Bali gilt als Insel der Götter und Dämonen – sie ist nicht nur für spirituelle Menschen ein lohnendes Ziel, sondern auch für all jene, die aktiv unterwegs sind. Damit die unvergleichliche Natur der indonesischen Insel noch lange genau so bleibt, setzen nun viele Hotels, Restaurants und Veranstalter auf nachhaltige Angebote. Text: Verena Wolff
Da war er wieder, dieser Windhauch. Eigentlich mehr als ein Hauch, eher der Sog eines vorbeifahrenden, wild hupenden Autos. Das könnte sich gefährlich anfühlen, wäre es nicht so schön, durch diese einzigartige Landschaft zu radeln. Die Gruppe mit den sieben Radfahrern auf ihren gut gefederten Mountainbikes bewegt sich langsam wieder Richtung Ubud im Süden der Insel Bali.
Gut 35 Kilometer haben die Biker zurückgelegt, von einem kleinen Dorf in rund 1.400 Metern Höhe am Fuß der Vulkane Agung und Batur im Norden der Insel. Durch Felder mit Mandarinenbäumen geht es da, Äcker, bepflanzt mit Chilischoten, hohes Elefantengras und natürlich immer wieder die Reisfelder – terrassiert und eben angelegt, beide Varianten gibt es.
Tipp: Bali mit dem Fahrrad erkunden
Die Landschaft ist vielfältig und interessant, auch weil Guide Wayan Tirta immer wieder anhält und erzählt, wie die Balinesen leben. Und das ist genau das Spannende an der Tour, denn Rundfahrten auf der Insel der Götter in Südostasien gibt es viele. Wer aber mit dem Fahrrad unterwegs ist, der schaut nicht nur von Weitem, sondern er kommt näher ran. Und manchmal auch ganz nah.
Wie in dem Dörfchen Bangli. Dort hat eine Familie ihr Haus den Besuchern geöffnet. Es ist ein traditionelles Familienanwesen, wie sie hier in Bali noch immer an vielen Stellen gibt. Mehrere kleine Häuser verbergen sich da hinter einer Mauer, ein kleiner Tempel und andere Gebäude, die alle ihre Funktion haben.
»Frauen heiraten in die Haushalte ihrer Ehemänner ein«, erzählt Wayan Kami Ana.
Das ist traditionell so, und das ist auch weiter Gepflogenheit in den 640 Dörfern auf der Insel.
Schwierig wird es allerdings, wenn eine Familie nur Töchter hat. Denn dann bleibt niemand im »Familientempel«, wie Wayan sagt. Und das ist schwierig, denn die Kinder sind bis heute auch die Altersversorgung ihrer Eltern – auch wenn es seit ein paar Jahren so etwas wie eine Rentenversicherung auf der Insel existiert. Also muss der Familienrat zusammentreten und nach einer Lösung suchen. Die kann so aussehen, dass der Mann in die Schwiegerfamilie kommt – auch wenn das meist die unbeliebteste Lösung ist.
Traditionen werden auf Bali hochgehalten
Oder es kann so sein wie bei Yuni Kusmarini, die vor ein paar Jahren einen Deutschen geheiratet hat, der schon seit vielen Jahren auf der Insel lebt. »Wir bauen jetzt in der Nähe meiner Mutter ein neues Haus für uns«, sagt die 36-Jährige, die die jüngste von vier Schwestern ist. Der Weg zu dieser Lösung war allerdings weit, denn Traditionen und Rituale haben einen hohen Stellenwert auf Bali. Wichtig ist auch, wie das Haus ausgerichtet ist. Denn man stellt etwa das Bett nicht einfach so hin, wie es optisch am schönsten ist. »Man liegt mit dem Kopf zum Berg Agung«, sagt Wayan.
Jenem mehr als 3.000 Meter hohen aktiven Vulkan neben dem Batur, der im Winter 2017 mit seiner Aschewolke und den vielen kleinen Gaseruptionen allerlei Schlagzeilen machte und dafür sorgte, dass der Flughafen für mehrere Tage gesperrt werden musste.
Ist man also im Norden der Insel, schläft man also mit dem Kopf Richtung Süden.
Bloß nicht gen Norden schlafen!
Allerdings gibt es auch Ausnahmen von dieser Regel – denn gerade nach Norden schläft man nicht, die Nordseite ist im Haus den »unreinen« Dingen vorbehalten. Doch der Blick in die Familie und ihren »Tempel«, ihr Zuhause, ist nur ein Erlebnis entlang des Weges. Da fährt man durch kleine Dörfer, die allesamt Tempelanlagen haben, die den drei hinduistischen Göttern Shiva, Vishnu und Brahma gewidmet sind.
Da erklärt Guide Wayan Tirta, was es mit den meterhohen schmuckvollen Bögen auf sich hat, die die Straßen rechts und links des Weges zieren. »Die stellen die Familien zum Nationalfeiertag im September auf, und dann bleiben sie stehen«, erklärt er. Zudem sieht man überall kleine Opfergaben auf hübsch geflochtenen Palmblättern oder Bananenblättern.
Darauf meistens: bunte Blütenblätter, in den großen Tempeln auch Geld und Räucherstäbchen. Der Wind trägt diese etwa handtellergroßen natürlichen Opferschälchen mitunter von ihren Plätzen fort, dann liegen sie am Straßenrand oder irgendwo auf dem Boden. Schlimm ist das nicht, denn sie vergehen mit der Zeit einfach.
Der Boden rund um den Berg Agung ist sehr fruchtbar
Wichtig sei der heilige Berg Agung auch als Rohstofflieferant, erzählt der Fahrradguide. Denn die Erde rund um den Vulkan ist fruchtbar, darum gibt es zahlreiche Dörfer an seinem Fuß. Und auch die Straßen tragen den Berg in sich – denn die Menschen rühren ihren Zement mit Lava an, die sie am Berg holen können. Das zieht natürlich auch Baustopps nach sich, wenn um den Agung eine Sperrzone zum Schutz der Bevölkerung eingerichtet ist.
»Wir lagern die Lava nicht irgendwo auf Vorrat, sondern wir holen uns, was wir brauchen.«
Auch Steinmetze und zahlreiche andere Handwerker sieht man entlang des Weges in ihren Werkstätten arbeiten, die oft nicht mehr sind als ein paar Pfosten mit einem Dach drüber. Das braucht es, denn der deutsche Winter ist die Regenzeit auf der indonesischen Insel. Und da wird es nass, sehr nass. Alle Läden sind klein und zur Straße hin ausgerichtet: Der eine bietet Obst und Gemüse an, der nächste hat Backwaren und Süßes, dann wieder gibt es eine kleine Werkstatt, in der die Mofas repariert werden, die so zahlreich über die Inseln brausen.
Vorsicht, Hunde!
Mit etwas Glück gibt es an diesen kleinen Geschäften auch eine Zapfsäule, an der man tanken kann. Große Geschäfte sucht man außerhalb der Hauptstadt Denpasar vergeblich. Aber: »Bensin« braucht der Radfahrer nicht, die Strecke ist auch deswegen angenehm und leicht zu bewältigen, weil es von dem Bergdorf immer leicht abwärts nach Ubud geht. Während das größte Hindernis auf den meisten Kilometern die Hunde sind, die kreuz und quer über die Straßen laufen, wird der Verkehr dichter, je näher man an diesen Künstlerort der Insel kommt. Und der ist aus dem Auto oder Bus heraus schon eine mitunter aufregende Angelegenheit.
»Die Balinesen haben viel Gottvertrauen«, sagt Wayan.
Und das merkt man vor allem, wenn sie mit dem Auto oder dem Mofa unterwegs sind. Einen Helm halten die meisten für überflüssig, nicht selten sitzen sie zu zweit oder zu dritt auf ihrem fahrbaren Untersatz und transportieren dabei noch Sperriges wie Holzlatten oder Reisbündel. Es herrscht Linksverkehr, es gibt fast ausschließlich einspurige Straßen – und dauernd überholt jemand. Ziemlich nah, versteht sich, denn allzu breit sind die Straßen nicht bemessen.
Der Reis ist immer noch das wichtigste Nahrungsmittel auf Bali
Während die Radfahrer in den abgelegeneren Dörfern mitunter neugierig angeschaut werden, sind sie in der Nähe von Ubud eher Hindernisse auf der Straße, die man als Motorisierter schnell überholen muss. Doch dann schnattert es auf einmal von rechts. Scharf bremsen, vom Fahrrad springen, sich über die Straße schlagen – und dann ist sie zu sehen, die riesige Gänseherde, die da über das nasse Reisfeld marschiert.
Kultiviert werden die Felder noch immer traditionell, überwiegend mit der Hand und mit einem Ochsengespann. »Aber auch Traktoren pflügen sie inzwischen um«, erklärt Guide Wayan Tirta. Denn auch, wenn das Wasser auf den Feldern steht, der Boden darunter trägt das schwere Gerät. Und die Reisterrassen, von denen die in Jatiluwih sogar zum Weltnaturerbe der Unesco gehören, sind nicht nur schön anzuschauen.
Sie liefern den Balinesen auch das wichtigste Nahrungsmittel. Und inzwischen nicht nur den weitverbreiteten weißen Klebreis, sondern auch die alten Sorten. Und das ist vor allem ein Verdienst von Brenda Ritchmond. Die zierliche Frau mit dem Kopftuch kommt aus der Prärie Nordamerikas – und ist als 16-Jährige nach Bali gekommen, als Tänzerin. Aber sie ist auch: Besitzerin von fünf Bali-Buda-Cafés und eines Öko-Supermarktes in Ubud, Verfechterin eines gesunden Lebensstils, Arbeitgeberin für rund 220 Menschen, vom Koch und Kellner in ihrem Restaurant bis zum Landwirt, Hebamme und achtfache Mutter. »Vor 14 Jahren hat alles seinen Lauf genommen«, erzählt sie. An einem Mittwoch. Darum heißt das Café so, wie es heißt. Denn Buda ist das balinesische Wort für Mittwoch.
»Wichtig war uns schon immer, vollwertige Lebensmittel auf den Tisch zu bringen«,
sagt sie. Öko-Siegel und Ähnliches gab es zu diesem Zeitpunkt noch nicht auf Bali, aber Brenda hat immer versucht, alle ihre Lebensmittel direkt bei den Bauern zu beziehen. Sie hatte also gute Ware – und die Bauern ein sicheres Einkommen – und niemand musste für einen Zwischenhändler bezahlen.
Totgeglaubte Lebensmittel werden wieder angebaut
Mit der Zeit hat sie sogar einige dazu gebracht, Lebensmittel wieder anzubauen, die schon fast komplett vom Speiseplan der Balinesen verschwunden waren, den traditionellen braunen Reis zum Beispiel. Inzwischen werden nicht nur ihre Cafés beliefert, sondern sie hat in Ubud auch einen »Health Food«-Laden aufgemacht, der sich großer Beliebtheit erfreut. Dort bekommt man nicht nur die Backwaren aus eigener Herstellung sowie frisches Obst und Gemüse, sondern auch alle Güter, die man täglich braucht – Seife, Gewürze, Kräuter sowie Produkte aus der traditionellen chinesischen Medizin. »Das ist ein echter Gemischtwarenladen, ein One-Stop-Shop, in dem man seinen Einkauf erledigen kann«, sagt sie. Und das nutzen die Einheimischen ebenso wie die Touristen, die nach Mitbringseln suchen.
Nicht nur bei Bali Buda und bei den Radfahrern geht es nachhaltig zu, auch in vielen Hotels der Insel ist man bemüht, wenig Müll zu produzieren. Kleine Plastikfläschchen mit Duschgel und Shampoo sucht man auch in luxuriösen Hotels wie dem Candi Beach Resort in Candisa oder den Kayumanis Ubud Private Villa & Spa vergeblich in den Zimmern und Villen. Stattdessen stehen die Produkte in Spendern in den großen Bädern, die teils unter freiem Himmel sind.
»Unsere Umwelt ist unser wichtigstes Gut«, heißt es da einstimmig von General Managern und Marketing-Leuten.
Auch bei Neubauten von Unterkünften wird zunehmend auf Nachhaltigkeit und Umweltschutz geachtet.
Nachhaltigkeit auf Bali: lokale Materialien
So ist etwa das Hotel Alila Seminyak von Earth Check als nachhaltiges Hotel ausgezeichnet worden – wegen Planung und des Designs des Hauses, der Nutzung von lokalen, nachhaltigen, recycelten Materialien, dem Wasserschutz mit Soaks und Regengärten, einem Abwasser-Management-System, der sensiblen Standortplanung sowie dem Schutz der natürlichen Umwelt.
Nur ein Hotel unweit des Flughafens gibt es, das zehn Stockwerke hat und damit wie ein Fremdkörper aus der Landschaft heraussticht. Viele andere Häuser passen sich architektonisch in die Landschaft ein und nehmen Anleihen an den Traditionen der Balinesen. So erklärt zum Beispiel Yuni Kusmarini, warum die Tore zu Villen der Como Beach Resorts zwar immer prachtvoll geschnitzt und verziert sind, aber nur kleine, schlanke Menschen gut hindurchpassen. »Wir Balinesen glauben, dass dadurch das Schlechte draußen bleibt«, sagt sie.
Und in den Villen des Kayumanis Resorts in Ubud steht ein Steintrog mit Wasser und intensiven roten Blütenblättern direkt hinter dem Eingangstor zu Haus, Pool und eigenem Garten.
Die Straßenschuhe werden dort ausgezogen und die Füße mit drei großen Kellen Wasser überschüttet – um den Körper zu reinigen, den Kopf und die Seele. Und dann gibt es ein Paar frische, geflochtene Haus-Flip-Flops, die wiederum keinen Platz auf der Straße haben.
Tipps zur Anreise und zum Übernachten
Anreise. Hin- und Rückflug ab Frankfurt nach Bali mit Singapore Airlines kostet ab € 799. Singapore Airlines fliegt ab Frankfurt a. M., München und Düsseldorf nonstop nach Singapur. Ab Frankfurt gibt es täglich zwei Verbindungen. Ab München und Düsseldorf fliegt man mit der neuen A350 – siebenmal pro Woche von München, ab 28. März viermal pro Woche von Düsseldorf. Nach Bali bietet die Airline die schnellste Flugroute ab Deutschland an: In 15,5 Stunden inkl. Transitzeit kommt man von München nach Denpasar, die Hauptstadt Balis – mit nur einem Stopp in Singapur.
Schlafen. Das Vier-Sterne-Candi Beach Resort in Candi Dasa liegt fernab des Touristenzentrums im Süden der Insel mit eigenem kleinen Strand. Wer rund um die Vulkane wandern will, ist hier näher dran. 7 Nächte in der günstigsten Zimmerkategorie mit Frühstück und eigener Anreise: Deluxe-Garden-Zimmer ab € 338 p. P., in der Luxury-Ocean-View-Suite mit Frühstück ab € 647 p. P.
Kayumanis Ubud Private Villas & Spa wird in schöner Regelmäßigkeit zum besten Hotel Balis gekürt. Die verschieden großen Villen liegen in einem üppigen tropischen Garten, jede hat ihren eigenen Pool direkt vor der Tür. 7 Nächte in der günstigsten Zimmerkategorie mit Frühstück und eigener Anreise ab € 920 p. P.
Maya Ubud Resort & Spa liegt dramatisch oberhalb eines mitunter reißenden Flusses, die Spa-Hütten und der Pool sind terrassiert angelegt. 7 Nächte in der günstigsten Zimmerkategorie mit Frühstück und eigener Anreise: Superior-Zimmer ab € 626 p. P. Buchbar über Thomas Cook Signature Finest Selection. Den reisen-EXCLUSIV-Guide findet ihr hier.