Die Balearen, allen voran Mallorca, ist bei uns schon lange als Urlaubsziel bekannt. Auch Andalusien, Katalonien und die Kanaren stehen bei vielen Deutschen hoch im Kurs. Aber Navarra? Kennt kaum jemand. Wir stellen die nordspanische Region einmal vor.

Zunächst einmal eine kleine geografische Einordnung, damit man eine ungefähre Vorstellung hat, wo sich das doch recht unbekannte Navarra befindet: Im Norden der Provinz bilden die Pyrenäen die Grenze zu Frankreich, im Westen ist das Baskenland der Nachbar, im Osten Aragonien und im Süden die Region La Rioja. Groß ist die »Comunidad Foral de Navarra« nicht, rund 10.000 Quadratkilometer sind es. Das ist ungefähr die Hälfte der Größe Hessens. Größte Stadt der Provinz ist Pamplona.

Navarra auf Karte Spaniens

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Wüstenlandschaft in Bardenas Reales

Die Provinz ist vor allem für ihre grandiose Natur und ihr leckeres Essen bekannt. Beginnen wir mit der Natur. Die Wüstenlandschaft Bardenas Reales ist ziemlich einzigartig. Zumindest in Europa. Denn nirgends sonst auf dem Kontinent findet man solch eine Landschaft. Wer zum ersten Mal hier ist, denkt, er sei auf dem Mond gelandet. Durch Erosionen entstanden die verschiedensten Felsformen, Schluchten, Hochebenen und Krater aus ockerfarbenen Kreide- und Tongestein. Die bizarren Gesteinsformationen dienten schon die Kulisse für Szenen aus der 6. Staffel der Serie Game of Thrones.

Landschaft im Bardenas Reales in Navarra

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Der Naturpark ist insgesamt 42.500 Hektar groß, die Unesco hat ihn längst zum Biosphärenreservat geadelt. Man kann hier tolle Fotos machen, vor allem während des Sonnenuntergangs. Ein insgesamt 700 Kilometer langes Wander- und Radwegnetz zieht sich durch die Wüste. Wer vor Ort ein Fahrrad leihen möchte, wird bei Ciclos Marton im Dorf Arguedas, nah gelegen an der Zufahrtsstraße zum Park, fündig. Und wer Action mag, nimmt an einer Jeep- oder Quadtour teil.

Grünes in der Schlucht von Lumbier

Die Wüstenlandschaft ist eine Nummer zu karg? Euch ist eher nach üppig-grüner Vegetation? Kein Ding. In der Schlucht von Lumbier finden Naturliebhaber einen hübschen Ort vor. Grün, soweit das Auge reicht. Vogelliebhaber können hier eine Menge Greifvögel beobachten, die die Gegend zum Nisten und Brüten nutzen. Nahe des Flusses Irati, der das Naturschutzgebiet durchfließt, findet man einen 1,3 Kilometer langen Wander- und Fahrradweg. Den solltet man unbedingt benutzen, denn so kann man die Schlucht komplett durchqueren.

Wer hier übernachten will, solltet einen Blick auf das futuristisch anmutende Hotel Aire de Bardenas in Tudela werfen. Ein besonderes Highlight sind neben den privaten Jacuzzis auf den Terrassen die Schlafblasen. Die kleinen Zimmer innerhalb einer Kapsel verfügen über ein großes Sichtfenster. Sie sind dadurch perfekt geeignet für sanfte Träume unter dem Sternenhimmel.

Bucht von Lumbier

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Geschichte in Olite

Wer mehr über die Geschichte Navarras erfahren möchte, solltet Kurs auf Olite nehmen. Olite ist die ehemalige Residenzstadt der Könige in Navarra und noch heute ein mittelalterliches Schmuckstück. Das kleine Städtchen liegt rund 40 Kilometer südlich von Pamplona. Hier befindet sich der Palacio Real. Das ist der ehemalige Königssitz von Navarra bis zum Zusammenschluss mit Kastilien im Jahr 1512. Viele Besucher fühlen sich an diesen Ort ins Mittelalter versetzt. Kein Wunder, zu bestaunen gibt es Wehrtürme und traumhaft gestaltete Gärten. Die exotischen Gärten eignen sich perfekt, um bei einem Spaziergang die Zeit zu vergessen. So ganz nebenbei genießt man einen tollen Ausblick auf Olite.

Palacio Real de Olite in Navarra

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Navarra auf dem Fluss erleben

Zugegeben: Unsere Spanien-Karte zu Beginn dieses Artikels vermittelt wegen des blauen Hintergrunds vielleicht bei dem ein oder anderen den ersten Eindruck, Navarra grenze im Norden ans Meer. Dem ist nicht so. Hoch oben im Norden grüßt Frankreich. Alle, die gern während ihres Urlaubs in Navarra im Meer planschen möchten, schauen also in die Röhre. Wassersport ist aber trotzdem möglich.

Vor allem in den Pyrenäen finden sich zwischen Tälern und Schluchten reißende Flüsse, die zum Wassersport einladen. Wer auf Action steht, kommt hier beim Rafting auf seine Kosten. Besonders im Frühling wird es wild. Dann nämlich entstehen durch das Tauwasser zahlreiche Wasserläufe der Schwierigkeitsgrade 3 bis 4. Die beliebtesten Rafting-Regionen sind Urrobi, Irati, Areta, Salazar und Esca.

Wer es dagegen chilliger mag, kann eine Floß-Tour durch das Naturreservat Foz de Lumbier unternehmen. Auf dem Fluss Irati geht es mit dem Floß und mit eigener Kraft durch ein bewaldetes Schutzgebiet. Ein Abstecher zur Schlucht von Lumbier, Namensgeber des Schutzgebietes, darf natürlich nicht fehlen.

Schlucht von Lumbier

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Auch in der Zentralregion Navarras geht es entspannt zu. Hier fließen die Flüsse durch jahrhundertealte Städte und ermöglichen eine Stadtbesichtigung der anderen Art. So können Besucher Pamplona per Kajak über den Fluss Arga entdecken. Dabei geht es unter mittelalterlichen Brücken hindurch und vorbei an sattgrünen Parks. Auch in Estela ist auf dem Ega und in Tudela auf dem Ebro eine Stadttour zu Wasser möglich.

Wandern oder Radfahren in den Pyrenäen

Wer Lust hat, durch Navarra eine Wander- oder Mountainbike-Tour zu unternehmen, sollte sich nach Eremua begeben. Das kleine Dorf gilt als das Tor zu den Pyrenäen. Es liegt nur etwa eine 20-minütige Autofahrt von Pamplona entfernt im Esteribar-Tal. Hier gibt es mehrere gut markierte Routen unterschiedlicher Schwierigkeitsgrade, die durch verwunschene Buchenhaine und Wälder führen. Und keine Sorge: Die Höhenunterschiede in der Region halten sich noch in Grenzen. Die Routen führen an idyllische Bergdörfer vorbei. Die Ortschaft Zubiri bietet einige Landhäuser und Herbergen, die zum Übernachten und Speisen einladen. Auch Fahrräder können hier geliehen werden.

Was für Kinder: Vergnügungsparks und Bauernhöfe

Wer mit Kindern nach Navarra reist, kann einen Tag in einem der zahlreichen Themen- und Vergnügungsparks verbringen. Statt buntes Plastik und lautes Remmidemmi bieten sie allesamt ein Angebot in der Natur. Navarras größter und bekanntester ist der Sendaviva-Park. Er liegt mitten in der Wüstenlandschaft Bardenas Reales und hat rund 30 Attraktionen im Angebot, darunter eine Sommerrodelbahn, ein Wasserlabyrinth und jede Menge Karussells und Fahrgeschäfte. Der angeschlossene Zoo sorgt für das ein oder andere tierische Vergnügen. Der Baztan Abentura Park bei Elizondo punktet mit einem natürlichen Wasserpark mit einer großen Auswahl an Rutschen. Urbasa Abentura ist ideal für alle Kletterkünstler, die hoch hinauswollen. Kinder und Jugendliche können sich an Hochseilanlagen, Hängebrücken und Klettergerüste austoben.

Auf dem Schulbauernhof der Granja Escuela Ultzama können Eltern mehr über das Thema Slow Food lernen, während die Kinder über den Bauernhof streifen und lernen, wie man Käse macht. Mit dem Roncal und dem Idiazabal bringt Navarra schließlich gleich zwei Käsesorten mit eigener Herkunftsbezeichnung hervor.

Kinder auf Bauernhof Valle de Baztan

Turismo de Navarra

Lohnend ist auch der Besuch des Señorío de Bertiz. Das ist nicht nur ein exotischer botanischer Garten, sondern auch ein wunderschöner Naturpark. Er punktet mit ausgedehnten Wälder aus jahrhundertealten Buchen und Eichen. Neben vielen Wander- und Spazierwegen trifft man mit etwas Glück auf Rehe oder Hirsche. Mit großer Sicherheit begegnet man den kleinen, quirligen Eichhörnchen und kann an ruhigen Tagen den Spechten lauschen.

Angler im Parque Natural del Senorio de Bertiz

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Pamplona: Rundgang durch die barocke Altstadt

Bei einem Besuch in Navarra darf natürlich nicht der Besuch von Pamplona fehlen. Es locken barocke Architekturbauten, interessante Museen, idyllische Parks und köstliche Pinchos.

Wer sich dazu entschlossen hat, die Stadt zu Fuß zu erkunden, ist auf der sicheren Seite. Pamplona lässt sich so bequem erkunden. Los geht es auf Plaza de Toros, dem »Stierplatz«. Wer die Statue von Ernest Hemingways entdeckt, weiß, dass er an diesem Platz am richtigen Ort ist – der Plaza de Toros bietet einen Zugang zur Altstadt, die bis heute teilweise von der Stadtmauer umringt ist. Die Stadtmauer von Pamplona ist Nationaldenkmal und gilt als eine der am besten erhaltenen Stadtmauern Spaniens. Um sich einen ersten Eindruck von der Stadt zu machen, sollte man eine Visite zum Aussichtspunkt »Rincón del Caballo Blanco« unternehmen. Hier hat man einen phantastischen Panoramablick auf die Stadt.

Ein Muss ist der Besuch der zwischen dem 12. und 15. Jahrhundert erbauten Kathedrale Santa María. Sie gilt als Blickfang in der Altstadt.

Kathedrale von Pamplona

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Hinter der neoklassischen Fassade verbergen sich eines der schönsten gotischen Kloster Europas sowie die Ausstellung »Occidens«, die eine interaktive Reise durch die Geschichte verspricht. Lohnend auch: das farbenfrohe Rathaus am nahegelegenen Plaza Consistorial.

Kunst und Kulinarik in Pamplona

Wer noch Zeit und Muße für Kunst und Geschichte hat, sollte das in einem alten Spital untergebrachte Museo de Navarra in der Calle Santo Domingo besuchen. Seit 1956 fungiert es als Museum und nimmt Gäste mit auf eine Reise durch die Geschichte Navarras. Die Fundación Miguel Echauri, das ehemalige Heim des Malers aus Pamplona, befindet sich in der Altstadt. Es bietet Gelegenheit, neben den Werken des Künstlers ein typisches Pamploneser Haus aus dem 17. Jahrhundert zu bestaunen. Im Museo Pablo Sarasate wird das Erbe des Geigenspielers und Komponisten ausgestellt. Das Gebäude wird zudem als Kulturzentrum genutzt.

Last but not least möchten wir wärmstens die Kulinarik der Stadt empfehlen. Man sollte unbedingt Pinchos probieren. Das sind die Tapas Navarras. Warum sie Pinchos heißen? Nun, sie werden nicht wie Tapas serviert, denn Pinchos werden meist mit Spießen oder Zahnstochern zubereitet. Pinchos sind in Pamplona so populär, dass sich vor einigen Bars die Besucher geradezu drängeln, um das heißbegehrte Fingerfood zu naschen. Die Bars mit den leckersten Pinchos findet man rund um den Plaza del Castillo und in den Straßen Estafeta sowie San Nicolás.

Verschiedene Pinchos in Buffetform

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Wer sich nach der Verkostung all der Leckereien dringend die Beine vertreten möchte, sollte Kurs auf die grünen Oasen der Stadt nehmen. Pamplona bietet einige schöne Parks und Gärten, darunter der französische Park Taconera mit seinen umherstolzierenden Pfauen, der romantische Park Media Luna oder der japanische Garten Yamaguchi.

Kulinarik: Navarras Trüffel und Käse probieren

Wie viele andere Regionen Spaniens, hat auch Navarra einige kulinarische Erlebnisse zu bieten. Über die leckeren Pinchos in der Gastronomie Pamplonas haben wir gerade berichtet. Aber auch außerhalb der Stadt gibt es einige kulinarische Leckereien zu entdecken. Da wäre zum Beispiel der Trüffel. In den Restaurants der Region landet er vielerorts in Form von Trüffelpasta oder im Risotto auf den Speisekarten. Ganz dem Trüffel verschrieben hat sich das Trüffelmuseum in Tierra Estella, einem Trüffelsammelgebiet im Westen Navarras. In dem Museum können Besucher nicht nur viel über den Trüffel erfahren, sondern ihn auch während einer Luxusverkostung probieren. Serviert werden etwa getrüffelter Käse und Wust, eine getrüffelte Brühe, Salat und gefüllter Seehecht.

Auch Käseliebhaber können sich auf eine regionale Kulinarikreise durch die Region begeben. Typisch Navarra sind der Roncal- und der Idiazabal-Käse.

Käse aus Navarra

Turismo de Navarra

Die Käsesorten mit eigener Herkunftsbezeichnung gelten als Besonderheiten der Gastronomie Navarras und können auf einer geführten Tour kennengelernt und verkostet werden. Der erste Stopp ist die Käserei Urrizagam deren Schafe im Naturpark Urbasa-Andía weiden. Weiter geht es zum Käse-Hersteller Licores Azanza. Die Tour bietet Einblicke in die Käse-Szene und die herrliche Natur Navarras. Daneben stehen Besuche des Klosters Santa María de Irantzu sowie der Kirche Santa María de Eunate auf dem Plan.

Lohnend ist außerdem der Besuch der Bodega Aroa. Sie liegt inmitten der Weinberge am südöstlichen Hang des Apalaz und hat eine eigene Weinkellerei. Angebaut werden Garnacha, Tinta und Blanca sowie Tempranillo, Cabernet Sauvignon und Merlot. Bei einem Blick über das Yerri-Tal aus der verglasten Lounge des Restaurants können Gäste biologisch hergestellte Wein und die kreativen Menüs aus lokalen und saisonalen Zutaten von Chefkoch Karlos Zurbano probieren.

Besonders schöne Unterkünfte in Navarra

Das i-Tüpfelchen auf jeder Reise sind bekanntlich schöne Unterkünfte, die als ideale Ausgangspunkte für Entdeckungstouren am Urlaubsort dienen. So auch in Navarra. Ob ein Iglu im Wald, eine alte Mühle oder Landhäuser aus Stein – das Angebot an Unterkünften ist überraschend vielfältig.

Eine historisch wunderschöne Unterkunft ist das Parador de Olite in Paradores. Das Gebäude, das an der Stelle des ehemaligen Palastes der Könige von Navarra erbaut wurde, versetzt seine Gäste mit verwinkelten Gängen, Türmen, Zinnen, Galerien und große Gärten in das Mittelalter zurück.

Hinter dem Namen Alliko Errota verbirgt sich ein Landhaus in einer alten Mühle. Es liegt idyllisch im Larráun-Tal, das als eines der schönsten Täler Navarras gilt. Die gute Stube bietet Platz für acht Personen in vier Doppelzimmern. Bei einem Grillabend und einem Glas Wein auf der Txoko, so heißt die überdachte Veranda, lassen sich die Erlebnisse mit den anderen Gästen Revue passieren.

Blick auf Landhaus Alliko Errota in Navarra

Alliko Errota

Das El Almadiero im Roncal-Tal in den Pyrenäen bietet eine Unterkunft in einem Steinhaus mit typischen Fensterläden aus Holz. Das wirkt auf manch einen schon fast bayrisch. Im Inneren verbergen sich acht liebevoll und hochwertig eingerichtete Zimmer. Abends vor dem Kamin lassen die Geschichten der Gastwirte die Traditionen aus dem Norden Navarras lebendig werden.

Das hundefreundliche Casa Rural Etxarri ist ein rustikales, mit Liebe zum Detail eingerichtetes Bauernhaus aus dem 17. Jahrhundert. Auf dem halben Weg von San Sebastian nach Pamplona erwartet maximal zwölf Gäste in fünf Zimmern ein Schmuckstück auf einem Gelände von 300 Quadratmetern im Larráun-Tal.

Den Geruch des Waldes spüren, magische Vollmondnächte und beeindruckende Sonnenuntergänge erleben – all das verspricht ein Aufenthalt im Irati Barnean. Inmitten des zweitgrößten Laubwaldes Europa bieten komfortable Iglus mit Glasfassaden einen super Panoramablick auf das Aezkoa-Tal. Darüber hinaus der richtige Ort für alle, die einen perfekten Ausgangspunkt für Unternehmungen im Wald suchen.