Das 25hours Hotel Indre By in Kopenhagen ist das jüngste Haus der angesagten Hotelkette. Untergebracht in einem ehemaligen Universitätsgebäude, drückt man hier allzu gerne wieder die Schulbank. Erst recht, wenn sie von Martin Brudnizki designt wurde, dem Interior-Whizz-Kid der Stunde. Text: Tina Bremer

Es ist fast ein Automatismus: Sobald die Rede von Kopenhagen ist, fällt nahezu unweigerlich das Wort «hygge». Jener skandinavische Begriff, der ein Lebensgefühl zusammenfasst, das sich gut mit dem Verzehr einer warmen Zimtschnecke vergleichen lässt: Es hinterlässt ein wohliges «Mmhh» in der Magengegend, nährt Leib und Seele.

Paar in Kopenhagen

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Dabei kann Kopenhagen durchaus Kante zeigen. Die dänische Metropole trägt 2023 den Titel »Welthauptstadt der Architektur«. Wer verstehen will warum, der macht es am besten wie die Einheimischen, schnappt sich ein Fahrrad und tritt in die Pedale. Es geht zur Oper mit ihrem windschnittigen Dach. Am gegenüberliegenden Ufer findet sich die Königliche Bibliothek mit ihrem Anbau aus poliertem Granit, der den Spitznamen «Schwarzer Diamant» trägt. Und gleich daneben steht das Kulturzentrum Blox, das aussieht, als hätte man Legosteine übereinandergestapelt. Keine Frage, das Erbe von Architekten und Designern wie Arne Jacobsen, Hans J. Wegner oder Finn Juhl wird in Kopenhagen hochgehalten.

Fassade des Kulturzentrums Blox, Kopenhagen

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Eklektisches Design im 25hours Hotel Indre By

Mitten in der Innenstadt hat vergangenes Jahr ein weiteres Architektur-Highlight seine Türen geöffnet: Das 25hours Hotel Indre By. Benannt nach dem ältesten Viertel Kopenhagens, ist es das neuste Haus der angesagten Hotelkette – und vielleicht das schönste. Wobei: Die Geschmäcker sind bekanntlich verschieden, und die 25hours Hotels rühmen sich, dass keines dem anderen gleicht. Jedes Haus ist von der Geschichte des jeweiligen Ortes inspiriert.

Für den Umbau des Indre By zeichnet das lokale Architekturbüro BPP Arkitekter verantwortlich, für die Inneneinrichtung das Londoner Design Studio von Martin Brudnizki, dem Interiordesign-Whizz-Kid der Stunde. New York, Paris, London, Los Angeles – der schwedische Stararchitekt ist bei Bauherren und Investoren auf der ganzen Welt so heiß begehrt wie eingangs erwähnte Zimtschnecken. Sein eklektisches Design findet sich in Restaurants wie dem Baur`s in Zürich oder in Luxushotels wie dem Four Seasons Athens. Das 25hours Hotel Indre By trägt zwar keine fünf Sterne, aber die Chancen stehen gut, dass es zu einer der beliebtesten Herbergen der Stadt avanciert.

Fassade des 25hours Hotel Indre By Kopenhagen

25hours/Stephan Lemke

243 Zimmer im ehemaligen Uni-Gebäude

Das Hotel liegt gegenüber der Trinitatis-Kirche, seine 243 Zimmer verteilen sich auf vier Gebäude. In den drei historischen wurde einst Porzellan gebrannt und Papier geschöpft, anschließend rauchten in ihnen die Köpfe: Bis 2017 waren in den hohen Räumen das theologische sowie das rechtswissenschaftliche Institut der Universität untergebracht. Verbunden ist das Quartett durch einen modernen Neubau und einen «Secret Garden». Die Vergangenheit als Ort des Wissens war Inspiration für das Gestaltungskonzept «Coming of Age». Ist Lernen doch ein wichtiger Teil des Heranwachsens.

Und so finden sich im ganzen Hotel Anleihen an die Geschichte: Die Schilder etwa, auf denen die Zimmernummern geschrieben sind, haben die Form eines Radiergummis, in der zentralen «Assembly Hall» prangen über den abgehenden Gängen noch die Buchstaben aus Universitätszeiten, an den Türen zu den Mitarbeiterräumen steht «For scientists only», vor der Rezeption windet sich der «Tree of Knowledge» bis zur Decke. Die Skulptur der spanischen Künstlerin Alicia Martin besteht aus 3.000 Büchern, die zu einem in sich gedrehten Turm angeordnet sind. Die Rezeption ist bewusst nach hinten versetzt, sodass sich auch die Kopenhagener im Hotel willkommen fühlen, keine Barriere aufgebaut wird.

Schilder 25hours Hotel Indre By Kopenhagen

25hours/Stephan Lemke

Auch die Libido kommt im 25hours Hotel Indre By nicht zu kurz

Die Zimmer selbst unterteilen sich in die Kategorien «Knowledge» und «Passion». In den Zimmern, in denen der Leidenschaft gefrönt wird, finden sich unterschiedliche Zeichnungen an einer Pinnwand aus Kork, räkeln sich nackte Frauen auf den Fenstervorhängen. Denn bei all dem Pauken soll auch die Libido nicht zu kurz kommen. War Dänemark 1969 doch das erste Land, das Pornografie legalisiert hat. Als Hommage an die freizügige Vorreiterrolle gibt es im Erdgeschoss eine «Library of Love», die mit erotischer Literatur ausgestattet ist. In den Bücherregalen können Gäste in Coffeetable Books wie «The Art of Pin-up» oder «Le Petit Voyeur» blättern.

Bibliothek 25hours Hotel Indre By Kopenhagen

25hours/Stephan Lemke

Wem das zu anrüchig ist, bucht sich lieber in eines der Wissenszimmer ein, die garantiert keine roten Wangen verursachen. Hinter den Kopfteilen der Betten prangt eine Schiefertafel mit Notizen von Charles Darwin und Tycho Brahe. Der Däne Brahe war einer der bedeutendsten Astronomen seiner Zeit, an den Wänden hängen Bilder einer nach ihm benannten Supernova. Der explodierende Stern taucht aber nicht nur dort auf.

Zimmer 25hours Hotel Indre By Kopenhagen

25hours/Stephan Lemke

Auch der Signature Drink des Hauses heißt Supernova und hat es in sich: Whisky, Wermut, Hibiskus und Zitrone, um genau zu sein. Serviert wird er in der Lobby-Bar, die sich in der «Assembly Hall» befindet. Alternativ geht es eine Etage tiefer in die Boilerman Bar, wo die Gäste an einem langen Tisch «Mensch ärgere Dich nicht», «Backgammon» oder «Mühle» spielen.

Bilder, Wand-Teppiche, Neonschilder und Skulpturen – viel Kunst im Haus

Das Leben hat auch gelehrt: Besser nicht zu tief ins Glas schauen, ohne vorher eine gute Grundlage geschaffen zu haben. Im 25hours Hotel Indre By ist das entweder im italienischen Café Duse möglich oder im Neni, das von einer Glaskuppel überdacht ist, die sich öffnen lässt und in der warmen Jahreszeit den Frühling und Sommer in den Wintergarten bittet. Der Name Neni klingt bekannt? Gut möglich, kooperieren doch auch andere 25hours-Häuser mit der Restaurantkette, die für ihre ostmediterrane Küche beliebt ist. Dass Gründerin Haya Molcho aus Israel stammt, spiegelt sich auch an der langen Wand wider: Künstlerinnen und Künstler aus Tel Aviv haben Szenen der «Weißen Stadt» an ihr verewigt.

Bar Neni im 25hours Hotel Indre By Kopenhagen

25hours/Stephan Lemke

Überhaupt, die Kunst: Im ganzen Hotel lassen sich über hundert Bilder, Wand-Teppiche, Neonschilder und Skulpturen entdecken. Sie wurden von der Pariser Art Consulting Agentur Visto Images zusammengetragen. Und so unterschiedlich die Werke auch sind, sie alle beschäftigen sich mehr oder weniger subtil mit dem Erwachsenwerden und der Frage, wie sehr – und ob – sich unsere Persönlichkeit im Laufe des Lebens verändert. Vielleicht findet man in 25 Stunden keine Antwort darauf, aber eine Nacht schläft man in dem Kopenhagener Hotel liebend gerne darüber.

Weitere Informationen und Buchung auf der Website des 25hours Hotel Indre By, Doppelzimmer ab 202 Euro.