Der Henley Passport Index 2021 zeigt auch in diesem Jahr: Der deutsche Reisepass ist und bleibt einer der mächtigsten der Welt. Aufgrund der Reiseeinschränkungen wegen der Corona-Pandemie äußern die Verfasser des Index’ ungewöhnlich scharfe Kritik an einigen Ländern.

Jedes Jahr stellt Henley & Partners, eine in London ansässige Beratungsagentur für Fragen rund um das Staatsbürgerschafts- und Aufenthaltsrecht, den Passport Index vor. Der Index stuft alle Reisepässe der Welt nach der Anzahl der Reiseziele ein, in die ihre Inhaber ohne Visum reisen dürfen. Kurzum: Es ist ein Macht-Ranking, das zeigt, welche Staatsbürger besonders privilegiert sind, wenn es darum geht, unkompliziert die Welt zu bereisen.

Das sind die mächtigsten Reisepässe der Welt

Die Ergebnisse des Index schmeichelten in der Vergangenheit den Bürgern vieler Industriestaaten: Sie standen stets an der Spitze des Rankings. So auch in diesem Jahr: Auf Platz 1 stehen gleichberechtigt Japan und Singapur. Inhaber der Reisepässe aus diesen beiden Ländern können aktuell 192 Länder bereisen, ohne ein Visum beantragen zu müssen. Gleich danach folgt Deutschland. Besitzer eines deutschen Reisepasses können derzeit in 190 Staaten visumfrei reisen, genauso wie Südkoreaner. Die meisten Staaten, für deren Besuch Deutsche ein Visum benötigen, befinden sich in Afrika. Aber auch Länder wie Indien, Russland, China und Suriname gehören dazu.

Reisepass der Bundesrepublik Deutschland

Pradeep Thomas Thundiyil/Shutterstock.com

Auf den weiteren Plätzen des Henley Passport Index 2021 folgen: Finnland, Italien, Luxemburg, Spanien (alle je 189 Länder), Österreich, Dänemark (je 188 Länder), Frankreich, Irland, die Niederlande, Portugal und Schweden (je 187 Länder). Auf dem letzten Platz liegt Afghanistan. Deren Bürger dürfen nur in 26 Länder visumfrei einreisen. Ebenfalls weit abgeschlagen auf den hinteren Plätzen: Irak, Syrien, Pakistan, Jemen und Somalia.

Henley Passport Index: Riesiges Mobilitätsgefälle wegen Corona

Eine Besonderheit gab es aber in diesem Jahr: Corona. Die Pandemie führte dazu, dass zahlreiche Länder ihre Grenzen abgeschottet haben und von vielen Staatsbürgern anderer Staaten ein Visum vor Einreise verlangten. Es waren vor allem die reichen Industrieländer im Norden, die einige der strengsten Reisebeschränkungen im Zusammenhang mit Covid-19 durchgesetzt haben, heißt es in der Analyse von Henly & Partners.

Mann füllt mit Kuli Formular aus

Scott Graham

Anders die Länder des Südens: Sie hätten ihre Grenzen gelockert, heißt es weiter. Die Folge: eine immer größere Lücke in der Reisefreiheit. Passinhaber aus Japan und Singapur etwa können visumfrei in 166 mehr Länder reisen als afghanische Staatsangehörige. »Selbst für vollständig geimpfte Reisende aus Ländern, die in der Rangliste der Reisepassstärke am unteren Ende stehen, bleiben von den meisten Ländern der Welt ausgesperrt.«

Prof. Mehari Taddele Maru vom Universitätsinstitut der Vereinten Nationen übt im Henley & Partners Global Mobility Report 2021 denn auch scharfe Kritik an der Visapolitik der reichen Industriestaaten : »Der globale Norden verfolgt seit einiger Zeit aggressive Strategien zur Eindämmung der Migration durch die rigide Anwendung von Grenzkontrollen und untergräbt den Personenverkehr auf verschiedene Weise. Covid-19-assoziierte Reisebeschränkungen sind ein neuer Bestandteil des Instrumentariums zur Eindämmung der Migration, das der globale Norden einsetzt, um die Mobilität aus dem globalen Süden einzudämmen.« Kritisch äußert sich der Report auch zur Einreisepolitik der USA. Deren Weigerung, Impfstoffe anzuerkennen, die in Afrika, Südamerika und Südasien verabreicht werden, habe sich nicht geändert.