Ein Besuch von Novi Sad, eine der europäischen Kulturhauptstädte 2022, ist ein Muss für Reisende, die Neues entdecken wollen. Sehenswert sind die Festung Petrovaradin, der Platz der Freiheit, der Donaupark, zahlreiche Galerien und Museen sowie der in der Nähe liegende Nationalpark »Fruška gora«. Und sonst? Unsere Tipps für eine Reise nach Novi Sad.

Wahrzeichen der Stadt: Petrovaradin-Festung

Das Erste, das Reisenden bei einem Besuch von Novi Sad ins Auge fällt, ist die Festung Petrovaradin. Sie ist das Wahrzeichen der Stadt und eine der größten und am besten erhaltenen Festungen Europas, ein Meisterwerk barocker Militärarchitektur. Die heutige Festung, gebaut auf den Mauern der alten, wurde während der Habsburgermonarchie in der Zeit von 1692 bis 1780 errichtet. Sie sollte die Südgrenze der Monarchie vor dem Vordringen der Türken nach Norden schützen. Sie umfasst eine Fläche von 112 Hektar, hat zehn Tore, 12.000 Schießscharten, Plätze für 400 Kanonen und ist in Unter- und Oberstadt geteilt.

Festung Petrovaradin in Novi Sad

Aleksandar Milutinović

Auf der Oberstadt befindet sich ein weiteres Symbol der Festung und der Stadt – eine Uhr mit einem Durchmesser von mehr als zwei Metern, die auf allen vier Himmelsrichtungen ein Zifferblatt hat, sodass die Uhrzeit aus jedem Blickwinkel darauf zu sehen ist.

Uhr an der Festung Petrovaradin in Novi Sad

Jure Tufekcic

Innerhalb der Festung sollten man unbedingt auch die barocke Vorstadt besichtigen. Sie ist ein bisher noch wenig erforschter architektonischer Schatz. Sehenswert ist die römisch-katholische Kirche St. Juraja mit einem Kloster, in dessen Keller sich eine Krypta befindet. Dort sind die im Kampf gegen die Türken gefallenen Vertreter des Hochadels bestattet.

Besonders interessant sind die unterirdischen Militärgalerien. Sie sind allerdings nur in Begleitung eines fachkundigen Führers des Museums der Stadt Novi Sad zugänglich. Die Galerien sind ein einzigartiges vierstöckiges Kommunikations- und Verteidigungssystem mit einer Länge von 16 Kilometern. Der Bau der komplizierten Anlage wurde 1783 abgeschlossen. Ein Teil dieses Gewirrs aus Gängen, Räumen unterschiedlicher Zweckbestimmung und Kampflinien mit Schießscharten und Minenanlagen steht den Besuchern auf einer Länge von immerhin rund einem Kilometer zur Besichtigung zur Verfügung.

Stadtzentrum: Trg Slobode und Dunavska-Straße

Ein weitere Sehenswürdigkeit, die man sich in Novi Sad ansehen sollte, ist das eigentliche Zentrum der Stadt: Trg Slobode, der Platz der Freiheit.

Platz der Freiheit in Novi Sad

Aleksandar Milutinović

Das erste Gebäude, das einem hier ins Auge springt, ist die römisch-katholische Kirche »Heilige Maria«, ein wunderschönes architektonisches Werk. Sehenswert sind auch das Rathaus, das Gebäude des römisch-katholischen Pfarrbüros – das Presbyterium und der Wohn- und Geschäftspalast Gvozden čovek (Eiserner Mann), eines der architektonischen Symbole Novi Sads. Wenn man anschließend weiter die Straße Zmaj Jovina hinuntergeht, kommt man am Bischofspalast vorbei, eines der authentischsten Gebäude in Novi Sad. Es folgen das Gymnasium »Jovan Jovanović Zmaj« und die serbisch-orthodoxe Kirche St. Georgia.

Unweit dieser Gebäude befinden sich zwei der ältesten erhaltenen Häuser der Stadt: »Zum Weißen Löwen« um 1720 und der Raletić-Palast um 1751. Das Banovina-Gebäude, in dem sich die Regierungs- und Versammlungssitze der Autonomen Provinz Vojvodina befinden, bildet ebenfalls ein hübsches Fotomotiv. Unübersehbar ist auch der markante Synagogenkomplex, der mit den Gebäuden der Jüdischen Gemeinde und der Jüdischen Schule einer der größten in diesem Teil Europas ist.

Synagoge in Novi Sad, Serbien

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Wer bei der Sightseeing-Tour hungrig wird, muss übrigens nicht verzagen. Entlang der gesamten Strecke vom Platz der Freiheit bis zum Ende der Dunavska-Straße findet man viele Restaurants, die eine nationale und internationale Küche bieten.

Museen und Galerien

Novi Sad ist darüber hinaus eine Stadt der Museen und Galerien. Im Zentrum der Stadt, am Trg Galerija, befinden sich zahlreiche Galerien von überwiegend nationaler Bedeutung. Nichtsdestotrotz ist ein Besuch empfehlenswert; vor allem für alle, die sich für serbische Geschichte interessieren. Die Dauerausstellung der Galerie Matica Srpska etwa gewährt dem Besucher einen Einblick in das serbische Schaffen des 18. und 19. Jahrhunderts. Die Pavle-Beljanski-Gedenksammlung bewahrt und stellt die bedeutendsten serbischen und jugoslawischen Kunstwerke aus, die in der Zeit zwischen dem Ersten und Zweiten Weltkrieg hergestellt wurden. Die Fine Art Endowment Collection von Rajko Mamuzić bewahrt und präsentiert dagegen serbische zeitgenössische bildende Kunst nach dem Zweiten Weltkrieg.

Entspannen im Grünen: Donau- und Kamenički-Park

An der Stelle, an der sich heute der Donaupark befindet, war zu Beginn des 19. Jahrhunderts ein Sumpfland. Ende des 19. Jahrhunderts begann man mit der Trockenlegung und Landschaftsgestaltung. Heute ist der Park mit dem See im Zentrum ein Naturdenkmal und stellt ein geschütztes Naturgut dar. Im Park gibt es rund 750 Bäume, darunter eine unter Schutz gestellte Stieleiche – ideal, um sich an heißen Sommertagen im Schatten der Bäume ein wenig abzukühlen. Der Park beherbergt darüber hinaus die Büsten der Dichter Branko Radičević und Miroslav Antić, des Dichters und Malers Djura Jakšić, die Figur der Nymphe mit einem üppigen Geweih und ein Denkmal für den Heiligen Sergey Radonezhsky.

Statue im Donaupark in Novi Sad

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Wer sich den Park angeschaut hat, sollte Kurs nehmen auf den gleich nebenan gelegenen Freiheitsplatz-Zmaj Jovina. Hier finden sich zahlreiche Restaurants, Cafés und Konditoreien. Lohnend ist auch, den nahe gelegenen Riblja-Markt zu besuchen, wo man Obst, Gemüse, Kunsthandwerk kaufen kann.

Der Kamenički-Park ist der größte und älteste Park von Novi Sad. Er ist rund um das Schloss Marczibányi Karáscony entstanden, dessen heutiges Aussehen auf das Jahr 1836 zurückgeht. Der Park wird von Wäldern dominiert, unter denen die am weitesten verbreiteten einheimischen Arten von Linde, Eiche und Ahorn sowie einige seltene Schwarz- und Weißkiefern sind. Der Park zeichnet sich dadurch aus, dass er einige sehr interessante Skulpturen beherbergt, darunter Pet Glava (fünf Köpfe), nämlich fünf Figuren – deren Bedeutung noch immer umstritten ist und über die sich ergo trefflich diskutieren lässt.

Novi Sad vom Wasser aus entdecken

Wer mag, kann Novi Sad auch wunderbar vom Ufer der Donau aus erleben. Einige Strände laden zum Chillen ein. Aber auch eine Fahrt mit dem Schiff ist machbar. Ribarsko ostrvo (Fischerinsel) und Kamenjar sind die Namen der Wochenenddörfer, in denen es zahlreiche Čardaš (lokales Gasthaus) und Restaurants gibt. Von hier aus kann man eine Kreuzfahrt entlang der Donau unternehmen und Orte wie Kamenjar, Mačkov sprud, Rakováčki Dunavac, Ljubavno ostrvo besuchen. Während der Tour durch die Buchten und Moore lassen sich zahlreiche Vogelarten wie etwa Graureiher, Zwergreiher, Gak oder Zwergreiher beobachten.

Lagerfeuer an der Donau in Novi Sad

Aleksandar Milutinović

Shopping in Novi Sad: Lokales Kunsthandwerk

Wer ein typisches Mitbringsel für die Daheimgebliebenen sucht, sollte bei »Jucin Dućan« vorbeischauen. Dort steht die Puppe Juca im Angebot, das Maskottchen von »Jucin Dućan«. Die handgefertigte Puppe wurde Ende 2014 als Symbol der Vojvodina entworfen und wird immer noch im gleichnamigen Geschäft in der Straße Ise Bajića 8 im Zentrum der Stadt verkauft. Aber nicht nur das. Angeboten wird auch Kunsthandwerk von angewandten Künstlern aus ganz Serbien. Schmuck, Handtaschen, Kosmetikkoffer, handbemalte Matten und Socken, Lampen aus Kürbis und vieles mehr gibt es hier zu kaufen.

Der Craft Concept Store Werkštat befindet sich am Rande der Festung Petrovaradin. Hier wird überwiegend Kunsthandwerk lokaler Künstler verkauft: Magneten, Tassen, Schalen und Dekorationen, verschiedene T-Shirts mit einem Bezug zu Novi Sad und der Petrovaradin, Gemälde und Originalfotografien. Dazu kommen originelle und einzigartige Schmuckstücke aus Holz, Metall, Leder und Porzellan sowie Designer-Accessoires.

Traditionelle serbische Schuhe

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Weingüter der Fruška Gora

Der etwa 40 Kilometer von Novi Sad entfernte Nationalpark »Fruška gora« wurde 1960 gegründet. Es ist damit der älteste Serbiens. Auf einer Fläche von etwa 25.000 Hektar befinden sich geschützte einzigartige Landschaften, seltene Pflanzen- und Tierarten und einige sehenswerte serbisch-orthodoxen Klöster. Der Park ist aber auch als erstklassiges Weingut bekannt, aus dem einige der besten serbischen Weine produziert werden: der Bermet, der laut Zeugenaussagen auch von Kaiserin Maria Theresia sehr geschätzt wurde.

Weinanbau in Fruska Gora, Serbien

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Der Bermet enthält zwischen 16 und 18 Prozent Alkohol und wird aus natürlichen Weinen hergestellt, denen mehr als 25 verschiedene Gewürze zugesetzt werden, so etwa Rosinen, Johannisbrot, Nüsse, Vanille und Feigen. Jeder der Produzenten hat seine eigenes altes Familienrezept, das natürlich als großes Geheimnis gehütet wird. Heute ist der Bermet der berühmteste Dessertwein der Weinregion Fruška Gora. In der Region kann man Weine in mehr als 60 Familienweinkellern verkosten, und fast alle produzieren auch Bermet.

Essen in Novi Sad: Das sollte man unbedingt probieren

Die Einwohner Novi Sads pflegen zu sagen: Wenn man nicht mindestens einen Bauernhof oder ein Restaurant besucht und lokale Spezialitäten probiert hat, ist es so, als habe man Novi Sad nicht besucht. Die Auswahl an typischen Gerichten ist groß. Auf den Speisekarten der Vojvodina findet man sehr häufig hausgemachten Schinken, Biskuits, Würstchen, Eier, Speck, Kulen und verschiedene Käse– und Gemüsesorten.

Serbien; Personen sitzen am Tisch und essen

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Eine Spezialität in und um Novi Sad ist die »gelbe Suppe«. Vor Jahrhunderten waren die Dörfer der Vojvodina für ihre vielen Gänseschwärme bekannt, und einige der Gänse landeten im Kochtopf. Aus dieser Zeit stammt der Begriff »gelbe Suppe«. Das Gänsefleisch verlieh den Suppen nämlich die goldgelbe Farbe. Heute gibt es nur wenige Orte in Novi Sad und der Vojvodina, wo sie noch nach Originalrezept mit Gänsefleisch zubereitet wird – aber der Name »gelbe Suppe” wurde auch für Hühnersuppen übernommen – probieren lohnt sich!

Apropos Suppen: Die Region ist auch bekannt für ihre köstlichen Fischsuppen mit Karpfen, Wels und Hecht. Ebenfalls lecker: Nockerl mit Käse oder Mohn, das Fladenbrot Mekike und Pasteten mit Käse. Zum Nachtisch empfiehlt sich Mohnstrudel, Pflaumenknödel oder Kürbiskuchen.