt als Middenstatie oder Spoorwegkathedraal (Eisenbahnkathedrale), ist 1905 in Betrieb gegangen, und ein wahrer Prachtbau: Das von dem Architekten Louis Delacenserie entworfene Gebäude im eklektizistischem Stil samt Stahlplattform-Verkleidung und Bahnsteighalle mit Eisen-Glas-Dach ist ein Hingucker sondergleichen. Aber nicht nur von außen; auch im Inneren staunt man nicht schlecht über den vielen Marmor und die neobarocken Elemente. 2009 ernannte das amerikanische Magazin Newsweek den Antwerpener Hauptbahnhof gar zum viertschönsten der Welt.

Fassade des Hauptbahnhofs in Antwerpen

Daniels Joffe

Grote Markt: Herz der Stadt

Antwerpens gute alte Stube ist der Grote Markt – der Mittelpunkt der Stadt. Für Besucher bietet es sich an, von hier aus die Stadt zu erkunden. Architektonische Hauptattraktion des Platzes ist das im Renaissance- und Barokstil erbaute Rathaus. Hin und wieder ist das Rathaus komplett behangen mit Flaggen der Länder der EU und jenen, die ein Konsulat in der Stadt unterhalten.

Sehr schön anzusehen sind auch die das Rathaus umgebenden Gildehäuser. Sie legen Zeugnis davon ab, welch bedeutende Handelsstadt Antwerpen einst war und – mehr oder weniger – auch immer noch ist. Ein hübsches Motiv stellt auch der vor dem Rathaus stehende Brabobrunnen dar. Er zeigt einen römischen Soldaten namens Silvius Brabo, der auf einem Sockel positioniert ist und von Seeungeheuern umgeben ist.

Brabo-Skulptur auf dem Grote Markt in Antwerpen

Ernest Ojeh

Het Steen: Das älteste Gebäude der Stadt

Kein Besuch in Antwerpen ohne beim Het Steen vorbeizuschauen: Das jahrhundertealte Gebäude war einst Teil der Stadtmauer, dann ein Schloss, Gefängnis, Wohnhaus und Sägewerk.

Het Steen in Antwerpen

Oleksii Liebiediev/Shutterstock.com

Wer mehr über die Geschichte der Burg erfahren möchte, kann an einer Führung teilnehmen: »The Antwerp Story in Het Steen« heißt sie. Dabei wird man unter anderem durch elf Räume geführt und erfährt dabei viel Wissenswertes über die Burg.

Wer dazu keine Lust oder Zeit hat, kann auch einfach nur das Visitor Center und einige Räume von The Antwerp Story besuchen. Sehr empfehlenswert ist der Besuch der Panoramadachterrasse, die einen phantastischen Ausblick bietet. Der Besuch dieser drei Örtlichkeiten in der Burg kostet nichts, der Eintritt ist frei.

Architektur-Radroute in Antwerpen

Tipp. Von der Gotik über die Renaissance bis zum Modernismus – wie wäre es, Antwerpens architektonisch schönste Ecken, auf zwei Rädern zu entdecken? Ein Fahrrad-Stadtplan weist dabei den Weg durch die Epochen: der »Architektur-Radweg« führt zu den schönsten Bauten der Stadt, von der Burg Het Steen über das moderne Museum MAS und das futuristische Hafenhaus bis zum eindrucksvollen Hauptbahnhof und zum Justizgebäude. Der ausgeschilderte Architektur-Radweg startet und endet am Grote Markt. Der kostenlose Fahrrad-Stadtplan ist in den Besucherzentren von Visit Antwerpen kostenlos erhältlich.

Die fünf schönsten Kirchen in Antwerpen auf einen Blick

Kirchen. Die Liebfrauenkathedrale ragt 123 Meter in die Höhe und war einst das größte gotische Bauwerk der damaligen Niederlande. Noch heute ist die Kathedrale im Besitz etlicher Kunstwerke. In der Kathedrale können Besucher permanent vier Meisterwerke von Rubens bewundern, etwa »Christus am Kreuz« (Kruisoprichting) und die »Kreuzabnahme«.

Liebfrauenkathedrale in Antwerpen

vichie81/Shutterstock.com

Die spätgotische Sankt Jakobskirche (ca. 1506–1656) in der Langen Nieuwstraat hat eine unglaublich große barocke Ausstattung mit sage und schreibe 23 Altären – ein opulentes Werk aus Marmor. Im Besitz der Kirche ist darüber hinaus eine Sammlung mit Kunstwerken namhafter Maler wie Jacob Jordaens, Peter Paul Rubens und Hendrid van Balen. Rubens fand hier seine letzte Ruhestätte.

Die frühere Klosterkirche der Dominikaner aus dem Jahre 1571 am Veemarkt ist eine Augenweide: Neben Barockaltären, kunstvollem Mobiliar und einer Orgel besitzt die Kirche mehr als 200 Bilder und über 50 Gemälde. Darunter befinden sich welche von Jordaens, Rubens, Teniers, van Balen und Van Dyck.

Die Sankt Carolus Borromäuskirche ist seit 400 Jahren eines der schönsten Beispiele des Barock in den Benelux-Staaten. Sie gilt als die Rubenskirche schlechthin: Der Künstler gestaltete die größten Teile der Fassade und die Spitze des Turms. Im Inneren tragen die Decke mit Stuckwerk der Marienkapelle sowie der Hochaltar seine Handschrift. Wer es bei der Besichtigung gern gesellig und musikalisch mag: In der perfekten Akustik der Kirche erklingt an jedem Sonn- und Feiertag eine Messe mit Livemusik verschiedener Musiker aus dem In- und Ausland. Immer um 11.30 Uhr.

Barockfiguren im Inneren der St. Boroomäuskirche in Antwerpen

Radiokafka/Shutterstock.com

Auch in der Sankt Andreaskirche ist Barock allgegenwärtig, dank der Altäre und einiger prächtiger Kunstwerke aus dem 17. Jahrhundert. Die Sankt Andreaskirche liegt direkt im Herzen des Antwerpener Modeviertels und besitzt eine schöne Sammlung historischer Kaseln.

Rubenshaus: Zu Besuch beim berühmtesten Sohn der Stadt

Museen. Das Rubenshaus in Antwerpen nimmt Besucher mit auf die Spuren des berühmten Barockmalers Peter Paul Ruben. Er ist bis heute der ganze Stolz der Stadt. Bei einem Rundgang kann man sein ehemaliges Wohnhaus, Atelier und einige seiner Werke bestaunen. Zu den Ausstellungshöhepunkten des Hauses gehören Meisterwerke wie »Adam und Eva«, »Die Verkündigung« und ein Selbstporträt, das Rubens als kosmopolitischen Zeitgenossen im Alter von 52 Jahren zeigt. Neben den dauerhaft präsentierten Kunstwerken präsentiert das Rubenshaus hin und wieder temporäre Ausstellungen, die einen Bezug zur Kunst und Person von Peter Paul Rubens herstellen. Sehr schön anzusehen ist auch der von Ruben entworfene Gartenpavillon im hinteren Teils des Gartens.

Königliche Museum der Schönen Künste, Modemuseum und Chocolate Nation

Museen. Das Königliche Museum der Schönen Künste Antwerpen (KMSKA) beheimatet rund 7.600 Gemälde, Skulpturen, Zeichnungen und Drucke. Für dieses Haus charakteristische Ausstellungsschwerpunkte sind die Altniederländische Malerei, Peter Paul Rubens und das Barock sowie Henri De Braekeleer und die flämischen Expressionisten.

Treppenhaus im KMSKA-Museum Antwerpen

KMSKA/Foto: Karin Borghouts

Nach dreijährigem Umbau öffnete das Antwerpener Modemuseum (MoMu) im Sint-Andries-Viertel Anfang September 2021 wieder seine Türen. Die Kollektion des international renommierten Hauses umfasst über 33.000 Stücke zeitgenössischer und historischer Mode. Mit der Renovierung wurde die Ausstellungsfläche um 800 Quadratmeter erweitert und bietet jetzt Platz für drei parallele Sonderausstellungen. Das Fashion-Museum ist Teil der sogenannten Modenatie. Das ist ein Zusammenschluss verschiedener Partner der Antwerpener Modeszene. Neben dem MoMu zählen dazu das Flanders Fashion Institute (FFI), die Mode-Abteilung des Fashion Departments der Königlichen Akademie für Schöne Künste und die Artesis Hochschule Antwerpen.

MoMu Antwerpen im Inneren

Dave Van Laere

Im noch recht neuen (Anfang 2021 wurde es eröffnet) Erlebnismuseum »Chocolate Nation« können Besucher Einblicke in die Schokoladentraditionen und -Innovationen nehmen, die Vielfalt der Schokolade probieren und Chocolatiers wie Patrick Aubrion bei der Schokoladenherstellung über die Schulter schauen. Auf mehr als 4.000 Qaudratmetern erwartet Besucher eine multisensorische Reise in die Welt der belgischen Schokolade.

Schokoladen-Stücke übereinander liegend

Pushpak Dsilva

Foto- und Auswanderermuseum

Das Fotomuseum Antwerpen (FoMu), mittlerweile hat es schon mehr als 55 Jahre auf dem Buckel, hat seit 1986 in einer ehemaligen Lagerhalle am Waalsekaai südlich der Innenstadt sein Zuhause. Neben viel beachteten Wechselausstellungen beherbergt es eine Dauerausstellung, die einen Blick auf die wechselvolle Geschichte der Fotografie wirft.

Das Museum »Red Star Line – People on the Move« in den denkmalgeschützten Gebäuden der Schifffahrtsgesellschaft eröffnen zeigt an Originalschauplätzen die Fußspuren der zwei Millionen Auswanderer, für die Antwerpen die letzte Station auf dem Weg nach Amerika war. Darunter auch die des berühmte Physikers Albert Einstein. Eines der Prunkstücke des Museums ist ein Piano von Irving Berlin, der vor 120 Jahren als Israel Isidore Baline über Antwerpen ausgewandert ist. Er komponierte Hits wie »White Christmas«, »Puttin‘ on the Ritz« oder »There’s no Business like Showbusiness«.

Alte Fotos im Red Star Line Museum

Dave Van Laere

Beeindruckende Architektur: das MAS – Museum am Strom

Im MAS – Museum am Strom werden die Sammlungen von drei Antwerpener Museen bewahrt und präsentiert. Dabei handelt es sich um das Ethnographische Museum, das Nationale Schifffahrtsmuseum und das Volkskundemuseum. Auch ein Teil des Museums Vleeshuis | Klang der Stadt ist im MAS zu Hause. Insgesamt besitzt das MAS 470.000 Objekte. Aufbauend auf den drei genannten Sammlungen erzählt das MAS eine Geschichte über die Verbundenheit Antwerpens mit der Welt. Das MAS liegt im Hafenviertel Het Eilandje und hat den Charakter eines Lagerhauses. Der 60 Meter hohe Turm besteht aus zehn etwas versetzt übereinandergestapelten Boxen aus Naturstein.

Fassade des MAS Museum am Strom in Antwerpen

Eduard Delputte

Dadurch entsteht eine riesige Wendeltreppe, der MAS-Boulevard. Sie ist an der Außenseite mit gewölbten Glasscheiben versehen und bietet so einen Blick auf die Stadt und den Hafen.

Die Stadt der Diamanten

Diamantbörsen, hunderte Diamantschleifereien, das Diamantmuseum und Juwelierläden, die sich im Diamantenviertel wie Perlen eines Colliers aneinander reihen – Antwerpen ist Weltzentrum für Diamanten. Und zwar schon seit dem fünfzehnten Jahrhundert. Internationale Diamanten-Prüflabel wie »Cut in Antwerp« wurden hier geboren.

Diamanten-Ausstellungsstück

Frederik Beyens

Der ganze Klunker wird unweit des Hauptbahnhofs gehandelt und zum Teil gehortet. Dort haben auch die Diamantenbörsen ihren Sitz. Wer nun aber glaubt, dass es in dem Viertel besonders luxuriös zugeht, der wird vermutlich enttäuscht sein. Das Gegenteil ist nämlich der Fall: Das Viertel kommt ziemlich unprätentiös und langweilig daher – zumindest von außen. Und ein Hochsicherheitstrakt ist es obendrein – kein Wunder. Wer einen Blick hinter die Kulissen des Diamantenhandels werfen möchte, kann an einer Führung durch das Viertel teilnehmen. Dabei erfahrt man vieles über die Geschichte und Gegenwart des Diamantenhandels in Antwerpen.

Noch immer nicht genug von Diamanten? Dann auf ins Museum und Erlebniszentrums DIVA. Es präsentiert in einem historischen Gebäude im Herzen der Stadt glanzvolle Geschichten über Diamanten, Silber und edle Schmiedekunst. Verteilt in der Stadt liegen daher auch eine Anzahl die Augen blendende Auslagen von Goldschmieden und Schmuckdesignern. Ihre Perlen tragen das Antwerp-Most-Brilliant-Label, das eine hohe Qualität gewährleistet.

Vater und Sohn im DIVA, Antwerpen

Frederik Beyens

Shopping in Antwerpen: Von der Meir bis zu exklusiven Mode-Boutiquen

Einkaufen. Mode, Design, Antiquitäten, Delikatessen und Vintage: All das findet man in Antwerpen einen kurzen Fußweg voneinander entfernt. Was viele Boutiquen und Modeshops in Antwerpen von jenen anderer Städte unterschiedet: Stil und Individualität werden hier großgeschrieben. Das kommt nicht von ungefähr: Nicht wenige Boutique-Inhaber sind Absolventen der Antwerpener Modeschule der Königlichen Akademie der Schönen Künste. Es gibt also eine Menge Werkstätten und Geschäfte talentierter Modeschöpfer, die man in der Stadt besuchen kann. Es gibt sogar einen Guide namens »Antwerp Fashion Walk«. Darin enthalten sind Tipps zu Routen der bekanntesten und originellsten Geschäfte und Boutiquen der Stadt. Jeden ersten Samstag im Monat wird auch eine 90-minütige Führung durch die Stadt angeboten.

Boutique Modepaleis in Antwerpen

Stad Antwerpen – Ana Izamska

Einiger dieser exklusiven Shops finden sich rund um die Modenatie in der Nationalestraat und der benachbarten Kammerstraat. Auch im Museumsviertel (Het Suid) und in der Kloosterstraat gibt es viele Designerläden, aber auch Shops, die sich auf schöne Antiquitäten und Vintage spezialisiert haben. In und rund um die Schuttershofstraat sollten alle vorbeischauen, deren Reisekasse prall gefüllt ist. Dort befinden sich viele Luxusshops.

Last but not least: die »Meir«. Das ist Antwerpens bekannteste Shoppingmeile. Die Fußgängerzone ist das Zuhause vieler international bekannter Modelabels. Klingt vielleicht nicht besonders verlockend, ist es aber doch. Denn eine architektonische Augenweide sind die vielen historischen Gebäude aus dem 18. und 19. Jahrhundert, in denen die Shops untergebracht sind. Die aristokratischen Parizierhäuser sind wirklich eine Augenweide und machen das Shoppen zu einem besonderen Erlebnis.

Patrizierhäuser auf der Meir-Fußgängerzone in Antwerpen

Dolfilms/Shutterstock.com

Auch macht es bei schönem Wetter Spaß, auf eine der zahlreichen Terrassen bei einem Kaffee das bunte Treiben in der Fußgängerzone zu beobachten. Spielt das Wetter nicht mit, sollte im Stadsfeestzaal eine Pause eingelegt werden. In dem neoklassizistischen Gebäude befindet sich ein pompöses Einkaufszentrum mit überwiegend Luxusshops – und einer Champagnerbar.

Stadfeestzaal in Antwerpen

SIGRIDSPINNOX.COM

Kulinarik in Flandern: Was man unbedingt probieren sollte

Kulinarik der Region. Nationalgericht der Flamen sind Moules frites. Das sind Miesmuscheln mit selbstgemachten Pommes frites. Das Gericht findet sich in vielen Restaurants der Stadt auf der Speisekarte. Oft wird der Klassiker, Miesmuscheln im Gemüse-Weißwein-Sud mit Lauch, Sellerie und Knoblauch, angeboten. In guten Restaurants werden die Muscheln mit verschiedenen Saucen angeboten.

Moules Frites - Miesmuscheln mit Pommes Frites

nito/Shutterstock.com

Wer keine Muscheln mag, sollte sich auf jeden Fall in einer der Imbiss-Buden eine Portion Pommes frites besorgen. Die meist aus Bintje-Kartoffeln und dicken Stücken hergestellten Pommes werden in Belgien meist in einer Papiertüte überreicht, ertränkt in Mayonnaise. Auf Pommes frites spezialisierte Buden bieten aber oft weitere Saucen an. Unbedingt probieren sollte man Pommes mit der aus Curry und Zwiebeln gemachten Joppiesauce und die Tartar-Sauce mit Schnittlauch.

Zu den Kulinarik-Klassikern der Region gehören außerdem »Waterzooi«. Das ist ein Eintopf mit einem gekochten Stück Fisch oder Hähnchenbrust und Gemüse wie Möhren oder Sellerie. Dazu gibt es oft gerösteten Weißbrotscheiben oder Pommes frites. Beliebt ist auch »Stoofvlees«, ein herzhafter Schmorfleisch-Eintopf mit Rinder- und Schweinegulasch, kleingeschnittenem Speck und Kartoffelbrei.

Waterzooi-Suppeneintopf

AS Food studioBee

Typisch Antwerpen: Bier und Schokolade

Belgien ist berühmt für seine Bierkultur und Biervielfalt. Kein Wunder, dass es hier auch spezielle Biere gibt. Die Bierauswahl gilt als eine der ungewöhnlichsten der Welt. Im Angebot stehen ziemlich ausgefallene Sorten. So können Besucher ein »Glüh-Kriek«, warmes Kirschbier, kosten. Wem das zu speziell ist, sollte »Het Bolleke« probieren. Das ist das typische Antwerpener Bier und eine Ikone der Stadt. Er ist in nahezu allen Bars, Pubs und Kneipen der Stadt erhältlich. Es werden auch verschiedene Biertouren durch die Stadt angeboten. Die Stadtbrauerei De Koninck bietet Führungen durch ihr Werksgelände an. In neun thematisch geordneten Räumen des Besucherzentrums, insgesamt ist es 18.000 Quadratmeter groß, kann man mit vielen Facetten des Gerstensaftes, seinen Zutaten und seiner Herstellungsgeschichte in Antwerpen auf Tuchfühlung gehen.

Brauerei De Koninck in Antwerpen,

De Koninck – www.ilovelight.be

Unter Kennern von Kakaoprodukten gilt Schokolade aus Belgien als Krone der Süßwarenschöpfung. Eine edle Struktur, 100 Prozent Kakaobutter, ein hoher Kakaogehalt und Kakaobohnen besonders guter Qualität bilden die Basis der belgischen Schokolade. Ganz besonders aber sind die Vielfalt und Kreativität der hiesigen Chocolatiers. Ein Lippenstift aus Schokolade oder Pralinen mit Soja-Soße sind nur wenige Beispiele der Kuriositäten, die man in den Auslagen der Schokoladegeschäften entdecken kann. Auch in Antwerpen kann man sich davon überzeugen. An vielen Orten in der Stadt gibt es Chocolatiers, feine Shops, die nichts als Schokoladen in allen möglichen Variationen im Angebot haben. Eine der besten Shops sind »The Chocolate Line« im historischen Gebäudepalast auf der Meir oder das Familienunternehmen »Delrey«, das eine Riesenauswahl der verführerischen Kalorienbomben anbietet.

Lecker, lecker: Ein kleiner Kulinarik-Spaziergang

Gut essen und trinken. Mit Menschen aus über 170 Nationen ist Antwerpen eine ziemlich multikulturelle Stadt. Das ist am auffälligsten in der Gegend rund um den Bahnhof, aber auch im Norden der Stadt. Entsprechend bunt fällt das kulinarische Angebot aus: Die Vielfalt der Küchen ist enorm. Appetit bekommen? Hier ein paar Vorschläge mit Orten, an denen man sich prima durchschlemmen kann:

Cafe eten&drinken in Antwerpen

Kristaps Grundsteins

Direkt gegenüber dem Hauptbahnhof liegt Antwerpens Chinatown. Abgesehen von den vielen chinesischen Geschäften und Restaurants beherbergt das Viertel auch einige thailändische, philippinische und nepalesische Gourmettempel. Wer Lust auf kanonesische Küche hat, sollte unbedingt bei DK oder The Best vorbeischauen. Freunde der Küche Vietnams empfehlen wir das Restaurant Pho Viet.

Unweit des Diamantenviertels ist das jüdische Viertel Antwerpens zu Hause. Es ist eines der größten der Welt, mit vielen koschen Restaurants. Das bekannteste unter ihnen ist Hoffy’s. Das Delikatessengeschäft und Restaurant gehört den Brüdern Hoffman und serviert traditionelle jiddische Gerichte. Auf der anderen Seite des Sint-Jansplein liegt das Bistrot du Nord, ein authentisches Bistro, das erstklassige Speisen serviert und dafür auch schon einen Michelin-Stern erhalten hat.

Wer stattdessen lieber an einem lauen Sommerabend ein außergewöhnliches Ambiente genießen möchte, kann in Antwerpen gleich aus zahlreichen coolen Locations auswählen. In der warmen Jahreszeit bieten die Zomerbars in der ganzen Stadt verteilt sommerliches Ambiente mit Sandstrand, Hängematte oder Strandkorb mit oft atemberaubender Aussicht.

Mann liegt in einem Stuhl in einer Zomerbar in Antwerpen

Stad Antwerpen – Ana Izamska

Restaurant-Tipps: Exzellent speisen in Antwerpen

Besondere Restaurants. Auf dem Paradeplein ist ein Gourmettempel sondergleichen beheimatet: Das »The Jane«. Das liegt vor allem an den spektakulären Räumlichkeiten: Das Restaurant befindet sich in der Kapelle eines ehemaligen Militärkrankenhauses. Bereits ein Jahr nach Eröffnung ergatterte »The Jane« den ersten Platz Restaurant und Bar Design Awards in London 2015. Küchenchef ist der Holländer Zwei-Sterne-Koch Nick Bril. Er zaubert mit seinem Team leichte, frische, exotische und anspruchsvolle Gerichte auf die Teller.

Im Graanmarkt 13 befindet sich das gleichnamige Restaurant von Küchenchef Seppe Nobels. Wobei: Restaurant trifft es nicht so ganz. Vielmehr handelt es sich beim »Graanmarkt 13« um einen Concept Store, der Kulinarik, Mode und Design unter einem Dach vereint. Zum Mittag- und Abendessen bietet das Restaurant eine täglich wechselnde Auswahl an Fisch oder Fleisch sowie verschiedene vegetarische Gerichte im Tapas-Stil zum Teilen. Reservierung empfohlen für das Restaurant und den Innenhof.

Gut schlafen: Hoteltipps für den nächsten Antwerpen-Trip

Unterkunft. Eines der führenden Häuser Antwerpens ist das Lit d’Art Exclusive Boutique Hotel. Das in einem Jugendstilgebäude untergebrachte Designhotel liegt zentral in der Stadt, im Stadtteil Het Zuid, unweit des Museums der Schönen Künste. Zur Auswahl stehen vier luxuriöse Suiten, teilweise ausgestattet mit Küchenzeile und Sitzecke mit Gaskamin oder einer Dachterrasse. Außerdem gibt es einen hübschen Spa. Alle Suiten sind dekoriert mit besonderen Kunstwerken und Design. Ab rund 300 Euro pro Nacht in der Suite.

Das NH Collection Antwerp Centre ist ein Viersterne-Hotel mit 186 modern eingerichteten Zimmern. Das Haus liegt auf der Pelikaanstraat, gleich neben dem Hauptbahnhof. Sehenswürdigkeiten wie das Diamantenviertel, der Zoo und der Grote Markt sind von hier aus bequem zu Fuß erreichbar. Highlights des Hauses sind der grüne Innenhof und die spanische Bar, die sich auf leckere Tapas-Gerichte spezialisiert hat. Ab rund 200 Euro pro Nachts fürs Zimmer.

Wer auf einem Budget-Trip ist und sich in die Welt des Jugendstils wagen möchte, sollte einen Blick auf das Budget Boetiek Hotel Rubenshof werfen. Das am Amerikalei gelegene Hotel im Stadtzentrum kommt herrlich altmodisch-tantig daher – passend zum alten Stadtpalais, in dem es untergebracht ist. Besonders schön ist der Wintergarten, in dem das Frühstück serviert wird. Je nach Saison ist eine Übernachtung ab rund 70 Euro pro Nacht zu haben.

Mitbringsel aus Antwerpen

Souvenirs. Die Belgier sind für ihre köstlichen Schokoladenkreationen weltberühmt. Was liegt da näher als ein Präsent in der Form der süßeste Versuchung mitzubringen? Am besucht man dazu eine der feinen Schokoläden in der Stadt und lässt sich einen schönen Geschenkkarton mit feinen Pralinen zusammenbasteln.

Antwerpen-Besucher mit dem nötigen Kleingeld können natürlich in einem der zahlreichen Juwelierläden im Diamantenviertel nach einem Mitbringsel Ausschau halten. Und wer den Modegeschmack der besten Freundin kennt, kann einen hübschen Pully oder ein schönes Kleid aus den angesagten Modeboutiquen mitbringen.

Modekollektion in einem Shop

2017 Frederik Beyens

Do und Don’t in Antwerpen

Knigge. Wie bei uns begrüßt man sich in Flandern per Handschlag. Dieser fällt einen Ticken weniger handfest aus bei uns. Außerdem sagt man zur Begrüßung oft »Meneer« (bei Männern) oder »Mevrouw« (bei Frauen) und dann den Nachnamen des Gegenübers. Man sollte nicht überrascht sein, wenn die Belgier einem recht schnell das »du« anbieten.

Wer mit den Menschen in Antwerpen ins Gespräch kommt, sollte bei zwei politischen Themen Zurückhaltung walten lassen: den seit Jahrzehnten währenden Konflikt zwischen Wallonen und Flamen sowie die Rolle des belgischen Königshauses.

Und noch etwas: Auch wenn Antwerpen nur zwei Stunden von Deutschland entfernt liegt und viele Flamen deutsch sprechen, sollte man nicht wie selbstverständlich die Kommunikation auf Deutsch beginnen. Besser erst einmal mit Englisch starten, das sprechen viele Flamen ganz vorzüglich. Oft hören die Flamen dann schnell heraus, dass man aus Deutschland kommt und bieten einem dann an, die Unterhaltung doch auf Deutsch fortzusetzen.

Beste Reisezeit für einen Trip nach Antwerpen

Reisezeit. »Leider ist das Wetter in Antwerpen nicht jeden Tag schön«, schreibt das Fremdenverkehrsbüro der Stadt auf seiner Website. Eine bei Tourismusämtern selten vorkommende – aber ehrliche –Beschreibung des Wetters in Antwerpen. Denn in der Stadt fällt recht häufig Regen. Der Jahresniederschlag beträgt im Durchschnitt 387 mm. Zum Vergleich: Köln, eine der regenreichsten Städte Deutschlands, bringt es im Jahresdurchschnitt auf 308 mm. Der meiste Regen fällt im Dezember und Januar.

Blick auf verregnete Antwerpen Centraal Schilder

Erik AJV/Shutterstock.com

Immerhin, eine gute Nachricht für Frostbeulen: Im Winter wird es nicht wirklich kalt. Temperaturen unter 0 Grad sind die Ausnahme. Am besten eignen sich die Monate Mai bis September für eine Reise nach Antwerpen. Im Juli und August sind Temperaturen von 30 Grad drin, meist sind es aber angenehme 20 bis 25 Grad.

Anreise. Wer im Westen Deutschlands wohnt, kann ziemlich bequem mit dem Zug oder Fernbus anreisen. Von Köln etwa fährt stündlich ein ICE oder Thalys via Brüssel nach Amsterdam Centraal. Die Fahrzeit beträgt je nach Verbindung mehr oder weniger zweieinhalb Stunden. Eine Nonstopverbindung gibt es nicht.
Auch die Fernbusse von Flixbus und Eurlines steuern Antwerpen von verschiedenen Städten aus an. Flixbus etwa bietet die Strecke von Düsseldorf nach Antwerpen bis zu zweimal täglich an. Die Fahrzeit beträgt etwas weniger als drei Stunden.

Wer im Süden oder Osten Deutschlands wohnt, kann mit dem Flieger den Brussels Airport in Zaventem ansteuern. Er liegt rund 14 Kilometer nordöstlich vom Zentrum Brüssels. Vom Flughafen fahren Busse und Zügen ins Zentrum von Antwerpen. Die Fahrzeit beträgt rund 30 Minuten. Zwar hat Antwerpen auch einen eigenen Flughafen, Flugverbindungen nach Deutschland gibt es aber nicht – wohl aber nach Innsbruck.