Halleluja! Zur Festas-Saison von Mai bis September lässt Malta es so richtig krachen. Schließlich hat der christliche Glaube die Identität der Malteser über Jahrtausende geprägt. Aber auch außerhalb der Festlichkeiten hat die Insel Touristen vieles zu bieten! Urlaub auf Malta.
Text: Bianca Klement
Die ganze Stadt hat sich schick gemacht. Bunte Holzverkleidungen schmücken die Straßenlampen, riesige rot-orangene Flaggen wehen von den Dächern und die Kirche ist über und über mit Lichtern dekoriert. Hunderte Stadtbewohner von Siggiewi sind gekommen, um ihren Schutzpatronen St. Nicholas zu huldigen. Die Männer tragen glattgebügelte Hemden und Stoffhosen und die Frauen ihre schönsten Ausgehkleider. Kleine Mädchen flitzen in Rüschenkleidchen durch die Menge und Messdiener verteilen Kirchenprogramme. Hier und da nicken Nonnen in weißen Gewändern den Menschen freundlich zu. Die warme Sommerluft duftet nach süßem Nougat und Zuckerwatte. Die Feste zu Ehren ihrer Schutzpatrone werden auf Malta ernst genommen.

Zur Festas treffen sich die Einheimischen auf Malta zur Dämmerung vor der Kirche, Festtagskleidung inklusive. I Foto: Bianca Klement
Festas-Saison: Feuerwerk und Kanonenschüsse
Von Mai bis September ist Festas-Saison auf der kleinen Mittelmeerinsel. Während dieser Zeit zelebrieren beinahe jedes Wochenende irgendwo im Land Gemeinden ihre Heiligen – und das nicht nur mit ein paar Gebeten und ausgedehnten Messen. Zu Ehren ihrer Schutzpatrone lassen es die Malteser so richtig krachen. Im wahrsten Sinne des Wortes, denn die mehrtägigen Feierlichkeiten werden von Feuerwerk, lautem Böllerknallen und Kanonenschüssen begleitet.
Schon ab mittags kracht es. Das Fest zu Ehren von St. Nicholas in Siggiewi beginnt bereits am Donnerstag vor dem letzten Juniwochenende und findet am Sonntagabend seinen Höhepunkt. Zur Dämmerung haben sich Hunderte Einheimische zu Füßen der Kirche versammelt, zwei Blaskapellen sind mit lauter Musik aufgezogen, um vor dem Eingang Stellung zu beziehen. Gebannt sind alle Augen auf die Kirche gerichtet. Über Lautsprecher wird eine Predigt und feierlicher Gesang übertragen, bis es endlich so weit ist und mehrere Männer schließlich die riesige Heiligenstatue des St. Nicholas auf ihren Schultern aus der Kirche tragen. Man muss nicht religiös sein, um von der Inszenierung beeindruckt zu sein. Im Anschluss zieht eine Prozession mit der Heiligenfigur durch die Straßen – gefolgt von Pauken und Trompeten und jeder Menge Schaulustigen.

Blick auf die Altstadt von Valetta I Foto: Bianca Klement
Offizielle Staatsreligion: Katholizismus
Auf ganz Malta werden die Festas mit viel Hingabe gefeiert und sind fest in der Kultur des Volkes verankert. Mehr als 80 Prozent der rund 540.000 Malteser sind Katholiken und Katholizismus ist offiziell Staatsreligion der jungen Nation. Während alle Gebäude auf der Insel aus dezentem Kalkstein bestehen, ist das Innere der Kirchen geradezu überladen mit bunten Fresken, Goldverzierungen und prunkvollen Statuen. Der christliche Glaube hat hier einen hohen Stellenwert. Er ist der rote Faden, der dieses vielfach umkämpfte und beherrschte Inselvolk miteinander eint. Aufgrund seiner strategisch wertvollen Lage zwischen Nordafrika und Europa – Sizilien ist gerade mal 90 Kilometer entfernt – war Malta im Laufe seiner Geschichte stets ein heiß begehrtes Fleckchen Erde. Über Jahrhunderte besetzten unter anderem Römer, Phönizier, Araber, Normannen, Franzosen und Briten das Land. Bis heute sind zahlreiche Festungstürme rund um die Insel erhalten und blicken wachsam auf das Meer hinaus.
Jenseits der steinernen Wehranlagen gelang es vor allem einer Institution Stand zu halten: Der christliche Glaube hat über Jahrtausende die Identität der Malteser geprägt. Schließlich war es genau hier, wo niemand Geringeres als der Apostel Paulus 60 Jahre nach Christus Schiffbruch erlitt. Das konnte unmöglich ein Zufall sein. Während der Monate, die er auf Malta verbrachte, verbreitete er das Christentum. 1530 ließen sich die Johanniter auf der Insel nieder, woraus der katholische Malteserorden hervorging. Noch heute hat der Malteserorden hier seinen Hauptsitz und wird von dem Großmeister des Ritterordens angeführt. An dem Ritterkreuz oder Relikten der blühenden Ritterzeit kommt man auf Malta nicht vorbei – das ikonische Malteserkreuz findet sich auf Mauern, Wänden oder in Balustraden wieder.

Foto: Bianca Klement
So groß wie Bremen, aber drei Unesco-Stätten
Malta ist reich an Geschichte, doch tatsächlich ist die Republik noch blutjung. Bis 1964 war die Insel im Mittelmeer britische Kolonie, bis sie sich schließlich abnabelte. Erst seit 1974 ist das Land zwischen Europa und Nordafrika eine eigenständige Republik und seit 2004 das kleinste EU-Mitglied. Auf ihre bewegte Vergangenheit blicken die Malteser mit Stolz.
Obgleich die Insel nicht mal so groß wie Bremen ist, verfügt sie gleich über drei Unesco-Welterbestätten: die unterirdische Begräbnisstätte Ħal-Saflieni Hypogäum, die urzeitlichen Megalith-Tempel und Hauptstadt Valletta.
Aufgrund des großen kulturellen Erbes ist eine Reise nach Malta immer auch eine Zeitreise. Geschichts- und Archäologieenthusiasten könnten auf der felsigen Insel glatt von Reizüberflutung überwältigt werden. In jedem Ort gibt es Festungen, Kirchen oder Paläste zu entdecken. Die alte Hauptstadt Mdina thront im Landesinneren auf einem 180 Meter hohen Felsplateau. Die jahrtausendealte Stadt diente als Kulisse für Game of Thrones. Direkt vor den dicken Stadtmauern geht es nahtlos über in die nächste Stadt: In Rabat versteckt sich schon die nächste historische Besonderheit. Unter den hellen Straßen verbergen sich die Katakomben von St. Paul.

Foto: Bianca Klement
Valletta: Eine Hauptstadt mit gerade mal 60.000 Einwohnenden
Die unbestrittene Hauptattraktion Maltas ist jedoch die heutige Hauptstadt. Vollkommen zu Recht, denn Valletta ist tatsächlich eine Wucht. Seit 1571 ist die Stadt Regierungssitz. Die nicht mal ein Quadratkilometer große Stadt ist umgeben von meterdicken Festungsmauern. Das, was sich hinter dem Bollwerk aus Kalkstein verbirgt, ist eine historische Schatzgrube. Das gesamte Stadtgebiet ist gefüllt mit prächtigen Villen, Palästen und Kirchen. So wie überall auf Malta, ist selbst der Boden schön anzusehen, denn wie auch die Gebäude bestehen Straßen und Wege aus hellem Kalkstein.
Auf der gesamten Insel ist die Architektur ein Traum in beige. Einzig die hölzernen Eingangstüren und Balkone leuchten in bunten Farben und verleihen den zum Teil Jahrhunderte alten Gebäuden einen lebendigen Charakter. Die Straßen von Valletta sind schmal und schachbrettartig angeordnet. Denn Valletta ist nicht zufällig gewachsen, sondern wurde im 16. Jahrhundert nach modernsten Militärarchitekturstandards akribisch geplant.
Trotz der dicken Mauern und schmalen Gassen hat Valletta aber nichts Beengendes. Im Gegenteil: Da die Stadt von drei Seiten von Wasser umgeben ist, sieht man am Ende der Straßen immer das Meer hervorblitzen. Gerade mal 6.000 Einwohner hat die maltesische Hauptstadt, trotzdem muss man sich auf wimmelnde Menschenmengen einstellen – die Stadt ist ein echter Touristenmagnet. Knapp 50 Meter unter der Stadtmauer, befindet sich der Grand Harbour – einer der tiefsten Naturhäfen Europas und beliebt bei Kreuzfahrtschiffen. Bei der Hafeneinfahrt eröffnet sich den Reisenden ein spektakuläres Panorama.

Kirche auf Malta
Highlights in Valletta
Aber auch der Blick von Valletta aus ist sensationell. Von den prächtigen Upper Barrakka Gärten überblickt man den Hafen, die Festung St. Angelo sowie die drei Städte Birgu, L-Isla und Bormla. Es ist nicht ganz leicht, den Überblick über die verschiedenen maltesischen Städte zu behalten, denn beinahe alle sind wie in einem riesigen urbanen Flickenteppich miteinander verbunden. Zwar grenzen sich die einzelnen Städte durch Mauern voneinander ab, aber das ist für Besucher nicht gleich ersichtlich.
Aufgrund der zahlreichen Attraktionen gleicht Valletta einer Museumsstadt, ist dabei aber alles andere als angestaubt.
In den engen Gassen reihen sich Cafés, Restaurants und Cocktailbars, kleine Boutiquen und Geschäfte. An der Waterfront residieren gehobene Restaurants in restaurierten Barockgebäuden.
Gerade an heißen Sommertagen ist es verlockend, sich gemütlich in ein Café zu setzen, Eis zu schlecken und die Sonne zu genießen. Aber wenn man schon mal da ist, lohnt sich auch ein Blick hinter die Fassaden.
Etwa in den Palast des Großmeisters im Zentrum der Stadt. Das Gebäude ist sozusagen die Ritterhochburg Maltas. Die Anzahl an Helmen, Schwertern und Rüstungen ist beeindruckend. Damit man bei der Besichtigung die Rüstungen nicht zum Scheppern bringt, müssen die Besucher ihre Rucksäcke vorne tragen. Der Malteserorden ist ein geistlicher Ritterorden, so ist die nächste Kirche nie weit entfernt. Nur wenige Gehminuten vom Palast des Großmeisters befindet sich die wohl schönste Kirche Maltas: St. John´s Co-Cathedral. Das prunkvolle Innere als prachtvoll zu beschreiben, wäre eine drastische Untertreibung.

Strand auf Malta I Foto: Bianca Klement
Malta-Urlaub: Nur fünf Prozent der Strände aus Sand
Wer nicht auf Malta ist, um über Festungen, Paläste und Ausgrabungen zu staunen, ist wegen des Meeres hier. Die Gewässer rund um die Insel zählen zu den besten Tauchspots Europas. Das Wasser ist klar und voller Leben: Zackenbarsche, Makrelen und Barrakudas ziehen hier ihre Kreise. Die schroffe Küste mit ihren vielen Höhlen bietet Oktopussen den idealen Lebensraum.
Für einen reinen Strand- und Badeurlaub ist Malta allerdings nur bedingt geeignet. Nur etwa fünf Prozent der Strände bestehen aus Sand, die übrigen Buchten sind größtenteils aus zerklüftetem Kalkstein und nicht immer leicht zugänglich. Trotzdem muss man kein lizenzierter Taucher sein, um die maltesische Meereswelt zu genießen. Mit Maske und Schnorchel oder mit dem Kajak lässt sich die Unterwasserwelt bestens erkunden.
Zu Besuch auf den Nachbarinseln Gozo und Comino
Viele Malteser pilgern für ein bisschen Wasserspaß auf die Schwesterinseln Comino und Gozo. Beide Inseln liegen dicht beieinander und sind in nicht mal 30 Minuten mit dem Boot von der Hauptinsel aus zu erreichen. Comino ist unbewohnt, punktet aber mit einem der begehrtesten Schwimmplätze des Landes: die Blaue Lagune. Mit dem Kajak erreicht man von Gozo aus in etwa 15 Minuten die kristallklare Bucht mit dem weißen Sandboden. Gozo selbst gilt als Outdoor-Destination und ist insgesamt grüner und dünner besiedelt als Malta.

Gozo, die kleine Schwesterinsel von Malta I Foto: Bianca Klement
Die Insel ist gerade mal 14 Kilometer lang und sieben Kilometer breit, doch auch hier warten Ausgrabungsstätten und Baudenkmäler, wie die prähistorische Tempelanlage Ġgantija oder die Basilika Ta Pinu. Trotzdem kommen Einheimische und Touristen in erste Linie hierher, um das Wasser zu genießen, zu baden, mit dem Kajak auf Erkundungstour zu gehen oder mit dem Jetski von Bucht zu Bucht zu brettern. Oberhalb der Meeresoberfläche können sich Kletterer austoben. Entlang der Kalksteinfelsen locken zahlreiche Kletterrouten in allen Schwierigkeitsgraden. Die maltesischen Inseln sind aufgrund der milden Temperaturen ein begehrtes Winterklettergebiet.
Im Sommer macht die Festas-Saison auch vor Gozo nicht Halt. Die Gemeinden wetteifern regelrecht um die schönste und spektakulärste Zeremonie.
Die Gozitaner feiern ihre Schutzpatrone mit der gleichen Leidenschaft wie die Malteser auf der Hauptinsel – Feuerwerk inklusive. Da die Städte auf Gozo kleiner sind und es somit weniger Lichtquellen, kommen die nächtlichen Pyroshows hier besonders gut zur Geltung. Auf ganz Malta gehören zum Sommer eben bunte Raketen zur Kirche wie Eisbuden am Meer. Und nicht nur Kinder kriegen bei den nächtlichen Feuerwerken glänzende Augen.

Foto: Bianca Klement
Mehr Infos für den Urlaub in Malta
Restaurant-Tipp: Ta-Kris. Das urige Restaurant liegt ein bisschen versteckt in einer Seitengasse von Sliema, direkt gegenüber von Valletta. Hier werden traditionelle maltesische Gerichte serviert. Unbedingt reservieren!
Hier findet ihr weitere Restaurant-Tipps für Malta.
Übernachten: LULU – Boutique Hotel. Dieses außergewöhnliche kleine Hotel in Żebbuġ ist eine umgewandelte, 300 Jahre alte Stadtvilla. Die acht Zimmer sind im gemütlichen Boho-Style eingerichtet und verfügen zum Teil über einen eigenen Whirlpool oder Plungepool auf der Dachterrasse. Im Erdgeschoss serviert Inhaber Clive Simpson an der schmucken Poolbar Café-Spezialitäten und leckere Drinks. Übernachtung ab etwa 230 Euro.

Inhaber Clive Simpson des Lulu Boutiquehotels auf Malta I Fotos: Bianca Klement
Infos zu Malta: Fremdenverkehrsamt Malta, Schillerstr. 30-40, 60313 Frankfurt am Main, Telefon: +49 69 24 75 03 130, E-Mail: info@urlaubmalta.com
Hier haben wir unsere Reise-Tipps für Malta zusammengestellt. Chefredakteurin Jenny verrät außerdem ihre Geheimtipps auf Malta.