Wie heißt es im Song Hotel California von den Eagles so schön: »You can check out anytime you like, but you can never leave.« Was soll ich sagen? Diese Textzeile summe ich auf dem Weg zu unserer Kabine auf der neuen Ritz-Carlton Superyacht »Ilma«. Denn es ist Liebe auf den ersten Blick. Jetzt haben die Eagles es in ihrem Song vielleicht etwas düster gemeint, aber ich möchte es einfach wörtlich nehmen. Schon bei der Anreise wünsche ich mir, dass eines der 246 Crewmitglieder das zu mir sagt. Aber leider ist das Leben kein Wunschkonzert.
Als Erstes müssen wir klären, wer in diesem Fall wir sind. Wir sind meine Freundin Nicole und ich. Wir kennen uns seit über 15 Jahren, sind auch schon gemeinsam verreist, hatten uns bisher jedoch nie ein Bett geteilt und auch auf unseren Reisen weniger dem Luxus gefrönt. Wobei – Luxus, ich sag’s gleich, wird hier noch einmal neu definiert.
Die Ilma, das neueste Schmuckstück der The Ritz-Carlton Yacht Collection (neben der Evrima), gut 240 Meter lang, steht für unvergleichlichen Luxus auf hoher See. Luxus, der sich vor allem durch Aufmerksamkeit zeigt. Deshalb empfängt uns am Hafen von Barcelona schon eine Armada an freundlichen, jungen und schwungvollen Menschen, die uns einchecken, uns Champagner bringen, den Koffer abnehmen, uns die Rolltreppe hinauf begleiten, Small Talk auf dem Weg zur Yacht führen, uns an Kolleginnen übergeben, die uns über prächtige Yachtflure führen, in Aufzüge geleiten und schließlich unsere Kabine öffnen.

Foto: Ritz Carlton Yacht Collection Ilma
Ich muss mich erst einmal setzen. Mein Mund ist schon ganz fusselig vom vielen »Thank you«, »Oh, wonderful« und »Amazing«. Aber auf eine positive Weise. Mir ist klar, die Ilma ist mehr als ein schwimmendes Hotel – sie ist ein Ort, an dem Eleganz und Komfort auf die Flexibilität einer Privatyacht treffen. Nicole blickt mich mit großen Augen an. Auch hier herrscht positive Sprachlosigkeit.
Die Kabinen der Ilma: Ein neuer Schiffsstandard
Der Fernseher vor unserer Couch ist wandfüllend, die Liege auf dem Balkon fast balkonfüllend und, was soll ich sagen, ja, auch das himmlische Kingsize-Bett ist schlafzimmerfüllend. Wenn das jetzt beengt klingt, tut mir das leid. Es geht mir eher darum, zu beschreiben, dass hier nicht gespart wurde. Es ist großzügig, es ist enorm, und die Flasche Moët & Chandon im Flaschenkühler lässt vermuten, dass es in den nächsten Tagen auch ein wenig pompös wird. Nicole und ich wären dem nicht abgeneigt. Ein bisschen Chichi mag doch jeder, oder?

Foto: Ritz Carlton Yacht Collection Ilma
Höchstwahrscheinlich auch die restlichen 454 Passagiere, die ebenfalls aufs Schiff passen. Für eine Kreuzfahrt klingt das überschaubar, für eine Yacht dagegen riesig. Es ist groß und dennoch intim. Ein wenig erinnert mich das Konzept an die MS Europa 2 – ähnliche Größe und Passagieranzahl, gleicher Fokus, doch hier fährt ein bisschen mehr amerikanischer Lifestyle mit. Und zwar der Lebensstil, den man in Manhattan rund um die 5th Avenue gewohnt ist. Doch ich schweife ab.
Highlights in jeder Ecke der Kabine – und ein Hauch American Lifestyle
Eigentlich habe ich die Kabine noch gar nicht zu Ende beschrieben. Das Interieur ist clean und schick. Ein Hauch von Glamour der 1950er-Jahre weht mit. An bestimmten Details kann ich das nicht festmachen; wahrscheinlich sind es die Farben und die Stoffe, die mir einen Hollywood-Vibe der guten alten Zeit geben. Und dann wäre da noch das Bad. Marmor, natürlich. Todschick in Schwarz-Weiß. Große Dusche, tiefe Badewanne, riesiger Spiegel.
Ich sag‘s mal so: Wer hier seine mitreisende Kosmetik platztechnisch nicht unterbekommt, führt eine halbe Douglas-Filiale mit. Die Amenities sind von Diptyque, und auch hier gibt man sich nicht mit den üblichen Minifläschchen zufrieden. Es wird auch im Kosmetikbereich geklotzt – und zwar auf einem sehr wohlriechenden Level. Es könnte sein, dass ich mich öfter eingecremt habe, als es nötig gewesen wäre.

Foto: Jennifer Latuperisa-Andresen
Und dann kommen wir zum heimlichen Star der Kabine: dem Bademantel. Oh mein Gott. Wären draußen nicht tropische 40 Grad, würde ich in dem flauschigen Etwas schlafen, damit zum Frühstück schlendern und mich sogar damit an den Pool legen. Ich habe in meinem Leben noch nie etwas derart Gemütliches getragen, das mich gleichzeitig in Watte hüllt und mir das Gefühl gibt, mich vor allem Bösen auf diesem Planeten zu schützen. Es war ein wahrer Flauschangriff auf die Sinne.
Ilma, The Ritz-Carlton Yacht Collection: Welche Gaderobe trägt man auf einem solch luxuriösen Schiff?
Und ich habe mich in dieses Schmuckstück verliebt (Ja, in dieser Geschichte wird mit Liebe geprotzt!). Er ist vom italienischen Hersteller Frette, nur für den Fall, dass hier jemand einem sehr lieben Menschen ein sehr schönes Geschenk machen möchte.
Der Bademantel versteckt sich im Kleiderschrank, und dieser wiederum hat ausreichend Platz und – hört, hört – auch ausreichend Bügel. Denn jetzt kommen wir zum Angstthema von Nicole und mir: Welche Garderobe muss bitte auf einem Luxusschiff wie diesem mitreisen? Wir haben kurzen Prozess gemacht und schließlich alles eingepackt, was irgendwie teuer aussah. Wer jetzt schmunzelt, danke, es war auch erheiternd gemeint. Allerdings mit einer großen, sehr großen Portion Wahrheit.

Foto: Jennifer Latuperisa-Andresen
Und wo trägt man die private Pracht der Mode? Richtig! In den Restaurants und Bars. Auch hier setzt die Ilma ihre eigenen Maßstäbe – kulinarisch wie auch stilistisch. In fünf Restaurants wird eine breite Palette an Köstlichkeiten serviert, jede Location mit einem eigenen, unverwechselbaren Charakter.
Wer im Memori panasiatisch speist, bekommt Sushiplatten serviert, die selbst in Tokio ihresgleichen suchen. Wer im Beach House beim prämierten Küchenchef Michael Mina reserviert, bekommt eine Mischung aus peruanischen und panlateinamerikanischen Aromen auf den Teller. Schärfe ist hier erlaubt. Das Restaurant hat ein Beach-Feeling und einen Hauch von Ibiza. Sehr angenehm. Sehr locker. Schöner Vibe.

Foto: Jennifer Latuperisa-Andresen
Herzstück der Gastronomie an Bord: Seta Su Ilma
Das Herzstück der Gastronomie ist das Seta Su Ilma. Fabio Trabocchi – der Name verrät wohl auch die Richtung seiner Küche – ist mit Sternen ausgezeichnet und kocht sonst in den USA. Dieses kleine, intime Restaurant mit seinen 40 Plätzen ist das Zentrum der gehobenen italienischen Küche auf See. Das – auch hier sehr großzügige – saisonale Degustationsmenü mit elf Gängen und passender Weinbegleitung ist mehr als nur ein Dinner. Es ist ein Erlebnis, das mit einem perfekt zubereiteten Wagyu-Rindfleisch seinen Höhepunkt findet.
Der perfekte Ort, um einen Tag auf der Ilma ausklingen zu lassen, ist die Marina Bar, eine der sieben Bars an Bord. Liegt das Schiff vor Anker, öffnen sich hier die Schiffswände zum Meer hin. Ja, richtig gelesen. Das Schiff kann die Wand entfernen und damit einen neuen Balkon schaffen. Das kreiert eine ungeahnt schöne Atmosphäre.
Während Nicole an ihrem Negroni nippt und fleißig jeden Eindruck an die Familie daheim whatsappt, beobachte ich die anderen Gäste, die sich in ihre schmucken Outfits geworfen haben. Es funkelt weniger als erwartet. »Quiet Luxury« heißt der Stil, der hier getragen wird. »Succession« lässt grüßen, sozusagen. Das ist die Fernsehserie über die reichen Kinder eines Medienmoguls, die sich die Nachfolgeposition im Unternehmen sichern wollen (tolle Serie!). Durch diese Serie wurde ein Modestil bekannt – Quiet Luxury – und die Gäste der Ilma tragen ihn. Steht ihnen.
Neue Wellnesswelt auf den Meeren
Doch ein Kreuzfahrtschiff, das unter der Flagge von Ritz-Carlton fährt und zudem den Namen Ilma trägt – Maltesisch für Wasser –, eröffnet auch eine neue Wellnesswelt auf den Meeren. Das ultraschicke Spa bietet neben Massagen und Gesichtsbehandlungen auch eine Sauna und ein Dampfbad. Richtig toll ist der Ruheraum mit Balkon und Meerblick. Besonders die Deep-Tissue-Massage, bei der hartnäckige Verspannungen gelöst werden, wird von den Gästen hoch geschätzt.

Foto: Jennifer Latuperisa-Andresen
Für Männer gibt es einen Barber, eine Erweiterung der Marke Pisterzi, die für ihre hochwertigen Dienstleistungen bekannt ist. Egal, ob Haarschnitt, Rasur oder Maniküre – hier wird verwöhnt und zwar auf Ritz- Carlton-Niveau. Wenn das Wetter es erlaubt, kann auch auf dem Balkon gewellnesst werden. Da braucht es kein Walgesang oder Meeresrauschen aus dem Lautsprecher – Letzteres wird sozusagen live mitgeliefert.
Infinity-Pool an Bord
»Was tun wir als Nächstes?«, fragt mich Nicole. Wir sitzen im The Living Room. Herzstück des Schiffs. Bibliothek, Kaffeebar, Jazzclub und Eisdiele in einem. Ich schlage vor, dass wir uns einmal im Fitnessbereich umsehen. Ansehen ist ja fast wie sporteln selbst, oder etwa nicht? Der Fitnessbereich ist einladend, lichtdurchflutet, und für jeden Geschmack ist hier etwas dabei. Ob Yoga, Spinning oder Pilates – wer sich auspowern möchte, kann zudem auch an Kursen teilnehmen.
Nicole und ich verstehen uns auch ohne Worte und schlendern der Entspannung entgegen: Infinitypool auf Deck fünf. Dazu einen Drink, Loungemusik und Sonnenmilch, die von der Yacht gespendet wird. After-Sun-Lotion übrigens auch. Das pure Urlaubsvergnügen.

Foto: Ritz Carlton Yacht Collection Ilma
Doch es soll noch besser kommen. Die Ilma hat einen AquaBanas-Bereich am Heck des Schiffs. Hier können die Gäste gemütlich ins Meer hüpfen, mit Kajaks die Küsten erkunden oder einfach in den aufblasbaren Meeres-Cabanas relaxen – mit den Füßen im Wasser natürlich. Luxus-Urlaubsvergnügen. »Besser geht’s nicht«, sagt Nicole, während die Sonne langsam unsere Beine bräunt.
Doch jede Situation, die einem das Herz wärmt, hat auch ein Ende. Als es so weit ist und wir die Koffer packen, kommen uns fast die Tränen. Ob der Kapitän vielleicht den nächsten Hafen verpasst? Nicole und ich wünschen es uns sehr. Aber natürlich werden wir zum Ausschiffen liebevoll begleitet. So charmant und zuvorkommend, dass uns nicht einmal auffällt, dass wir von Bord gehen. Im Taxi zum Flughafen schauen wir uns traurig an. Da fällt mir ein, dass eine weitere Ritz-Carlton Yacht geplant ist: Luminara. Die müssen wir uns einfach persönlich ansehen.
Mehr Infos zur Ilma, The Ritz-Carlton Yacht Collection
Neun Nächte auf der Ilma, The Ritz-Carlton Yacht Collection kosten ab 8.900 Euro pro Person ohne Anreise.
Der Preis beinhaltet alle Mahlzeiten (außer Seta Su Ilma), nicht alkoholische Getränke sowie die Nutzung aller Wassersportangebote.

Foto: Jennifer Latuperisa-Andresen