Durch die majestätischen Fjorde Norwegens gleiten. Gleich auf zwei Jubiläen bei einer Reise anstoßen. Und die Frage, darf es heute lieber Meeresfrüchte mit Zitronengras oder lieber italienische Pasta sein? Es gibt viele Gründe für eine Kreuzfahrt mit der MS Europa 2. Auch ganz persönliche, so Autorin und Chefredakteurin Jenny.

Keine Liebe auf den ersten Blick

Mein Mann erzählt die Geschichte immer gerne mit einem süffisanten Unterton. Wahrscheinlich, weil ich darin nicht gerade gut wegkomme. Denn bei unserer allerersten Begegnung 2013 in Athen war ich ihm schrecklich unsympathisch. »Und nicht nur ihm«, würde er jetzt sagen. Denn angeblich haben Passagiere des damals neuen Kreuzfahrtschiffs MS Europa 2 Schlange gestanden, um ihr Gepäck am Flughafen an die Mitarbeitenden der Reederei abzugeben und ich bin, unbewusst natürlich, an den wartenden Mitreisenden mit meinem Trolley vorbeigezogen und habe »dem verdutzten Mitarbeiter« (Zitat meines Mannes) meinen Koffer kommentarlos in die Hand gedrückt und wäre davongeschritten. Davon habe ich nichts mitbekommen. Leider. So rücksichtslos wollte und will ich nicht sein. Und der erste Eindruck . Ja, der ist so wichtig.

die MS Europa 2 von oben

Hapag-Lloyd Cruises

Ehemann gefunden auf der MS Europa 2

Bevor damals das Schiffssignal zur Abfahrt ertönte, habe ich voller Vorfreude mit meiner ID- und Keykarte, die jeder Gast an Bord bekommt, meine Ocean-Suite-Kabine geöffnet. Auf dem Fernseher prangte in großen Lettern mein Name. Doch ich war nicht allein in meinem Urlaubsgemach. Ein großer Mann stand in meiner Kabine und packte seinen Koffer aus. »Ich wollte Nägel mit Köpfen machen«, erklärt er seitdem immer, »schließlich hatte ich ein wenig Angst, dass ich das Schiff wieder verlassen muss.« Dementsprechend war er auch nicht begeistert, dass ausgerechnet die unverschämte Frau vom Flughafen, die an ihm und den anderen wartenden Menschen vorbeigerauscht ist, nun mitten in der hübschen Suite stand und behauptete, das wäre ihr Zimmer.

Ich mache es kurz. Ja, der große blonde Mann ist heute mein Ehemann. Und auch wenn wir uns die Kabine nicht teilen mussten, haben wir uns eben durch dieses Ereignis kennengelernt. Hapag-Lloyd Cruises sei Dank. Ein schicksalhafter Zufall. Ein Geschenk des Universums.

Die ganze Geschichte von damals auf der MS Europa 2 könnt ihr übrigens hier nachlesen.

Veranda Suite in der MS Europa 2

Hapag-Lloyd Cruises

10 Jähriges Jubiläum – Aber nicht nur für die MS Europa 2

Nun, zehn Jahre später, feiert nicht nur die MS Europa 2 zehnjährigen Geburtstag, sondern auch wir. Also haben wir uns zu diesem Jubiläum eine Kreuzfahrt geschenkt. In den Norden Europas soll es gehen. Dorthin, wo man die sensationelle Natur am besten von der Wasserseite aus beobachten kann. Wir schippern durch die Fjorde Norwegens. Im September. Just auch der Monat, in dem wir uns vor zehn Jahren getroffen haben.

In der letzten Dekade wollten wir es immer wieder tun. Noch einmal aufs Schiff.

Denn die MS Europa 2 ist nicht irgendein Kreuzfahrtschiff. Es ist eine Yacht mit maximal 500 Gästen. Das ist weniger als ein Zehntel der Passagierzahl des größten Schiffs der Welt. Klein, aber fein bedeutet hier, dass es sich um eines der schönsten Kreuzfahrterlebnisse handelt.

Heck der MS Europa 2

Hapag-Lloyd Cruises
[ (c) Hapag-Lloyd-Kreuzfahrten,Alle Bilder zur honorarfreien Nutzung mit dem vollständigen Bildnachweis „Hapag-Lloyd Cruises / Christian Wyrwa“ » Die Bilder dürfen nur im Rahmen einer Berichterstattung über Hapag-Lloyd Cruises verwendet werden, All Photos intended for editorial use. All image use free of charge. Photocredit: Hapag-Lloyd Cruises / Christian Wyrwa. ]

Vertraute Gefühle in der 35-Quadratmeter-Suite

Wir beziehen in Kiel unsere Suite-Kabine, jede hat selbstverständlich eine große Veranda. Schon in den ersten Minuten kommt ein vertrautes Gefühl hoch. Glück. Vorfreude. Wärme. Es ist schön, wieder hier zu sein. Die Kabine kommt uns kleiner vor als in unserer Erinnerung. Wobei klein relativ ist für den Kreuzfahrtschiffmarkt. Wir sprechen hier von 28 Quadratmetern mit zusätzlichen sieben für die Veranda und sehr viel Licht. Wir haben eine Couch, einen Schreibtisch, ein King-Size-Bett, ein großes Bad und ein separates WC. Sowie einen großen Kleiderschrank, denn wenn etwas wichtig ist auf einer Kreuzfahrt, dann Ordnung halten. Sonst endet das schnell im Chaos.

Das Verlassen des Hafens möchten wir live erleben. Wir gehen auf Deck acht zur Sansibar. Am Heck. Blick auf die Frachter, die im Kieler Hafen liegen. Die Planken sind aus Teakholz, die Passagiere stehen an der Reling und genießen diesen feierlichen Moment.

Ich bin ehrlich: Wir genießen nicht nur, wir begießen den Moment auch. Gerne mit Gin Tonic. Als wir 2013 mit der Europa 2 in der Ägäis kreuzten, war Gin der angesagteste Drink der Welt. Und die MS Europa 2 hatte die größte Auswahl in der Schiffsbranche. Jetzt lernen wir, Gin ist out. Wein ist in. Macht aber nichts, wir möchten an alten Gewohnheiten festhalten. Zumindest am ersten Abend.

Jenny am Fenster der MS Europa 2 auf Kreuzfahrt

Jennifer Latuperisa-Andresen

Exzellenter Service bei der Kreuzfahrt mit der MS Europa 2

Der überaus freundliche Kellner spürt gleich, dass wir besondere Beweggründe haben, diese Reise anzutreten. Er macht ein Foto von uns. Und weiß in den nächsten Tagen unseren Namen. Dieser exzellente Service allein macht dieses Schiff so einzigartig.

Die Europa 2 ist gut gebucht. Die Altersklasse der Mitreisenden ist nicht, wie das Vorurteil besagt geriatrisch, sondern erfrischend gemischt. Auch Kinder sind an Bord, die man immer wieder fröhlich und mit ihren neuen Freunden über das Schiff streifen sieht.

Die wichtigste Mahlzeit für die Kinder, und eventuell für mich, ist die Waffelstunde auf dem Sonnendeck. Immerhin ist die MS Europa 2 ein deutsches Schiff und was lieben fast alle Deutschen? Genau! Waffeln! Also gibt es jeden Tag um 15 Uhr frisch gebackene Waffeln mit allerlei Toppings an der Poolbar.

Jeden Tag frische Waffeln und Austern All-you-can-eat

Doch zurück zum Gin Tonic. Zum ersten Abend. Wir genießen die Abendsonne und bemerken, dass das 225 Meter lange Schiff durch den Nord-Ostsee-Kanal gleitet. Über uns klappern die Teller. Ja, es ist Abendessenzeit. Und jeder weiß, das Wichtigste auf einer Kreuzfahrt sind die Mahlzeiten.

Austern im Restaurant auf Kreuzfahrt

Jennifer Latuperisa-Andresen

Das Restaurant Yacht Club auf Deck neun ist ein Buffetrestaurant. Jeden Tag werden hier frische Meeresfrüchte serviert, Hummer, Krebse und Shrimps. Ab und an auch Austern. Und zwar so viel das Herz begehrt. Zugegeben, das hat auch uns angelockt. Und damit sind wir ganz typische Gäste der MS Europa 2, denn die kommen, so erklärt uns General Manager Frank Neumann, am ersten Abend gerne hierher. Nachsehen, ob wirklich genug da ist. Die Qualität testen und eben die sündhaft teuren Lebensmittel.

Der Klassenkampf der Kreuzfahrtschiffe wird hier nicht gefochten. Es gibt zwar keine festen Tischzeiten und klassische Platzordnung, aber eine begrenzte Anzahl an Tischen in den jeweiligen Spezialitätenrestaurants. Dementsprechend wird um frühe Reservierung gebeten. Am besten schon vor Antritt der Reise, sonst ist alles ausgebucht. Denn:

Die kulinarische Weltreise bei so einem Törn ist mindestens so wichtig wie die Aussicht auf Norwegens Prachtlandschaft. Und die Auswahl ist enorm, insbesondere für ein Schiff dieser Größe.

Es gibt insgesamt sieben Themenrestaurants und bis auf das Hauptrestaurant Weltmeere mit großem Speisesaal und den Yacht Club ist Reservieren Pflicht. Spontaneität ist hier keine Tugend. Dafür muss sich nicht dringend in Schale geworfen werden. Sich hübsch machen ist im Trend, allerdings braucht es keinen Smoking oder das feine Abendkleid. Sneaker dürfen auch getragen werden. Hier muss keiner über die Schiffsflure in High Heels stolpern.

Erster Stopp: Norwegens Hauptstadt Oslo

Doch natürlich sind nicht die Annehmlichkeiten an Bord der alleinige Grund für eine Reise. Das Schiff ist wichtig, doch die Ziele sind wichtiger. Also erster Stopp: Oslo. Die norwegische Hauptstadt wird durch ein Meer aus kleinen Inselchen angefahren, von denen ich jede Einzelne gerne besitzen würde. Kleine rote Häuser ziehen vorbei. Ab und an ein Leuchttürmchen. Mein Gott, was für eine Idylle. In Oslo selbst lohnt es sich, das meistparodierteste Gemälde der Welt anzusehen. Ich meine das gespenstische Gesicht mit dem klaffenden Mund und den hohlen Augen, das nicht nur das Filmplakat zu »Kevin – Allein zu Haus« inspirierte, sondern auch Horrorfilme und sogar ein Emoji. In natura verschwindet all dieses Popkulturrauschen, während man von der gequälten Kraft des Bilds ergriffen wird.

Einfahrt in Olso

Jennifer Latuperisa-Andresen

Das neue Munch-Museum in Oslo

Das neue, durchaus spektakuläre Munch-Museum in Oslo präsentiert drei Versionen von »Der Schrei« (das Gemälde, eine Zeichnung und einen lithografischen Druck) in einem schwach beleuchteten Raum. Dieser dunkle Kokon ist nicht dazu gedacht, Gefühle der Existenzangst zu kultivieren, sondern es ist ein Nebeneffekt der Bedingungen, die notwendig sind, um die Kunst zu erhalten.

»Munch malte auf Karton und verwendete Pigmente mit sehr wenig Öl, um eine flache, matte Oberfläche zu erhalten«

erklärt der Leiter der Konservierung des Museums, Kasper Teglgaard Koch. »Das macht das Gemälde besonders empfindlich. Basierend auf dem Grad der sichtbaren Farbveränderung, den wir über einen Zeitraum von 100 Jahren akzeptieren können, haben wir berechnet, dass die gemalte Version zur Sicherheit des Erhalts nur zwei Stunden pro Tag ausgestellt werden kann.« Jede Stunde wird eine andere Version von »Der Schrei« gezeigt, wobei Schiebetüren die ruhenden Werke in sanfter Dämmerung abschließen, um sie zu schützen.

Die meisten Besucher kommen in der Hoffnung, das Gemälde von »Der Schrei«  zu sehen, aber das Museum vermeidet es, die Zeiten bekannt zu geben, zu denen es ausgestellt wird. Und so verschiebt sich der Zeitplan täglich, sodass die Besucher keine Möglichkeit haben, zu wissen, welche Version sie sehen werden.

Das Glück wurde uns nicht zuteil. Doch das Schiff ist auch reich mit Kunst bestückt. 890 Exponate warten an Bord. Darunter tatsächlich Werke von Gerhard Richter und Damien Hirst. Munch ist schon ein hochkarätiger Anfang für eine Reise, auf der ein Highlight das nächste jagt.

Zweiter Stopp: Das Küstenstädtchen Stavanger

Unser nächster Hafen ist die idyllische Küstenstadt Stavanger im Südwesten Norwegens. Es ist ein Ort mit weitem Himmel und weißen Holzhäuschen, die sich die Hügel hochziehen. Wir machen eine Tour auf dem bildschönen Lysefjord. Ich stehe glücklich an der Reling des kleinen Ausflugsboots und bewundere die hohen Felswände, die majestätisch in den Himmel ragen. Ein Wermutstropfen ist nur, dass ich den berühmten Preikestolen nur aus der Wasserperspektive erleben darf. Das Felsplateau liegt 604 Meter über dem Lysefjord und garantiert dadurch eine phänomenale Aussicht. Denn Norwegen zeigt sich hier von seiner besten Seite. Berge und Fjorde. So weit das Auge reicht.

Jenny am Fjord in Norwegen

Jennifer Latuperisa-Andresen

300.000 Menschen besuchen jährlich den Briksdalsbreen. Das Eis hat die Felsen über die Jahrtausende glatt geputzt. Sie glitzern im Sonnenschein, der just, als wir direkt davorstehen, hinter den Wolken hervorlugt. Die Gletscherwand fällt hier imposant in die Tiefe. 1.200 beeindruckende Höhenmeter. Beim Spaziergang zum Gletscher konnte man anhand der markierten Jahreszahlen schon erkennen, wie rasant schnell und erschreckend sich der Gletscher über die vergangenen Jahre zurückgezogen hat. Das klare Gletscherwasser sammelt sich am Fuß der Zunge im Schmelzwassersee Briksdalsvatn.

Normalerweise wandert man hier hinauf. Doch es regnet in Strömen und deshalb haben wir uns für den drei Kilometer langen Wanderweg eine Trolleyfahrt gegönnt und haben die Steigung motorisiert überwunden. Eingehüllt in Ponchos. Wer also nicht mehr gut zu Fuß ist, kann sich hochfahren lassen, wobei eine kleine Wanderung bis zur Aussicht auf den Gletscher auch dann noch überwunden werden muss. Aber es lohnt sich. So wie sich alles an dieser Reise lohnt.

Norwegen ist bildschön und das Schiff steht dem Ziel in keiner Weise nach.

Wer einen Tag auf See verbringt, kann im Pool baden, im Jacuzzi einen Cocktail schlürfen, sich im Surfen üben oder eine der angebotenen Sportklassen besuchen. Pilates mit Blick auf die dicht bewachsenen Berge.

Champagner-Tasting im Grand Reserve

Oder man gönnt sich einen Saunagang in dem 1.000 Quadratmeter großen Spa oder, mein persönliches Highlight, ein Champagner-Tasting im Grand Reserve. Fünf Champagner, zehn Gläser in einer Stunde. Das macht beschwipst. Und es sind teure Tropfen dabei. Louis Roederer 2016 Rose Vintage oder 2007 Bollinger R.D. Extra Brut (das war einer meiner Favoriten!). Der Champagner des Rappers Jay-Z namens Armand de Brignac in der goldenen Flasche wird in US-Clubs – so lerne ich – gerne mal aus der 30-Liter-Flasche (ja, kein Tippfehler!) getrunken. Stolzer Preis: über 34.000 Dollar. Einziger Grund – jeder im Club kann es sehen.

goldener Champagner von Jay Z

Jennifer Latuperisa-Andresen

Ich lerne. Ich genieße. Im Anschluss dürfen wir, das heißt ich und die anderen vier Teilnehmer, die Flaschen leeren. Ich halte mich mal besser zurück. Schließlich möchte ich nicht als unverschämt gelten. Wobei, den Mann meines Lebens habe ich ja dennoch gefunden.

Mehr Infos zur MS Europa 2 Kreuzfahrt in Norwegen

Eine neuntägige MS Europa 2 Fjordreise kostet ab € 5.290 pro Person von Hamburg nach Kiel. Auf der Webseite von Hapag-Lloyd Cruises gibt es alle Infos zu den Kreuzfahrten mit der MS Europa 2, auch nach Norwegen.