In Toulouse zelebriert man französische Genusskultur und regionale Spezialitäten. Wer hier zu Besuch ist, sollte es den Einheimischen gleichtun und sich am besten nur schlemmend fortbewegen. Fünf Tipps für richtig gutes Essen in Toulouse!
Text: Lisa-Kristin Erdt
Mittagessen in der »Halle de la Machine«
In der »Halle de la Machine«, auf Deutsch: Maschinenhalle, kann man ein kulinarisches Abenteuer erleben. Und der Name der Örtlichkeit ist hier Programm: Denn hier servieren aufgregende Maschinen das Menü, das bis zum 1. Dezember 2024 jeden Samstag und Sonntag von einem Toulouser Küchenchef zubereitet wird.

Remi Deligeon
Spätestens wenn das Brötchen vom Katapult auf dem Teller landet oder der Wein von einer beeindruckenden Konstruktion präzise ins Glas gegossen wird, weckt das auch bei Erwachsenen die kindliche Neugier. Das wohl außergewöhnlichste Mittagessen verbindet Gastronomie, mechanische Kunst und menschliche Präzisionsarbeit. Es findet jeweils von 12 bis 15 Uhr statt. Wer sich einen Platz sichern möchte, sollte hier im Voraus reservieren.
Die Geschichte von Toulouse auf der Zunge zergehen lassen
So hat sicher noch niemand die Geschichte des Essens in Toulouse erlebt: sieben Stationen, sieben Geschichten und sieben Kostproben in vier Stunden. Dabei führt Gourmetkoch Alejandro Javaloyas nicht nur den kulinarischen Rundgang durch das historische Zentrum von Toulouse. Sondern er bereitet die regionalen Rezepte auch live vor den Teilnehmenden zu! Dabei bündelt er all sein kulinarisches Wissen und verwandelt es in Gerichte, die tief in den kulinarischen Reichtum Südwestfrankreichs eintauchen lassen.

Alejandro Javaloyas
Der gebürtige mallorquinische Spitzenkoch sammelte sein Wissen in verschiedenen Michelin-Restaurants in ganz Europa. Bis er dann schließlich als Chefkoch in der spanischen Botschaft in Helsinki arbeitete. Danach eröffnete er sein eigenes preisgekröntes Gourmetburger-Restaurant auf Mallorca – und verspürte dennoch Hunger auf mehr. Und das hat er geschafft. Mit unvergleichlichen historischen Food-Touren. Hier entlang!
Sich durch die »Halles de la Cartoucherie« schlemmen
Einem echten Foodie kann man nichts vormachen. Wenn ein neuer kulinarischer Hotspot eröffnet, macht das schnell die Runde. Und wenn es sich dabei um zwei Hallen voller Foodtrucks handelt, ist es kaum verwunderlich, dass sich die »Halles de la Cartoucherie« innerhalb eines Jahres mit täglich 7.000 Besuchern zum neuen Schlaraffenland von Toulouse entwickelt haben. Das urbane Konzept einer großen Markthalle passt hervorragend in das Viertel »La Cartoucherie«, das als erstes Ökoviertel in Toulouse ein Paradebeispiel für nachhaltige Stadtplanung und modernes Wohnen ist. Vorbild für das Konzept der Cartoucherie waren große Markthallen wie der Time Out Market in Lissabon.

Remi Deligeon
Fünf neue Marktstände sorgen für ein noch breiteres kulinarisches Angebot. Gourmet-Burger, süße oder herzhafte Beignets, thailändische Küche oder regionale Spezialitäten wie Cassoulet – in der Stadt der Luftfahrt gehen die schmackhaften Erlebnisse durch die Decke.
Auf Entdeckungstour zu den besten Weinen
Einfach hinterherlaufen und sich die köstlichsten Orte von Toulouse schmecken lassen. Jessica Hammer macht’s möglich! Die gebürtige Amerikanerin kam vor einigen Jahren zusammen mit ihrem Mann nach Toulouse, nachdem sie sich beide in das süße Städtchen an der Garonne verliebt hatten. Nicht zuletzt wegen der vielen Spezialitäten, die Gaumen und Magen verwöhnen. Weil es in Toulouse an jeder Ecke etwas zu essen gibt, entwickelte Jessica ihre Geschäftsidee: Food-Touren durch Toulouse, bei denen sie die lokale Gastronomie in den höchsten Tönen lobt.

Taste of Toulouse
Bei einem Besuch in der Markthalle gibt es nicht nur vieles zu verkosten, auch die Mitarbeitenden berichten von ihrer Leidenschaft für die französische Esskultur. Jessica kennt die empfehlenswertesten Teesalons von Toulouse, die besten Weinbars mit einem Tapas-Angebot und führt zu verschiedenen originellen Lokalen, wo man die oft unbekannten Weine der Regionen Toulouse und Okzitanien entdecken und verkosten kann. Eine Gelegenheit leckeren Wein zu schlürfen und gleichzeitig die belebten Straßen von Toulouse zu erkunden. Die Touren finden abends statt, dauern zwei Stunden und können hier gebucht werden.
Ein süßes Tête-à-Tête mit dem Fénétra-Kuchen
Luft(fahrt) und Liebe reichen auch in Toulouse manchmal nicht aus. Gott sei Dank wurde die Toulouser Spezialität, der Fénétra-Kuchen, wiederentdeckt, neu interpretiert und wieder in den großen Toulouser Konditoreien wie »Pillon« am Place du Capitole oder bei »Conté« im Viertel Saint-Etienne angeboten.

Remi Deligeon
Das Gebäck aus Mürbeteig mit Aprikosenmarmelade und kandierten Zitronen war lange Zeit von der Bildfläche verschwunden. Im 13. und 14. Jahrhundert war der Kuchen noch fester Bestandteil von Familienfesten. Doch später verschwand diese Tradition. Seine Wiedergeburt wurde 1963 vom Chefredakteur der »Dépêche du Midi« eingeleitet, als er die Wiedereinführung des Festes »Grand Fénétra« ausrief. Daraufhin initiierten die Konditoren der Region einen Wettbewerb, um kreative und innovative Varianten des Fénétra-Kuchens zu entwickeln. Die wieder zum Leben erweckte Tradition hat sich bis heute bewährt und versüßt vor allem den Besuchenden von Toulouse den Tag. Aber auch die Einheimischen lassen sich von diesem Kuchen um den Finger wickeln. Das heutige Rezept stammt vom Pâtissier Christian Lacoste, ist patentiert und darf nur von den Konditoren der Haute-Garonne hergestellt werden.