Wenn die Lichter der Traumstadt Kopenhagen den Abendhimmel erleuchten und freudiges Gelächter vom Tivoli auf die andere Straßenseite schallt, empfiehlt es sich, im 16. Stock des wunderbaren Radisson Collection Hotel Royal Copenhagen aus dem Fenster zu schauen und mit einem Gläschen Wein auf den Anblick anzustoßen. Innen wie außen.
Hier, im Radisson Collection Hotel Royal Copenhagen, schreiben sie es sich ganz groß auf die Fahnen: das erste Designhotel der Welt! Und mit Recht darf man darauf, insbesondere, weil der Begriff geradezu inflationär von vielen Hotels genutzt wird, mächtig stolz sein. Arne Jacobsen hat damals eine Hotelikone erschaffen, die gleichzeitig Showroom seiner vielfältigen Talente war, dennoch wurde er für dieses Projekt auch hart gescholten.
Zuerst gilt es wohl zu erklären, aus welchem Anlass das erste Hochhaus Dänemarks entstand. 1960 wurde es für die skandinavische Fluggesellschaft SAS errichtet. Und zwar nicht nur als Hotel, sondern zeitgleich auch als Terminal zur Abfertigung der internationalen Fluggäste. Die Idee war nicht schlecht: Passagiere, die mit dem Zug anreisten (deswegen die praktische Hauptbahnhof-Nähe), sollten direkt am Ankunftsort einchecken und sich vor der Langstrecke im dazugehörigen Hotel mental und geruhsam auf ihren Flug vorbereiten.
Arne Jacobsen steckte in allen Ecken seinen Geschmackssinn
Natürlich auf höchst komfortable Art und Weise. Mit diesem einzigartigen Konzept wurde der damals schon durchaus erfolgreiche dänische Architekt Arne Jacobsen betraut. Und dieser wollte nicht allein den Rohbau entwerfen, sondern fühlte sich für alles verantwortlich. Er designte Textilien, wie beispielsweise die Vorhänge, das Essbesteck und die Zimmerschlüssel sowie selbstverständlich die Inneneinrichtung. Doch seine Bemühungen und sein kreativer Rausch, in allen Ecken seinen Geschmackssinn zu stecken, stießen nicht nur auf euphorische Liebhaber.
Der architektonische Turm inmitten der Kopenhagener Altstadt provozierte. Die Bevölkerung empfand es als zu amerikanisch, und die Architekturkollegen fanden an allen Ecken des Gebäudes gern einen Kritikpunkt. Arne Jacobsen selbst wird mit den Worten zitiert: »Wenigstens gewann es den Wettbewerb der hässlichsten Gebäude in Kopenhagen.« Er hätte ja nicht ahnen können, dass heute Designfans aus aller Welt in ebendieses Haus pilgern.
Phänomenaler Service
Und das hat viele Gründe. Zum einen, und das muss man ausdrücklich sagen, sind es nicht nur Tische und Stühle und innenarchitektonische Raffinessen, die dieses Hotel zu einem Erlebnis machen. Es sind auch die Menschen, die hier arbeiten, die um das kulturelle Erbe wissen und es gerne vermitteln, die aber ihren Job in einem Hotel ebenso gut verstehen. Immer freundlich, immer kompetent. Das Frühstück ist ein Genuss – klar, man sitzt auf einem von Arne Jacobsen designten Sofa, und wer Glück hat, darf am Fotos seltenen Giraffen-Design-Tisch Platz nehmen und seine stylische Tasse dort abstellen.
Der Service ist phänomenal, und das zählt. Denn ansonsten wären die hübschen Details des Hotels nur eine optisch schöne Hülle. Na ja, eine sehr schöne Hülle. Denn auch, wenn über die vielen Jahrzehnte der Stil-Geschmack sich weiterentwickelte und Manager des Hauses statt restaurierten eher verschlimmbesserten, ist mit der Marke Radisson Collection und der fulminanten Restaurierung des Hotels endlich das eingetreten, was dieses Hotel dringend braucht: die Rückkehr zum Designhotel.
Unbedingt anschauen: Zimmer 606
Die Renovierungsbeauftragten Space Copenhagen kitzelten alte Strukturen und Oberflächen wieder hervor, fanden in den Kellern noch Originalmöbel und schufen mit Objekten, die perfekt in Jacobsens Linie passen, ein wunderschönes Hotel, das im Übrigen kein Jacobsen-Museum ist, sondern eine lebende Designoase.
Wer auf eine Zeitreise in die 1960er-Jahre gehen mag, sollte einen Blick ins Zimmer 606 werfen. Hier ist alles originalgetreu. Die Wände des Zimmers sind im damaligen authentischen hellgrünen Farbton, und daran ist ein umlaufendes Holzpaneel montiert, so, wie es Jacobsen für alle Zimmer vorgesehen hatte. Im gleichen Farbton befinden sich auch die Möbel im Raum, in dem das Bett etwas verloren an der Wand steht.
Warum? Weil Arne Jacobsen Kissen überflüssig fand. Zumindest tagsüber im unbenutzten Bett. Die mussten verschwinden, um die Linien des Interieurs nicht zu zerstören. Und damit hat er wahrscheinlich auch den Trend zum Purismus erschaffen. Dem frönen ja viele der Hotels, die sich heutzutage selbst Designhotel nennen und sich dennoch hinten einreihen müssen. Denn dieses Radisson Collection Royal Hotel war das erste, und so, wie es sich gerade zeigt, wird es sich noch lange an der Spitze halten.
Radisson Collection Hotel Royal Copenhagen. Hammerichsgade 1, 1611 Kopenhagen, Dänemark. Zimmer sind ab ca. € 215 ohne Frühstück erhältlich. Wer das Zimmer 606 sehen möchte, kann einfach am ConciergeDesk fragen. Eine Übernachtung im Zimmer ist nicht möglich. Infos und Buchung hier.