Was uns in der Redaktion alle vereint, ist die große Leidenschaft fürs Reisen. Unterwegs läuft aber bei weitem nicht immer alles glatt. Wir stellen euch im Wechsel unsere größten Reise-Fails vor. Teil 4 kommt von Redakteurin Marie.
Meine allererste Reise nach Indien stand an. Es sollte in ein Ayurveda-Wellnesshotel in die Nähe der Großstadt Pune gehen. Wie vorgesehen habe ich rechtzeitig online mein Visum beantragt, ausgedruckt und eingepackt. Von Frankfurt ging es mit Umstieg dann also über Nacht nach Indien. Es war noch dunkel draußen, als meine etwas verschlafene Pressereise-Gruppe samt mir schließlich in der Schlange zur Einreise anstand. Ich trat als Letzte von uns an den Schalter, der Mann mit Schnäuzer, khakifarbener Uniform und dunkler Polizei-Mütze hinter der Glasscheibe nahm meinen Reisepass und mein ausgedrucktes Visum entgegen.
»We are sorry, but you cannot enter India«
Er schaute sich beides genau an, tippte dann etwas in einen Computer, blickte nochmals auf das Papier und den Pass. Schließlich stand er auf und verließ seinen Arbeitsplatz, mit meinem Pass und Visum in der Hand. Ich sah ihn in einen Raum verschwinden. Meine Reisegruppe schaute mich fragend an, ich zuckte nur verdutzt mit den Schultern.
Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit, bis der Mann zurückkam, diesmal begleitet von einem weiteren uniformierten älteren Herrn, der den Anschein machte, in der Hierarchie etwas höher zu stehen. »We are sorry, but you cannot enter India. Your visa is not valid«, sagte der Jüngere in indischem Englisch.

Illustration: Gemma Portella
Die falsche Reisepassnummer und die verhängnisvolle 5
Die Worte wirkten für ihn absolut gleichgültig, doch ich war mit einem Schlag hellwach. Nach ein paar erschrockenen Lauten brachte ich die Frage nach dem Grund hervor. Der war schnell erklärt: Der Mann legte meinen Reisepass und das Visum nebeneinander auf den Schalter zwischen uns. Wo auf meinem Reisepass eindeutig in der Mitte meiner Reisepassnummer ein »Z« stand, prangte im Visum eine »5«.
Auf den ersten Blick leicht zu übersehen, doch es war die falsche Reisepassnummer. Meine wiederholten Entschuldigungen änderten nichts an der steinernen Miene des Beamten. »Your visa is not valid.« Auch meine Nachfrage, ob ich denn ein neues erhalten könnte, verneinte man ohne jeglichen Lösungsvorschlag. »You cannot enter India«, hieß es erneut.

Illustration: Gemma Portella
Besuch beim Oberboss
Schließlich spielte ich meinen letzten Trumpf. Ich zeigte auf die Reisegruppe, die – nun schon sichtlich besorgt – auf der anderen Seite wartete. Ich erklärte, dass wir hier seien, um ein tolles Hotelprojekt zu besuchen, dass wir diese Region vorstellen möchten. Das erste Mal zeigte sich eine leichte Regung im Gesicht des jüngeren Beamten. Er sprach etwas in einer mir nicht verständlichen Sprache zu seinem Vorgesetzten. Dieser schüttelte den Kopf. Man ließ mich – nach wie vor ohne Pass – stehen, ging in diesen Raum an der Seite zurück, schloss die Tür.
Schließlich öffnete sie sich einen Spalt, der jüngere Herr winkte mich zu sich. Ich spurtete los. Dort angekommen, wies er mich herein. Dann ging alles ganz schnell: Ich musste Platz nehmen auf einem knarrenden Holzstuhl vor einem gigantischen Schreibtisch. Ein weiterer Beamte, diesmal mit vielen Abzeichen und eindeutig der Oberboss hier, musterte mich. Ich fühlte mich wie bei einer Prüfung und rutschte nervös auf der Sitzfläche hin und her. Schließlich sprach der Mann. »Next time, you’ll be more careful«, und mit einem lauten Knall setzte er einen Stempel in meinen aufgeschlagenen Reisepass. Und wie konzentriert ich nächstes Mal sein werde!
Die Reportage zu Maries Besuch im Atmantan Wellness Resort kannst du hier nachlesen: https://reisenexclusiv.com/atmantan-indien/