Beim Stichwort »Trinidad« denken wir an Tropenfrüchte, Cocktails, Palmenstrände, Meer und Sonne, grelle Farben, Parties, Karneval, Musik. Der glockenklare Klang von Steelpans, der Hüften wie von selbst zum Schwingen bringt, klingelt in den Ohren. Doch die südlichste Karibikinsel ist außerdem – genauso wie Tobago, ihre kleine „Schwester“ – eine Bühne für Naturschauspiele. Drei davon gab es bei dieser Reise zu erleben. Die Kulissen: Sümpfe, Bergland, Inselhöhlen. Die Hauptdarsteller: kleine Vögel – und wir selbst, denn »Das Bad im Schlund des Drachen«  ist ein Mitmachangebot. Text: Carsten Heinke

Ein Hauch von Fantasie und Abenteuer mischt sich in die leichte, frische Brise, die uns bei unserer kurzen Bootsfahrt in Trinidad um die Nasen weht. Nach recht entspannten Tagen an den traumhaft schönen Palmenstränden von Maracas und Las Cuevas sind wir in Port of Spain an Bord gegangen, um etwas von den »wilden Seiten« Trinidads zu sehen. Unser Ziel sind die Inseln der Bocas del Dragón – »Die Mäuler des Drachen«.

Nur wenige Seemeilen von der Inselhauptstadt entfernt, verbindet die Meerenge mit dem furchteinflößenden Namen den Golf von Paria mit der Karibik. Zu beiden Seiten des kleinen Schiffes ragen regenwaldbedeckte Berge in den wolkenlosen, strahlend blauen Himmel – die östlichen gehören zum Zweiinselstaat Trinidad und Tobago, die westlichen zu Venezuela.

Cheri-ann, die hübsche Fremdenführerin, ist waschechte Karibin.

Fremdenführerin Cheri-ann in Trinidad

Carsten Heinke

Ihr langes, kohlrabenschwarzes Haar trägt sie in superdünn geflochtenen Zöpfen. Ihre braune Haut lässt die eh schon blendend weißen Zähne noch mehr strahlen, wenn sie lächelt. Und das tut sie fast immerzu.

Trinidad, der Geheimtipp

Dass die Gäste aus Europa von der Schönheit ihrer Heimat fasziniert sind, freut sie sehr.

»Die meisten Reisenden von Übersee lernen nur die zauberhaften stillen Strände von Tobago kennen. Dass auch Trinidad jede Menge Natur und wunderbare Landschaften bietet, wissen offenbar nur wenige«, sagt Cheri-ann.

Das Boot legt an. Wir sind auf Gaspar Grande oder Gasparee, wie die größte der Drachenmaulinseln in der Einheimischensprache Patois heißt. Auf steinigen Wegen geht es nach oben. Von den nicht allzu hohen Hügeln schauen wir aufs Meer. Früher konnte man von hier aus die Boote der Baumwollplantagen und Walfänger sehen. Heute mischt sich hier und da ein Bohrschiff oder Tanker ins Karibikblau. Denn zu mehr als zwei Dritteln lebt das Tropenland von Öl und Gas.

Maracas Bay in Trinidad

Carsten Heinke

Von Drachen allerdings ist keine Spur. Nicht einmal Grüne Leguane (für die größten von ihnen wäre diese Bezeichnung durchaus angemessen) lassen sich blicken. Doch auf einmal wissen wir, woher das Eiland seinen Namen hat. Denn wie ein dunkler Schlund, der fähig wäre, alle zu verschlucken, klafft – geschützt von einem Gitter – ein respektables Loch. Vor unseren Füßen öffnet sich das Tor in eine rätselhafte Fabelwelt: die Höhlen von Gasparee.

Früher ein Piratenversteck, heute ein Planschbecken

Vorbei an schroffem Kalksteinfels – durch Flussspat, Eisen und Kalzit in vielen Farben schimmernd – führt der Weg auf Treppen mit Geländer 35 Meter abwärts. »Lange nutzten Piraten die Boca Islands als Versteck – sicher auch für ihre Beute«, vermutet Cheri-ann. Statt Drachenmärchen geistern uns Höhlenwanderern nun Seeräubergeschichten durch den Kopf.

Korpulente Fledermäuse huschen stumm durch Lampenschein, der die facettenreiche Unterwelt in Szene setzen soll. Am wirkungsvollsten ist jedoch das Sonnenlicht, das durch die kleine Deckenöffnung flutet. Der helle Strahlenkegel fällt genau auf einen fast unwirklich blauen See am Grunde einer Grotte und funkelt wie verrückt. Gedanklich immer noch bei den Piraten, denkt nun wohl jeder: »Das sieht voll wie ein Schatz aus.« In Anbetracht der Hitze ist es tatsächlich einer. »Grotto Blue« ist zwar ziemlich kalt, jedoch glasklar und ideal zum Schwimmen. Wer es probiert, will gar nicht wieder raus. Dieser Badespaß ist echt unterirdisch!

Ich sehe rot: Der Himmel voller Vögel

Total auf Wasser stehen auch die Tiere von Caroni Swamp, den wir am nächsten Tag erkunden. Besonders vielen Spezies hat das nasse Element im Mündungstrichter des Caroni-Flusses einen ganz speziellen Lebensraum geschaffen. Mit seinen ausgedehnten feuchten Biotopen von Mangroven, Mooren und Lagunen bis hin zu einem tropischen Wattenmeer bietet Trinidads bekanntestes Naturschutzgebiet allein 20 gefährdeten Vogelarten Schutz und Nahrung.

Caroni Swamp in Trinidad

Carsten Heinke

Star aller Sumpfbewohner ist der Rote Ibis – wegen seiner  intensiven Färbung und des krummen Schnabels auch Scharlachsichler genannt.

»Die beste Zeit, die scheuen Schönheiten zu bewundern, ist der späte Nachmittag, wenn sie über die Sümpfe zu ihren Schlafbäumen fliegen«, erklärt Ravi Kalpoo, der seit vielen Jahren Touristenboote durch die Wetlands steuert.

Kurz vor Sonnenuntergang beginnt das tägliche Schauspiel. Als hätten sie auf das vorteilhafte Abendlicht gewartet, steigen die Ibisse aus dem Dickicht der 30 Meter hohen Mangroven empor, um dann langsam und in aller Ruhe ihre Bahn zu ziehen. Mal ein paar von hier, mal eine ganze Schar von da, entfachen die flammend rot gefiederten Vögel ein stilles Feuerwerk in alle Himmelsrichtungen. Was für eine Show!

Stelldichein der Superschwirrer

Neben dem Roten Ibis für Trinidad und dem hühnerartigen Rotschwanzguan für Tobago flattern auch zwei Kolibris im Landeswappen. 18 Arten davon leben auf den beiden grünen Inseln, die allermeisten davon offenbar im privaten Garten von Doktor Theodore Ferguson. Nahe der alten Hauptstadt Saint Joseph, in den verträumten Berg-und-Tal-Kulissen von Maracas, hat der ehemalige Uniprofessor und Kolibri-Fan seinen faszinierenden, in vielen Farben schillernden Lieblingen ein Schlaraffenland geschaffen.

Grüner Leguan in Trinidad

Carsten Heinke

Ob Stauden, Sträucher oder Bäume: Hier blüht irgendwie alles. Sogar die kitschigen Zuckerwassertränken aus rotem Plastik sind mit kleinen Prilblumen bestückt. Genau in deren Mitte sind die Trinklöcher. »Damit sie sie besser finden«, erklärt der Hobbyornithologe Ferguson.

Täglich über tausend Kolibris lockt der verführerische, süße Duft in Theos Vogelparadies. Selbst als Mensch kann man davon betrunken werden. Aus nächster Nähe verblüffen uns die oft nur wenige Zentimeter großen Schwirrer. Mit bis zu 50 Flügelschlägen pro Sekunde brummen sie wie Hummeln und können sogar seit- und rückwärts fliegen.

 

Doch nicht nur hyperaktive kleine Vögel werden in Trinidad verwöhnt. Neben hervorragenden, oft ganz einfachen Restaurants sorgen die allseits beliebten Markt- und Straßenküchen bei neuen Inselgästen immer wieder für Erstaunen.

Hausmannskost darf nicht fehlen

Der Green Market von Santa Cruz zum Beispiel bietet neben originellen Handarbeiten und Naturprodukten unglaublich leckere karibische Hausmannskost – von gegrilltem Cascadou, einem Süßwasserfisch, bis zum Nationalgericht Calaloo, einem typisch kreolischen Eintopf aus Wasserbrotwurzel.

Cheri-Anns Reisegruppe findet ihr kulinarisches Highlight am Abend in Port of Spain. Im Queen’s Park Savannah, der von den sieben prächtigen Kolonialpalästen »Magnificent Seven« begrenzt wird, stellt uns die lebensfrohe Trinidaderin ihre Lieblingssuppenküche vor – und landet mit »Michelles Maissuppe« einen absoluten Volltreffer.

Anreise. Via Frankfurt verbindet Condor verschiedene deutsche Städte mit Trinidads Hauptstadt Port of Spain. Der Flug kostet hin und zurück ab rund 680 Euro.

Einreise. Für EU-Bürger und Schweizer ist kein Visum erforderlich. Der Reisepass genügt.

Tipps zum Übernachten in Trinidad

Hotels und Gästehäuser. Übernachtungen im gemütlichen historischen „Pax Guest House“ (2 Sterne, 18 Zimmer, W-LAN), in den Bergen von Maracas unweit der Maracas Bay, bietet zum Beispiel Dertour als Package: drei Nächte mit Frühstück für zwei Erwachsene ab 336 Euro.

Ganz neu ist das von Cherri-ann empfohlene ländlich-kuschlige Bed and Breakfast »San Pablo Hummingbird Retreat and Guest House« in Valencia, Trinidad. Für Vogelfans ist das kleine Gästehaus ein Schlaraffenland, denn hier tummeln sich zwölf der 18 Kolibriarten, die auf Trinidad und Tobago zu Hause sind.

Mit modernem City-Komfort glänzt in Port of Spain das luxuriöse Hyatt Regency (4,5 Sterne, DZ für zwei ohne Frühstück ab ca. 140 Euro).

Touren. Individuell geführte Inseltouren, u. a. in die Höhlen von Gasparee, nach Caroni Swamp, in den Kolibri-Garten »Yerette« oder zum Green Market von Santa Cruz bucht man direkt bei Cherri-ann Pascall oder ihren Kollegen von der Trinidad & Tobago Tour Guides Association (TTTGA), cheriannpascall@gmail.com, tnttourguides@gmail.com.

Die gleichen Touren und Guides findet man auch über die in Trinidad ansässigen Veranstalter Trinitours, www.trinitours.com sowie Gail’s Exclusive Tours.

Info. Allgemeine Auskünfte erteilt das Fremdenverkehrsamt von Trinidad und Tobago in München c/o Aviareps Tourism, Telefon 089/ 55 25 33-814,