Auf die Länge kommt es nicht an? Zum Glück hat der mit knapp 24.000 Kilometern längste Wanderweg der Welt auch darüber hinaus Aufregendes zu bieten. Er verbindet auf Hunderten von Streckenabschnitten alle 13 Provinzen und Regionen Kanadas miteinander und gehört in seiner vielfältigen Pracht zu den Abenteuern, die Besucher nie wieder vergessen werden. Vor allem im kanadischen Herbst ist der Trans Canada Trail ein Geschenk für Körper und Geist!

Wir stellen euch unsere Top-Ten-Etappen vor!

Eisberge vor Neufundland.

Foto: Barrett MacKay Photo/Newfoundland and Labrador Tourism

Neufundland: Start bei Kilometer null

St. John‘s ist die Hauptstadt der kanadischen Atlantikprovinz Neufundland und Labrador. Es ist der perfekte Ort, um den wohl atemberaubendsten Trail der Welt zu starten. Der offizielle »Kilometer null« beginnt beim örtlichen Railway Coastal Museum. Dieses hat allerdings im Herbst geschlossen. Dennoch ergibt es Sinn, dass der Trail hier beginnt: Knapp 900 Kilometer stillgelegte Bahnschienen führen von St. John‘s – der ältesten Stadt Kanadas, und eine charmante obendrein – bis nach Port aux Basques an der Südwestspitze Neufundlands.

Einfahrt in die älteste Stadt Neufundlands. St. John's.

Einfahrt in die älteste Stadt Neufundlands. St. John’s. Foto: Troy Maher/Newfoundland and Labrador Tourism

Zu erleben sind auf diesem Abschnitt des Trails stolze 132 restaurierte Trestle-Brücken, nostalgische Bahnhöfe, historische Züge und viele urige Fischerdörfer. Im Herbst blühen die märchenhaft dichten Wälder auf der Strecke in rotgoldenen Farben auf. Übrigens: Neufundländer sind bekannt für ihren guten Humor. Was bleibt ihnen auch übrig in einer Region, in der manche Städte nur mit dem Schiff zu erreichen sind und wo Eisberge mit dem Lasso gefangen werden. Mehr Comedians und Schriftsteller als in Neufundland gibt’s statistisch in ganz Kanada nicht.

Doch bevor wir hier einen falschen Eindruck erwecken: Die Provinz ist eine Augenweide mit einer magischen Ausstrahlung. Ihr werdet es hier lieben.

Port aux Basques auf dem Trans Canada Trail

Abschnitt des Trans Canada Trails in Port-aux-Basques. Foto: Dru Kennedy

Nova Scotia: Feuerwerk der Farben

Von Wasser umgeben, von der Natur reich beschenkt: Die abwechslungsreiche Atlantik-Provinz Nova Scotia gilt in Kanada als bunter Spielplatz des Meeres. So entdeckt man mit gutem Timing in der hübschen St. Georges Bay große Gruppen von Kegelrobben.

Malerische Strände wechseln sich hier ab mit rauen Steilküsten und idyllischen Seen.

Berühmt ist der Abschnitt des »Trans Canada Trails« in Nova Scotia aber vermutlich vor allem wegen seines magischen Blätterwalds: Ein grandioses Feuerwerk aus Rot-Braun-Gold-Gelb-Tönen schenkt Besuchern im Herbst wunderschöne Impressionen für Herz und Instagram-Account.

Der wunderschöne Cabot Trail im Herbst.

Der wunderschöne Cabot Trail im Herbst. Foto: Tourism Nova Scotia/Daveandskye

Auch der landschaftlich überragende Celtic Shores Coast Trail gehört zum Trans Canada Trail und zieht sich von Port Hastings bis nach Inverness. Er bezieht auch die wunderschöne Insel Cape Breton mit ein und bietet Bikern, Läufern, Wanderern und Reitern paradiesische Bedingungen.

Eine Fahrradtour in fantastischer Kulisse.

Der wunderschöne Cabot Trail im Herbst. Foto: Tourism Nova Scotia/daveandskye

Québec: Wir sind alle mit dem Rad da!

Wandern kann eine wunderbare Sache sein, aber schön ist so ein Trip in die herbstliche Natur doch auch mit dem Fahrrad. Québec im Osten Kanadas verfügt über Fahrradstrecken mit einer Gesamtlänge von 12.000 Kilometern.

Rotgefärbte Berge im Herbst in Quebec

Rotgefärbte Berge im Herbst in Québec Foto: Isogood Patrick/Shutterstock.com

232 herrliche Kilometer davon gehören zum »Le P‘tit du Nord«, einem Teil des Trans Canada Trails.

Dieser Abschnitt des Trans Canada Trails verläuft über eine stillgelegte Eisenbahnlinie mitten durch die magischen Wälder Québecs. Wunderbare Herbstbilder entlang der Laurentinischen Berge sind damit garantiert.

Joker: Die Strecke beginnt nicht weit von der abwechslungsreichen Metropole Montreal. So kann der Familienausflug auf dem Rad mit einem Sightseeing-Vergnügen in der Weltstadt kombiniert werden.

Montreal im Herbst.

Montreal im Herbst. Foto: The Bialons

Das Beste aus zwei Welten. Und keine Angst: Der »Le P‘tit du Nord« ist keine komplizierte Radlerstrecke – er kann auch mit Kindern locker in Angriff genommen werden.

Alberta: Hike and bike

Glaubt man den Kennern der kanadischen Wälder, dürfte es keinen schöneren Ort in Alberta geben als Banff im Herbst. Was sich anhört wie ein Kommando für Neufundländer, ist in Wahrheit ein Ferienort in der Provinz Alberta: Banff verfügt über einen zauberhaften Nationalpark.

Bikes auf den Banff Legacy Trail.

Bikes auf den Banff Legacy Trail. Foto: Lake Louise Tourism/Paul Zizka

Er wird eingerahmt vom Mount Rundle und Mount Cascade, die wiederum zu den legendären Rocky Mountains gehören.

Der älteste Nationalpark Kanadas lässt sich im Sundance Canyon Trail wunderbar mit dem Mountain Bike entdecken.

Für die ganze Familie aber ist der rund 20 Kilometer lange Rundkurs des Banff Legacy Trails vermutlich die bessere Möglichkeit, den Park auf komfortable Weise kennenzulernen. Er gehört ebenfalls zum Trans Canada Trail und ist aufgrund seiner atemberaubenden Kulissen eine beliebte Etappe des Trails. Hinweis für Naturfreunde: Im Park leben Grizzlys. Also daran denken, immer lauthals singen beim Fortbewegen!

Picknick auf dem Mount Rundle in Alberta.

Picknick auf dem Mount Rundle in Alberta. Foto: Quin Schrock/@everchangingharizon

Ontario: Pick a Picknick Spot

Für Menschen, die »Genusswandern« nicht gleich für einen Widerspruch in sich halten, wäre ein bestimmter Abschnitt des Trans Canada Trails in Ontario vermutlich eine prima Idee. Abgesehen von den vielen Sehenswürdigkeiten in Ontario verfügt die Region in der Gegend um Niagara über einige sehr vorzügliche Wein-Spots.

Picknick in Ontario ist immer eine gute Idee.

Picknick in Ontario ist immer eine gute Idee. Foto: Diana Light

Im Osten von Toronto, zwischen Hastings und Campbellford, können Besucher darüber hinaus nicht nur am lokalen Trent River vorbeiradeln, doch, Achtung!, hier warten kulinarische Verführungen: Zahlreiche Farmen und lokale Restaurants servieren auf denkbar regionalste Weise unvergessliche Köstlichkeiten.

Also hier unbedingt ein Picknick machen! Yummy!

Auch für Biker ist der Trans Canada Trail in Northcumberland County eine ideale – und nicht so anstrengende – Strecke, einer der Höhepunkte dort ist der Blick von der wunderschön gelegenen Ranney Gorge Suspension Bridge.

Ranney Gorge Suspension Bridge

Ranney Gorge Suspension Bridge. Foto: Lester Balajadia/Shutterstock

Manitoba: Winnipegs Wassermusik

Kanadische Wildnis kann unbeschreiblich schön sein.

In diesem Fall aber ist sie auch aus historischen Gründen interessant: Der sogenannte Pinawa Trail gehört zu den 1.600 Kilometern Strecke des Trans Canada Trails in der Provinz Manitoba. Er liegt etwa 100 Kilometer von Winnipeg entfernt. Zwischen 1906 und 1951 war hier der Winnipeg River zuständig für die Erzeugung von Strom für die Geschäfte und die Privathäuser der Region, dafür wurde der Pinawa-Damm erbaut.

Pinawa Dam in Manitoba ist Teil des Trans Canada Trails.

Pinawa Dam in Manitoba ist Teil des Trans Canada Trails. Foto: Travel Manitoba

Der Fluss suchte sich hier auf malerische Weise den Weg über wellige Granitflächen, die auch heute noch zu sehen sind – ebenso wie die Ruinen des stil gelegten Damms. Auf dem Pinawa Trail erhält man als Zugabe zu den landschaftlichen Schönheiten der Umgebung auch diverse Informationen zu diesem historischen Dammprojekt.

Pure Freude auf dem Winnipeg River Floating.

Pure Freude auf dem Winnipeg River Floating. Foto: Travel Manitoba

Nunavut: Wo die Wildnis wohnt

Hallo Arktis! Das klingt jetzt wahrscheinlich etwas einschüchternd. Kann es auch sein. Aber garantiert ist: Das ist weit weg vom Massentourismus. Ein 120 Kilometer langer Treck durch raue, spröde, einsame und doch faszinierende magische Landschaften – das ist der Itijjagiaq Trail in der nahezu unberührten Natur auf der Baffin Island in der Provinz Nunavut.

Wer einmal die Arktis erlebt, wird nach ihr süchtig! Sie verzaubert einfach die menschliche Seele.

Die Landschaft deer Arktis ist betörend und atemberaubend.

Die Landschaft deer Arktis ist betörend und atemberaubend. Foto: Destination Canada

Die Strecke verbindet die grandiosen Kulissen von Frobisher Bay in der Nähe von Iqaluit mit der Glasgow Bay gleich neben Kimmirut. Wer diese nur sehr oberflächlich ausgeschilderte Strecke quer durch den Katannilik Territorial Park in Angriff nimmt, muss sich vorsehen: Es wird wild und intensiv werden, die karge Landschaft ist selbst für erfahrene Outdoor-Abenteurer eine echte Herausforderung. Umso größer die Belohnung, wenn die 120 Kilometer geschafft sind. Der Trail ist ein Projekt, das man nur einmal im Leben angeht. Und garantiert nie vergisst!

Die Trails in Nunavut sind eines ganz sicher: einsam.

Die Trails in Nunavut sind eines ganz sicher: einsam. Foto: Destination Canada

Saskatchewan: Mobil auch im Schnee

Wie die eierlegende Wollmilchsau unter den National Parks wirkt der Good Spirit Lake Provincial Park in Saskatchewan im Süden Kanadas. Er kann gefühlt alles für alle! Große Teile des Parks gehören zum Trans Canada Trail, aber wer mit der ganzen Familie schwimmen, fischen oder golfen möchte, wird hier ebenfalls fündig werden. Knapp 40 Trail-Kilometer sind zudem für Biker, Hiker und Vogelbeobachter vorbereitet.

Außerdem im Angebot: Füchse, Kojoten, Wapitis, Elche, Hirsche …

Elch mitten der Natur Saskatchewans.

Elch mitten der Natur Saskatchewans. Foto: Shivam Kumar

Im Herbst und Winter kommen gut präparierte Pisten für Cross-Country-Skiläufer und Snowmobil-Fahrer dazu. Das einzige Problem, das vom Good Spirit Lake Provincial Park immer wieder mal gemeldet wird: So viele Optionen, so wenig Zeit …

Yukon Territory: Dempster Highway

Für Menschen, für die das Prädikat »Fernab der Zivilisation« eher Anreiz als Abschreckung bedeutet, sollte der Dempster Highway in Yukon ein Sehnsuchtsziel sein.

Straße führt durch kanadische Landschaft bei Dämmerung

Scalia Media/ Shutterstock.com

Auf knapp 750 Kilometern kann man hier vom Dawson Trail aus eine holprige Schotterpiste erkunden und auf der Strecke bis nach Inuvik in den Northwest Territories Natur pur erleben. Und hier reden wir nicht von lieblichen Blumenfeldern …

Das ist ein Fleckchen Erde, dass sich sofort ins Herz schleicht. Ihr werdet überrascht sein, wie schnell man sich in eine Schotterpiste verlieben kann.

Begegnungen mit Grizzlys, Karibus und Wölfen sind dabei schon eingepreist. Fortbewegungsmittel der Wahl wären Fahrräder, Schneemobile im Herbst und Winter oder auch nur gut präparierte Wanderstiefel. Hart wird die Tour, die in der ehemaligen Goldgräberhauptstadt Dawson beginnt, auch dann, wenn man nur einzelne Abschnitte angeht. Aber auch in diesem Fall ist sie ein großartiges Erlebnis.

Kettle Valley Railway - die alte Bahnstrecke ist auch ein Teil des Trans Canada Trails.

Kettle Valley Railway – die alte Bahnstrecke ist auch ein Teil des Trails. Foto: Thompson Okanagan/Allen Jones

British Columbia: Kettle Valley

Wer hätte gedacht, das von einem Wortungetüm wie dem ¬Gerüstpfeilerviadukt« im wahren Leben solch ein Zauber ausgeht? Auf dem wunderschönen Kettle Valley Rail Trail, der zu den erstaunlichsten Abschnitten des Trans Canada Trails in British Columbia zählt, gehören gleich 18 dieser Viadukte zu den Sehenswürdigkeiten auf dem Weg. Offiziell bekannt sind diese Eisenbahnbrücken unter der Bezeichnung »Trestle-Brücken«, sie überspannen auf der kurzen, nur zwölf Kilometer langen Strecke zwischen Brookmere und Midway die furchterregend tiefen Schluchten in einer atemberaubenden Canyon-Landschaft.

Wer den gesamten Kettle Valley Rail Trail gehen (oder Teile davon auch auf dem Pferd reiten will) kann sich auf eine 400 Kilometer lange, historisch interessante und landschaftlich ansprechende Strecke freuen.

Auf der ehemaligen Bahnstrecke wurde bis 1915 noch Eisenerz von den Bergen an die Küste Kanadas gebracht.

Auf dem Trans Canada Trail kann man auch an Weinbergen vorbeiradeln.

Auf dem Trans Canada Trail kann man auch an Weinbergen vorbeiradeln. Foto: Destination BC/Kari Medig