Wer seinen Urlaub tatsächlich im Ödland Grönland verbingen möchte, findet in unserem Reise-Guide Grönland die wichtigsten Informationen. Aber Achtung: Die größte Insel hat Suchtgefahr. Eissüchtig nennt das Chefredakteurin Jennifer Latuperisa-Andresen. Mit der Folge zurückkehren zu wollen. Denn Ilulissat, so sagt sie, gehört zu den schönsten Orten der Welt. Aber reisen Sie und sehen Sie selbst.
Anreise. Direktflüge von Europa nach Grönland werden ausschließlich von Dänemark (Kopenhagen) oder Island (Reykjavik) aus angeboten. Air Greenland benötigt rund 4,5 Stunden von Kopenhagen nach Grönland. Von Kopenhagen aus wird Kangerlussuaq in Westgrönland das ganze Jahr über bis zu zehn Mal pro Woche angeflogen. Es ist der wichtigste internationale Flughafen Grönlands. Im Sommer ist zusätzlich das südliche Narsarsuaq als Direktanreise möglich. Innerhalb von Grönland bietet Air Greenland Transfers in kleinen viermotorigen Maschinen an. Helikopter fliegen vermehrt Südgrönland und kleine Siedlungen in Nord- und Ostgrönland an.
Grönland ist nicht durch Fährverbindungen zwischen Grönland und Dänemark oder Island erreichbar. Es werden jedoch Kreuzfahrten angeboten, die Grönland im Programm haben. 16-tägige Kreuzfahrten ab Bremerhaven über Island und entlang der Küste Grönlands bietet beispielsweise Ambiente Kreuzfahrten an.
Das Unternehmen Hurtigruten besucht die wenig frequentierten Gebiete Grönlands und die beliebte Diskobucht bei der 13-tägigen Reise »Diskobucht und Südgrönland«. Eine weitere Beförderungsmöglichkeit innerhalb Grönlands ist die Fahrt mit Passagierschiffen. Im Sommer sollte jedoch rechtzeitig ein Ticket besorgt werden. Hier wären beispielsweise Disko Line oder der Blue Ice Explorer zu nennen.
Aufwachen mit Blick auf die Diskobucht
Unterkunft. Hotel Hans Egede, unmittelbar im Herzen der Hauptstadt Nuuk gelegen, bietet das Vier-Sterne-Hotel Komfort in fünf verschiedenen Unterkunftsmöglichkeiten: Von kleineren Budget-Zimmern (ab € 157) über die große Suite (ab € 449 als Doppelzimmer) bis zum Apartment (ab € 170) ist alles dabei. Insgesamt 157 Zimmer mit Internet, TV/Radio, Telefon, Bügelbrett und Kaffeezubereitungsmöglichkeiten sind vorhanden. Man sollte dem fünften Stock des Hotels – der Skyline Bar – unbedingt einen Besuch abstatten. Der Blick über Nuuk und den Fjord lohnt sich.
Hotel Arctic, das nördlichste Vier-Sterne-Hotel der Welt, liegt in Ilulissa mit Blick auf die berühmte Diskobucht. Sieben verschiedene Zimmerkategorien und sogar Übernachtungen in fünf »Iglu«-Nachbauten, die nicht unbedingt zu empfehlen sind, sind von Mai bis Oktober möglich. In der Hauptsaison kostet ein Zimmer in der günstigsten Kategorie oder die Nacht im Iglu für zwei Personen rund € 265. Für rund € 26 Euro ist ein »Iglu Deluxe« für zwei Personen drin.
Hier spricht man Kalaallisut
Sprache. Offiziell wird Grönländisch oder Kalaallisut, eine Inuit-Sprache, gesprochen. Danach ist Dänisch weitere Amtssprache. Selbst in der Schule wird die Kalaallisut unterrichtet. Einheimische in größeren Orten verstehen neben Dänisch häufig auch etwas Englisch, und in Touristinformationen wird teilweise auf Deutsch oder Französisch weitergeholfen. Trotzdem ist es für kleinere Orte ratsam, ein paar Wörter zu kennen: Ja heißt »Aap«, nein ist »Naamik« und danke ist »Qujanaq«.
Klima. An der Westküste herrscht etwas milderes Wetter als im Rest von Grönland. Von Mai bis August sind Temperaturen bis zu 20 Grad möglich. Ab August wird es nachts stetig kälter. Schneefreunde können ab Mitte September hoffen. Im Winter bewegen sich die Temperaturen, je nach Region, zwischen minus 20 und minus 40 Grad. Auf den riesigen Gletscherflächen, dem Inlandeis, können Temperaturen von bis zu minus 70 Grad erreicht werden.
Reisezeit. Der grönländische Sommer reicht von Mai/ Juni bis maximal September. Die Hauptreisezeit liegt dabei im Hochsommer (Juli und Anfang August). Es bieten sich aber auch die weniger frequentierten Monate Mai/ Juni und Ende August bis Anfang September an. Hier sind die Tage lang, und die Tundra erblüht im Blütenmeer.
Kreuzfahrten werden zumeist in der Reisezeit von Juni bis September angeboten. Wer kälte-resistent ist, fühlt sich auch im Winter (Dezember bis April) pudelwohl. Dann werden schließlich die Schneeschuhe herausgeholt und Polarlichter beobachtet.
Eissüchtig nennt das Chefredakteurin Jennifer Latuperisa
Sehenswürdigkeiten. Die größte Insel der Welt hat neben einer dicken Eisschicht auch andere Sehenswürdigkeiten in petto. Man sollte im Westen Grönlands in Uummannaq vorbeischauen. Hier sind mehr sonnige Tage als in ganz Grönland zu verzeichnen. Idealbedingungen für Jäger.
Kulturinteressierte wandeln auf den Expeditionsspuren von Alfred Wegener. Wer auf eine Schiffsfahrt durch die Diskobucht verzichten möchte, ist in Ilulissat (Jakobshavn) richtig. Von hier hat man einen prächtigen Blick auf die Bucht voller im Wasser treibender Eisberge. Ein besonderes Spektakel ist der Ilulissat-Kangerlua-Gletscher, der rund 25 Meter täglich in das Meer abbricht.
Für Outdoor-Aktivitäten ist die Region rund um Kangerlussuaq (Søndre Strømfjord) besonders gut geeignet. Reiseveranstalter, wie beispielsweise Wikinger Reisen, haben Wander-, Wildnistrekking- oder Kajaktouren in Ostgrönland im Programm. Die Reisen ermöglichen einzigartige Erlebnisse auf dem Inlandeis und Einblicke in die jahrtausendealte Inuitkultur.
Nuuk (Godthåb) ist die Hauptstadt Grönlands, und neben der Heimat des Weihnachtsmanns steht hier das Nationalmuseum Grönlands. Zur Walbeobachtung eignet sich unter anderem der Ort Tasiilaq (Ammassalik). Er liegt im Osten Grönlands und ist hier einer der größten Orte.
Insel Spezialitäten
Restaurants. Eines der besten Restaurants, das Gourmetrestaurant Ulo, befindet sich im Hotel Arctic in Ilulissat. Hier wird modern gekocht mit einheimischen Zutaten.
Häufig angeboten werden in Grönland landestypische Büfetts. Zu finden sind bei diesen Angeboten häufig Robbensuppe, Walspeck oder Walcarpaccio sowie Moschusochse. Sagen wir es liebevoll, die Küche Grönlands ist speziell. Unerwartet, aber dennoch recht häufig findet man thailändische Restaurants, die von thailändischen Einwanderern geführt werden und wirklich köstlich sind.
Trinkgeld. Trinkgeld wird in Grönland weniger gegeben und auch nicht unbedingt erwartet. Hier gibt es einen Obolus nur für besonders hervorragenden Service.
Mitbringsel aus der Natur
Souvenirs. Häufig sind kleine Shops oder Werkstätten zu finden, die individuelle Kunstwerke herstellen. Die Materialien dafür sind zumeist direkt der Natur entnommen. Dazu gehören Steine, Mineralien und auch Knochen. Dekorative Steine wie der Tuttupit kommen insbesondere in Grönland vor und werden oft als Schmucksteine verarbeitet. Touristen finden den Tupilak oft in Souvenirshops. Er wird heute nicht mehr als Symbol verwendet, das einem Feind Unglück bringen soll – ähnlich einer Voodoo-Puppe –, sondern dient Dekorationszwecken. Der Tupilak wird aus Walrosszähnen oder dem Geweih von Rentieren geschnitzt.
Shopping-Tipps: Bitte unbedingt vor dem Kauf informieren, sonst kann es bei der Einreise nach Deutschland mit dem Zoll Probleme geben. Denn die Ausfuhr von Souvenirartikeln aus Eisbär, Walross oder einigen weiteren Walarten bedarf einer speziellen Genehmigung, dem sogenannten CITES-Beleg. Er wird direkt im Geschäft oder in den Touristinformationen ausgestellt und bestätigt, dass die Produkte nicht aus gefährdeten Arten hergestellt wurden. Trotzdem ist es ratsam, beim deutschen Zoll zusätzlich nachzuschlagen.
Persönlicher Tipp. Wer bei Air Greenland Flüge für den Nachmittag bucht, sollte wachsam sein! Es kann vorkommen, dass der Flug am Nachmittag gecancelt wird und man frühmorgens mit einem Anruf geweckt wird. Dabei kann der Abflugzeitpunkt dann gerne auch in der nächsten halben Stunde nach dem Anruf liegen.
Vor Schlittenhunden aufgepasst
Besser nicht. Schlittenhunde sollten nicht einfach angefasst werden, da sie es nicht unbedingt gewöhnt sind. Also besser beim Musher, dem Schlittenhundeführer, vorher erkundigen. Grönländer mögen es nicht, wenn während des Gottesdiensts fotografiert wird. Zudem ist es verboten.
Reiseführer. Leider gibt es nur wenige Reiseführer zu Grönland. Der Dorling Kindersley Reiseführer aus der Vis-à-Vis-Reihe ist der aktuellste Grönland-Reiseführer und bietet einige Seiten zu Grönland und den Färöer Inseln. Er ist 2013/2014 erschienen und versammelt auf insgesamt 328 Seiten detaillierte Karten und Stadtpläne, 900 farbige Fotos sowie Zusatzinfos zu Dänemark, Grönland und die Färöer Inseln, € 20,95.
2012 erschien im DuMont Reiseverlag ein umfangreicher Grönland-Reiseführer. Das Taschenbuchformat informiert ausführlich über Grundlegendes zu Grönland, liefert detaillierte Infos zu den wichtigsten Regionen und deren Sehenswürdigkeiten. Mit insgesamt zehn Entdeckungstouren wird Lust auf Grönland gemacht. Dank beigefügten Karten lässt es sich nach Herzenslust vorplanen. 276 Seiten, € 16,99.
Infos. Visit Greenland, Hans Egedesvej 29, Postboks 1615, 3900 Nuuk, Grønland, Tel. 00299 342820, Fax. 00299-32 28 77, E-Mail: info@greenland.com
Lesen Sie hier unsere Reise-Reportage über Grönland.
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