Mitten auf der Wiener Einkaufsmeile Mariahilfer Straße begrüßt das 4-Sterne-Boutique-Hotel Motto eine regenbogenbunte und sehr internationale Gästeschar. Wer hier absteigt, darf zeitgenössische Lebenskultur mit warmen Wohnmomenten, Steak Tartar im Chez Bernard, ein bisschen Steam Punk und einen Überraschungscocktail der etwas anderen Art genießen. Denn das Hotel Motto nimmt seine Gäste mit auf eine Reise in die 1920er Jahre, als Wien und Paris sich ganz nah waren. Welch‘ ein wunderbares Hotelmotto!

Es hat geklopft. Wer kann das jetzt sein? Ich erwarte niemanden. Bin schließlich allein für ein verlängertes Wochenende nach Wien geflogen. Meine temporäre und zentrale Adresse: Hotel Motto. Das weiß allerdings niemand, wer also klopft da gerade an der Tür meiner Suite? Als ich öffne, lächelt mich der Chef de Rang an, der gerade samt mobiler Bar vor meiner Tür parkt: »Guten Abend, Frau Sever, willkommen im Hotel Motto. Dürfte ich Ihnen einen Aperitif anbieten?« Er darf!

Fassade Hotel Motto Wien

Hotel Motto/Oliver Jiszda

Hereinspaziert in das Hotel Motto in Wien

Das Hotel Motto ist anders, das bemerkt man schnell. Es wartet kein übergroßes Entrée auf den Gast. Es hält kein livrierter Doorman die Tür. Obgleich man am Hoteleingang also beinahe vorbeilaufen könnte, bemerkt der anreisende Gast dennoch schnell, dass dieses kleine Hoteljuwel mit 91 Zimmern und Suiten einen ganz eigenen und hochinfektiösen Charme hat.

Die kleine Rezeption könnte auch aus der Charleston-Zeit gefallen sein, das rote Sofa vis-à-vis, das seinen Weg aus dem legendären Ritz in Paris hierher fand, ergänzt den Eindruck. Die hingehauchten Hotelmomente Andrea Ferollas, die über dem Sofa direkt auf die Wand gemalt wurden, muten wie ein tanzendes Musical an, das den Gast sogleich in diese besondere Hotel-Motto-Welt hineinzieht.

Hotel Motto Wien Lobby

Hotel Motto/Oliver Jiszda

In das hohe Treppenhaus etwa, das sich gusseisern bis zum Himmel erstreckt, und vor den Lift, wo an den Wänden erneut Ferollas‘ charmanten und plakativen Wandmalereien den großen Auftritt zelebrieren. Man mag sich gar nicht satt sehen, da öffnet der Fahrstuhl bereits die Tür und es wartet eine Art Zeitmaschine, die zum Höhenflug ansetzt. Knöpfe drücken. Los geht’s!

Wiener Charme meets Pariser Chic

Auch in den Zimmern zeigt sich die Symbiose des Pariser Chics und des Wiener Charmes der 1920er Jahre. Mal begrüßt den Gast eine warme Farbwelt mit maskulinen Braun-, dann mit floralen, federleichten und feminin wirkenden Mustern in zarten und hellen Blautönen. Die stoffbespannten Wände verströmen bildschöne Gemütlichkeit. Die hölzernen Böden, geschmückt mit eigens für das Hotel designten dicken Teppichen von Arkan Zeytinoglu Architects, lassen den Gang federn. Im Bad und WC trifft Steampunk-anmutendes Design auf Avantgarde und verwöhnt mit Spiegeln, die mal als Duo, dann als Triptychon den Blick auf das eigene Konterfei werfen lassen. Mehr ist mehr und nicht zu viel.

Hotel Motto Wien Zimmer

Hotel Motto/Oliver Jiszda

Den richtigen Soundtrack spielt derweil das Vintage Radio von Roberts, das sich mit seinem Holzgehäuse so geschmeidig in den Raum einfügt. Falco schmachtet legendär Brillantin’ Brutal. »Nehmen Sie hoch das Bein, treten Sie ein!« Na, ich bin ja schon drin. Mein Blick fällt auf den Servierwagen aus Messing, der mit Bar Equipment und mit einem eigens für das Hotel Motto konzipierten Booklet mit einer Reihe kunstvoller Cocktailvorschläge inspiriert: »The Kiss« nach Gustav Klimt, »The Scream« nach Edward Munch oder »Whaam!« nach Roy Liechtenstein. Ich muss mich nur für eine Kunstrichtung entscheiden.

Kulturhungrig in Wien

Wien wartet. Die Wege ins Museumsquartier, zum Kunst- und zum Naturhistorischen Museum sowie zur Hofburg sind nicht weit. In der ehemals k.u.k., kaiserlichen und königlichen Donaumetropole, habe ich die Qual der Wahl. Mehr als 200 Museen könnte ich besuchen, vom Albertina bis Zauberkasten Museum.

Das MAK ist in Wien in einem tollen Gebäude der Neorenaissance untergebracht.

Gerald Zugmann/MAK

Erstmal einen Kaffee to go. In der Hausbäckerei Motto Brot lockt eine derart appetitliche Brotauslage, dass ich am liebsten einen ganzen Laiberl vom Bio-Bauern-, Bio-Walnuss- oder dem Bio-Mottobrot mitnehmen würde. Doch die süßen Verführungen klingen noch viel verlockender. Und da der Mensch nicht nur von Brot allein leben kann, verlasse ich die Bäckerei, die zugleich auch Patisserie ist, mit einem Verlängerten in der einen und einem »Scheiterhaufen Vanillesauce« in der anderen Hand. Auch dieses Motto schmeckt mir ganz ausgezeichnet.

Ganz Wien

Nach einem langen Kunst- und Kulturausflug und zwei platt gelaufenen Füßen ist das kleine, aber sehr feine 65 Quadratmeter große Spa im Hotel Motto am Nachmittag genau der richtige Ort zum Relaxen. Im Dampfbad und auch in der Sauna wird mir ordentlich eingeheizt, und im Ruheraum lasse ich mich von Pitigrillis Roman Kokain ins Paris der 1920er Jahre entführen. Entspannen, lesen, träumen. Ein urbaner Rückzugsort mitten im Herzen Wiens.

Paris liegt derweil gefühlt nur wenige Schritte entfernt im Chez Bernard, dem angesagten Restaurant des Hotel Motto. Ab halb sechs am Abend trifft sich hier die Stadt ­ – und man mag meinen auch der Rest der Welt – zum Aperitif an der farnverhangenen Bar auf den altrosa Barstühlen. Oder zum Dinner mit Blick über die Dächer der österreichischen Metropole. Es speist sich hervorragend: die Fines de Claires Austern kommen mit einer schmackhaften Vinaigrette, das Steak Tartar ist nicht nur eine Geschmacksexplosion, sondern mit Eigelb und Senfkörnern auch farblich ein Gedicht. Lachsforellen Ceviche, gratinierte Feigen, Burrata, dazu ein Fläschchen Pol Roger Champagner oder einen landestypischen Grünen Veltliner. Es findet sich immer etwas Passendes auf der kleinen und doch sehr feinen Weinkarte.

Restaurant Hotel Motto Wien

Hotel Motto/Oliver Jiszda

Das Publikum kann sich sehen lassen und wird zudem auch gern gesehen. Die einen kommen direkt im Business Outfit, andere bereits in Robe für den nahenden kulturellen Abend. Immer lässig, immer leger, stets lebenslustig. Ob Klassik im Musikverein oder Tanzbeats beim Büroschluss im O-Club – im Chez Bernard trifft sich eben ganz Wien.

Weitsicht

Im Blick hat man ganz Wien von einem der Wiener Hausberge, dem Cobenzl. Mit seinen Weinbergen oberhalb der Stadt war und ist er beliebtes Ausflugsziel und nun auch ein Teil der Motto-Welt. Wer zu Fuß zur Weitsicht Cobenzl hochwandert, der wird doppelt und dreifach verwöhnt. Zum einen mit dem Interieur des Rondell Cafés, das sich an den 1950er Jahren orientiert, zudem mit einer Speisekarte, die mit herzhaften Speisen wie faschierten Laiberln, Brathendln, Schinkenfleckerln und natürlich einem perfekten Wiener Schnitzel lockt. Und natürlich mit dem Blick über Wien, der einfach unbezahlbar ist.

Zurück für einen letzten Abend im sechsten Wiener Bezirk Mariahilf, im Hotel Motto. Mein Blick ist auf Weitsicht eingestellt und erspäht im Vorbeigehen in der kleinen Auslage des Motto-Shops eine Raumduftkerze. Auf der ist neben dem schönen und filigran verspielten Motto-Logo »Je ne regrette« zu lesen, nicht mehr und nicht weniger. Nein, im Hotel Motto gibt es gar nichts zu bereuen. Au contraire!

Dachterrasse Drinks Hotel Motto Wien

Simone Sever

In unserem Podcast über das Hotel Motto in Wien erfahrt ihr noch mehr über das schicke Boutique-Hotel. Weitere Informationen und Buchung auf der Website des Hotel Motto in Wien.