Die UNESCO hat auf ihrer letzten Sitzung des Welterbekomitees mehrere Dutzend neue Welterbestätten bekannt gegeben. Wir stellen die neuen UNESCO-Welterbestätten in einer mehrteiligen Serie vor. Im zweiten Teil widmen wir uns den Neulingen in Afrika.

Kulturlandschaft auf Djerba, Tunesien

Auf Tunesiens Insel Djerba gibt es eine besondere Siedlung aus dem 9. Jahrhundert, die der Wasserknappheit auf der Insel Rechnung trug. Die Kulturlandschaft zeichnet sich durch eine besonders geringe Bebauungsdichte aus: Houma genannte Nachbarschaften, die aus mehreren Höfen bestanden, lagen über die Insel verstreut. Zwar bewahrten sie ihre wirtschaftliche Unabhängigkeit, gleichzeitig waren sie aber über ein komplexes Straßennetz untereinander sowie mit verschiedenen religiösen Zentren und Handelsplätzen verbunden. Urbanere jüdische Quartiere ergänzten diese Raumaufteilung. Auf Djerba entwickelte sich so ein Wirtschaftsmodell, das auf die natürlichen Bedingungen der Insel abgestimmt war.

Luftaufnahme der Ouelhi Moschee ,Djerba, Tunesien

Hatem Ben Said

Gedenkstätten des Völkermords, Ruanda

Schätzungsweise eine Million Menschen wurden 1994 in Ruanda von bewaffneten Milizen namens Interahamwe getötet. Insbesondere Tutsi, aber auch Hutu und Twa fielen ihnen zum Opfer. Vier Gedenkstätten sind den Opfern des Genozids heute gewidmet. Zu diesen Orten gehören die katholische Kirche von Nyamata und die Technische Schule in Murambi, wo die Massaker stattfanden. Das Kigali Genocide Memorial wurde 1999 in Gisozi in der Nähe der Hauptstadt Kigali errichtet. Dort wurden über 250.000 Opfer beerdigt. In Bisesero gibt es ein viertes Mahnmal, das an die Menschen erinnert, die mehr als zwei Monate lang gegen ihre Mörder kämpften. Die vier Gedenkstätten sind ein Mahnmal für Frieden und Toleranz und zeugen von diesem schrecklichen Verbrechen gegen die Menschlichkeit.

Besucher im National Memorial to the victims of Genocide, Kigali, Ruanda

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Nyungwe-Nationalpark, Ruanda

Der Nyungwe-Nationalpark liegt im artenreichen Albert-Rift. Hier finden sich Berg- und Bambuswälder, Savanne und hoch gelegene Feuchtgebiete wie das Kamiranzovu-Sumpfgebiet. Das ist ein mehr als 1.000 Hektar großes Torfmoor.

Es gilt als das größte Afrikas und dient der Forschung als Pollenarchiv. Es erlaubt Wissenschaftlern, mehr als 300.000 Jahre in die Erdgeschichte zurückzuschauen. Im Nyungwe-Nationalpark gibt es zahlreiche Primaten, einschließlich Schimpansen und Angola-Mantelaffen, sowie bedrohte Eulenkopf- und Goldmeerkatzen.

Schwarz-weiße Stummelaffen auf Baumast im Nyungwe National Park

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Kulturlandschaft von Gedeo, Äthiopien

Die Kulturlandschaft von Gedeo erstreckt sich im Osten des äthiopischen Hochlands. Neben ihren beeindruckenden Megalithdenkmälern ist sie auch ein außergewöhnliches Zeugnis der immer noch lebendigen indigenen Agroforstwirtschaft der Region. Dabei bieten ausgewachsene Bäume der Nahrungspflanze Ensete Schutz vor der Witterung. Unter dieser gedeihen weitere Nutzpflanzen, neuerdings auch Kaffee. Dieses ökologisch nachhaltige System sichert heute den Lebensunterhalt von mehr als einer Viertelmillion Menschen. Die Kulturlandschaft gilt als herausragendes Beispiel für die Entwicklung effizienter und minimalinvasiver Landnutzung.

Megalithdenkmäler in Äthiopien

Yonas Beyene

Bale-Mountains-Nationalpark, Äthiopien

Der Bale-Mountains-Nationalpark in Äthiopien gilt als Hotspot biologischer Vielfalt. In der Landschaft finden sich unterschiedlichste Ökosysteme, darunter der größte alpine Lebensraum Afrikas auf über 3.000 Metern Höhe mit zahlreichen Gletscherseen, Feuchtgebieten und Mooren. An anderen Stellen existieren großflächige Graswiesen und Waldgebiete. So fallen etwa die Südhänge des Gebirges in den Harenna-Wald ab, den zweitgrößten Regenwald Äthiopiens. Die Bale Mountains sind Heimat vieler bedrohter Arten, wozu beispielsweise der Bergnyala, die Bale-Grünmeerkatze und der Äthiopische Wolf zählen.

Äthiopischer Wolf (Canis simensis) im Nationalpark Bale Mountains, Äthiopien

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Waldmassiv Odzala-Kokoua, Republik Kongo

Das Waldmassiv Odzala-Kokoua im gleichnamigen Nationalpark liegt an der nordwestlichen Grenze des Kongobeckens. Es weist außergewöhnlich viele seltene Ökosystemen auf und ist ein herausragendes Beispiel für die Wiederbewaldung der Savannen nach der Eiszeit. In einer Region, die stark von Wilderei betroffen ist, schützt der Nationalpark die Artenvielfalt. Es gibt viele Tierarten in diesem Gebiet, darunter eine seltene Population von Tüpfelhyänen. Der Odzala-Kokoua-Nationalpark ist auch für die Wanderung der Waldelefanten und den Lebensraum des Westlichen Flachlandgorillas von entscheidender Bedeutung.

Afrikanischer Waldelefant (Loxodonta cyclotis)im Nationalpark Odzala-Kokoua in der Republik Kongo

Roger de la Harpe/Shutterstock.com