Wer an Reisekrankheiten und Vorbeuge denkt, dem kommen in erster Linie exotische Länder in den Sinn. Doch auch bei Reisen in populäre Länder wie Spanien, Griechenland, Österreich, Frankreich oder Italien sollte man Reisekrankheiten nicht auf die leichte Schulter nehmen. Wir verraten, worauf es wo ankommt.

Mit den Kleinen im Sand buddeln, auf der Alm Kühe und Ziege füttern oder Paddeln auf dem See – für viele Urlauber gehören Aktivitäten im Freien selbstverständlich dazu. Damit diese Aktivitäten in guter Erinnerung bleiben und Urlaubsfotos und Souvenirs die einzigen Mitbringsel der Reise sind, ist es wichtig, vor Reisebeginn auch an die Gesundheitsvorsorge zu denken.

Vater und Tochter auf Schulter auf einer Wiese

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»Die Impfempfehlungen für Deutschland sollten die Grundlage sein, auf der die reisemedizinische Beratung aufbaut. Pneumokokken, Influenza, Masern, Tetanus, Keuchhusten und Polio sind beispielsweise auch auf Reisen ein Risiko«, erläutert Prof. Dr. Tomas Jelinek vom CRM Centrum für Reisemedizin. »Hinzu kommen die länderspezifischen Impfempfehlungen oder -vorschriften wie beispielsweise gegen Gelbfieber, Tollwut, Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) oder Meningokokken«, so Jelinek.

Vorsicht vor Hepatitis A im Mittelmeer-Raum und in Osteuropa

Hepatitis-A-Viren kommen auf Reisen in die Mittelmeerländer und Osteuropa vor. Die Übertragung erfolgt fäkal-oral, durch eine Kontakt- oder Schmierinfektion. Das kann sowohl bei engem Menschenkontakt als auch durch verunreinigtes Trinkwasser oder Nahrungsmittel der Fall sein. Spätestens nach einem halben Jahr ist das Krankheitsgefühl ausgestanden. Chronische Verläufe gibt es nicht. Allerdings kann die Krankheit auch tödlich enden. Für einen schnellen Schutz eignet sich eine einmalige Hepatitis- A-Impfung einige Tage vor dem Antritt der Reise. Für einen langfristigen Schutz bedarf es einer zweiten Injektion im Abstand von etwa sechs bis zwölf Monaten.

Die Hepatitis B gehört zu den häufigsten Infektionskrankheiten weltweit und wird im Gegensatz zur Hepatitis A durch Blut übertragen. Der Krankheitsverlauf ist variabel und altersabhängig. Hepatitis B wird über minimale Blutmengen, Speichel oder andere Körperflüssigkeiten übertragen. Vorsicht geboten ist daher vor allem bei kleinen ärztlichen Eingriffen oder Operationen in Risikogebieten.

Hepatitis

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Wer hat Sex hat, sollte keinesfalls auf ein Kondom verzichten. In Deutschland wird die Impfung seit 1996 für alle Säuglinge, Kinder und Jugendliche von der Ständigen Impfkommission (STIKO) empfohlen. Für eine erfolgreiche Grundimmunisierung gegen Hepatitis B sind drei Impfungen erforderlich. Es wird zweimal in einem vierwöchigen Abstand vor der geplanten Reise geimpft und ein drittes Mal ca. sechs Monate nach der ersten Impfung.

Keine Tiere in Risikogebieten streicheln oder füttern

Auch Tollwut ist eine Viruserkrankung, die von Tieren auf den Menschen übertragen wird – in der Regel über den Biss eines infizierten Tieres. Zu den Hauptüberträgern zählen Hunde, Katzen, Affen und Fledermäuse. Bei Reisen nach Kroatien, Spanien, Österreich und Frankreich kann ein Infektionsrisiko bestehen. Da die Möglichkeit einer Ansteckung auch gegeben ist, wenn der Speichel des Tieres in eine offene Wunde gerät, ist davon abzuraten, Tiere in Risikogebieten zu streicheln oder zu füttern. Die Tollwut ist eine fortschreitende Virusinfektion des Zentralnervensystems, die fast immer tödlich endet. Umso wichtiger ist eine aktive Schutzimpfung. Sie besteht aus drei Injektionen an den Tagen Null, Sieben und 21 oder 28 und ist somit innerhalb von drei oder vier Wochen abgeschlossen.

Weitverbreitet sind auch FSME-Viren (Viren der Frühsommer-Meningoenzephaltis). Sie wurden unter anderem bei Zecken in Österreich, Italien, Frankreich, Schweden und Deutschland nachgewiesen.

Reisekrankheiten: Warnhinweis auf Zecken

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Zwischen sieben und vierzehn Tage vergehen gewöhnlich vom Zeckenstich bis zum Ausbruch einer FSME-Erkrankung. Die Anzeichen der ersten Phase, wie Kopf- und Gliederschmerzen, Abgeschlagenheit und leichtes Fieber, können mit einer Grippe verwechselt werden. In einer möglichen zweiten Phase befällt das Virus das zentrale Nervensystem. Heftige Kopfschmerzen, Nackensteifigkeit, Schwindel und Übelkeit sowie Lichtscheu können auftreten. Für Kinder gibt es einen Impfstoff, der ab Vollendung des ersten Lebensjahres zugelassen ist. Kurzentschlossen Reisende können innerhalb weniger Wochen einen Impfschutz aufbauen.

Bei einem ausführlichen Gespräch mit dem Hausarzt kann durch eine sorgfältige Nutzen-Risiko-Abwägung individuell entschieden werden, welche Prophylaxe für das Reiseziel und die jeweiligen Bedürfnisse sinnvoll sind. »Ein guter Zeitpunkt für eine Beratung ist sechs Wochen vor der geplanten Reise, idealerweise früher, damit Impfungen ihren Schutz voll entfalten können«, so Prof. Dr. Jelinek abschließend.

Weitere Informationen gibt es auch auf der Website www.fit-for-travel.de.