Eine traumhafte Karibikinsel, zwei Namen, zwei Meere, zwei Hauptstädte und zwei Sprachen, drei Währungen, 37 Traumstrände und ein grünes Inland haben unkomplizierte Entspannung und reichlich Abwechslung auf Lager! Zu Besuch auf Sint Maarten/St. Martin, wo die Welt auf 87 Quadratkilometern zusammenkommt.
Beach Life unter der karibischen Sonne
Anflug Strand. Der linke Flügel des Airbus gleich unter meinem Fenster zittert im Wind, die Landeklappen stellen sich senkrecht. Unmittelbar dahinter: die Küste, zum Greifen nah. Erst felsige Klippen, darauf ein Pool. Ich kann die Leute im Wasser erkennen, die winken. Dann, als das türkise Wasser schon so flach ist, dass man die einzelnen Steine am Grund erkennen kann, rollen die Wellen plötzlich schaumig an den hellen Strand. Erhobene Arme, keine 15 Meter unter unserer KLM-Maschine, begrüßen mich auf der Karibikinsel, bevor wir im Rücken des berühmten Plane Spotter Beach Maho den Boden berühren. Touchdown Inselleben.
Die zweigeteilte Insel, die zur einen Hälfte zu den Niederlanden und zur anderen zu Frankreich gehört, misst je keine 15 Kilometer in Breite und Länge. Doch schnell überschaubar ist sie dennoch nicht: Schon von oben erkenne ich, wie zerklüftet Sint Maarten/St. Martin zwischen den vielen Siedlungsgebieten ist. Riesige Lagunen, Landzungen und dichtbewachsene, grüne Hügel verschaffen nicht sofort intuitive Orientierung. Gute Anhaltspunkte sind daher immer die 37 Strände der Insel, die sich zwischen den Klippen auftun!
Ein Traumstrand für jeden Urlaubstag
Unweit des Flughafens liegt die seichte Bilderbuchbucht Mullet Bay Beach dem Karibischen Meer zugewandt. Der Sand hier ist besonders fein, das glitzernde Türkis des Wassers wirkt tatsächlich wie gemalt. Strandliegen verteilen sich unter bunten Sonnenschirmen entlang des Strands, Abkühlung bieten Cocktails von der Strandbar und ein Bad in der perfekten Kulisse – meine absolute Lieblingsbucht. Wer es lieber rauer mag, der besucht den Orient Bay an der französischen Ostküste. Hier brausen die Wellen des Atlantiks an den langen Strand, Kitesurfer hüpfen in den Wellen auf und ab. Für Trubel und reichlich tolle Strandbars lockt die Grand Case an der Nordküste mit französischen Köstlichkeiten. Auf Pinel Island hingegen finde ich die absolute Ruheoase. Französische oder niederländische Inselhälfte, karibische oder atlantische Küste – jeder Strand für sich ist einzigartig und wunderschön.
Zwei Länder auf einer Insel, alles Dank…
Hoch oben am Fort Louis, dessen Ruine über der wunderschönen Bucht der schnuckeligen Hauptstadt Marigot ragt, weht heute eine imposante französische Flagge. Doch tatsächlich war dieser Ort einst Schauplatz blutiger Schlachten mit anderen Seefahrernationen. Denn: Wie auf vielen anderen Karibikinseln hat der Kolonialismus auf Sint Maarten/St. Martin große Spuren, europäische Dominanz und eine multikulturelle Gesellschaft hinterlassen.
…. einer Schnapsidee
Der Sage nach wurde die Insel, für die im Laufe der Jahrhunderte auch Großbritannien und Spanien vor allem aufgrund ihrer Lage und reichen Salzvorkommen Ansprüche stellten, zwischen den Niederlanden und Frankreich nach einer wahren Schnapsidee aufgeteilt: Um einen blutigen Konflikt der beiden Mächte zu verhindern, ließ man im 17. Jahrhundert je einen Mann beider Nationen von einem gemeinsamen Startpunkt um die Küste laufen, der Franzose nach Norden, der Niederländer nach Süden. Wo sie sich schließlich wiedertrafen, wurde eine Linie zum Startpunkt gezogen, die bis heute eine friedliche und kontrollfreie Grenze bilden sollte. Der Franzose trank unterwegs Wein, der Niederländer allerdings puren Gin – und sicherte im Trunk daher seinem Heimatland einen flächenmäßig weitaus kleineren Teil der Insel. Die Grenze besteht bis heute und wird von vielen Inselbewohnern täglich und auch von Urlaubern ganz unbewusst passiert. Kontrollen gibt es keine.
Doch den Unterschied zwischen den Inselhälften spürt man, auch wenn sich die Bevölkerung als Einheit sieht. Die französische Seite ist wesentlich europäischer geprägt – man bestellt gediegen in den bohemischen Beachbars auf Französisch und zahlt in Euro. Auf der niederländischen Seite hingegen schlemmt es sich in Plastikstühlen authentischer Street-Food-Spots für wenige US-Dollar, gefeiert wird dann in den angrenzenden Discos zu karibischen Tunes. Doch egal auf welcher Inselseite man sich befindet – die karibische Lebensfreude der Einheimischen ist überall gegenwärtig und höchst ansteckend.
In den Kochtopf und hinter die Kulissen geschaut
Auf beiden Seiten der Insel kann man hervorragend essen. Ein Muss: die kreolische Küche probieren. Zum Beispiel auf der niederländischen Seite im The Captain’s Rib Shack – hier werden neben Ribs gefüllte Crab Backs klassisch mit Rice & Beans serviert. Bei Rosemary’s auf der französischen Seite gibt es Conch Ceviche von der karibischen Meeresschnecke, frittierten Mahi Mahi und geräucherten Hering. Frischen Lobster bekommt man überall auf der Insel – wie wäre es zum Beispiel im schicken La Perle Bleu gleich am Wasser? Wer sich durchprobieren mag, der genießt an der Grand Case französisch-karibische Küche in den verschiedenen Restaurants, im Ocean 82 schmeckt es besonders gut. Eine der schönsten Locations bietet sich am Indigo Beach im gleichnamigen Restaurant. Und wer es sich so richtig gut gehen lassen mag, der besteigt zum Sonnenuntergang eine »Wine & Cheese Cruise« und genießt französische Leckereien in atemberaubender Kulisse.
Auf zum Rum-Tasting
Natürlich darf auch Rum auf der Insel nicht fehlen – er ist wichtigste Zutat des berüchtigten Black Cakes. In einem kleinen Familienbetrieb wird er auf der niederländischen Seite in der »Soualiga Rum Distillery« eigens produziert, »Soualiga«, »Insel des Salzes« war der vorkoloniale Name Sint Maartens/St. Martins. Delroy führt leidenschaftlich durch den kleinen Betrieb, an der Bar lässt es sich in Schummerlicht-Atmosphäre durch die verschiedenen Geschmackssorten probieren.
Sowieso: Kleine Betriebe, die Besucher herzlich einladen, hinter die Kulissen zu blicken und das Leben auf der schönen Karibikinsel besser kennenzulernen, gibt es viele. Denn man ist stolz auf die lokalen Pro- dukte der kleinen Insel. Bei Sint Maarten Nectar kann man bei der Produktion von naturbasierten Cremes und Beauty-Produkten mitmachen, beim Simpson Bay Fish Market zeigen einem die Barbesitzer gerne, wie sie den berüchtigten Bush Tea anmixen. Man kommt schnell ins Gespräch mit den Einheimischen – egal ob auf Englisch, Französisch oder Niederländisch. Und dann wird erzählt – vom bunten Karneval, vom tragischen Wirbelsturm Irma oder einfach nur vom Alltag auf der Insel.
Action pur im Abenteuerland
Kolumbus segelte einst am Martinstag an der zerklüfteten, wilden Insel vorbei und benannte sie nach dem Heiligen, der für das Teilen seines Mantels weltberühmt wurde. Wesentlich schneller und adrenalinreicher flitze ich nun gut 500 Jahre später über den tiefblauen Ozean – von Weitem wirkt Sint Maarten/St. Martin auch heute noch sehr verwunschen und abenteuerlich. Und das ist die Insel tatsächlich – nicht nur mit einem 340-PS-Jetski unterm Popo.
Das hügelige Inselinnere ist überzogen mit dichter Vegetation, wie sich zum Beispiel bei einer Jeepsafari auf den Pic Paradis, mit 424 Metern der höchste Gipfel der Insel, zeigt. Die perfekten Voraussetzungen für Action der Superlative. Im Süden der Insel können sich Mutige von der steilsten und höchsten Zipline der Welt stürzen und im wahrsten Sinne über das grüne Blätterdach hinabfliegen. The Flying Dutchman bringt einen mit flotten 90 Stundenkilometern 800 Meter steil ins Tal. Wem das zu viel Adrenalinkick ist, der nimmt entspannt die Seilbahn wieder nach unten und genießt den Panoramablick.
Der letzte Tag ist angebrochen. Noch liege ich auf einer der gemütlichen Strandliegen der Coco Beach Bar am Orient Bay, vor mir rollt der Atlantik rhythmisch an den Strand, Palmen rascheln im Wind. Ein letztes Mal werde ich gleich in die Wellen hüpfen, bevor es wieder zurück zum Flughafen geht. Ich möchte ein paar Stunden früher da sein – damit ich am Maho Beach die vormittägliche Ankunft der großen Airbus-Maschinen nicht verpasse. Eine Freundin hat mir von der kleinen Bar erzählt, die einem einen tollen Ausblick über den Strand samt Flugzeugen bietet, für den die Insel weltberühmt wurde. Dabei kann die Karibikinsel so viel mehr. Denn Sint Maarten/St. Martin vereint eine kleine Welt für sich.
Mehr Infos über Sint Maarten/St. Martin
Mehr Infos über die französische Inselhälfte St. Martin, bzw. alles über die niederländische Inselhälfte Sint Maarten findet ihr beim jeweiligen Fremdenverkehrsamt.
Hoteltipps. Auf der niederländischen Seite empfiehlt sich das Vier-Sterne-Hotel The Morgan Resort & Spa – gleich in der Nähe des Flughafens. Der berühmte Maho Beach ist fußläufig zu erreichen. 124 Zimmer, DZ ab 240 Euro.
Auf der französischen Seite, gleich am wunderschönen Orient Beach, liegt das Orient Beach Hotel mit 35 gleichen Zimmer im Boho-Stil.
Hier gibt es unsere Reise-Tipps zu Sint Maarten/St. Martin.