Berühmte Weinanbaugebiete – da mag man an Burgund, die Toskana, die Pfalz oder auch Kalifornien denken. Japan hingegen haben in dieser Hinsicht wohl nur wenige auf der Landkarte. Dabei produziert man in der Präfektur Yamanashi Wein bereits seit mehr als 140 Jahren. Und nicht nur für die edlen Tropfen lohnt eine Reise an die Hänge des wohl bekanntesten Bergs des Landes, den Fuji.

Unesco-Weltkulturerbe, Vulkan, Shinto-Heiligtum – ohne Frage gehört der Fuji (der im Japanischen mit der Höflichkeitsform »Fuji-san« bedacht wird) zu den beeindruckendsten Orten und meistbesuchten Sehenswürdigkeiten Japans. Wenig verwunderlich, scheint die Region rund um den Vulkan mit ihren Wäldern und heißen Quellen doch wie für Naturfreunde gemacht. Und tatsächlich zählt der Landstrich auf der Grenze der Präfekturen (ähnlich unserer Landkreise) Shizuoka und Yamanashi zu den beliebtesten Ausflugs- und Urlaubszielen der Japaner.

Fuji Vulkan in Japan, an dessen Hängen auch Wein hergestellt wird

Ningyu He

Französisches Know-how an japanischen Hängen

Für seinen Wein ist die Region rund um den mit 3.776 Metern höchsten Berg des Landes aber wohl nur bei eingefleischten Wein-Fans bekannt. Und die Rede ist hier nicht vom japanischen Reiswein Sake. Zu den traditionsreichen Weinen der Region gehören unter anderem der weiße Koshu-Wein, der nach der gleichnamigen Stadt in Yamanashi benannt ist. Ebenso hat auch der Rotwein aus der Rebsorte Muscat Bailey A hier eine lange Tradition. Beide gehören zu den ältesten in Japan gezüchteten Sorten.

Den wortwörtliche Grundstock für diese Tradition legte man bereits 1877 mit der Gründung eines ersten privaten Weinguts. Das fachliche Know-how brachten seinerzeit zwei in Frankreich ausgebildete Winzer ins Land der aufgehenden Sonne. Sonne ist überhaupt das Stichwort, die nämlich scheint rund um den Fuji ziemlich viel. Gepaart mit der Hanglage – gefällt dies dem Wein natürlich außerordentlich. Kein Wunder also, dass man gerade hier mit dem Weinanbau begann. Aus diesem ersten Weingut nach europäischer Art ging die Château Mercian Katsunuma Winery hevor, der heute größte Weinproduzent Japans.

Eine Frau begutachtet Weintrauben in Japan.

David Ellis

Kulturgenuss für Leib und Seele

Nun aber genug von der (halb-)trockenen Geschichte: Was lässt sich denn vor Ort erleben?

Der Besuch des Weinguts ist auf jeden Fall schon einmal eine Reise wert. Nebst pittoresker Landschaft, wie man sie von einem Weingut erwarten darf, hält die historische Winzerei ein Café zum Entspannen, einen Verkostungsraum sowie ein eigenes Weinmuseum bereit. Hier verbindet sich also das Angenehme mit dem Pädagogischen.

Das Museum ist in einem mehr als 100 Jahre alten Gebäude eingebettet, in dem es den einen oder anderen kulturellen Leckerbissen zu bestaunen gibt. So stehen im ältesten Holzweinkeller Japans noch heute einige Weinfässer, die vor langer Zeit ihren Weg aus Frankreich bis nach Japan gefunden haben. Und auch die heutige Produktion kann besichtigt werden, dafür sollte man sich vorher allerdings anmelden.

Japanischer Wein vom Weingut Château Mercian

www.instagram.com/chateaumercian/

Apropos »Anmelden«: Das empfiehlt sich bei einem geplanten Besuch eines der Weingüter in Yamanashi ohnehin – zumindest, wenn man der Landessprache nicht kundig ist. Mit dem nötigen Vorlauf kümmern sich einige der Güter aber darum, dass zum Besuch englischsprachiges Personal zugegen ist. So etwa das Weingut Marufuji, das den Weißwein Rubaiyat keltert und verkauft. Auch im Weingut Grace Wein – ursprünglich als Chup Budoshu gegründet – gibt es das Angebot einer englischsprachigen Beratung bei Voranmeldung.

Rund um den Fuji kann man allerdings nicht nur dem Trinkgenuss nachgehen: Auch exquisite Speisen wollen entdeckt und geschmaust werden. Lokale Küche mit einem Schwerpunkt auf regionalen und saisonalen Zutaten serviert das Restaurant Zelkova. Das ist angegliedert an die Winzerei Château Lumiere und – wenig verwunderlich – die Speisekarte ist auf die dort hergestellten Weine abgestimmt.

Weinfässer werden in einem Keller gelagert.

David Ellis

Mit kanadischer Expertise durch die Region

Wer die Region lieber unter kundiger Führung erleben möchte, dem sei Hilfe von David Ellis ans Herz gelegt. Der kanadische Wahl-Japaner bietet private Touren durch die Weinregion an und führt seine Gäste dabei nicht nur entlang der verschiedenen Weingüter, sondern auch zu weiteren Sehenswürdigkeiten in der Region. Aber, keine Sorge, der Weingenuss kommt bei den beiden ganztägigen Touren nicht zu kurz: Drei bis vier Winzereien besucht man hier pro Tour, außerdem steht ein Abstecher im Shakado Museum of Jomon Culture auf dem Programm. Hier sind archäologische Fundstücke der prähistorischen Jōmon-Kultur ausgestellt.

Kurzum: Eine Reise an den Fuji lohnt sich gleich aus mehreren Gründen. Nicht nur Weinkenner dürften ihre helle Freude an der traditionsreichen Region haben. Auch für mehrfache Japan-Urlauber hält ein Ausflug ins Koshu-Tal einige neue Erfahrungen bereit. Und wer das erste Mal nach Japan reisen sollte, für den ist eine Fahrt zum Fuji-san ohnehin fast schon ein Pflichttermin. Und wenn man schon mal da ist, kann man sich ja auch mit der örtlichen Weinkultur auseinandersetzen.

Weinanbau in Japan, Berge im Hintergrund

David Ellis

Während ihrer Traumreise nach Japan lernte Redakteurin Marie das Land der aufgehenden Sonne aus nächster Nähe kennen.

Für diejenigen, die selbst eine Reise nach Japan planen, haben wir viele hilfreiche Tipps auf Lager.