Wo hat man heute in Italien noch kilometerlange Sandstrände, eine unberührte Lagunenlandschaft inklusive Altstadtjuwel und jede Menge Kultur auf einem Fleck? Klare Antwort: in Comacchio.
Die kleine Lagunenstadt mit ihren Kanälen und den imposanten Brücken liegt in der Emilia-Romagna südlich des Po-Mündungsdeltas. Nur fünf Kilometer sind es zum Meer, 30 Kilometer nach Ravenna und 40 Kilometer in die Fahrradstadt Ferrara. Mehrere kleine Dörfer, Binnenseen, 23 Kilometer Sandstrand und der 53.000 Hektar große Regionalpark des Po-Delta gehören zu dieser schönen Gegend rund um Comacchio.
Aale und Co. und jede Menge Vögel
Der Regionalpark des Po-Delta ist das größte Feuchtbiotop Europas. Es ist seit 1999 Unesco-Welterbe und seit 2015 Biosphärenreservat. Verschlungene Flussarme, Teiche und Lagunen, rosa Flamingos und alte Fischerhütten, die sogenannten Casoni, machen diesen Fleck zu einem bezaubernden Naturerlebnis.
Hier kann man auf kleinen Radwegen die Schönheit der Landschaft an sich vorbeiziehen lassen oder mit einem Kajak die Lagune erkunden. Anderen Urlaubern begegnet man hier selten. Nur die Vögel kreischen und trällern um die Wette.
Und genau das macht das Schwemmgebiet rund um die Po-Mündung so reizvoll. Fast 370 Vogelarten haben Ornithologen hier gezählt, darunter Turmfalken, Seidenreiher, Kormorane, Eisvögel, und Stelzenläufer. Und natürlich die berühmten rosafarbenen Flamingos. Mit rund 12.000 Exemplaren lebt hier die größte Flamingo-Kolonie Europas. Wenn sie zum Flug abheben, wirken sie wie ein flatterndes Blütenmeer.
Aber auch unter Waser geht es wuselig zu. Denn eine weitere Besonderheit sind hier die Aale. Sie sammeln sich der Lagune, bevor sie zum Laichen sechs Monate lang hinaus in den Atlantik schwimmen. Traditionell werden sie vor allem im Winter gefangen, und zwar auf besonders schonende Weise. Über ein Kilo schwer und geschlechtsreif müssen sie sein. Alle anderen Exemplare entlassen die zwölf offiziellen Aalfischer des Deltas wieder ins Wasser. Auf den Teller der lauschigen Ristoranti entlang der Altstadtkanäle kommt die Comaccheser Spezialität dann frittiert, in der Suppe, gegrillt oder als Salat. Kräftig, deftig und ideal zu einem trockenen frischen Lambrusco aus der Region.
Kunst, Kultur und Jahrhunderte alte Geschichte
Auch für Kunst- und Kulturfreunde ist das charmante Comacchio ein Juwel. Rund 4.000 Etruskergräber belegen, dass es hier bereits vor den alten Römern etruskische und griechische Ansiedlungen gab. Ihre Keramikgefäße sind im Nationalmuseum von Ferrara ausgestellt und bilden weltweit die größte Sammlung dieser Art. Die Lagunenstadt selbst entstand ursprünglich auf dreizehn separaten Lagunen-Inseln und war noch am Anfang des 19. Jahrhunderts auf dem Landweg nur über Brücken zu erreichen.
Eindrucksvoller Zeuge dieser langen Geschichte ist etwa das »Museo Delta Antico«. Darin sind Teile eines 21 Meter langen römischen Schiffs und seiner Fracht ausgestellt. Sogar filigrane Reisetempel und Ledersandalen der Legionäre sind bis heute bestens erhalten.
Für Tierfreunde und Badenixen
Sollte einen nach dieser gehörigen Portion Kultur die Sehnsucht nach einem Sprung ins Meer überkommen, findet man an den sieben Lidi von Comacchio viele Bademöglichkeiten. So etwa am Strand von Punta Maistra, dem äußersten Zipfel des Deltas. Oder am Lido delle Nazioni, wo in einem ausgedehnten Gehege wilde Pferde und Hirsche leben. Urlauber können auf den Wildpferden diese ganz besondere Landschaft auch hoch zu Ross erleben.
Das ist allemal ein »Aha-Erlebnis« an der Adria, wie man es bisher nicht kannte. Weitere Informationen über die Region gibt es hier.
Wohnen und speisen in Comacchio
Hotel Locanda La Comacina. Boutiquehotel mit traditionellem Restaurant direkt am kleinen Hauptkanal in der Altstadt. Besonders empfehlenswert: ein Aperitif auf der kleinen Bootsterrasse.
Hotel Club Spiaggia Romea. Weitläufige, sehr natürlich gehaltene Feriendorfanlage mit eigenem See, Tierfarm und großem Freigehege für Wildpferde. Immenses Sportangebot.
Spina Camping Village. Weitläufiger in den Pininenwald eingebetteter Campingplatz mit unterschiedlichsten Unterkunftsmöglichkeiten, vom eigenen Zelt über moderne Bungalows bis zu Glamping-Lofts auf zwei Etagen.
Al Cantinon. Ländlich edles Traditionsrestaurant mit Top-Service in einem alten Palazzo direkt an einem kleinen Altstadt-Kanal. Wunderbare Fischküche und regionale Weinkarte.
Rund um den Aal
Manifattura dei marinatiIta. Wer mehr zur Aalfischerei erfahren will, sollte das Museum »Manifattura dei Marinati« in der ehemaligen Fischfabrik besuchen. Hier gibt es auch marinierten Aal in bunten Dosen für Zuhause.
Aalfest. Jedes Jahr findet in Comacchio von Ende Oktober bis Dezember das große Aal-Fest statt, die »Sagra dell’Anguilla«. Hier wird der Aal in all seinen Zubereitungsformen angeboten.