Längst sind die Tage heller geworden, die Vögel zwitschern die ersten Lieder, draußen zeigt sich ein erstes Grün – der Frühling ist da! Eines der schönsten Reiseziele in dieser Zeit ist Bozen in Südtirol. Hier erfährst du, welche Sehenswürdigkeiten in Bozen locken. Nicht nur im Frühling!

Text: Frank Störbrauck

Bozen, bekannt als das »Tor zu den Dolomiten«, gilt seit jeher als erste Station für alle, die ihren Urlaub in Südtirol verbringen. Die mehr als 100.000 Einwohner zählende Stadt, 265 Meter über dem Meeresspiegel gelegen und nicht weit vom Brenner entfernt, befindet sich im Herzen der Alpenregion Südtirol. Die Stadt ist über die Autobahn, mit der Bahn oder mit dem Flugzeug zu erreichen und liegt an der E5, die den Bodensee mit Venedig verbindet.

Die geografische Lage Bozens ist ideal: Die Dolomiten liegen direkt vor der Haustür, am Zusammenfluss der Flüsse Talvera und Eisack, die nur ein beziehungsweise zwei Kilometer flussabwärts mit der Etsch zusammenfließen. Das Tal, in dem Bozen liegt, ist windgeschützt, und an den meisten Tagen des Jahres scheint zuverlässig die Sonne.

Panorama von Bozen, Südtirol

Foto: saiko3p/Shutterstock.com

Das milde Mittelmeerklima zeigt sich unter anderem in der üppigen Vegetation aus Palmen, Zypressen, Affenbäumen, Oleander und Zedernholz.

Bozen verdankt seine Popularität freilich nicht nur dem Klima. Die wunderschönen Straßen und Plätze, die beschauliche Umgebung, die vielen Wanderwege und natürlich die spektakulären Dolomiten machen die Stadt zu einem idealen Reiseziel. Daneben locken Weinberge, Schlösser wie aus dem Märchenbuch und interessante Museen. All diese Sehenswürdigkeiten in Bozen stellen wir vor.

Altstadt in Bozen: Waltherplatz mit Dom zu Maria Himmelfahrt

Wer die Sehenswürdigkeiten in Bozen entdecken möchte, sollte die Tour am Waltherplatz beginnen. Der zu Beginn des 19. Jahrhunderts angelegte Platz ist nach dem Dichter und Lyriker Walther von der Vogelweide benannt. Auf der Mitte des Platzes, auf einem Brunnen, findet sich ihm zu Ehren eine mehr als drei Meter hohe Statue. Sie ist bei vielen Touristen ein beliebtes Fotomotiv.

Marmorstatue Walther von der Vogelweide in Bozen

Foto: lorenza62/Shutterstock.com

Um den Platz herum bieten zahlreiche Cafés die Gelegenheit, sich ein Getränk zu gönnen und das Treiben zu beobachten.

Ebenfalls schön anzusehen ist der im gotischen Stil erbaute Dom Maria Himmelfahrt mit seinem markanten Glockenturm. Der Dom gilt als eigentliches Wahrzeichen der Stadt. Ein Besuch im Inneren des Doms ist lohnend. Hingucker sind das Kreuzigungsfresko an der Turmwand, das Fresko mit der »Plappermutter«, die spätgotische Kanzel und die Gnadenkapelle im barocken Stil. Ebenfalls am Waltherplatz befindet sich das Palais Campofranco. Besucher finden auf mehreren Etagen illustre Restaurants, Cafés, Bars, Geschäfte sowie einen Supermarkt.

Gleich um die Ecke befindet sich der Dominikanerplatz. Geschichtsinteressierte sollte hier der Dominikanerkirche einen Besuch abstatten. Sie diente einst als Kloster. Die gotischen Wandmalereien, das Altarbild des Guercino im Langhaus und die Johanneskappelle locken viele Besucher an.

Fresko Chiesa dei Domenicani Triumph des Todes in Dominikanerkirche Bozen

Foto: ACampanile

Herz von Bozen: Obstplatz und Laubengasse

Vorbei an der Freien Universität Bozen geht es anschließend über die Museumsstraße Richtung Obstplatz, im Volksmund gern auch Obstmarkt genannt. Auch er gehört zu den Sehenswürdigkeiten in Bozen, die man nicht verpassen sollte. Wie der Name schon andeutet, gibt’s hier jede Menge Obst zu kaufen. Täglich außer sonntags bauen Händler auf dem Platz ihre Stände auf und verkaufen Obst, Gemüse, Blumen, Gewürze, Käse und frisches Brot – eine wunderbare Gelegenheit für Besucher, regionale Produkte zu kaufen. Das Tolle: Der Markt ist lang geöffnet, von 8 bis 19 Uhr.

Obstmarkt in Bozen

Foto: IDM Südtirol-Alto Adige/Stefano Gilera

Gleich neben dem Obstplatz beginnt die Laubengasse – die berühmteste und wohl auch schönste Straße in Bozen. Die 300 Meter lange Gasse wurde einst entlang einer Ost-West-Achse erbaut, um die kalten Nordwinde abzuhalten. Architektonisch betrachtet sind die schmalen Fassaden eine bunte Ansammlung von Erkern, Stuck-Ornamenten und Verzierungen im Rokokostil. Aber nicht nur Geschichts- und Architekturliebhaber entzückt die schnuckelige Gasse; auch Besucher, die auf der Suche nach etwas Besonderem sind, dürften in den zahlreichen inhabergeführten Geschäften, die mit gotischen Bögen und Fresken verziert sind, Inspirationen für das ein oder andere Mitbringsel entdecken.

Blick auf die Laubengasse in Bozen, Südtirol

Foto: travelview/Shutterstock.com

Aber auch die romantisch verwinkelten Gassen links und rechts der Laubengasse, darunter die Silbergasse, Mustergasse, Bindergasse und die Dr.-Streiter-Gasse laden zum Flanieren ein.

Spaziergang durch den Stadtteil Gries: Siegesdenkmal und Benedikterkloster

Ein ganz anderes Bozener Flair erleben Besucher, die die Talferbrücke überqueren und sich in den Stadtteil Gries begeben. Einst war das Viertel ein eigenes Dorf, 1925 wurde es eingemeindet. Als erstes stößt man auf das Siegesdenkmal, das in der Zeit des Faschismus zwischen 1926 und 1928 errichtet wurde. Hingucker ist hier vor allem der Triumphbogen, der den Gefallenen und dem Sieg Italiens im Ersten Weltkrieg gewidmet ist.

Siegesdenkmal mit Torbogen in Bozen

Foto: IDM Südtirol-Alto Adige/Alex Filz

Seit 2014 beherbergt das Denkmal eine Dauerausstellung, in der die lokalen, nationalen und internationalen Ereignisse jener Jahre beleuchtet werden. Die Ausstellung setzt sich kritisch mit der Geschichte des Siegesdenkmals auseinander. Dabei geht es insbesondere um die Rolle Südtirols während der Zeit des italienischen Faschismus und der nationalsozialistischen Besetzung. Ein besonderer Fokus wird auf die städtebaulichen Umgestaltungen gelegt, die Bozen seit den späten 1920er-Jahren erfuhr. In der Dokumentationsausstellung werden Führungen angeboten. Sie müssen spätestens 24 Stunden vor dem gewünschten Termin gebucht werden.

Grieser Platz: Arkaden und Benedikterkloster Muri-Gries

Hinter dem Denkmal liegen ein Park und der gleichnamige Siegesplatz, der ebenfalls von Bauten im Stil des Rationalismus geprägt ist. Hinter dem Siegesplatz wiederum befinden sich die ersten Arkaden der Freiheitsstraße. Sie führen vom Mazziniplatz bis zum Grieser Platz, der im 19. Jahrhundert von Gasthöfen, Villen, Parkanlagen, Gärten und Weinreben umgeben war. In den Arkaden lässt sich wunderbar flanieren. Geschäfte laden zum Shoppen, Restaurants und Cafés zur Einkehr ein.

Am Grieser Platz schließlich lockt das Benedikterkloster Muri-Gries samt Stiftspfarrkirche. Sie gilt als besonders interessantes Spätbarockwerk mit schönen Fresken im Inneren. Das Gebäude, das heute der klösterlichen Gemeinschaft als Wohn- und Arbeitsstätte dient, wurde gegen Ende des 11. Jahrhunderts als Burg errichtet. Im Kloster können das Krippenmuseum und die Stiftspfarrkirche besucht werden. Zur Klosteranlage gehören auch eine Gärtnerei und ein Weingut mit Kellerei.

Gries war übrigens schon immer für seine fantastischen Panoramablicke auf Bozen bekannt. Wer sich davon einmal selbst überzeugen möchte, sollte der Guntschnapromenade am Guntschnaberg folgen und den Blick auf Südtirols Landeshauptstadt genießen. Etwa eine Stunde dauert der botanische Rundgang in mediterraner Vegetation.

Paar spaziert auf Guntschnapromenade am Guntschnaberg in Bozen

Foto: IDM Südtirol-Alto Adige/Alex Filz

Museen in Bozen: Reise in die Vergangenheit

Nur durch Zufall wurde er 1991 überhaupt entdeckt: Abseits der markierten Route am Tisenjoch hielten zwei Wanderer eine Leiche für einen verunglückten Bergsteiger. Tage später stellten Wissenschaftler das Alter der Eis-Leiche, die eigentlich eine Eis-Mumie ist, fest: »Ötzi«, so wurde sie getauft, ist über 5.300 Jahre alt und somit die älteste Mumie, die je gefunden wurde. Der Steinzeitjäger ist für die Öffentlichkeit im Südtiroler Archäologiemuseum zugänglich. In den ersten drei Etagen des Museums sind Ötzis Originalmanufakte ausgestellt. Im obersten Stockwerk können Sonderausstellungen zu archäologischen Themen besichtigt werden.

Özti-Nachahmumg im Südtiroler Archäologiemuseum Bozen

Foto: Südtiroler Archäologiemuseum/foto-dpi.com

Lohnend ist auch ein Besuch des Stadtmuseums, nur wenige Meter vom Archäologiemuseum entfernt. Es zeigt kunstgeschichtliche, kulturgeschichtliche und volkskundliche Sammlungen, darunter romanische Madonnen, Stuckarbeiten, Holzaltäre, Skulpturen, Ölbilder und Goldschmiedearbeiten.

Das Naturmuseum Südtirol ist im ehemaligen Amtsgebäude des österreichischen Kaisers Maximilian I. untergebracht. Es widmet sich der historischen, kulturellen und wissenschaftlichen Vielfalt Südtirols, insbesondere der Entstehungsgeschichte und Merkmalen der Dolomiten. Schwerpunkte sind die Forschung und die geologische, botanische und zoologische Katalogisierung. Eine der größten Attraktionen des Museums ist das Korallenriffaquarium.

Fassade und Eingang des Naturmuseums in Bozen

Foto: Michael Derrer Fuchs/Shutterstock.com

Das Messner Mountain Museum, oft kurz auch nur MMM Firmian genannt, befindet sich im prächtigen Rahmen von Schloss Siegmundskron und ist dem alpinen Bergsteigen gewidmet. Es liegt auf einem Felsen südlich von Bozen und beherbergt das Bergmuseum, das vom berühmten Bergsteiger Reinhold Messner entworfen wurde. Das MMM Firmian und sein Hauptthema, der »verwunschene Berg«, gilt als das Zentrum von vier Messner-Museen in der Region.

Sehenswürdigkeiten in Bozen: Schloss Maretsch und Schloss Runkelstein

Schloss Runkelstein, das zu den Top-Sehenswürdigkeiten in Bozen zählt, gilt als das prächtigste der fast 400 Schlösser in Südtirol. Es thront am Eingang des Sarntals im Norden der Stadt. Dieser Herrensitz, auf einem Hügel aus Eruptivgestein gelegen, beherbergt seit 600 Jahren eine der größten und besterhaltenen weltlichen Fresken. Die Fresken erzählen Geschichten von Rittertum und Turnieren, von Spielleuten, edlen Damen und tanzenden Rittern, vor allem aber von der Liebe zwischen Tristan und Iseult und von Szenen aus der mittelalterlichen Literatur. Sehenswert ist auch der spektakuläre Innenhof, in dem Regisseur Pier Paolo Pasolini einige Szenen seiner berühmten Erotikkomödie »Il Decameron« drehte. Wer sich nach der Besichtigungstour stärken möchte, sollte die Burgschänke besuchen. Hier kann man typische Gerichte der Südtiroler Küche in einem mittelalterlichen Ambiente genießen.

Pärchen beim Besuch von Schloss Runkelstein in Bozen

Foto: IDM Südtirol-Alto Adige/Alex Filz

In der Nähe der Altstadt, auf der linken Seite der Wassermauerpromenade, befindet sich Schloss Maretsch. Das von Weinbergen umgebene Schloss bietet eine wunderschöne Aussicht auf den Rosengarten. Das Schloss aus dem 13. Jahrhundert dient heute als Eventlocation, ist aber auch ein kunsthistorisches Juwel, das man nicht verpassen sollte. Sehenswert sind unter anderem der Innenhof, der Außengarten und der Römersaal mit Fresken aus dem 16. Jahrhundert, die Szenen aus dem Alten Testament und der römischen Antike zeigen. Wer sich Schloss Maretsch ansehen möchte, sollte vorab klären, ob die Location für Besucher an dem gewünschten Tag geöffnet ist. Geführte Besichtigungen werden je nach Verfügbarkeit für Gruppen mit mindestens zehn Personen angeboten.

Schloss Maretsch in Bozen

Foto: saiko3p/Shutterstock.com

Mit den Seilbahnen nach Ritten und Kohlern

Wer hoch hinaus will, erreicht von der Stadt aus mit der Seilbahn in nur wenigen Minuten wunderbare Hochplateaus der Gegend. Zwei Seilbahnen stehen zur Auswahl. Die Rittner Seilbahn, ganz in der Nähe des Bozner Bahnhofs, verbindet die Stadt mit dem Rittner Hochplateau auf 1.221 Meter Höhe. Es ist ein lohnendes Ziel für Familien, insbesondere für Familien mit kleineren Kindern. Die Region ist einfach zu erwandern und bietet Attraktionen wie die Erdpyramiden, das Bienenmuseum, einfache Wanderungen und Promenaden sowie den Wolfsgrubner See zum Schwimmen und Eislaufen.

Erdpyramiden in Ritten in Südtirol

Foto: Frank Lambert/Shutterstock.com

Bozens älteste Seilbahn verbindet die Stadt mit dem auf 1.100 Meter Höhe gelegenen Örtchen Kohlern. Hier ist die Auswahl an Attraktionen nicht so groß wie auf dem Ritten. Vielmehr ist Kohlern eine Oase der Ruhe für alle, die eine Auszeit von der Hektik der Stadt nehmen möchten. Besucher können neben alten Villen eine Aussichtswarte auf 1.540 Meter Höhe bestaunen, die Titschenwarte. Oberhalb von Kohlern befinden sich die Schneiderwiesen. Die ehemalige Alm ist ein beliebtes Ausflugsziel für Wanderer. Wer mag, kann vom Reitstall des Hofs aus einen Ausflug mit dem Pferd unternehmen.

Wer vor ein paar Jahren schon einmal in Bozen war und sich nun fragt, warum an dieser Stelle die Nennung der Seilbahn nach Jenesien fehlt: Sie ist abgerissen worden und wird in den kommenden Jahren neu gebaut.

Bozen: So viele Weine

Bozen liegt in einem weiten Tal, umgeben von Bergen, die mit üppigen Wäldern und Weinbergen bedeckt sind, wie etwa den Hügeln Santa Maddalena und Santa Giustina.

Weinberge in Bozen

Foto: Südtirol-Alto Adige/Tobias Kaser

Es gibt in der Stadt rund 500 Hektar Weinberge. Dabei überwiegt mit 393 Hektar der Rotwein, auf 105 Hektar wird Weißwein angebaut. 27 Weinkellereien, die über die ganze Stadt verteilt sind, bieten die Gelegenheit zur Verkostung. Dazu kommen traditionelle Hof- und Buschenschänken, die neben Klassikern wie Gerstsuppe und Speckknödel auch erlesene Weine aus der Region im Angebot haben.

Eine Fülle von Schiavatrauben bringt den klassischen »Magdalener« (Santa Maddalena) hervor – er gilt als einer der bekanntesten Weine in Bozen. Aufgrund des warmen Klimas im Bozner Talkessel und des kleinen Anteils von kräftigem Lagrein schmeckt er voller und intensiver als andere Vernatsch-Weine Südtirols. Der Lagrein dagegen ist eine kräftige, autochthone Rebsorte, die in der Talsohle angebaut wird. Sie bringt zwei Varianten hervor: »Dunkel«, ein granatroter Wein, und »Kretzer«, ein feiner und exquisiter Rosé.

Was sprechen sie denn? Deutsche Sprache in Südtirol

So manch deutschsprachiger Gast wunderte sich schon beim Erkunden der Sehenswürdigkeiten in Bozen, dass er oder sie mit ihrem oder seinem Deutsch oftmals nicht so weit kam wie erhofft. Kein Wunder: In den Dörfern und Tälern Südtirols haben sich über 40 verschiedene Dialekte entwickelt, die den Bairischen Mundarten zugeordnet werden. Ein geschultes Ohr erkennt schnell, aus welchem Landesteil man kommt, denn zwischen der Vinschgauer und der Pustertaler Mundart gibt es erhebliche Unterschiede, vom rollenden »R« der Vinschger zur verstärkten »A«-Verwendung im Pustertal. Die gute Nachricht für deutschsprachige Touristen in Bozen: Am leichtesten versteht man in Südtirol die Menschen in Bozen, oftmals allerdings auch als hochgestochen verspottet. Auch beim Vokabular sollte man achtgeben. Immer wieder fallen in Gesprächen auch einige italienische Worte, die sich im Laufe der Zeit eingebürgert haben. So das häufig benutzte Wort »magari« (vielleicht). Für Verwirrung führt oftmals auch das Wort »ingaling«, das so viel bedeutet wie bald. Südtiroler Wörter und Ausdrücke gibt es im Wörterbuch Ospele nachzulesen und zu lernen.

Weitere Informationen zu den Sehenswürdigkeiten und vielem mehr erteilt das Verkehrsamt der Stadt Bozen, Waltherplatz 8, 39100 Bozen, Italien.