Andere Länder, andere Sitten: Während man hierzulande mit bestimmten Gesten, Handlungen und Wörtern das vermeintlich Normalste der Welt tut, fühlt man sich anderswo dadurch auf den Schlips getreten. Das gilt auch für Vietnam. Wir verraten in unserem Vietnam-Knigge, was man in bestimmten Situationen in dem Land tun sollte – und was besser nicht.

Einreise nach Vietnam: Das sollte man wissen

Zunächst ein rechtlicher Hinweis für alle, die in Vietnam Urlaub machen möchten und die deutsche Staatsangehörigkeit besitzen: Im März 2025 gab die Regierung des Landes bekannt, dass die Visafreiheit für Deutsche (und die für Staatsangehörige aus mehr als einem Dutzend anderer Länder) bis 2028 verlängert wird. Damit gilt weiterhin: Wer nicht länger als 45 Tage in dem Land Urlaub macht, benötigt kein Visum. Aber Achtung: Der Reisepass muss bei Einreise noch mindestens sechs Monate gültig sein. Außerdem empfiehlt es sich, das Rück- oder Weiterflugticket dabei zu haben, da es sein kann, dass es bei der Einreise vorgezeigt werden muss.

Klima in Vietnam: Große Unterschiede zwischen Nord und Süd

Mal eben ein paar Tage Vietnam besuchen, um sich alles anzusehen – das dürfte nicht klappen. Das Land ist nämlich sehr groß. Von Nord nach Süd misst Vietnam etwa 1.600 Kilometer. Wer die Höhepunkte des Landes erleben möchte, sollte daher mindestens drei Wochen einplanen. In Sachen Klima ist Vietnam im Prinzip ein Ganzjahres-Reiseziel. Allerdings ist das Klima im Norden ganz anders als das im Süden – es hängt also davon ab, welche Regionen man bereisen möchte.

Generell gilt: In Nordvietnam herrscht ein gemäßigtes tropisches Wechselklima. Die Sommer sind heiß, die Winter deutlich kälter. Frieren muss man bei 16 bis 22 Grad aber auch dann nicht. Die Sonne scheint im Winter aber eher selten. Der Süden ist dagegen eher eine Ganzjahres-Destination. Hier ist es ganzjährig tropisch-warm mit wenig Temperaturschwankungen. Die Tageshöchstwerte liegen meist zwischen 28 und 35  Grad.

Ha Long Bay im Nordosten Vietnams

Ha Long Bay im Nordosten Vietnams | Foto: satoriphoto/Shutterstock.com

Ein recht guter Zeitpunkt, um Vietnam zu besuchen, sind die Monate März und April. Dann sind in ganz Vietnam die Temperaturen recht angenehm, die Luftfeuchtigkeit mäßig und Regen fällt nur wenig. Alternativ bieten sich die Monate September, Oktober und November an, vor allem für jene, die (auch) den Norden des Landes besuchen möchten.

Hello, Vietnam – richtig begrüßen!

Unser Vietnam-Knigge beginnt mit der Begrüßung im Alltag. Manch einer fragt sich vielleicht: Läuft das so wie bei uns? Die Antwort: teils, teils. Werdet ihr einander vorgestellt, könnt ihr es bei einem freundlichen, leichten Kopfnicken belassen. Das ist okay. Händeschütteln geht auch, ist aber eher unter Geschäftspartnern verbreitet – privat weniger. Das französische »Bise«, der Wangenkuss zur Begrüßung, ist dagegen verpönt. Ebenso solltet ihr äußerst zurückhaltend mit Umarmungen sein. Das gilt übrigens auch für euch untereinander. Öffentliche Zuneigungsbekundungen sind in Vietnam verpönt.

Jungen in Vietnam

Natee K Jindakum

Sprache, Gestik und Mimik in Vietnam

Begrüßungen in Vietnam sind enger mit Respekt, Alter und sozialer Hierarchie verknüpft als bei uns. Das zeigt sich auch in der Sprache. Das häufigste Wort für »Hallo« oder »Hi« gebrauchte Wort ist »chào«. Es wird jedoch selten allein verwendet. Um jemanden höflich zu grüßen, kombiniert man »chào« mit einem Verwandtschaftsbegriff oder dem Namen der Person, der ihr Alter, ihr Geschlecht und ihre Beziehung zu ihr widerspiegelt. Beispiel gefällig? Eine Dame, die eine ältere Schwester sein könnte, wird mit den Worten »Chào chị« begrüßt. Das heißt auf Deutsch »Hallo, ältere Schwester«. Wer im Alltag unsicher ist, sagt einfach »bạn ơi!« (Hallo, Freund!). Damit kann man nicht viel verkehrt machen. Trifft man auf mehrere Vietnamesen, sollte stets der oder die älteste Vietnamese oder Vietnamesin begrüßt werden. Allen wird zur Begrüßung ein Lächeln geschenkt.

Begrüßung in Vietnam

Foto: Dragon Images/Shutterstock.com

Neben der verbalen Kommunikation spielt auch das Nonverbale in Vietnam eine herausragende Rolle. Man sollte gegenüber Älteren und Autoritätspersonen stets Respekt zeigen. Dazu gehören neben einer höflichen Sprache eine entsprechende Mimik und Gestik.

Apropos Gestik: Wie bei uns auch, zeigt man nicht mit dem Finger auf andere Leute. Das ist in Vietnam sehr unhöflich. Auch klopft man ihnen nicht auf die Schulter oder gar auf den Kopf; auch nicht, wenn es gutgemeint ist oder man Aufmerksamkeit erheischen möchte. Wer etwas überreicht, etwa einen Teller Essen oder ein Gastgeschenk, tut dies mit der rechten Hand oder – noch besser – mit beiden Händen.

Vietnam-Knigge: Wer ist denn hier unhöflich?

Höflichkeit spielt in Vietnam eine extrem große Rolle. Man will das Gegenüber nicht vor den Kopf stoßen – und sein eigenes Gesicht in der Öffentlichkeit wahren. Das hat zur Folge, dass viele Probleme »weggelächelt« werden. Wenn ihr also in Vietnam mit etwas nicht einverstanden seid, dann äußert ihr sachlich und freundlich eure Kritik. Bestenfalls mit einem Lächeln. Lautes Herumschreien oder Fluchen geht in Vietnam jedenfalls gar nicht.

Wenn ein Vietnamese euch verbal zustimmt, dann heißt das noch lange nicht, dass er das auch tatsächlich tut. Anders ausgedrückt: Ein »Ja« bedeutet nicht immer »Ja«. Es bedeutet sehr häufig nämlich lediglich: »Ja, ich höre dir zu«. Ein »Nein« wird dagegen oft durch die Blume vermittelt. Wenn ihr ein Anliegen habt und darum bittet, dass es schnell erledigt wird, man euch dann aber mit der Aussage vertröstet, man werde es versuchen, sollten alle Alarmglocken bei euch schrillen. Seid ihr euch unsicher, achtet auch auf die Mimik.

Verkehrsregeln in Vietnam: Theorie und Praxis

Der Straßenverkehr in Vietnam unterscheidet sich deutlich von dem bei uns – allerdings eher in der Praxis als in der Theorie. Fangen wir mit den Regeln an, die den meisten hierzulande vertraut sein sollten: Ein oder zwei Gläser Wein – das sollte doch gehen? Nicht in Vietnam. In dem Land ist es strikt verboten, unter Alkoholeinfluss zu fahren. Bereits geringe Mengen Alkohol können zu rechtlichen Konsequenzen führen. Wie bei uns auch, müssen alle Insassen im Auto angeschnallt sein, und der Fahrer darf während der Fahrt sein Handy nicht benutzen. Wer mit einem Motorrad unterwegs ist, muss einen Helm tragen – dieser ist für Fahrer und Mitfahrer vorgeschrieben.

Old Quarter Beer Street in Hanoi, Vietnam, am Abend

Foto: Craven A/Shutterstock.com

So weit die vertraute Theorie. In der Praxis sieht es allerdings etwas anders aus. Das wäre zum Beispiel die Hupe. Sie ist in Vietnam ein allgegenwärtiges Kommunikationsmittel im Straßenverkehr. Wer hupt, macht auf sich aufmerksam und beansprucht oft Vorfahrt. Verkehrsregeln werden flexibler ausgelegt als bei uns, besonders in den Großstädten. Darauf sollte man gefasst sein. Vorausschauendes und defensives Fahren ist daher ein Muss. Tipp: Man sollte sich gut überlegen, ob man sich den Straßenverkehr in Vietnam antun will.

Straßenüberquerung leichtgemacht

Eines vorweg: In den kleineren Städten Vietnams habt ihr dieses Problem eher nicht. In den Metropolen Ho-Chi-Minh-Stadt und Hanoi dagegen schon: eine Straße zu überqueren. Die Hauptverkehrsstraßen in den Metropolen quillen über mit Rikschas, Motorrollern, Autos, LKW und Mini-Bussen. Ein wildes Durcheinander, in dem man als Fußgänger mehr schlecht als recht zurechtkommt. Zumindest dann, wenn man keine Übung im Überqueren von Straßen in Asien hat. Darum folgende Tipps in unserem Vietnam-Knigge, wenn ihr eine große Straße überqueren wollt: keine unberechenbaren Handlungen, kein Zurück, kein Zaudern. Stattdessen solltet ihr bewusst langsam gehen. Klar, es gibt auch Ampeln. Aber dann müsst ihr zuweilen einen längeren Weg zurücklegen. Eine Alternative: Ihr lauft im Windschatten der Vietnamesen. Die wissen, wie man eine Straße überquert.

Straßenverkehr in Vietnam

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Rauchen in Vietnam weitverbreitet

In Vietnam gibt es eine ausgeprägte Raucherkultur, insbesondere bei Männern mittleren Alters und älteren Männern. Fast die Hälfte der der vietnamesischen Männer raucht, während die Quote bei Frauen deutlich niedriger ist. In vielen Bars und Restaurants darf auf den Terrassen geraucht werden, vor allem in den ländlichen Gebieten. Die Preise für eine Schachtel Zigarette sind sehr niedrig, in der Regel zahlt man umgerechnet 1,50 Euro.

Vietnam-Knigge: der Besuch im Restaurant

Für den Besuch eines vietnamesischen Restaurants können wir euch vor allem drei Tipps geben. Erstens: Wer die Aufmerksamkeit der Kellner erheischen will, sollte klotzen statt kleckern. Will heißen: Macht deutlich auf euer Anliegen aufmerksam. Mit einem schüchternen Herbeiwinken oder Herumgestikulieren werdet ihr scheitern. Man ignoriert euch. Ruft stattdessen laut » em ơi«, was übersetzt so viel heißt wie »junger Bruder/junge Schwester«.

Zweitens: Seid ihr mit Vietnamesen zum Essen verabredet, werdet ihr vielleicht darüber verwundert sein, dass nicht jeder am Tisch eine Speisekarte ausgehändigt bekommt. Normal. Denn in der Regel wird die gesamte Bestellung am Tisch von einer Person vorgenommen. Anschließend wird eine Vielzahl verschiedener Gerichte auf dem Tisch landen, von denen sich nach Belieben bedienen kann. Einzelbestellungen sind verpönt. Meins und Deins gibt es nicht.

Pho-Suppe aus Vietnam

Jennifer Schmidt

Drittens: Wenn es ans Bezahlen geht, händigt eine Person am Tisch dem Kellner das Geld aus. Die gesamte Rechnung wird dann durch den Rest der Truppe geteilt. Es ist Vietnam äußerst unüblich, dass einzelne Posten separat beim Kellner beglichen werden.

Trinkgeld ist in Vietnam in Restaurants eher unüblich. Wer dennoch mit dem Service sehr zufrieden war, kann aber natürlich dem Servicepersonal etwas geben.

Schuhe ausziehen in Privat-Häusern und -Wohnungen

In Vietnam ist es eine tief verwurzelte kulturelle Tradition, die Schuhe auszuziehen, bevor man ein Haus oder eine Wohnung betritt. Dieser Brauch hat seine Wurzeln in den Werten der Sauberkeit und des Respekts. Vietnamesen glauben, dass Schuhe Schmutz und Verunreinigungen von außen mit sich bringen. Darüber hinaus zeigt das Ausziehen der Schuhe den Respekt gegenüber dem Haushalt und seinen Bewohnern und spiegelt konfuzianische Werte wider, die Bescheidenheit und Ehrerbietung gegenüber anderen betonen

Mehr als ein Dutzend Paar Schuhe liegen auf dem Boden vor Hauseingang

Foto: ahmad.faizal/Shutterstock.com

In einigen Häusern und Wohnungen gibt es einen ausgewiesenen Bereich für Schuhe in der Nähe des Eingangs. Einige Bewohner stellen Gästen Hausschuhe für den Innenbereich zur Verfügung. Aber nicht nur in Privat-Häusern oder Wohnungen sollte man die Schuhe ausziehen. Auch in religiösen Räumen gilt das Ausziehen der Schuhe als Zeichen der Ehrfurcht und zur Wahrung der Reinheit. Gleiches gilt in Örtlichkeiten, in denen Hygiene eine große Rolle spielt, etwa in Arztpraxen oder Kliniken.

Wer stellt sich denn hier in die Schlange?

Wer in der Schlange stehen kann, hat seinen Führerschein in Höflichkeit bestanden, heißt es so schön in Knigge-Ratgebern – und wird ergo auch von vielen Menschen hierzulande befolgt. In Vietnam dagegen eher nicht. Dort gilt: Der Wartende ist immer der Dumme. Es wird sich munter vorgedrängelt, egal ob an der Imbissbude, an der Supermarktkasse oder am Check-in-Schalter im Flughafen. Das mag für Europäer ziemlich befremdlich wirken, ist aber in Vietnam weitverbreitet. Dort kennt man vielerorts das Schlangestehen schlicht und einfach nicht. Tipp: sich möglichst breitmachen, so dass niemand die Chance hat, sich an euch vorbeizumogeln.

Kriminalität und Sicherheit in Vietnam

Zunächst die wichtigste Nachricht: Vietnam gilt als sicheres Reiseziel für Touristen. Wie in jedem anderen beliebten Urlaubsland gibt es jedoch auch hier ein gewisses Risiko für Kriminalität – insbesondere Kleindiebstahl und Betrug kommen gelegentlich vor. Gewaltverbrechen gegenüber Ausländern sind selten. Die meisten Touristen verbringen einen problemlosen Aufenthalt im Land.

Kleinkriminalität wie etwa Taschendiebstahl und kleinere Betrügereien ist das größte Risiko für Touristen, vor allem in Großstädten wie Ho-Chi-Minh-Stadt und Hanoi. Touristen sollten besonders bei Taxifahrten wachsam sein. Es kommt vor, dass Fahrer behaupten, das Taxameter sei defekt, um einen überhöhten Fahrpreis zu verlangen. Gut achtgeben sollte man auch bei Straßenverkäufern. Schwarze Schafe können Touristen zum Kauf überteuerter Waren drängen oder für unaufgeforderte Fotos Geld verlangen. Apropos Fotos: Wer Fotos von Einheimischen machen möchte, fragt vorher um Erlaubnis.